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Dresdner Journal : 29.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187411295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-29
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 29.11.1874
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Sonntag, den 29. November 277 Ldv»«»e»t»pr«l,r l» 1^—l ZLKrttot»:. . . . « 7^w. I tritt ?o«^ aoä 1Idw. 1» «Ur. 8^1.°^^ lcu»«tL««vi>ui»ar»r 1 «Ur 1 ULr ä»o K»euu «io»r U«»v»lt»v«v ?«tit«ll»: 1 «Ur U»t«r „Li»U0«u»at- <ti» 2«Io: b kl Ur. Lriedol»««» k-SUUebmit ä«r 8om»- 0Q>1 kvisri»U«, Fbsaä» für ä«v fotUvoctso l'UU. Dres-m Journal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. 1874 I»»er»t<>n»„,t,mv »»»Mini,, LstpitU: H. Hf«nckitetter, Oowwix^iuvLr Uv» Oroiul»vr 0ourn»I»; : LuA«, /'ort u. L S»wdorU-I«^tt». Vt«v-l.«1p,t^-p»,,I-I!r„!»o-7r»oktvtt» N : <k l oAkrr, L«rU» Vt«o-S»»ldarU-rr»U-I,«tptt^-»»i»>c. tart «.». .»ÜLcdso: Kuct. L«rNi» V// X/Lr<c?>t, Sr«w»» F Sr«,. li»u: /..LkliNA^i» ttan>uu; Vd-mvit,: />. ^«1^/ k^rt» » i/»,A<-r'«ctic-n Uilol>>„ NSrlit»: /»v - t), S«ni»ov»r: (?. ?»ri»: ZZtt' <««, /.n/ike<!, F ^'o.,' Stoltx»rt: />a«5e «t r'c> , Luria. Vt«»: ^/. U<iansUvbcrr -- b'xgxOOon k1^< !'^<»-<1nl'r toiiruuix, , >-.-»I„..'«-,».. K«>. l. Für de« Meuat Deeemder werden Nachbestellungen auf das „Prerdner Journal" angenommen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden links der Elbe bei der unter zeichneten Expedition, für Dresden rechts der Vibe in der Bach - schen Buchhandlung (Hauptstraße 22). Der Preis für diesen Monat beträgt 15 Ngr. Für die Weihnachtszeit finden Inserate aller Art im „Dresdn. Iourn." eine sehr geeignete Verbreitung Die In- sertionsgebnhren werken rm Inseratcntheilemit 2 Ngr für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Ginge- sandte»" sind die InsertionSgibühren auf 5 Ngr. pro Zeile sestgestellt. Ä «»igl. Expedition des Dresdner Zomnals. Amtlicher Theil. Dresden, 23. November. Sr. Ntajestät der König haben dem bisherigen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Königlich Niederländischen Hofe, Wirklichen Geheimen Nathe und Kammerherrn von Fabrice die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen des demselben von Sr. Majestät dem Könige der 'Niederlande verliehenen Großkreuzes des Königlich Nicdeiländischen Löwenordens allergnädigst zu erthrilen geruht. Dresden, 26. November. Se. Majestät der König haben den Wirklichen Geheimen Rath und Kammer- Herrn von Fabrice zu Allerhöchst Ihrem außerordent lichen Gesandten und bevollmächtigten Minister an den Höfen zu München, Stuttgart und Darmstadt aller gnädigst zu ernennen geruht. Dresden, 27. November. Se. Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Kämmerer und Oberhosmeister von Lüttichau das von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg ihm ver liehene läoMlmrkrruz erster Klaffe des Herzoglich-Sachsen- Erncstinischen Hausordens annehme und trage. W. — . — — NichtamMchl'r Theil. U e b e r sj ch t. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. München. Dessau. Paris. St. Gallen. Madrid. London. Konstantinopel. Bu karest. Buenos-Aires.) Dresdner Nachrichten. ProvinzialNachrichten. (Zwickau. Schneeberg. Froh burg.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Eingesandtes. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 27. November.) Börsennachrichten. Inserate. Telegraphische Witterungsberichte. Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 27. November „Fies co", Trauerspiel in fünf Acten von Schiller. (Neu einstudirt.) Für diese erste Aufführung nach der neuen Ein- studirung des ewig jugendlichen Werkes, das bald eine Wiederholung und Darstellung zu ermäßigten Preisen finden wird, seien nur wenige Andeutungen gegeben. Die beiden weiblichen Partien, die Leonore (Frl. Ulrich) und die Julia Jmperiali (Frl. Haverland), empfchirn sich im neuen Arrangement durch die voll kommene Richtigkeit ihrer Besetzung. In der Leonore ist es zur größeren Hebung dieser, im Ganzen vorzüglichen Repräsentation nothwendig, in den ersten, nur innerlich erregten Scenen die Decla- mation mehr zu mäßigen und nicht so künstlich durch das Ziehen aller Stimmregister zu tragiren. Frl. Haverland hat als stolze Rivalin der Leonore ihre demüthigende Attaque gegen dieselbe feiner zu accen» tuiren. Der junge, mit der Welt unbekannte Dichter schilderte hier eine Brutalität, die auch in den gesell schaftlichen Formen der altitalirnischen Aristokratie nicht zu Hause war; cs ist daher eine Milderung von Seiten der Darstellnngskunft zu fordern. Herr Jafsö gab den Mohren. Diese Leistung war noch großentheils gefchmackswidrig überladen durch ge quälte Nachahmung in Bewegung und Gebühren des ötacentypus. Haltung und Gang Hassan's befanden sich ^eleyraptiNche Nachrichten. Haaa, Freitag, 27. November, Abends. (W. T. B.) Der vor längerer Zeit in der Zweiten Kammer gestellte Antrag der Deputirten van Eck und Bredlus, die Regierung aufzufvrdern, auf die Schlichtung der internationalen Differenzen durch schiedsrichterliche AuSträgt hinzuwirkeu, wurde in der heutigen Sitzung mit 35 gegen 2V Stimmen angenommen. Kerner wurde der Etat für daS Ministerium des Auswärtigen genehmigt. Im Verlauf der Sitzung wurde auch dir vom Journal .Laderland" in Bezug auf die Verhältnisse der Altkatholiken veröffentlichte Note erwähnt. Der Minister des Auswärtigen, van der Does de WilleboiS, erklärte dabei, daß weder er, noch sein Vorgänger diese Note erlassen habe, waS der frühere Minister deS Auswärtigen, van dc Putte, seiner seits ausdrücklich bestätigte. Rom, Freilag, 27. November, Abends. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat 304 Wahlen, welche bis jetzt vom Ausschuß geprüft und in Ord nung befunden worden find, als giltig anerkannt. Ministerpräsident Minghetti hat den Voranschlag über den Staatshaushalt pro 1875 der Kammer bereits vorgelegt. Die vorgestern gewählten, der Rechten angehörigen 6 Schriftführer der Kammer haben infolge des Umstandes, daß die gestern ge wählten, der Linken angehörigen Deputirten Karmi und Gravina die Wahl abUhnten, nunmehr eben falls ihre Stellen niedergelegt. Die Kammer be schloß, am nächsten Montag eine Neuwahl aller Schriftführer vorzunehmen Bukarest Freitag, 27. November, Nach mittags. (W. T. B.) Der Fürst hat heute die Kammern in Person eröffnet. In der Thronrede wird mit besonderer Befriedigung des guten Einvernehmens gedacht, welches schon seit längerer Zeit zwischen der Regierung und der Volks vertretung bestehe; ebenso wird auf die freundlichen Be ziehungen hingewiesen, die Rumänien mit den aus wärtigen Mächten unterhalte und die als eine natür liche Folge der von Rumänien befolgten, aus Achtung des Rechts und der Verträge beruhenden Politik zu be trachten seien. Als Vorlagen werden unter andern an gekündigt ein Gesetz über die Recrutirung, ein Berg bau- und Forstgesetz, ein Unterrichtsgesetz. Die Rede schließt mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß die Kammern die Regierung auf dem von dieser eingeschlagenen Wege deS Fortschritts unterstützen werden. Tagtsgeschichlc. P. Berlin, 27. November. Die erste Lesung der Justizgesetzentwürfe wurde in der heutigen Sitzung des Reichstags zu Ende geführt. Der Entwurf der Ci- vilproceßordnung, welcher allein noch zur Berathung, stand, veranlaßte nur eiue kurze Discussion, an welcher sich die Abgg. l>. v. Buß, Klöppel und vr. v. Schulte bethciligten. Zum Schluß wurde der die Stellung der Justizgesetzcommission behandelnde Antrag Lasker fast einstimmig angenommen, nachdem der Präsident des Reichskanzleramtes die Bereitwilligkeit der verbündeten Regierungen ansgedrückt hatte, dem Anträge zn ent sprechen. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) — Die heutige „D.R.C." schreibt: Es ist feiten des Reichskanzleramtes, resp. des Reichskanzlers, wie wir hören, wiederholt dem Präsidium des Reichstages der Wunsch zu erkennen gegeben worden, daß die Arbei ten des Reichstages so weit gefördert werden mö gen, daß sie möglichst bis zum 22. Dcccmber ihren Abschluß finden könnten, um ein Tagen über das Weih nachtsfest hinaus thunlichst zu yermciden und dem preu ßischen Landtage, der dann mit dem neuen Jahre ein- berufen werden würde, für seine zahlreichen und um fangreichen Arbeiten das Feld der parlamentarischen stets auf einem schwankenden Schiff, und so auch cr- ging's her Auffassung des Schauspielers. Im Verrina des Herrn Porth fand ich mit Ver gnügen einen festen charakteristischen Grundton. Aus dieser Rolle wird ihm etwas Tüchtiges werde«. Herrn Dettmer's Ficsco war eine schwungvolle Leistung, voll Phantasie und Natürlichkeit. O. B. Tas Concert des blinden Orgelvirtuoscn Karl Grothe am 27. d. M. in der Sophienkirche bot un gewöhnlich treffliche, genußreiche Leistungen. Hr. Grothe besitzt eine außerordentliche und in dcr musikalischen Be handlung mit Talent und Vcrständniß durchgebildete Fertigkeit, vollkommen sicher und rein, auch namentlich auf dem Pedal, doppelt bcwunderungswerth bei seiner Blindheit. Aber sein Spiel zeichnet sich durch noch seltnere, dem Charakter des Instruments intim ent sprechende Eigenschaften aus: durch festen rhythmischen Gang rc., durch Maßhalten und Entschiedenheit in allen Modifikationen der Bewegung, der Steigerung, durch höchste, klarste Genauigkeit in der harmonischen Ton fügung, in den Bindungen, im präcisen Zeitmaß der Figuren rc. Und auf der Vollendung hierin beruht die Seele und dcr Stil des Vortrags für die Orgel. Herr Grothe ist nicht nur Orgelvirtuos: er versteht dem ton mächtigen, aber starren Instrument sein cigrnthümliches Leben zu geben, er ist ein Meister desselben und spielt es mit Liebe und Begeisterung. Am schönsten trat seine Beherrschung desselben in Phantasie und Fuge (tZ-mvU) und in der Toccata (P <Iur) von I. S. Bach hervor; außerdem in den tüchtig gearbeiteten Variationen von L. Thiele, in einem Sonatensatz von C. Piutti, in dem sehr ansprechenden Arioso mit Violoncello von G. Mer kel, in der geschmackvollen Begleitung der Gesänge, auch Debatte allein zu überlassen. So wenig man nun aller dings in den Abgeordnetenkreisen die Hoffnung hegt, bis zu dem angegebenen Zeiträume die zahlreichen noch vorliegenden Gesetzentwürfe u. s. w. durchberathen zu können, so hören wir, daß Präsident v. Forckcnbeck ver suchen wird, nach Möglichkeit diesem Wunsche des Reichs kanzlers zu entsprechen, um mit Aufbietung aller Kpaft der Mitglieder des Reichstages zu erledigen, was bis dahin zu erledigen geht. Nicht allein werden fast täg lich Tagessitzungen stattfiuden, sondern man wird auch noch Abendsitzungen so viel als möglich zu Hilfe neh men. Am Donnerstag der nächsten Woche werden die Debatten über den Reichshaushaltsctat pro 1875 ihren An fang nehmen und dann