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1. December 1898. Die Entwicklung der Schnellfeuer-Eeldlaffeten u. s. w. Stahl und Eisen. 1075 währender Wechsel des Geschützstandes noth wendig wurde, also die Anwendbarkeit dieser Bremse für den Feldkrieg als sehr fraglich er scheinen mufste. Weitere Versuche, in der an gegebenen Weise den Rücklauf zu bremsen, er scheinen danach zwecklos.“ Im März 1892 wurde ein Patent (D. R.-P. 65948) auf einen elastischen Bremssporn ertheilt, der sich um einen im Laffetenschwanz senkrecht zur Laffeten- mittellinie liegenden Bolzen dreht und unter dem Gegendruck einer Feder steht (Abbild. 5), die dicht unter dem Bolzen sich gegen den Sporn stützt. Dieser Hebelarm ist für den Federdruck zu kurz, um ein Vorbringen des Geschützes in die Feuer stellung zu ermöglichen, genügte aber, die Laffeten- beanspruchung und das Bucken zu vermindern. Das selbstthätige Vorbringen des Geschützes durch die in der zusammengedrückten Brems feder aufgespeicherte Rückstofskraft scheint damals noch nicht beabsichtigt gewesen zu sein, diese Absicht kommt zum erstenmal in der dem Gruson- werk (jetzt Fried. Krupp-Grusonwerk) patentirten (D. R.-P. 66 825 vom 19. März 1892) Flüssigkeits- Paris) Piffard von französischen Fachzeitschriften veröffentlicht. Oberst de Bange, der an dieser Gonstruction mitbetheiligt war, sagt von derselben: „Diese Einrichtung ist, wie ich glaube, dazu be stimmt, die Frage des Schnellfeuer-Feldgeschützes zu lösen. Das Geschütz kann drei- bis viermal so schnell feuern, als die jetzigen, ohne die ballistische Leistung zu verringern und ohne sein Gewicht zu ver- gröfsern. Unser Schnellfeuer wird dann durch seine überlegene Wirkung die gewöhnlichen Geschütze des Gegners zum Schweigen bringen, bevor sie sich überhaupt eingeschossen haben, und zugleich auf die Truppen einen erhebenden, auf den Feind einen vernichtenden moralischen Eindruck ausüben.“ Als der berühmte Franzose dies sagte, war der „hydro pneumatische Bremssporn“, dem diese Apotheose galt, in Deutschland bereits ein überwundener Standpunkt. Der Sporn mit Flüssigkeitsbremse wurde auf gegeben ; statt seiner kam eine Reihe neuer Formen des elastischen Sporns mit Federkraft zum Versuch, von denen der Zungensporn sich durch besonders günstige Wirkungsweise auszeichnete. Das Druckluftbremse zum Ausdruck, wie sie unter dem Laffetenschwanz des Geschützes (Abb. 6) angebracht ist. DieLaf- fete zieht beim Rück lauf die an ihrem nach unten gebogenen Schwanzende befestigte Kolbenstange aus dem zu unterst liegenden Bremscylinder, wobei Federnder Sporn mit Stellvorrichtung. der Kolbenkopf die Bremsflüssigkeit aus dem Gylinder durch ein Ventil in den darüberliegenden, mit verdichteter Luft seine Hemmwirkung. An wendeten Kautschukpuffer, Eigenthümliche dieser Spornart (Abb. 7 u. 8) besteht darin, dafs sie der Laffete einen grofsen Rücklaufsweg gestattet, während die Zusammenpressung der Federn gering bleibt. Die Schrägstel lung nach hinten be fördert das Eindringen des Sporns in den har ten Boden und dadurch Stelle der zuerst ver- die wegen geringer gefüllten Windkessel prefst, da der starre Brems sporn, der sich in den Boden eingräbt, die Bremse festhält, während die Laffete auf derselben zurück Wetterfestigkeit bald brüchig wurden und dadurch von ihrer Elasticität einbüfsen, sind Scheibenfedern getreten, die sich leicht auswechseln lassen und gleitet. Durch das Hineinpressen der Flüssigkeit in den Windkessel, wobei hinter dem Kolben Luft die Wirksamkeit des Sporns selbst dann nicht aufheben, wenn einzelne Scheiben zerbrechen. leere entsteht, wird die Rückstofsenergie verbraucht, aber gleichzeitig als Arbeitskraft aufgespeichert, die den Kolben in den luftleeren Raum zurück drängt und damit das Geschütz in die Feuerstellung vorbringt. Ist schon das Arbeiten mit Flüssigkeitsdruck für den Feldgebrauch bedenklich, wie bereits gesagt wurde, so trifft dies in noch höherem Mafse zu, Da die Wirkung aller bisher betrachteten Sporn arten auf Fels- und gefrorenem Boden eine Be schränkung erleidet und die zeitweise Beseitigung des Sporns wünschenswerth macht, so wurde er zum Ausschalten eingerichtet, entweder, indem man ihn nach vorn heraufklappte und unter der Laffete aufhing (siehe Abbildung 9), oder indem man ihn um den Laffetenschwanz herum auf wenn man sich auf hochgespannte Druckluft und Luftleere verlassen soll. Ungünstig ist auch die starke Mehrbelastung des Laffetenschwanzes, die zu der unvortheilhaften Laffetenform mit weit vor gestreckter Rohrlage zwingt, wie sie Abbild. 6 zeigt. Ein dem vorbeschriebenen gleichender „hydro pneumatischer“ Bremssporn wurde mehr als ein Jahr später (Mitte 1893) als neue Erfindung des Hauptmanns (Director der Kanonenfabrik Gail in die Laffete legte. Die Ausschaltbarkeit des Klapp sporns brachte noch den Vortheil, dafs man freiere Hand in den Abmessungen des Sporns erhielt, weil er, ausgeschaltet, beim Fahren nicht in den Boden eingreifen konnte. Gröfsere ballistische Leistungen verlangten aber einen gröfseren Rück laufsspielraum, zu welchem Zweck der Drehpunkt des Sporns höher gelegt werden mufste, um einen längeren Hebelsarm zu gewinnen. Ein solcher