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Diese Angaben beziehen sich lediglich auf die im deutschen Zollgebiet verwendeten Materialien; die sehr bedeutenden Mengen, welche von den in den deutschen Zollausschlüssen gelegenen Werften verwendet werden, sind nicht einbegriffen. Die deutschen Werke haben es bereits seit einer Reihe von Jahren in steigendem Mafse schmerzlich empfunden, dafs so grofse Mengen Eisen- und Stahlmaterials englischen Ursprungs von dem deutschen Schiffbau verwendet werden, während sie selbst oft genug nur ungenügend beschäftigt sind und hart zu kämpfen, auch häufig Opfer zn bringen haben, um nothdürftig ihre Werkstätten und Arbeiter in Thätigkeit zu erhalten. Es konnte daher nicht fehlen, dafs von ein zelnen unserer Mitglieder das Verlangen an uns gestellt wurde, für die Aufhebung der zollfreien Einfuhr von Schiffbaumaterial einzutreten. In voller Uebereinstimmung mit der grofsen Mehr zahl unserer Mitglieder haben wir diesem Ver langen, aus den bereits angedeuteten Gründen, im Interesse des deutschen Schiffbaues nicht nach gegeben. Um so mehr haben wir uns verpflichtet erachtet, diejenigen Mafsregeln zu erwägen und wenn irgend thunlich ins Werk zu setzen, durch welche den deutschen Werften die Verwendung des deutschen Schiffbaumaterials ermöglicht werden könnte. Zu diesem Behufe haben wir Verhandlungen zwischen Vertretern der Schiffbaumaterial er zeugenden einheimischen Eisen- und Stahlwerke und der deutschen Schiffbauanstalten veranlafst, deren Er- gebnifs in der als Anlage B hier beigefügten Nieder schrift* vom 16. November 1895 enthalten sind. Darnach hat sich herausgestellt, dafs bezüglich der Beschaffenheit des deutschen Materials irgend welche Bedenken gegen die Verwendung desselben zum Schiffbau nicht vorliegen. Zwei Punkte aber erschweren die Verwendung nicht nur aufser- ordentlich, sondern sie machen dieselbe sogar zum gröfsten Theile unmöglich. Erstens ist die Leistungsfähigkeit der deutschen Werke in Bezug auf schnelle Lieferung nicht so grofs wie die der Engländer; zweitens stellen sich die Preise des englischen Materials am Orte des Verbrauchs so wesentlich niedriger, dafs die deutschen Werften, in Goncurrenz mit dem englischen Schiffbau, gezwungen werden, das deutsche Material unberücksichtigt zu lassen. Bezüglich des ersten Punktes haben wir die Umstände, aus denen die gröfsere Leistungsfähig keit der englischen Werke hinsichtlich schnellerer Lieferung hervorgeht, bereits dargelegt. In Deutsch land finden in dieser Beziehung durchaus gegen- theilige Verhältnisse statt. ‘Die deutschen Werften haben nur etwa 10 % des Gesammtbedarfs an Schiffen zu befriedigen. Der hieraus sich er- * Von den Hannoverschen Verhandlungen haben wir unseren Lesern in Nr. 23, 1895, von „Stahl und Eisen" Kenntnifs gegeben, weshalb wir den Abdruck der Anlage B an dieser Stelle unterlassen. Die Red. gebende verhältnifsmäfsig geringe Bedarf reicht bei weitem nicht zur vollen Beschäftigung gröfserer Werke aus, die daher gezwungen sind, aufser Schiffbaumaterial auch andere Fabricate, und solche meistens als Hauptsache, herzustellen. Wenn mit diesen stark beschäftigt, befinden sich die Werke häufig nicht in der Lage, den, meistens unvermittelt und unregelmäfsig, aber immer sehr dringend auf tretenden Bedarf der Werften zu decken. Um bezüglich dieses Uebelstandes Abhülfe zu schaffen, ist von den Vertretern der betreffenden Eisen- und Stahlwerke, in Uebereinstimmung mit den Vertretern der Schiffbauanstalten, die Bildung einer Centralstelle ins Auge gefafst worden. Diese Centralstelle soll fortlaufend in den Stand gesetzt werden, einerseits im gegebenen Falle Auskunft darüber zu ertheilen, ob deutsche Werke in der Lage sind, die Aufträge der Werften nach Preis und Lieferzeit in Concurrenz mit England zu übernehmen (in Bezug auf den Preis wird auf die Erörterungen zum zweiten Punkte hingewiesen), andererseits die von den Werften in ihren Auf trägen verlangten verschiedenen Materialien den jenigen Werken zuzuweisen, die nach ihren Ein richtungen, nach dem Mafse der augenblicklichen Beschäftigung bezw. nach anderen, hierbei in Betracht kommenden Umständen die betreffenden Arbeiten zur Zeit gerade am billigsten und schnellsten liefern können. Durch eine solche Einrichtung, die in verschiedenen anderen Beziehungen noch ausbildungsfähig erscheint, hofft man den in der gröfseren Arbeitstheilung der Engländer liegenden Vorsprung einholen zu können. In betreff des zweiten Punktes wird die Be seitigung des Preisunterschiedes ungleich gröfsere Schwierigkeiten bereiten, sie erscheint jedoch bei allseitigem guten Willen nicht ausgeschlossen. In der Anlage C geben wir die Preisstellungen deutscher und englischer Werke und zwar die Nettopreise am Hamburger Werftquai incl. Test am 7. Januar 1896. Darnach betrugen die niedrigsten Preise der deutsch, der engl. Werke Werke per Tonne .6 M für Stahlplatten 110,05 101,30 „ Stahlwinkel 103,16 94,50 „ U - Stahl, gerade .... 100,20 100,10 U - Stahl, gebogen . . . 107,60 109,97 Bulbwinkel, gebogen . . . 123,85 104.33 Flachbulbs 103,16 94,50 Rund- und Halbrundeisen {X 110.05 119,90 98,12 Luken- und Relingeisen . . 188,85 166,81 Flachstahl 109,95 93,23 Keilstücke — 127,63 Die Stahlplatten für die Kessel wurden von einem deutschen Werke zum Durchschnittspreise von 174,05 el pro Tonne, von England ein Theil derselben zu 119,23 eN und ein Theil zu 138,90 JI angeboten. Auch diese Preise sind netto Gasse bei Lieferung frei an die Werft zu verstehen.