unausgesetzt die Specialdiscussion bis zur Beendigung der zweiten Lesung des Etats fort- aeführt werden. Nur die Mittwoche werden davon eine Ansnahme machen, um an ihnen die Anträge der Mit glieder, Petitionsberichte u. s. w. zur Berathung zu bringen. Ob es auf diese Weise gelingen wird, sämmt- liche Vorlagen zu erledigen, wird abzuwarten sein; unter den Abgeordneten findet man sehr wenig Glauben dafür, selbst unter der Voraussetzung, daß das Bankgesetz in der Commission begraben bleibt, resp. von der Reichsregie rung für diese Session zurückgezogen wird. Atan glaubt vielmehr, daß, wenn die Reichsregierung darauf be stehen bleibt, die gegenwärtige Session mit dem 22. Dccember zu schließen, dann mehrere Vorlagen ihre Erledigung in dieser Session nicht mehr finden würden. Als solche bezeichnet man namentlich das Gesetz über den Rechnungshof, für welches man auch in dieser Session wieder fürchtet, daß es, wie in den frühem, nicht mehr perfect werde, weil die Ansichten der Re gierung und diejenigen der Commission in mehrern her vorragenden Punkten noch immer weit auseinander gehen. — Die Budgetcommission setzte heute die Berathun- gen des Militäretats fort, bei denen es sich größtentheils um Specialitäten der Militärverwaltung handelte und wobei namentlich die württembcrgische Militärverwaltung zu einer ländern Debatte Veranlassung gab. Einige Absetzungen m den Specialetats des württembergischen Armercorps fanden die Zustimmung der Majorität, je doch sind dieselben von keinem allgemeinen Interesse, umsomehr, als die Debatte bei der Berathung im Plenum sich nochmals wiederholen dürfte. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwcsen nnd für Elsaß - Lothringen traten heute im Reichstagsgebäude zusammen. Später sand eineAitzun^ües Ausschusses sür Elsaß-Lothringen statt. — Zu Km gestrigen Diner Sr. Durchlaucht des Fürsten Reichskanzler hatten die Mitglieder des Bundes raths Einladungen erhalten. Es nahmen daran Theil die königl. preußischen Staatsminister v. Kameke und vr. Achenbach, der königlich bayersche Staatsminister v. Fäustle, die königlich sächsischen Staatsminister Abeken und v. Fabrice, der königlich württembcrgische Staats minister v. Mittnacht, der grobherzoglich badensche Staatsminister v. Freydorff, der königlich württembrrgische Gesandte Freiherr v. Spitzemberg, der großherzoglich mecklenburgische Legationsrath v. Bülow, dcr herzoglich braunschweigische wirkt. Geh. Rath v. Liebe, der herzog lich anhaltische Staatsminister v. Larisch, der Bürger meister von Bremen vr. Gildemeister, der hanseatische Ministerresident Dr. Krüger, der kgl. bayersche Ministe- rialrath v. Riedel, der kgl. baycr. Oberst des Gencral- stabes Fries, der kgl. sächsische Major Edler v. d. Pla nitz, der kgl. württembrrgische Oberst v. Faber du Faur, der kgl. württembergischc Obersteuerrath v. Wiuttcrlin, der großherzoglich hessische Ministerialrath vr. Neid hardt, der großherzoglich mecklenburgische Obcrzolldirector Oldenburg. Außer den Herren vom Bundesrath waren geladen: der königl. Polizeipräsident v. Madai, der geh. Oberregierungsrath vr. Michaelis, dcr geh. Negicruiigs- rath Starke und Graf Wendt zu Eulenburg. — Wie die „N. Pr. Z." erfährt, hat heute Vor mittag die erste Abtheilung des Reichstages nach mehr stündiger erregter Debatte beschlossen, die Wahl des Abg. Grafen v. Moltke für giltig zu erkläre«. Ein hinsichtlich dcr Registrirung. Hr. Kammcrmusikus Böck mann erfreute in seiner Mitwirkung durch treffliche Cantilenausführung und Toncntwickelung. In der be kannten, Stradclla zugeschriebenen Kirchcnarir überraschte