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kommenes Abrutschen der Beschickung in den Ofen befürchtet, ohne weiteres aufser Thätigkeit setzen; selbst in schwierigen Fällen kann man aber unter allen Umständen die Koksgichten bei geschlossener Gicht ohne Gasentweichung ab schütten und wenigstens 50 % des früheren Gas verlustes auflieben. Man ist weiterhin jederzeit in der Lage, in den Ofen zu sehen, den Nieder gang der Beschickung zu controliren und Repara turen oder dergleichen am Centralrohr oder am Ofenmauerwerk vorzunehmen. Hierdurch unter scheidet dieser Gichtverschlufs sich wesentlich von den früher beschriebenen amerikanischen und eng lischen Verschlüssen um so mehr, als er auch ein vermehrtes Stürzen des Koks nicht beansprucht, und auch weniger harter Brennstof! Verwendung linden kann. Aus diesem Grunde dürfte die Neu- marksche Construction das Interesse besonders des oberschlesischen Hochöfners erregen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dafs doppelte Gichtverschlüsse auf den Hochöfen immer mehr Eingang finden werden. Die stets stärker auf tretende Concurrenz fordert gebieterisch die gröfst- möglichste Ersparnifs und Ausnutzung der Hoch ofengase, sei es zur Dampfbildung, sei es zur un mittelbaren Erzeugung motorischer Kraft. Ueber Panzergeschosse und das Erwärmen derselben zum Härten mittels Gas. Der Krieg zwischen Nordamerika und Spanien hat es nothwendig gemacht, dafs die Regierung der Vereinigten Staaten die heimische Privatindustrie aufforderte, sich an der Lieferung von Geschützen und Artilleriemunition zu betheiligen. Nach Lage der Verhältnisse war deren schleunige Herstellung geboten, weshalb die mit Aufträgen betrauten Fabriken gezwungen waren, meist wegen Mangels an Erfahrungen, neue Herstellungsverfahren zu erfinden, welche ihnen eine schleunige Ausführung der übernommenen Arbeiten ermöglichten. Diesem Anlafs dankt ein von der amerikanischen Gas feuerungsgesellschaft in New York für die Driggs- Seabury Gun and Ammunitions Company in Derby, Conn., hergestellte Gasfeuerungsanlage ihr Ent stehen , welche den Zweck hat, Panzergeschosse zum Härten zu erhitzen. Von diesen Geschossen wird verlangt, dafs sie durch Stahlpanzer hindurchschlagen, ohne zu zer brechen , dann aber durch die Explosion ihrer Sprengstofffüllung zersprengt werden, damit die umhergeschleuderten Sprengstücke und der Gas druck eine grofse Zerstörung in den Innenräumen des Schiffes bewirken können. Nun ist aber aus den Berichten über die Kruppschen Schiefsversuche* bekannt, dafs es bis dahin der Kruppschen Fabrik so wenig wie anderen Werken gelungen war, Geschosse herzustellen, welche diese Aufgabe zu erfüllen vermochten, weil sie alle beim Auftreffen auf den Panzer zersprangen; selbst wenn dieser durchbrochen wurde, erfolgte doch in der Regel das Zerbrechen des Geschosses bereits innerhalb des Schufsloches in der Platte, so dafs mindestens ein grofser Theil der Sprengwirkung gegen das Innere des Schiffes verloren gehen mufste. Die * „Stahl und Eisen“ Jahrg. 1895 S. 793 und 841, Jahrg. 1896 S. 273. Geschosse besafsen also nicht hinreichende Stofs- festigkeit für die lebendige Kraft, mit der sie den Panzer trafen. Ob mangelnde Härte Mitursache dieses Verhaltens war, bleibe dahingestellt, das Zerbrechen des Geschosses in eine mehr oder minder grofse Anzahl Stücke darf aber wohl als ein Zeichen zu grofser Sprödigkeit angesehen werden, woraus auf ungenügende Zähigkeit des Stahls zu schliefsen sein würde. Da die in dem Verdrängen von Panzermasse zur Herstellung des Schufsloches bestehende Haupt arbeit des Geschosses seiner Spitze bis zur Schulter, bis zum Uebergang in den cylindrischen Theil, zufällt, während der letztere für das Durchschlagen der Platte sozusagen nur als Kraftspeicher dient, welcher der arbeitenden Spitze den Haupttheil der Arbeitskraft nachträgt und ihn beim Auftreffen auf die Platte an sie abgiebt, so leuchtet es ein, dafs die Geschofsspitze vor allen Dingen die nöthige Härte besitzen mufs, um in die fast demantharte* Stirnseite der Panzerplatte ein dringen zu können. Hat sich das Geschofs bis zur Schulter in die Platte hineingearbeitet, so ist auch der Weg frei für den nachfolgenden cylin- [ drischen Geschofstheil. Von diesem ist daher weniger Härte, als Druckfestigkeit zu fordern, grofs genug, um sich bei der Geschofsarbeit im Panzer weder zu stauchen noch zu zerbrechen, denn in beiden Fällen würde nicht nur Arbeitskraft des Geschosses zweckwidrig verbraucht, sondern auch seine Leistungsfähigkeit vermindert werden. Beim Stauchen tritt dies dadurch ein, dafs sich der Geschofsdurchmesser vergröfsert; der von der * Die Stirnseite der Kruppschen Panzerplatten ist so hart (wovon ich mich wiederholt überzeugt habe), dafs ein Körner, der demantartig Glas ritzt, an der Panzerplatte sich abstumpft, ohne in dieselbe einzudringen.