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1. November 1898. Ueber die Fortschritte in den Walzioerks-Einrichtungen. Stahl und Eisen. 987 Querschnitt ungleich vertheilten Wärme beim Auswalzen durchaus rissig wurden, indem der wärmere Kern sich mehr in die Länge streckte als die kältere Aufsenseite. Alle diese Unzuträglichkeiten werden bei sachlicher Behandlung der Blöcke in der Gjersschen Durchweichungsgrube vermieden. Eine solche Durchweichungsgrube ist eine mit feuerfesten Steinen ausgemauerte senkrechte Kammer unter der Hüttensohle, wenig gröfser im Querschnitt als der Block, und ziemlich viel gröfser in der Tiefe, als derselbe lang ist. In diese vorher angeheizte Kammer wird der Block, nachdem er möglichst warm aus der Giefsgrube gehoben wurde, in senkrechter Stellung eingesetzt und die obere Oeffnung der Kammer mit einem gut schliefsenden Deckel verschlossen. Nach einem aus der Erfahrung bekannten Zeitraum, der aber je nach der Gröfse der Blöcke verschieden ist, hat sich die überschüssige Wärme des Blockinneren der schon stärker erkalteten Aufsenseite mitgetheilt, und der Block ist nunmehr innen und aufsen annähernd gleich warm, so dafs er zum Auswalzen geeignet ist. Das Anheizen der kalten Kammer wird in der Regel dadurch bewirkt, dafs man heifse Blöcke nacheinander und so lange einsetzt, bis die Wände genügend erhitzt sind. Man ordnet in der Praxis stets eine gröfsere Anzahl der beschriebenen Gruben möglichst dicht bei einander an, um genügend Blöcke für das Walzwerk zur Verfügung zu haben und gleichzeitig die Wärme besser zusammenzuhalten. Die Vorbedingungen für einen guten Be trieb sind folgende: Die Blöcke sollen ein Gewicht von mindestens 800 kg haben und die einzelnen Gruben möglichst schnell wieder mit frisch gegossenen Blöcken besetzt wer- . den, die jedoch schon so weit abgekühlt sein müssen, dafs die erstarrte Kruste dick genug ist, um dem Druck des flüssigen Kerns widerstehen zu können. Das eben beschriebene System der während des Betriebes nicht heizbaren Gruben zeigt neben den Vortheilen gegenüber den bisher allein verwendeten Wärmöfen doch auch einige Nachtheile. Alle zum Anheizen ge brauchten Blöcke müssen besonders auf gewärmt werden, ebenso diejenigen, welche aus irgend einem Grunde nicht schnell genug zu den Gruben gebracht werden konnten. Sollen Blöcke aus ungeheizten Gruben zu Formeisen verwalzt werden, so ist stets die Gefahr vorhanden, dafs das Material rissig wird, denn die Aufsenseite ist immer kälter als der Kern. Hat dagegen das zu erzeugende Fabricat quadratischen oder rechteckigen Querschnitt, so braucht man bei aufmerk samer Bedienung der Gruben keine Befürch tungen zu hegen, man kann also bei der Die geschilderten Nachtheile führten bald dahin, dafs geheizte Gruben oder Tieföfen in Anwendung kamen. Die Heizung erfolgt entweder durch directe oder besser durch Gasfeuerung, und die einzelnen Kammern stehen miteinander in Verbindung, so dafs die Heizgase dieselben der Reihe nach durchstreichen können. Einen Tiefofen mit Gasheizung (Abbild. 3) sehen Sie hier abgebildet, eine besondere Erläuterung dazu ist wohl nicht nothwendig. Die ungeheizten Gruben ergeben an Abbrand etwa 1 %, wovon je die Hälfte auf die Grube und auf die Walze entfällt. Bei geheizten Gruben hat man unter sonst gleichen Verhältnissen mit einem Abbrand von 11/2 bis 2 % und einem Kohlenverbrauch bis zu 2 1/2 % zu rechnen. Die Durchweichungsgruben, ob geheizt oder ungeheizt, sind überall dort am Platz, wo das Stahlwerk nahe genug beim Walzwerk liegt und nur gröfsere Blöcke verarbeitet werden, da die bequeme und billige mechanische Bedienung durch den Krahn, der geringe Abbrand und Kohlenverbrauch, welch letzterer bei ungeheizten Gruben aufserdem ganz wegfällt, grofse Vortheile gegenüber allen Wärmofensystemen bieten. Bei der Erzeugung von Grobblechen hat man bis jetzt geglaubt, Durchweichungsgruben nicht anwenden zu können, weil die Rohbrammen in Form und Gewicht sehr ungleich sind und meistens kalt eingesetzt werden müssen. Nach mir gewordenen Mittheilungen hat man sich aber auch hier geholfen, indem man Gruben von verschiedenen Abmessungen an eine Feuerung legt und zwei Oefen combinirt, wovon der erste niedrige Temperatur hat, etwa 800° G., der zweite hohe, etwa 1200 * A Abbild. 4a. Schnitt FH. Herstellung von Halbzeug ungeheizte Gruben benutzen.