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Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 1. October 1898. * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1898 Heft Nr. 14 S. 649. Socialisten machten. Die Frage sei örtlich zu be handeln. Man solle auch in grofsen Betrieben Fühlung mit den Arbeitern halten, was recht wohl möglich sei, und z. B. eine Mitwirkung der Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften nicht, von der Hand weisen. In Augs burg habe man durch Vereinigung der Arbeitgeber und einen Verband der ordnungliebenden Arbeiter gute Erfolge erzielt und die socialdemokratischen Stimmen bei der letzten Beichslagswahl um ein Drittel im Verhältnifs zur Stimmenzahl vermindert. Aehnlich berichtete der Vertreter der Stettiner Baugewerke. Ihnen wurde jedoch unter voller Anerkennung des dort Geleisteten entgegengehalten, dafs, so glücklich diejenigen Werke seien, die sich noch patriarchalischer Verhältnisse erfreuten, für die groisen Städte mit ihrer rasch wechselnden Arbeiterschaft andere Er wägungen platzgreifen müfsten und dafs es sich haupt sächlich in der jetzigen Bewegung darum handele, den grofsen Städten einen Rückhalt zu verleihen in ihrem Kampfe gegen die Socialdemokratie. Der Arbeits nachweis sei das natürliche Recht der Arbeitgeber, der die Arbeit schaffe, die Betheiligung der Arbeiter an ihm würde im günstigsten Falle die Quelle unsäg licher Kämpfe werden. Zu erwähnen ist auch, dafs durch die Männer der Praxis, namentlich durch den Leiter des Arbeitsnachweises der Hamburger Eisen industriellen, nachgewiesen wurde, wie die Arbeiter sich an den Nachweis gewöhnten, der ihnen mit Rath und That, so in Bezug auf Ausweispapiere, auf social politische Gesetze, auf wirthschaftliche Verhältnisse, zur Seite stehe. Schlieslich wurde nach mehr als vierstündiger Verhandlung der Beschlufsantrag an genommen: „Die Versammlung spricht die Ueber- zeugung aus, dafs im Interesse des Grofs- und Klein gewerbes der Arbeitsnachweis von den Arbeitgebern zu organisiren und zu handhaben ist.“ Stahl und Eisen. 921 Iron and Steel Institute. (Schlufs von Seite 876). die Wanderlust und der Wanderzwang allgemein Eingang gefunden hatten, und wie dann später bald dieser, bald jener Factor in den einzelnen Ländern und Epochen mehr oder weniger ausschlaggebend wurde. Als Arbeitsnachweis-Factoren werden hingestellt: 1. die gewerbsmäfsige Stellenvermittlung; 2. die Ar beitnehmer ; 3. gemeinnützige Vereine und Gesell schaften mit oder ohne Verbindung mit Behörden und öffentlichen Körperschaften; 4. die Arbeitgeber. Die Arbeitgeber bilden nach Dr. Martens ein neues zukunftreiches Entwicklungselement in der Geschichte des Arbeitsnachweises, nur ihnen dürfte, soll nicht die Industrie und das ganze Gewerbsleben Schaden leiden, die so viele und weitgehende Specialkenntnisse und Specialrücksichten erfordernde Auswahl und Be schaffung von Arbeitskräften anvertraut werden. Es folgte sodann in Erledigung des zweiten Punktes der Tagesordnung das Referat des Secretärs des Verbandes der Hamburger Eisenindustriellen und Vorstehers des Arbeitsnachweises derselben Vereini gung L. Thielkow; „Verwaltungsprincipien und Verwaltungspraxis beim, Arbeitsnachweis“. Redner gab in seinem Vortrage ein treffliches, deutliches Bild eines Muster-Arbeitsnachweises; er schilderte die zu empfehlenden Einrichtungen für die Bureaus, Warte hallen, Verkehrsräume, sowie die Art und Weise der Prüfung der Ausweispapiere, der Eintragung und Registrirung der Arbeitsuchenden u. dgl. m. Mit be sonderem Nachdruck empfahl der Referent die obliga torische Benutzung des Arbeitsnachweises von seilen