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Dresdner Journal : 27.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187411275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-27
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 27.11.1874
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1874 W275 Freitag, den 27. November ^»drllvb:. ...» Idir. I iwä Kj^-1 rdn.» I?>ur«In«>Isnmw«ri>r I t k>s«r»teupr<-l8«>r t-'iir Uev k»nru ein« b^p^^beneu ?etit»eil«: > linier „^ln^e«uuli" <11» ILvii». d Hjsk. Lrsedel»«,, l ä^tiob mit <1vr 8ovu- unä ksisrt»x«, ,X t>en<1^ tür cien fol^vnäso DreMn Journal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. In«era1enLi»n»kme »»Kvli'tftr l.«tp,ix: N^ankislktter, Oomwi«,ionLr 6e» Oroiitluer ^ounuUn; eben6>».: HAen u. L LEdorU-L«U»- Vl,ll-I.«tp»tx-L»»«I-»r«,I»ii-kr»Lk5lu-t » »k F 1'oA^r, L«rlt» Visn-S»mdmx-^»L lurt L. U -«ÜLcd»o: ^uit. L»r!m: F Lr«m«n: F' üc^/ottr, >r», !»»: F.ÄanA«-»»'« Uiir«tu; cd»wmr»: H. 1 oiAt, krm»'-- kuri L «.: <7 ,b O^rUtr: /»v -/7., Rsnllvvrr: <7. ,, ?»ri»: cs- Slvlt^»rt: /-aii/ «t <.'»., Lück-/. Visu: tt rau«tcobl-r: 1»rt'LiIner -lannm!», d<o. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 20. dlovember. Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern Abend 'Lil Uhr von Altenburg hier wieder eingetroffcn. Se. Majestät der König Haden allergnädigst geruht, den, vandesältesten der Oberlausitz, Regierungsrath a. D. Guido Hempel auf Ohorn, das Ritterkreuz vom Ver dienst-Orden zu verleihen. Sr. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem früheren Ortsrichter und Gemeindrvorstande Gnts- auszügler Friedrich Gottlob Ulbricht in Massanei die silberne Medaille des Verdienst-Ordens zu ver leihen. Bekanntmachung, über eine Modifikation von Nr. 4 der Ministerial- Vcrordnung vom l7. Oktober dieses Jahres, Maßregeln zur Verhütung des Einschleppens der Rinderpest betreffend. Das Ministerium des Innen: hat in Verfolg der unlängst stattgefundenen Eröffnung des Verkehrs auf der österreichischen Nordwcstbahn über Tetfchen nach Sachsen beschlossen, dass die Einfuhr des aus Oesterreich- Ungarn kommenden Rindviehes nach und durch Sachsen unter den sud Vir. 3 der Verordnung, Maßregeln zur Verhütung des Einschleppens der Rinderpest betreffend, vom 17. Oktober dieses Jahres, bemerkten Voraus setzungen, ebenso wie nach Nr. 4 der nurgedachten Ver ordnung über Bodenbach und Zittau, von nun an auch über Tetschen gestattet sein soll. Solches wird, nachdem wegen der Grenz - Controle das deshalb Nöthigr verfügt worden ist, hiermit zur Nachachtung öffentlich bekannt gemacht. Dresden, den 19. November 1874. Ministerium des Innern. Für den Minister: Körner. Jochim. NichtnilMicher Tlrnl. Ueber sicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Berlin. Kassel. München. Prag. Paris. London. Buenos-Aires.) Plenarversammlung des königl. Landesmedicinal- - Collegiums. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Plauen i. V. Mittweida. Bautzen.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Eingesandtes. Feullleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 25. November.) EingesandteS. