1000 Stahl und Eisen. Ueber die Fortschritte in den Walzwerks- Einrichtungen. 1. November 1898. zutreffende Antwort zu geben. Für das erste als Beispiel gewählte Werk sollen folgende Voraus setzungen gelten: Roheisen und Kohlen sind billig zu beschaffen, dagegen sind die Arbeitskräfte theuer. Die Walzwerkserzeugung besteht zu einem grofsen Theil aus Halbfabricaten, wie vorgewalzte Blöcke, Knüppel und Platinen, für welche Absatz bei billigen Frachten gesichert ist. Schienen, Schwellen, Träger u. s. w. bilden einen weiteren gröfseren Theil der Erzeugung, während Handels eisen nur in geringen Mengen hergestellt wird. Das Stahlwerk bietet wenig Raum zum Giefsen, liegt aber dicht am Walzwerk, welch letzteres so eingerichtet ist, dafs die Blöcke aus den Durch weichungsgruben in die Blockwalze und von da zur Blockscheere oder in das direct anschliefsende Fertigwalzwerk für Halbzeug und gröfsere Formeisensorten gelangen können, so dafs ein Wieder aufwärmen der vorgewalzten Blöcke meist nicht nöthig ist. Das zweite Werk arbeitet mit billigem Roheisen, theueren Kohlen, mäfsigen Lohnsätzen. Die Walzwerkserzeugung besteht zum weitaus gröfsten Theil aus Fertigfabricaten, wie Schienen, Schwellen, Trägern und Stabeisen, Halbfabricate werden wegen der ungünstigen Frachtverhältnisse nur in geringen Mengen hergestellt. Das Stahlwerk ist gut eingerichtet zum Giefsen von Blöcken in jeder praktisch möglichen Form und Gröfse, die je auf einer Walzenstrafse in einer Hitze ausgewalzt werden können. Durchweichungsgruben sind für einen grofsen Theil der Erzeugung vorhanden. Bei der Beurtheilung der beiden als Beispiele hingestellten Fälle kann man nun meines Erachtens nicht darüber im Zweifel sein, dafs nach dem ersten Beispiel das Werk wirthschaftlich und technisch richtig arbeitet, wenn es die ganze Stahlwerkserzeugung durch die Blockwalze schickt, während nach dem zweiten Beispiel das Werk von der Benutzung bezw. Anlage eines regelrechten Blockwalzwerks zweckmäfsigerweise absehen mufs; es kann sich hier vielmehr nur darum handeln, eine hinreichend starke Vorwalze für die gröfsten vorkommenden Profile zu schaffen. So verhältnifsmäfsig leicht wie bei den hier vorgeführten Beispielen wird nun im allgemeinen dem Hüttentechniker die Entscheidung nicht gemacht. Meist sind vielmehr die Verhältnisse derart, dafs nur die sorgfältigsten Studien eine richtige Lösung der ungemein wichtigen Frage ermöglichen. Zum Schlufs gebe ich noch dem Wunsch Ausdruck, dafs es unseren Stahl- und Walzwerks technikern stets gelingen möge, ältere Einrichtungen den Bedürfnissen der Neuzeit anzupassen und Neuanlagen so auszuführen, dafs den voraussichtlichen Anforderungen der nächsten Zukunft genügt werden kann. (Lebhafter allseitiger Beifall.) Vorsitzender: Wir wollen die Discussion über diesen Vortrag zusammenlegen mit dem später noch zu hörenden Vortrag; da einige Zeichnungen umzustellen sind, so lasse ich eine Pause von 10 Minuten eintreten. (Schlufs folgt.)