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Pettitträger für grofse Weiten nur dadurch unter scheidet, dafs er parallele Gurtungen hat. Die punktirten Linien bei letzterem gehören nicht zum System, sondern dienen wesentlich nur dazu, die obere Gurtung zu stützen bezw. die Verticale am Ausknicken zu hindern. 5. System Post (Fig. 26). Dieses System gründet sich auf die theoretische Erkenntnifs, dafs beim Netzwerk die Zugdiagonalen unter 45 °, die Druckdiagonalen etwa unter 37 bis 39 0 geneigt Fig. 21. . sein müssen, wenn man mit einem Minimum von Material construiren will. Auf einen dergestalt construirten Träger liefs sich Hr. S. S. Post, der ehemalige Oberingenieur der Erie-Bahn, ein Patent geben, und es wurden in den Jahren 1865 bis 1880 viele Eisenbahn- und Strafsenbrücken von der Watson Manufacturing Go. und der American Bridge Go. danach gebaut. Jetzt hat man das System verlassen, weil sich herausstellte, dafs die Fig. 22. praktischen Nachtheile doch gröfser sind, als die Vortheile der Materialersparnifs. 6. Kragträger. Das Bestreben, den Haupt vortheil continuirlicher Träger — Materialerspar nifs —- beizubehalten, ohne ihre Nachtheile — Unsicherheit in den auftretenden Spannungen — mit in den Kauf nehmen zu müssen, hat be kanntlich zur Anwendung der sogenannten con- tinuirlichen Gelenkträger oder Kragträger geführt. Fig. 23. Dieselben sind so construirt, dafs einzelne Träger über die Zwischenpfeiler hinaus in die anschliefsen den Oeffnungen hineingekragt und auf die über kragenden Enden kleinere Zwischenträger gelegt sind. Während dieses System bei uns nur ver einzelt angewandt ist, haben die Nordamerikaner seit einer Reihe von Jahren öfter Gebrauch davon gemacht und zwar bei sehr grofsen Weiten, für welche es auch nur vortheilhaft ist. Da es sich hierbei auch um Träger auf 2 Stützen handelt, so kann jedes der oben angeführten Systeme mit gewissen Abänderungen dafür verwendet werden. Für die Ausführung hat der Kragträger den grofsen Vortheil, dafs man die überkragenden Enden und die von ihnen unterstützten Träger ohne festes Gerüst aufstellen kann. Einen Uebelstand haben indefs diese Gonstructionen, der sie in den Augen vieler Techniker heruntersetzt: die geringe Steifigkeit in horizontalem Sinne, indem die über hängenden Enden leicht in schwingende Be wegungen gerathen, welche nach Angabe ameri kanischer Ingenieure sehr beträchtlich sein sollen. Sodann ist die verticale Durchbiegung der Krag öffnungen auch recht bedeutend. Das Verhältnifs der Trägerhöhe zur Stützweite wechselt bei den Systemen für grofse Weiten zwischen 1/6 und 1/9. Was die Anwendung der Fig. 24. einzelnen Systeme betrifft, so nehmen die ameri kanischen Ingenieure im allgemeinen an, dafs die Grenze, bei welcher ein Träger mit gekrümmter oder geknickter Gurtung anfängt rentabel zu werden, ungefähr bei 300 bis 350', also etwa bei 100 m liegt, für kleinere Weiten aber un bedingt der Parallelträger vorzuziehen ist. Dem nach würden der Pegramträger und Petlitträger mit geknickter Gurtung im allgemeinen erst für Stützweiten von 100 m an in Frage kommen. Fig. 25. Detailausbildung. Allgemeines. Die Ausbildung der Einzel heiten amerikanischer Gelenkbolzenträger hat im Laufe der Zeit manche Wandlungen durchgemacht und stetige Verbesserungen erfahren. Die ganze Constructionsweise entstand überhaupt zunächst aus dem Bedürfnifs, alle Theile möglichst mit Maschinen zu bearbeiten und in der Werkstatt, wo dieselben in bedachten Räumen unter Auf- Fig. 26. sicht hergestellt werden können, soweit zu voll enden, dafs die Montirung auf der Baustelle eine möglichst einfache Arbeit wird und besonders geschickte Leute nicht erfordert. Denn der Unterschied in den Tagelöhnen für gelernte Hand werker und einfache Arbeiter ist in Amerika so erheblich, dafs es viel ausmacht, ob man für die Aufstellung einer Brücke gelernte Schlosser hinsenden mufs, die sich zunächst womöglich tagelang auf der Reise befinden, oder an Ort und Stelle einfache Handarbeiter annehmen kann. Zu diesen praktischen Rücksichten sind in zweiter Linie theoretische Bedenken gegen das europäische System der starren Nietverbindungen getreten, in dem man sich sagte, dafs bei der Berechnung von Brücken mit Nietverbindungen die einzelnen Gonstructionstheile als an den Enden in Gharnieren