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Berichte über Versammlungen aus Fach vereinen. Eisenhütte Düsseldorf. Am 22. October, am Vorabend der Hauptversamm lung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, hielt die „Eisenhütte“ eine Versammlung ab, zu der sich weit über 100 Mitglieder und Gäste eingefunden hatten. Nachdem der II. Vorsitzende der „Eisenhütte“, Ingenieur E. Schrödter, die Anwesenden namens des Vor standes auf das herzlichste begrüfst hatte, ergriff Dr. Hans Goldschmidt - Essen das Wort zu seinem Experimentalvortrag: Ueber ein neues Verfahren zur Erzeugung hoher Temperaturen, verbunden mit der Darstellung reiner, kohlenstofffreier Metalle und künstlichen Korunds.* Es ist eine auffallende Erscheinung, dafs, wenn man ganz geringe Mengen von Aluminium in einem Tiegel mit geschmolzenem Eisen untertaucht, dann eine sehr lebhafte Einwirkung entsteht, die man früher vielfach als auf einer Contactwirkung des Aluminiums beruhend auffalste, bis wohl K i 1 i a n i hierfür die richtige Erklärung gab, dafs sie nämlich auf der hohen Verbrennungswärme des Aluminiums mit den im Eisen vorhandenen Oxyden beruhe. Verglichen mit dieser Einwirkung des Aluminiums auf die geringen Mengen der im Eisen enthaltenen Oxyde ist es leicht begreiflich, dafs, wenn gröfsere Mengen dieses Metalls auf Oxyde allein einwirken, die Reaction bedeutend stärker sein mufs, wie auch schon Wöhler, Deviile, Tissier und Andere ihrer Zeit erkannt haben, als sie versuchten, Metalloxyde durch Aluminium zu reduciren. Desgleichen hat Claude Vautin in London eine Anzahl von Metallen so ab zuscheiden versucht, und ihm verdankt der Vor tragende die Anregung, auf diesem Felde zu arbeiten. Die genannten Forscher stellten ihre Versuche stets so an, dafs sie den Tiegel in eine Muffel oder ein Holzkohlenfeuer oder dergleichen stellten, also das ganze Gemisch auf einmal erhitzten. Obgleich nur immer mit sehr geringen Mengen gearbeitet wurde, so trat doch in den meisten Fällen eine so heftige Reaction durch die ganze Masse ein, dafs dieselbe zum grofsen Theil fortgeschleudert wurde. Erst dann kam der Vortragende zum Ziel, nach dem er festgestellt hatte, dafs es gar nicht nöthig war, die Reactionsmasse von aufsen zu erhitzen, sondern dafs es vollständig genügte, die Umsetzung an einem einzigen Punkte einzuleiten, worauf sie sich dann von selbst weiter fortpflanzte. Es konnte so auch die An- wendung des Verfahrens aufser zur Metalldarstellung (bereits im Jahre 1894- wurde so ein Regulus von etwa 25 kg Chrom dargestellt) noch zu Erwärmungs- I zwecken ins Auge gefafst werden. Auch die gleich- | zeitig entstehende Schlacke, geschmolzener Korund, zeigte sich sehr anwendungsfähig, nicht nur zur Wieder- I gewinnung neuer Mengen von Aluminium, sondern I auch als Schleifmittel. Als solches hat sie, weil völlig ! wasser- und eisenfrei, vor dem natürlichen Schmirgel grofse Vorzüge. Dem Carborundum gegenüber be sitzt sie die Eigenschaft aufserordentlicher Zähigkeit. Rei der weiteren Ausarbeitung des Verfahrens' hatte sich der Vortragende in der letzten Zeit der eifrigen und erfolgreichen Unterstützung der HH. Dr. Weil und Wilm zu erfreuen. * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1898 Nr. 10 S. 468. Nach dieser Einleitung ging