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsherichte. Inserate. AtltyraMlrhc Nachrichten. Paris, Mittwoch, 25. November, Abend«. (W. T. B.) Der in der Angelegenheit der „Banque territoriale d'Espagne" de« BertrauensbruchS und Betruges angeklaate ehemalige Minister de« Kaiser reichs, Clement Duvernois, ist zu Liahriger Ge- fäuanißstrafe und zur Zahlung von 5W KrcS. vrr- urtheilt worden. Drei andere desselben Verbrechens Angeschuldigte wurden zu der gleichen Strafe vrr urtheilt. Die Cvrrespondenten der „New-Aork Times" und des „NewAork Herald", Buckland und Mae- Gaham, find, wie der „Agence HavaS" von der spanischen Grenze gemeldet wird, von den spani schen Regierungstruppen in der Nähe von Jrun verhaftet und in Auentaradia internirt worden. Buckland ist indeh wieder entflohen, während Mac Gaham fich noch im Gefängniß befindet. Jedoch sollen schon Schritte zur Befreiung desselben ge- than sein. Hendaye, Mittwoch, 25. November, Vormit tags. (W.T. B.) Die Carlisten haben heute früh einen Angriff auf San Marcial gemacht, wurden aber zurückaeworfen. Rom, Mittwoch, 25. November, Nachmittag«. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Depu- tirtenkammer wurde der von der Rechten ausge stellte Kandidat Bianchrri mit 23ti Stimmen zum Präsidenten gewählt. Der von der Oppositions Partei ausgestellte Candidat DepretiS erhielt 172 Stimmen. Cagesgeschichte. I-. Berlin, 25. November. In der heutigen Sitzung des Reichstags wurde die erste Lesung des Gerichts- verfasfungsentwurfs beendigt und dessen Verweisung an eine Commission von 28 Mitgliedern beschlossen. Außer den Abgg. vr. Gneist, Or. Erhard, v. Schöning, vr. Reichensperger (Crefeld), l)r. Römer (Württemberg) und Or. Meyer (Thorn) ergriffen auch die Staats minister Di. Leonhardt und I)r. v. Fäustle das Wort, der Erstere, um zu motiviren, warum er auf einer allgemei nen Durchführung des Schöffengcrichtsinstituts, das er für eine große Reform der Zukunft halte, für jetzt nicht bestanden habe, der Letztere, um die vielfach angegrif fene Bestimmung des Einführungsgesctzes zu vertheidigen, nach welcher in den Bundesstaaten, welche mehrere Ober landesgerichte haben, für partikulare Rechtsangelcgen- heiten ein oberstes Landesgericht errichtet werden darf. Rian glaubt, daß morgen die erste Lesung der Justiz gesetze zu Ende geführt werden wird. (Pgl. den Sitz ungsbericht in der Beilage.) — Der Gesetzentwurf, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Marine - und der Telegraphenverwaltung, liegt jetzt dem Reichstage vor. Die Gesammtsumme der An leihe beträgt 16,787,553 M., wovon 3 Millionen der Telegraphenverwaltung zufallen zu neuen Anlagen be hufs Vermehrung der Tclegraphenvcrbindungen und zur Errichtung von neuen Telegraphenstationen, sowie zur allmählichen Erwerbung der von Communen hergestcll- ten Telegraphenanlagen und Stationen und zur Erwer bung von Dienstgebäuden. Der Rest dient zur Bestrei tung von einmaligen Ausgaben der Marineverwaltung (wovon 9,437,706 Mark zum Baue von Kriegsschiffen.) — Die Commissare des Reichstag für den Etat der Post- und Zeitungsverwaltung, Abg. Ackermann u. Gen., haben zur Etatberathung den Antrag eingcbracht, dem Reichskanzler eine Revision der gesetzlichen Bestim mungen über die Zeitungsprovision zu empfehlen. * Berlin, 25. November. Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz ist, wie aus Kassel gemeldet wird, gestern (Dienstag) Nachmittag 4 Uhr dort eingetroffen und von den Vorständen der Behörden und dem dortigen Kricgerbunde am Bahnhofe empfangen worden. Ein sehr zahlreiches Publicum begrüßte den Kronprinzen sowohl bei dem Empfange auf dem Bahn hofe, wie bei einer an: Abend dargebrachten Serenade mit enthusiastischen Zurufen. Wie hier verlautet, wird Se. kaiserl. und königl. Hoheit sich morgen (Donners tag) von Kassel nach der Göhrde begeben. — Die ver einigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen nnd der Ausschuß für Justiz wesen hielten heute Sitzungen. — Aus der vorgestrigen Plenarsitzung des Bundesraths erfährt die „di. A. Z." nachträglich Folgendes: Bei Gelegcnbeit der Annahme des Berner Postvertrags