Hr. A. v. Kieler durch seine klangvolle, wohldurchge bildete Tenorstimmc und durch einen, mit feinem musi kalischen Vcrständniß bchandclten ausdrucksvollen Vor trag. Eine« hochwillkommenen wahrhaften Genuß bot die k. Kammersängerin Frau Bürde-Ney durch ihre Un terstützung des Concerts. Dio Schönheit und edle Kraft ihrer Stimme, die Wärme, einfache Größe und Noblesse ihres Vortrags wirkten in dcr Kirchenaric von Alsleben und namentlich im „Ave Maria" Gounod's mit jener unmittelbaren, wohlthuenden und noch ungeschwächten Macht, welche früher von der Bühne herab die Hörer erfaßte und entzückte. C. Banck. Dresden. Am 24. November d. I. bat durch den akademischen Rath der hiesigen königl. Akademie der bildenden Künste die Zuerkennung des am 15. d. 'M. zur Erledigung gelangten Stipendiums der Munckclt'schen Stiftung nach Maßgabe dcr Stif- tungsbcstimmungen an einen der als Bewerber aus getretenen Maler, Herrn Franz Siebert aus Roßwein, stattgefunden. Im Kunstverein. (Schlup auS Nr. S75.) Es ist noch unter den gegenwärtigen Ausstellungs objekten eines plastischen Modrlls vom Bildhauer Henze in Dresden zu gedenken. Dasselbe stellt einen Ent wurf zu eineni Siegrsdenkmal für Dresden dar. Antrag auf Beanstandung der Wahl wurde mit 23 gegen 11 Stimmen abgelehnt, die Giltigkeitserklärung sprach die Abtheilnng mit 20 gegen 14 Stimmen aus. — Wie verlautet, wird Se. k. Hoheit der Großfürst - Thron folger von Rußland auf seiner Rückreise von Paris nach St. Petersburg am Sountag den 20. d. Abends durch Berlin passiren. — Der deutsche Gesandte in Brüssel, Graf Perponcher, hat einen mehrwöchigen Urlaub angetreten, während dessen Lcgationssecrctär Stumm die Geschäfte der Gesandtschaft führt. München, 27. November. Ein Telegramm des „N. C." meldet nachstehende Verurtheilungcn inPrcß angelegenheiten: Der Verleger dcr „Ncncn freien Volks zeitung", Marchner, wurde vom Schwnrgenchte zu einer lOmonatigen Gefängnißstrase, der Re-acteur des gleichen Blattes, Klessinger, zu ljähriger Gcfängnißstrafc nnd 75 Tagen Haft, und Mayerhofer, ebenfalls eine Zeit lang Redacteur der „'N. fr. Volksztg.", zu 4 Monateu Gefängniß verurtheilt. Der Drucker des Blattes, Buch- druckercibesitzer Hilf, wurde freigesprocheu. Die Anklage war wegen Beleidigungen, bez. wegen fahrlässiger Be leidigungen, verübt durch die Presse, gestellt. Dessau, 25. November. Nach der „Cöth. Z." wird demnächst die herzogliche Regierung, Abtheilung für die Finanzen, als Oberbchörde zu bestehen auf hören, um als „herzogliche Finanzdircctivn" eine Unter- abtheilung des Staatsministeriums zu bilde«. Paris, 26. 'November. Ma« fragt sich mit steigender Ungeduld, welche Haltung die Regierung bei dem Wiederzusammentrcten der 'Nationalversammlung einnehmen wird. In dem gestrigen Ministcrrathc, der ungewöhnlich lange dauerte, soll über diese Frage verbandelt worden sein und, wie „la Presse" erfährt, der Herzog Decazc de« von ihm ausgearbeitetcn Ent wurf einer Botschaft vorgelesen haben. Die „France", welche sich auf ihre Informationen viel zu Gitte tbut, seit Emil be Girardi« die Leitung derselben übernommen hat, will sogar im Einzelnen von dein Verlauf des Con seils unterrichtet sein, doch verzichten wir auf die Wieder gabe dieser Details, bis zuverlässigere 'Nachrichten über die Entscheidungen der Regierung vorliegen. — Die Fractionsversammlnngen nehme« ihren Fort gang. In der Versammlung der Littte«, welche gestern unter I. Simon's Vorsitz gehalten wuroc, waren nur etwa 5o Mitglieder erschienen. Mail erkannte die Noth wendigkeit aiy die Regierung über ihr Verfahren wäh rend