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274 Stahl und Eisen. Die Krupp’sehen Schieisversuche u. s. ic. 1. April 1896. (10") Kanone mit zwei Carpenter-Panzergranaten beschossen, von denen die erste die Platte mit 49, die andere mit 567 m Geschwindigkeit oder 2333 und 3720 mt lebendiger Kraft traf. Da die Geschosse die Platte nicht durchschlugen und diese rifsfrei blieb, so wurde das Loos Panzer platten abgenommen, aber auf Wunsch der Fabrik beschlossen, die Beschiefsung der Platte so lange fortzusetzen, bis sie durchschlagen würde, um ihr Widerstandsvermögen festzustellen. Deshalb wurde ein 3. Schufs aus der 30,5-cm- Kanone mit einer Wheeler-Sterling-Panzergranate (die beste Sorte der in den Vereinigten Staaten gefertigten Panzergranaten) gegen die Platte ab gegeben. Das Geschofs traf dieselbe mit 5930 mt lebendiger Kraft, drang aber nur 515 mm tief ein, so dafs die Spitze gerade noch die Innenhaut durchdrang, obgleich man bestimmt erwartete, dafs die Granate das Ziel durchschlagen würde. Das Geschofs war hinter der Schulter, 38 bis 45 cm vom Boden, quer durchgebrochen, die Spitze blieb im Schufsloch stecken, der hintere, abgebrochene Theil spaltete der Länge nach in zwei Theile. Die Platte war durch einen vom oberen zum unteren Rande durch das Schufsloch gehenden Sprung in zwei Theile gespalten, die sich um 3 cm von der Rückwand nach vorne neigten. Aufserdem war ein Sprung vom Schufs loch 111 durch den Treffpunkt I nach Treffpunkt II entstanden (s. Abbild. 1 und 2). Mit diesem Verhalten hatte die Platte den behördlichen Anforderungen an eine 432 mm dicke Platte genügt. Die Platte an sich war zwar vom Geschofs durchschlagen worden, aber nicht das ganze Ziel, worauf es doch eigentlich ankommt. Um diese Wirkung zu erreichen, wurde ein 4. Schufs aus der 33-cm-Kanone mit einer Wheeler - Sterling- Panzergranate abgegeben, welche mit 7673 mt lebendiger Kraft das ganze Ziel durchschlug und noch 3,7 m tief dahinter in den Sand eindrang. Das Geschofs war nicht zerbrochen, hatte sich aber durch Stauchung um 76 mm verkürzt und an der Schulter seinen Durchmesser um 14 mm vergröfsert. Das Schufsloch hatte 36 cm Durch messer. In der Platte waren vom Schufsloch IV nach oben, unten, rechts und links gehende Sprünge entstanden. In der nachstehenden Tabelle sind die Schiefsergebnisse übersichtlich zusammengestellt. 1 Lfd. Nr. d. Schusses . Ge- schülz- Kaliber cm Geschofs Entfer nung der Platte von der Geschütz mündung in Ge- schofs- ge- schwin- digkeit am Ziel m Leben dige Kraft des Ge schosses beim Auf treffen mt Eindrin- gungs- tiefe des Ge schosses mm Verhalten Art Gew. kg des Geschosses der Platte 11 25,4 n | Carpenter- ( > Panzer- < J granate ( 226,8 » 183 » 449 567 2333 3720 102 254 zertrümmert do. rifsfrei do. II IV 30,5 33 ) Wheeler- ( | Sterling- ) ( Panzer- | ) granate ( 385,6 499 n n 549 548 5930 7673 515 durch zerbrochen, drang bis durch die Innenhaut, ganz, aber gestaucht Ziel durchschlagen Sprung von oben nach unten und von 111 durch I nach II Schufsloch glatt, 4 Risse, hinten weit ausgebrochen Die Amerikaner sind mit diesem Ergebnifs aufserordentlich zufrieden und rühmen die Güte ; der Platte als eine bis dahin noch nirgend er- I reichte. Sie werden sich aber doch eine erheb liche Einschränkung dieses Urtheils gefallen lassen müssen, wenn wir die Ergebnisse mit denen ver gleichen, die gegen die Krupp’sche 300-mm-Platte im März 1895 erschossen wurden.* Obgleich ein Güteverhältnifs zwischen beiden Platten, ihrer verschiedenen Dicke wegen, sich nicht genau zahlenmäfsig ausdrücken läfst, so ist es doch rechnungsmäfsig nachweisbar, dafs eine 356 mm dicke Platte von gleicher Güte, wie die im März 1895 beschossene 300 mm Krupp’sche Platte, unter denselben Verhältnissen, unter denen der Schufs IV gegen die amerikanische Platte abgegeben wurde, erst bei einer Auftreffgeschwindigkeit von etwa 700 m würde durchschlagen werden, während die amerikanische bereits bei 548 m glatt durchschlagen worden ist. Wenn hierin auch die Widerstands- * „Stahl und Eisen“ 1895, S. 852 ff. leistung der Platte gegen das Durchschlagen ihren Ausdruck findet, so ist die Güte der Platte damit keineswegs bezeichnet und gewürdigt, denn ein Blick auf die Abbildungen 15 und 16 auf S. 852 und 853 des vorigen Jahrgangs dieser Zeitschrift wird unsere Annahme rechtfertigen, dafs selbst dann, wenn das Geschofs hindurch gegangen wäre, die Platte dennoch keinen durch gehenden Sprung erhalten hätte, wie ihn die ganz in Stücke zersprungene Jowaplatte aufweist. Hierin liegt selbstredend, aufser der gröfseren Schufsfestigkeit, noch ein hochbedeutsamer Güte unterschied zu Gunsten der Krupp'schen Platte. Denn während die letztere ihre Schutzwirkung nur in dem Schufsloch eingebüfst hätte, wäre die in ihrer Befestigung bereits gelockerte und zerklüftete Jowaplatte wahrscheinlich schon durch einen GeschofstrelTer weit geringerer Durch schlagskraft von der Schiffswand in Stücken herabgeschleudert worden. Dieser Vergleich be leuchtet gleichzeitig die von einer grofsen Partei vertretene Ansicht, dafs Härte die vorzüglichste