schloß der Referent, der hanseatische Ministerresident vr. Krüger mit einer An erkennung für die deutsche Reichsregicrung und besonders für die Postverwaltnng, von welcher die Anregung zum Abschluß des Vertrags ausgegangen war, und ersuchte, da der Vorsitzende doch ein unmittelbares Mitglied der Centralreichsregierung sei, den königlich bayerschen Bevoll mächtigten, sich der Aufgabe zu unterziehen, der Aner kennung des BundeSratheS thatsächlichen Ausdruck zu geben. Der königl. bayersche Justizminister v. Fäustle kam diesem Wunsche nach; er bezeichnete den Abschluß des PostvertragS und die Gründung deS internationalen Postvereins als eine der bedeutsamsten Errungenschaften der Neuzeit für den Weltverkehr und betonte, daß Deutsch land Grund hätte, auf die Anregung und das Zu standekommen des Vertrags mit besonderer Genug- thuung hinzublickcn; er forderte die Mitglieder auf, sich zum äußeren Zeichen deS Dankes von den Plätzen zu erheben. Es war eine solche Auszeichnung bisher im Bundesrathe noch nicht vorgekommen. Präsident Del brück dankte im Namen der Rcichsregicrnng und ver sicherte, daß dieselbe in einer derartigen Anerkennung einen Sporn zu regen: Weiterstreben erblicke. Der königl. sächsische Bevollmächtigte richtete an den Vorsitzenden Präsidenten Delbrück die Anfrage, ob dem Reichskanz- Icramt der Beschluß der Bankgesetzcommission des Reichs tags notificirt sei, wonach dieselbe den Beginn ihrer Arbeiten von der Auskunft der Reichsregicrung abhän gig machen wollte, ob und in wie weit diese bereit sei, auf eine Reichsbank einzugehen. Präsident Delbrück erwiderte, er sei durch seine Commissare, welche in der Commission anwesend waren, von dem Beschlusse unter richtet worden und hoffe in Kurzen: in der Lage zu sein, dem Bundesrathe eine bezügliche Mittheilung zu- gchen lasten zu können. Uebrigens sei die preußische Regierung bereits in Berathung über die Frage getre ten, unter welchen Bedingungen die Umwandlung der preußischen Bank in eine Reichsbank zu ermöglichen sei, und es wäre allerdings erwünscht, wenn die übrigen Regierungen sich auch schon in dem jetzigen Stadium der Angelegenheit über ihre Stellung in der Frage schlüssig machen wollten. — Die „Prov.-Corr." sagt in Bezug auf die Bankgcsctzdebatte in: Reichstage, daß man auf das Gesammtergebniß dieser Bcrathuugen mit gro ßer Befriedigung zurückblicken dürfe. — Das Staats ministerium trat heute Mittag 1 Uhr unter den: Vorsitz des Ministerpräsidenten Fürsten v. Bismarck zu einer Sitzung zusammen. — Es ist bekannt, daß von Preußen und den übrigen Bundesregierungen Erhe bungen über die Wirkung der neuen Strafge setze angeordnet worden sind, um aus Grund derselben die etwa erforderlichen Abänderungen in Vorschlag zu bringen. In Preußen sind diese Erhebungen, wie die „Schles. Ztg." erfährt, bereits zum Abschluß gebracht und die Ergebnisse derselben dem Staatsministerium vor gelegt worden. Letzteres ist gegenwärtig damit beschäf tigt, sich über die eventuell dem Bundesrathe vorzulegenden Abänderungsvorschläge schlüssig zu machen. — Die „di. A. Z." bestätigt, daß der Lcgationsrath Uebel, welcher seit dem Frühjahr als deutscher Ministcrrcsident am brasi lianischen Hofe accreditirt ist, zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Rio er nannt wurde. — Der Vorsitzende des hiesigen Vereins für Leichenverbrennung, Buchhändler Link, hat sich an das Polizeipräsidium mit dem Anträge gewendet, auch hier in Berlin das Verbrennen der Leichen (deren bei Lebzeiten ertheiltes Einverständniß vorausgesetzt) obrigkeitlich zu gestatten. Der Antrag ist ab gelehnt worden. Kassel, 24. November. Den „Hess. Blättern" zu folge wurden Vilmar, Metropolitan a. D., und der Mitrcdacteur Henkel, ein aus der Eandidatenliste ge strichener Theologe, wegen Anstheilung des h. Abend mahls zu je 10 Thlr. ver urtheilt. Dieselbe Strafe wurde über den letzteren wegen Vornahme einer Taufe, über Ersteren wegen Anstiftung dazu, ausgesprochen. Und zum dritten Male verfiel 1'. Maar in dieselbe Geld strafe, weil er eine Krankencommunion vorgenommen hatte. Während nun das Mclsnnger Amtsgericht so urthciltc, sprach das Naumburger zwei renitente Pfarrer, die wegen Vornahme von Taufen angcklagt waren, frei, weil sie, nachdem sie ihrer geistlichen Rechte verlustig erklärt worden wären, keine Geistliche im Sinne oes betreffenden Maigesetzcs mehr seien. München, 24. November. In dir. 272 brachten wir nach der „Allg. Ztg " und dem „Nürnb. Con." eine Mittheilung, in welcher die Abänderung dcsLand- rathsgesctzes vom 28. Mai 1^52 besprochen wurde. Wie nun die „Allg. Ztg." erfährt, ist von der in dieser Mittheilung bezüglich der Revision deS Landrathogejetzes »«gedeuteten Erwägung und einer Beschlußfassung der königl. StaatSrcgiernng in den maßgebenden Kreisen Nichts bekannt. 2^ Prag, 25. November. Der jmngtschcchischc Club hat u: einer seiner letzten Sitzungen den Be schluß gefaßt, einen allgemeinen ^Parteitag nach Prag einzuberufen, auf welchem die fchwebenden polttischen Fragen zur Diskussion gebracht und eine stramme Or ganisation der liberalen Partei angcbahnt werden soll. Zu diesem Zwecke wurde bereits ein besonderer Aus schuß gewählt, welcher die entsprechende!: Vorkehrungen zu treffen haben wird, damit der erwähnte Parteitag in kürzester Zeit, womöglich noch im December l. I. zu- sammentrcten kann. Unter den Fragen, mit welchen sich derselbe beschäftigen wird, dürfte — wie ein in derlei Dingen wohlunterrichtetes jungffchechischeS Pro vinzblatt zu verstehen gibt — die eventuelle Beschickung des ReichsrathcS obenan stehe::. Es soll nämlich mit Rücksicht auf die bisherigen Kundgebungen der natio nalen Partei über das Verhältniß Böhmens zum Reiche darüber discutirt werden, ob durch den eventuellen Ern tritt der Abgeordneten der liberal-tschechischen Partei in dei: ReichSrath das böhmifche „Staatsrccht" verletzt werde, oder ob nicht vielmehr dieser Eintritt als eine Frage der blosen Taktik zu betrachten sei. Sollte die Entscheidung in letzterem Sinne ausfallci:, dann wäre noch darüber zu beratbschlagcn, 'ob die Beschickung des Rcichsratheü durch die jungtschcchischen Abgeordneten sofort, oder erst später bei günstiger Gelegenheit zu vollziehen sei. Auffallender Weise ignorirt das hiesige Organ der jnngtschechischen Partei „Närodni lisch" kiese Mitthcilungen eines ankeren jnngtschechischen Partci- blattcs mit einer gewissen Absichtlichkeit. CS scheint so mit, daß die beiden Leiter des genannten Blattes, IN-. Julius Grögr unk vr. Sladkovsky, die Ventilirung der Rnchsrathsbcschickungsfragc im gegenwärtigen Augen blicke nicht gen: sehen. Doch ist es fraglich, ob sic nicht mit ihren Ansichten unter ihren Parteigenossen isoliA dastehcn werden, da die Mehrzahl der Jungtschechen notorisch für die ungesäumte Beschickung des Rcichs- rathcs ist. — Die hiesigen barmhcrzigen Schwe st e r n vom Orden des heil Karl Borromäus haben sich ai: bei: Landcsausschuß mit der Bitte gewendet, derselbe möge ihnen zum Zwecke des Baues einer Klosterschule einen unverzinsliche:: Vorschuß von 2n,0E> Gulden bewilligen. Der Landcsausschuß fand sich jedoch nicht veranlaßt, diesen: Ansuchen zu willfahren. Paris, 25. November. (Tel.) Dem „Solcil" zu folge würde in der Zusammcnfctzung des Ministe riums bis nach