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Dresdner Journal : 24.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187411246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-24
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 24.11.1874
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W272 ^LUrUeU:. - Lvivtl« tritt?o«t-m»<1 ^jLLrUot»! 1 Httr. Id Uirnri. ^»u-slos^nmwsrv! 1 dtssr. I,»«r»to»z»r«l»«r t-'ür Ueo lt»uw via«r ^»sp^wuuii ?etit»silo: 7 K^r. klotur «liv Xsit»- d Lriedslnva, t'Lislivd luit Xusa»t»u« ävr Sono- vvä koisrt»xv. -rv«iit1« Mr <tsv tul^suctsv x»«;. Dienstag, den 24. November DresdnerÄonrna!. Verantwortlicher Redacteur: CommissionSrath I. G. Hartmann in Dresden. 1874 Io»er»tpo»ani»tim« »usvlrtir F>. Lr«n<istett«r, 6olluiu«iooLr <1« Dr«»<Ill«r ^ourmU»; ' ebevllss.: Fore u L F>«^«r, Lsi»l>urx-»«rU». Vlso-l^ipii?-»—sl-Lr««l»Q.rr»Llrtort» H.: //aasrn«te»>» <k IvA/rr, Lerlt» ViSll-llsmdor^-krs^-l^ipst^-rrsL^ kort ». It.-Itüncdsa: F/os«e, LsrU»: /»« aiick«»>c/a»^,//.4/Lrrc^t, Lr«io«o: F.' Lcktotte, Lr«« Isa: /. ; cdvmaitr: /->. I oio/, k^Lü'- kurt, L.: /. !i<> ii. <?. , ni,<»>,t'st:kv Uuc>k:>., /-<iot-< >t c'o.,» Varlit^: /»v-FI, Usnvvvsr: <7. §c/»ü««?rr , ?^r>s: V <k- k'o.,- Stuttgart: k o., i^iirkik. ^tn»<oic^i-7,',7rro«. tVica: ^1i. N <>rit usxekoi-r Ilüni^!. lcx,)< I itioii Ui» I>ros,Iii«r lomnirts, jil'OKU-' l, ),l:!IXIir^ti,8U^I^,' >io. l. Amtlicher Theil. Dresden, 23. November. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute Bormittag 8 Uhr 55 Minuten nach Altenburg gereist. Dresden, 21. November. Auf allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Seiner K. K. Hoheit des Erzherzogs Carl Ferdinand von Oesterreich, am Königlichen Hofe eine Trauer auf eine Woche, vom 23. bis mit 29. dieses Monats angelegt. MifmtttlMkl- Theil. Uebersickt. . Telegraphische Nachrichten. Tageögeschichte. (Dresden. Berlin. Münster. München. Karlsruhe. Weimar. Wien. Paris. Brüssel. Nom. Madrid. London. Christiania. Bukarest. Konstanti nopel. Rio-de-Janeiro.) Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Zwickau. Freiberg. Schwarzenberg. Bautzen. Löbau. Buchholz.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. EingesandteS. Aeunleton. Inserate. TageSkalender. Telegraphische WitteruvgSherichte. Börsennachrichten. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 21. November.) Inserate. Tkltyr.lvMchr Nachrichten. Berlin, Montag, 23. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Aus Antrag deS Abg. I>». v. Lchauß beschloß die Baukgesetzcomnnsfion de- ReichStagS, bei der Reichsregierung anzufraaen, ob und wie weit dieselbe geneigt sei, auf die Er richtung einer Reich-bank einzugehen, und von der Entscheidung hierüber die Weiterberathung deS Bankgesetzentwurfs in der Commission abhängig zu machen. Die RegierungScommissare schwiegen in der Commission. Paris, Montag, 23. November, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Ergebniß der gestri gen Munieipalwahlen ist bisher nur aus einer Anzahl von Städten bekannt. Lyon, Havre, An gers, Toulouse, Grenoble, Lille, Nantes, St. Etienne, Cherbourg, Boulogne, Brest, ArleS, LimogeS, Alby, Auch, AlaiS, Figeac, Cambrai, ValencienneS, P^rigueur, Maeon und Digne ha ben Republikaner gewählt. In Marseille siegten die Radicalen mit großer Majorität über die ge- mäßigten