der Ferien zu intcrpelliren, verschob aber alles Ande« bis zn «rner Vsrs*mmt»mg, di» «ächffn» Svnn» tag, am Vorabend der Session, ftattfindcu soll. Die gemäßigte Rechte hat gestern gar keine Zusammenkunft gehalten; man wollte erst abwarten, was die Linke thu« werde. Dagegen hat der Herzog v. Audifsret-Pasquicr auf morgen das rechte Centrum berufen. Dcr „Moni teur" glaubt zu wissen, daß der Herzog auf de« Vorsitz in den Parteibcrathullgen für die Zukunft verzichten will; in den politischen Kreisen versichert man andererseits, daß d'Audiffret-Pasquier aufs Irene all' seinen Einfluß aufbictet, um eine Versöhnung zwischen den Orlcanisten und der Fraction Casimir P^rier's, seines Schwagers, herbeizuführen. Er gehört bekanntlich zn denjenigen Orlcanisten, welche aufrichtige« Haß gegen das Kaiser reich cmpfindcn und denen es nicht glcichgiltig sein kann, ob de Broglie und de Fourtou fortfahren, mit dem bis herigen Erfolge den Bonapartisten in die Hände zu ar beiten. Ohne Zweifel rechnet d'Audiffrct-Pasqnicr in diesem Augenblicke anch darum ganz besonders auf das Gelingen cines Einverständnisses mit dem linke« Ccntrum, weil dessen Mitglieder nach dcr allgcmemcn Ansicht durch den Ausfall dcr Gcmeindcwahlcu verletzt und allen Auf- lösungsplänen entfremdet worden sein sollen. — Das Gesammtrcsultat dcr Gemcindcwablcn ist noch nicht festzustcllcn und wird möglicherweise niemals sestgestellt werden. Annähernd wird berechnet, daß etwa drei Fünftes derselben republikanisch und zwei Fünftel anti- republikanisch ausgefallen seien. Das Bcmerkenswerthcste, was wir zu diesem Capitcl heute zu mvähncu haben, ist dcr Rücktritt cincr großen Zahl von Bürgcr- Daß unsere Residenz im Hinblick auf die ruhmreiche sächsische Armee, auf ihr siegreiches Mitwirken im Kriege und aus ihre Heldenführcr alle Veranlassung hat, sich an der in Deutschland vielfach gepflegten monumentalen Verherrlichung jener großen Zeit zn bcthciligcn, bedarf weder ernster Erläuterung, noch schöner Phrasen. Doch scheint uns auch für eine audcre llrbcrzcuguug jede Beweisführung überflüssig. Für die nämlich: daß es uns von Mit- und Nachwelt als heilige Pflicht auf- crlegt werden muß, bei einem so änßcrsl kostspieligen Unternehmen (sür welches die Opfer nur schwer zu- sammenzubringcn siud) mit sittlicher uud ästhetischer Gewissenhaftigkeit darauf zu halten, daß wir nicht ge- legenheitlich das erste beste, sondern wohl vorbereitet das möglichst beste Denkmal er! alten. Diese unbestreit baren Forderungen werden noch gestrigen durch die hohe Stellung, welche Dresden in dcr Kunstwclt uud zwar besonders in Bezug auf Bildhauerei cinuimmt. Dieser gute Ruf verdient, dem übrigen Deutschland, ja ganz Europa gegenüber, eifersüchtige Wahrung. Daß hiermit nicht betont werden soll, dcr Künstler für ein derartiges Denkmal müsse in Dresden leben oder gar ein geborncr Sachse sein, versteht sich von selbst. Sehr angenehm, wenn cs möglich; im Allge meinen aber ist in der Knnst der patriotische Particu- larismus das Streckbett sür die Musen, um nicht mehr zu sagen. Dem arglosen Philister darf man die ge- vatterichaftliche Freude verzeihen, mit welcher ec gern „Unser Herr So und So" sagt. Die kleine Gemeinde der Einsichtsvollen aber, die in dcr Kunst stets zu deren Besten die Herrschaft führen nnd wissen sollte, wie sich nicht immer das Nützliche mit dem Schönen vereinigen läßt, muß es klar fühlen, daß unter tnr Künstlcrjchaft jeder bedeutende Herr „So und So" dcr „uusrigc" ist, sobald wir ihn für unsere Zwrckc productiv beschäftigen;
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