den bevorstehenden WeihnachtSfericn keinerlei Veränderung eintretcn, und würde auch die Berathung der conftitutioncllen Fragen bis dahin ver schoben werden. — Der hiesige Municipalrath hat den Antrag, die Berathung über die neue 220-Millio- nenanleihc zu vertagen, mit 40 gegen 45 Stimmen ab gelehnt. Nach hier eingcgangcnen amtlichen Mitthei- Feuilleton Redigirt von Otto Banck. Concert von Fräulein Mary Krebs, königl. sächs. Kammervirtuosin, am 25. d. im Saale des „Hotel de Saxe." Die geschätzte Pianistin gab ihr Concert ohne jede Mitwirkung, und ihr Selbstvertrauen für Lösung einer Ausgabe, die stets eine strenge Prüfling für vollkommene Sicherheit, untrügliches Gedächtniß, ungewöhnliche Aus dauer, Vielseitigkeit und fesselnde geistige Belebung des Vortrags abgiebt, erwies sich als durchaus berechtigt. Alle ihre Leistungen waren so virtuos glänzend, wie künstlerisch, und das bündigste Urtheil über dieselben er- giebt sich in der Thatsache, daß sie anderthalb Stunden ohne monoton zu werden, das zahlreich versammelte Publicum lebhaft zu interessiren vermochten. Berthoven's tivvatn spp»88ion«t«, op. 57 eröffnete, Schumann's „Carnaval" schloß das Programm. Hinsichtlich der ersteren, deren zweiter und letzter Satz so zart stimmungs voll, als schwunghaft und energisch vorgetragen wurden, blieb eine Modifikation in der Auffassung des ersten Satzes zu wünschen. Das öfter zu markirte Zurück- Halten im Tempo, sogar z. B. mit einem längeren Ver weilen aus dem Triller, dcnachtheiligt den leidenschaft lichen großen rhythmischen Zug des Satzes. Und in Be treff des „Carnaval", den Fräulein Krebs mit phantasie- vollen charakteristischen Färbungen, Betonungen der Ge gensätze und feinsinniger Ausarbeitung in allen Details spielte, sei bemerkt, daß eine zu sorgsam gesuchte Deutung für alle Einzelnheiten dieser träumerisch phantastischen und humoristischen Tonbilder, deren intime bezügliche Verständlichkeit doch nur den Mklebenden aus jener Schumann'schen Periode geblieben ist, leicht dic musika lische Gesammtwirkung, den lebendigen Fluß der Folge beinträcktigt und einen Zug von Sentimentalität dem Werke zuführt, der Schumann darin fern lag. In allen Vorträgen — zehn außer den erwähnten größeren Werken — entfaltete dic Conccrtgebcrin dic vorzüglichen, oft besprochenen Eigenschaften ihrer virtuosen mit Kraft und Aumuth beherrschten Technik, ihrer musikalisch sichern Haltung, feinen Durchbildung und Tonnuancirung in Gestaltung und Ausdruck des Vor trags. Besonders hervorgehoben sei die musterhafte Aus führung der Piecen von I. S. Bach, ein Trauermarsch von Chopin, der beseelte Cantilenvortrag im Trio, die fein empfundene Bewegung und Tonschattirung in den Traumcswirren von Schumann, die charakteristische Be handlung der Piecen von Clementi und Gluck, dic de likate, reizend graziöse der Barcarole von Rubinstein. Es ging aus allen Leistungen der Conccrtgebcrin er freulich hervor, daß sie in ihrer letzten Entwickelungs zeit an geistig eingehendem, selbstständigem Verständniß und an warmem Gefühlsausdruck für eine musikalisch und künstlerisch fertige und entschiedene Interpretation in ihren Vorträgen ungemein gewonnen hat. Und be tonen möchte ich für dic Schätzung ihrer Virtuosität das Fernhalten von allen nach Effect und willkürlichen geistreichen Pointen haschenden Manieren, und die außerordentliche Klarheit, Durchsichtigkeit und Deutlich keit ihres Spiels, nicht aber blos auf musikalisch richtig gefügte und präcise Wiedergabe der Töne, sondern auf eine lebensvolle und lebendige Theilnahme der Hörer weckende Wiedergabe der dem Werke eigenen Musik gerichtet. C. Banck. Im