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1. April 1896. Industrielle Rundschau. — Vereins-Nachrichten. Stahl und Eisen. 295 Industrielle Rundschau. Westfälisches Kokssyndicat. Aus dem in Bochum am 2. März vor der Ver sammlung der Kokereibesitzer erstatteten Monatsbericht ist (nach der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung“) er- wähnenswerth, dafs die Versandsteigerung des Monats Januar 1896 gegen den Monat Januar 1895 7 % beträgt. Im übrigen constatirte der Bericht eine flotte Ab nahme nach allen Hochofenrevieren. Dieselbe ist nur beeinträchtigt durch den schon früher erwähnten Stillstand einiger Hochöfen infolge Defectwerdens. Mit Rücksicht auf die aufserordentlich hochgegriffenen Betheiligungszahlen wird auch für den Rest des Jahres mit einer nominellen Einschränkung von ungefähr 20 % gerechnet werden müssen. Für den Monat März wurde eine Einschränkung von 23 % beschlossen. Die Umlage für Februar wurde wie bisher auf 13 % bemessen. Poldihütte Tiegelgufsstahlfabrik. Ueber den Geschäftsgang im Betriebsjahr 1895 werden folgende Mittheilungen gemacht: „Wir constatiren vor Allem, dafs sich die Auf träge in allen Fabricaten derart vermehrten, dafs die Anforderung an die Leistungsfähigkeit unserer Anlagen auf das äufserste angespannt war. Am ein fachsten wird dies durch nachstehende Ziffern illustrirt: Wir haben in der Schmelzhütte gegen 57740,27 q im Vorjahre, 83053,43 q Könige und Ingots erzeugt, d. h. wir mufsten die Erzeugung unserer Schmelzhütte gegenüber dem Jahre 1894 beinahe um 50 % steigern. An geschmiedetem Tiegelgufsstahl haben wir 24375,75 q erzeugt und entspricht dies gegen dem Vorjahr einer nahezu 30 procentigen Steigerung. Ebenso verhält es sich mit der Erzeugung aller gewalzten Tiegelgufs- stahl-Sorten. Diese in solchem Umfange unerwartete Vermehrung der Bestellungen vertheilt sich gleich- mäfsig auf unsere inländischen und ausländischen Kundschaften. Die Erfolge unserer Filialen Budapest, Leipzig, Mailand und Sheffield haben uns veranlafst, noch eine Filiale in Moskau zu errichten. So er freulich diese Verhältnisse auch waren, so sind wir durch dieselben in die schwierige Lage versetzt worden, eine neuerliche Erweiterung unserer Anlagen schaffen zu müssen.“ Es wird beschlossen, dafs von dem ausgewiesenen Reingewinn von 264687,81 fl. 5 % Actienzinsen mit 150000 fl. entnommen, von den verbleibenden 114687,81 (1. 5 % in den Reservefonds mit 5734,39 fl. hinterletg, weiter 10 % als statutenmäfsige Tantieme des Verwaltungsrathes mit 10895,34 fl. ausbezahlt, und von den restlichen 98058,08 fl. zuzüglich des Ge winnvortrages vom Jahre 1894 per 157 459,72 fl. zusammen 255517,80 fl., 11/2 % Superdividende von 3000000 fl. = 45000 fl. vertheilt und der Rest von 210517,80 fl. auf neue Rechnung vorgetragen werde. Differdinger Hochofen-Gesellschaft. Unter vorstehendem Namen ist dieser Tage durch notarielle Urkunde eine neue Gesellschaft zur Er richtung und zum Betrieb zweier Hochöfen in der Nähe der an der Prinz Heinrichbahn gelegenen Station Differdingen gebildet worden. Das Äctienkapital be trägt vier Millionen Franken. Die Gesellschaft hat sämmtliche Gruben der Erzgruben-Gesellschaft von Belvaux-Obercorn nebst dazu gehöriger Einrichtung erworben, ferner ein Gelände von 14 ha zur Erbauung des Hüttenwerks. In unmittelbarer Nähe dieses Be rings befinden sich staatliche Gruben, um deren Ver leihung die Gründer der neuen Gesellschaft bereits eingekommen sind. Für jeden der beiden Hochöfen ist eine Leistungsfähigkeit von 200 t Roheisen vor gesehen. Der Selbstkostenpreis wird für Giefserei- Roheisen mit 37,75 Fres, die Tonne, für Thomas O M mit 36 Fres., für Puddelroheisen mit 34,65 Fres, berechnet, was bei den heutigen Preisen einen Gewinn f. d. Tonne von 20 Fres. bezw. 15 Fres, und 16,35 Fres, ausmachen würde. Bei dieser Berechnung wurde nur eine Tageserzeugung von 135 t zu Grunde gelegt. Der Jahresgewinn wird mit 1 048462 Fres, veranschlagt. (Kölnische Zeitung.) Vereins - Nach richten. Nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller. Protokoll über die Sitzung des Vorstandes vom 13. März 1896 im Restaurant Thürnagel zu Düsseldorf. Durch Schreiben vom 3. März er. waren die Herren Mitglieder des Vorstandes zu einer Sitzung eingeladen, deren Tagesordnung wie folgt lautete: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Denkmalsangelegenheit der Charlottenburger Hochschule. 3. Syndicat für Schiffbaumaterial. 4. Erschwernisse, betr. den Handel mit künstlichen Düngemitteln. Erschienen waren die Herren: Generaldirector S e r v a e s (Vorsitzender), Commerzienrath C. Lueg, Geheimer Finanzrath J e n c k e, Generaldirector Kamp, Ge neraldirector Wiethaus, Generaldirector Brauns, Generaldirector T u 11, Generaldirector B a a r e, Generalsecretär Bueck, Ingenieur Schrödter (als Gast) und D r. Beumer. Entschuldigt hatten sich die Herren: Boecking, Klein, Emil Poensgen, E. Goecke, J. Masse- nez, Weyland und H. Lueg. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 121/2 Uhr und begrüfst mit herzlichen Worten die neu in den Vorstand eingetretenen Herren Generaldirectoren Tull und Baare unter dem Ausdruck der Hoffnung, dafs ihre Mitarbeit die Lösung bedeutsamer Aufgaben der Gruppe wesentlich zu fördern geeignet sein werde. Zu 1 giebt der Geschäftsführer Kenntnils von einer gröfsereii Anzahl vertraulicher Mittheilungen des Herrn Ministers für Handel und Gewerbe. Die Verhandlungen über den 2. Punkt der Tages ordnung sind ebenfalls vertraulicher Natur. Zu 3 theilt der Geschäftsführer mit, welche Firmen sich an einem Syndicat bezw. einer Central-