Redner dazu über, die beiden Hauptverwendungsarten seines Verfahrens, nämlich zum Erhitzen und zur Reindarstellung von Metallen, durch Versuche zu zeigen. Zunächst wies er eine sogenannte Zündkirsche vor, wie die aus Aluminiumpulver und Baryumsuper- oxyd geformten Kugeln genannt werden, in denen ein Stück Magnesiumband steckt. Indem man das letztere mit einem Streichholz entzündet, setzt man die Masse der Kugel in Brand, die dann die Reaction eines beliebigen Aluminiumgemisches einleitet. Baryum- superoxyd mit Aluminium hat sich am besten hierzu geeignet erwiesen, obwohl noch viele andere, Sauer stoff leicht abgebende Körper mit Aluminium ebenso | zu verwenden sind. Sodann wurde ein kleiner Niet vorgezeigt, der mit dem Reactionsgemisch umgeben war, das dann durch eine Zündkirsche in Thätigkeit gesetzt wurde. Die Weifsgluth verbreitet sich rasch von einem Ende der Masse durch sie ganz hindurch; die noch glühende Schlacke wurde abgeschlagen, und der Niet zeigte sich weifsglühend. Dafs man auch gröfsere Eisenmassen so erwärmen kann, zeigte der Vortragende ferner an einem etwa 3 kg schweren Niet, der mitsammt der ihn um gebenden Reactionsmasse in einen mit Sand gefüllten hölzernen Eimer eingesetzt war. Nachdem die Um setzung eingeleitet war, wurde das Eisen, um die Wärmeabgabe nach Möglichkeit zu vermeiden, auch noch oben mit Sand bestreut, worauf der ganze Er wärmungsvorgang sich innerhalb des Eisens abspielte. Nach einigen Minuten wurde der Eimer ausgeschüttet und nach dem Abschlagen der Masse der weis- glühende Niet freigelegt. Ferner führte der Vortragende einen Hartlöth- versuch nach dem neuen Verfahren vor. Zwischen ein einzölliges Eisenrohr und den aufzulöthenden Flantsch war genau nach Art der Kupferschmiede das Loth zu sammen mit dem Borax aufgelegt und durch vorheriges Anwärmen festgeklebt. Der so bereits vorbereitete Flansch wurde in eine Papierhülse gesteckt, die etwa den Durchmesser der Bordscheibe hatte, während das Papier selbst unten und seitlich mit einer Sand schicht umgeben war, zu deren Aufnahme eine Blech büchse von entsprechender Form diente. Der Flantsch wurde so in das Erwärmungsgemisch eingebettet, dafs die Löthstelle überall gleichmäfsig damit umgeben war. Nach Einleitung der Entzündung wurde trockener Sand aufgeworfen. Unter dem Einflufs der erzeugten Hitze schmolz das Loth zusammen und verband die beiden Eisentheile. Zu diesem Versuche waren etwa 100 g Aluminium erforderlich, und die Nettokosten stellen sich somit bei dem augenblicklichen Aluminium preise auf etwa 20 8, da die mit dem Aluminium zu Erwärmungszwecken gemengten billigen Oxyde, wie Eisenoxyd, Kalk, Sand, in ihren Preisen kaum in Betracht kommen. Als nächsten Versuch zeigte der Redner das Aus schmelzen von Schmiedeisen, wobei er sich diesmal zur Einleitung einer Mischung aus Natriumsuper oxyd und Calciumcarbid bediente. An Stelle des letzteren hätte er auch fein vertheiltes Aluminium, Magnesiumpulver, Zinkstaub oder dergleichen nehmen können. In einen mit feuerfestem Material aus gekleideten Tiegel war eine Mischung von reinem Eisenoxyd und Aluminium gebracht. Nach Einleitung der Entzündung wurde mit einem Löffel neues Gemisch nachgegeben, das dann sofort in Reaction gerieth. Hierbei herrschte im Inneren des Tiegels höchste