Kunstverein. Zunächst und zumeist ist es vorläufig eine An zahl angenehmer bekannter Bilder, die uns noch von der Kunstausstellung her in vorthcilhafter Einnerung sind und sich hier noch mit Recht in derselben behaupten. Und unter ihnen steht an der Spitze hier wie dort Schirzold's „Erntctag am Chiemsee", dic so unvergleich liche Landschaft, welche trefflich placirt und im besten Lichte das Auge fesselt. Das Bild leuchtet wie die Sonne im diebelglanz und geht in seiner meisterhaften Pracht ruhig und sicher einer Zeit entgegen, in der es einen dreifachen Werth seinen: jetzigen bescheidenen Preise gegenüber repräsentircn wird. Solche Schöpfun gen sind liebenswürdige Triumphe zum Besten jener modernen Landschaftsmalerei, die auf ihren technischen und künstlerischen Fortschritten nicht aus manierirtc Ab wege gcrathen ist und stets der Wahrheit die Ehre gegeben hat. Der Künstler hat das Vielen Unsichtbare im Sichtbaren gesehen und wiedergegebcn: die Naturseele. Vor anderen älteren Bildern gehen wir hier noch mit Vergnügen vorüber an „den Landstreichern" von Müller, den soliden Architekturaquarcllen von Gustav Hahn, der naturalistischen lebendigen „Fütterung der Damhirsche im Winter" von Guido Hammer, der Landschaft Krüger's „nach dem Regen", die durch ihre treuen Localtöne erfreut. Auch das Genrebild von Frau Ruben „Inciul^enti» pleimria" ist hier beqncmer und besser beleuchtet zu sehen als früher und Schlesin gers kleines Cabinetstückchen „die vergrß'nc Sorte" macht seine hübschen charakteristischen Details geltend. Auch die Freunde des kürzlich verstorbenen Ludwig Kergel finden ein Bildchen von ihm, ich denke aus seiner letzten emsigen Manier „eine Partie aus Meißen". Von den Novitäten nehmen zwei ganz vorzügliche Bilder vollste Theilnahme in Anspruch. Es sind, wenn man will, eigentlich beides Portraitstückc; das eine von Paul Kießling in Dresden stellt das einnehmende Bild niß eines jnngen Künstlers (eines hiesigen Bildhauers) dar, das andere von Gebler in München einen Stall voller Schafe, dic sämmtlich individualisntc Schafe, also Portraits sind. Kicßling's schöne gediegene Arbeit ist von einer ge wissen patenten Absichtlichkeit in der Auffassnng, in der Haltung, in den: Arrangement des Beiwerks begleitet, doch sie unterstützt dadurch im individuellen Fall die Charakteristik des Ganzen und führt diese Tendenz mit anmuthiger Geschicklichkeit aus. Das technisch vorzüg liche Bild ist mit frischen: Geiste im Farbcncolorit und in der gesunden Stimmung ces einheitlich künst lerischen Strebens dargestcllt. Zugleich erweckt cs das angenehme Sicherheitsgefühl, daß wir es hier neben dem geistigen Resultat zugleich mit einer einfach soliden Handwcrkstüchtigkcit der Malerei zu thun baden, dic Dauerhaftigkeit verspricht nnd dem Zahne der Zeit so wenig Zoll als möglich zu zahlen hat. In dieser Be ziehung sind moderne Portraitmaler nicht immer sehr vorsichtig: treulose Farben, unzweckmäßige Zusammen stellung derselben, frühzeitige Ucbcrmalung, fette Be handlung und ein Mischmasch aus allen jenen Höllcn- mixturen, die der französische Schwindler erfindet und der deutsche Kunsthändler anprcist, — alle diese leicht fertigen Methoden garamircn dem Laicn. welcher sich für hohes Honorar hat portraitiren lassen, eine schaudcr- bafte Zukunft seines Conterfcis. Schon nach fünfzig Jahren harmonisirt sich daSselle zu so schöner Dunkelheit, daß es seine Enkel in Tarwin's Abstammungstheorie bestärken und von ihnen in peinlicher Familienüber raschung als der von der Forschung lange gesuchte Uraffe angcsprochen werden könnte
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