der Vereinsmitglieder oder der Arbeitsnachweis-Mitglieder; sie sei eine conditio sine qua non für die wirksame und erspriefsliche Thätigkeit des Arbeitsnachweises. Ueber die „Erzieherischen Wirkungen des Arbeits nachweises“ sprach sodann Hauptmann a. D. Klef fei. In dem Vortrage wurde dargethan, wie die Verpflich tung der Nachweisstelle, die richtige Auswahl unter den Arbeitsuchenden zu treffen und immer möglichst die brauchbarsten Kräfte den Arbeitsstätten zuzu- fuhren, zu einer Bevorzugung der technisch und moralisch brauchbarsten Elemente führe, dieses zur Nacheiferung ansporne und so erzieherisch wirke; alles dieses aber nur dann, wenn der Arbeitsnach weis imstande wäre, einen gewissen Druck auf die Arbeitsuchenden auszuüben. Da dieses aber nur den Arbeitgebern möglich wäre, so müfste die Errichtung dieser Nachweise dringend empfohlen und mit allen Kräften unterstützt werden. Nun folgte der Vortrag des Secretärs der Ver einigung Berliner Metallwaarenfabricanten, L. Nasse, welcher in der überzeugendsten Weise klar legte, dafs der Anschlufs der Kleinmeister an Vereinigungen und Arbeitsnachweise im allgemeinen Interesse liege, denn nur so wäre eine einheitliche Stellungnahme gegen über dem Anstürme der von der Socialdemokratie verhetzten Arbeiterschaft möglich. Sowohl die Grofs- betriebe wie die Kleinbetriebe zögen aus solchem Zusammengehen Vortheile; deshalb müsse energisch darauf hingewiesen werden, dafs auch die Kleinmeister sich zu Verbänden zusammenschlössen, um mit den Vereinigungen der Grofsindustriellen Hand in Hand zu gehen. In der Besprechung hoben die Vertreter der ver schiedensten Wirthscbaftsgruppen, namentlich Bueck und v. d. Osten, ihr rückhaltloses Einverständnifs mit den Ausführungen der Berichterstatter hervor; ferner Angehörige einiger Handwerksgruppen aus Nord deutschland. Ein süddeutscher Redner, Director Kranz von der Maschinenfabrik Augsburg, hob bei vollem grundsätzlichem Einverständnifs mit den vor stehend entwickelten Ansichten hervor, dafs nicht überall mit denselben Verhältnissen zu rechnen sei. Während die Socialdemokraten in gemeinnützigen Nachweisen der Gemeinden bald Oberwasser bekommen würden, gäbe es auch Arbeiter, die Front gegen die Den ersten Vortrag am zweiten Berathungstag hielt J. E. Stead über Brüchigkeit von weichem Flufseisen infolge Ansglühens. Die Mittheilungen sind als eine Fortsetzung des Vortrages „über das krystallinische Gefüge des Eisens und Stahls“ anzusehen, welchen derselbe Vortragende vor dem letzten Londoner Meeting gehalten hat.* Damals hatte der Verfasser nachgewiesen, dafs unter gewissen Umständen weiche Stahlbleche mit einem Kohlenstoffgehalte von 0,05 bis 0,12%, welche in geschlossenen Kisten 48 Stunden ausgeglüht waren, bisweilen eine aufserordentliche Brüchigkeit zeigten. Die Frage ist durch den Verfasser in Verbindung mit W. R. Lysaght weiter untersucht worden; man glühte verschiedene Hunderte von Blechproben und walzte sie unter verschiedenen Umständen. Das be- merkenswertheste Ergebnifs war, dafs alle Weifs- blechplatinen, welche in geschlossenen Kisten bei 700° G. geglüht worden waren, einen vollständig grobkörnigen Bruch aufwiesen. Eine zweite, auf fallende Erscheinung war die, dafs Bleche mit einer Dicke, welche geringer als 18 B. W. G. war, niemals Brüchigkeit zeigten, dafs aber die dickeren Bleche häufiger diagonal zur Walzrichtung Schwächen im Gefüge aufwiesen, welche veranlagten, dafs unter Hammerschlägen die Bleche in viereckige Bruchstücke zerfielen. Wir behalten uns vor, auf den Inhalt dieser Abhandlung in einer der nächsten Ausgaben unserer Zeitschrift ausführlich zurückzukommen.