Republikaner. In Montpellier ist der Sieg der Republikaner zweifellos. Belgrad, Sonntag, 22. November, Nach mittags. (W. T. B.) Die Skuvtschina ist heutt vom Fürsten Milan mit einer Tyronrede eröffnet worden. In der Thronrede wird des ehrenden Empfanges gedacht, welcher dem Fürsten Milan in Konstantinopel zu Theil geworden sei, sowie seines Besuches bei dem ihm befreundeten Fürsten Karl von Rumänien und der Zusammenkünfte mit den Herrschern und Staatsmän nern der europäischen Großmächte, welche für Serbien nicht ohne Bottheil sein würden. Der Fürst verheißt ferner viele Vorlagen, welche der Skuptschina zur Be ¬ ratung zugehen würden, und stellt es derselben schließ lich anheim, in Erwägung zu ziehen, ob es nicht gut und nützlich für das Land wäre, die bestehende Berfas sung in liberalem Sinne umzugestalten. Tagestzt schichte. Dre-den, 23. November. In Begleitung Ihrer königlichen Majestäten, Allerhöchstwelchr heute Vormittag kurz vor 9 Uhr mit Extrazug über Chemnitz nach Altenburg gereist sind, befinden sich die Frau Ober hofmeisterin v. Globig, die Hofdame Gräfin Waldburg, der Generaladjutant Generallieutenant Krug v. Nidda und der Oberhofineister v. Lüttichau. — Der kaiserl. russische Gesandte Herr Geh. Rath v.Kotzebue, Welcker für mehrere Monate in Urlaub von hier abwesend sein wird, wurde gestern Mittag im hiesigen k. Palais von Ihren königlichen Majestäten empfangen. Dresden, 23. November. Le. Ercellenz der Herr Ltaatsminister Frhr. v. Friesen ist von Berlin zurück- gekehrt. Dresden, 23. November. Vom Reichs-Gesetz blatt ist das 26. Stück vom Jahre 1874 hier eingc- troffen. Dasselbe enthält: Nr. 1022) Gesetz vom 15. November d. I., die Einführung der Rcichsmünzgcsctze in Elsaß-Lothringen betreffend; Nr. 1023) Gesetz vom 15. November d. I., die Abgabe von der Branntwcin- bereitung in den hohcnzollernschen Landen betreffend; Nr. 1024) Gesetz vom 16. November d. I., die Besteue rung des Branntweins in Gebictstheilen, welche in die Zollgrenze eingeschlossen werden, betreffend. N. Berlin, 21. November. Den Reichstag be schäftigte in seiner heutigen Sitzung zunächst eine Inter pellation des elsässischen Abgeordneten Winterer, die Behandlung der Optanten betreffend, die vom Director im Rcichskanzleramt Herzog in einer den Abg. vr. Windthorst nicht befriedigenden Weise beantwortet wurde. Hiernächst veranlaßte eine längere Discussion der Antrag der Abgg. Liebknecht und Hasselmann, wegen Beurlaubung der inhaftirten Reichstagsabgeordneten Bebel, Hasenclever und Most für die Dauer des Reichs tages. Die Discussion erstreckte sich im Ganzen weniger auf die Annehmbarkeit des Antrags, die von allen Rednern mit Ausnahme der Antragsteller verneint wurde, als auf verschiedene mit in die Debatte gezogene Dinge, z. B. die Art und Weise der Behandlung poli tischer Verbrecher in den Gefängnissen und den Grund der heutzutage unverhältnißmäßig zunehmenden Verhaf tungen. Ueber die letzte Frage nahm der Reichskanzler Fürst Bismarck zwei Mal das Wort. Nachdem sodann noch verschiedene kleinere Gegenstände ihre Erledigung gefunden hatten, wurde die erste Lesung des Gesetzent wurfs, betreffend die Steuerfreiheit des Reichseinkom- mcns, erledigt und dabei beschlossen, die zweite Lesung im Plenum vorzunehmen. Die überwiegende Anzahl der Redner neigte sich der Ansicht zu, daß die absolute Steuerfreiheit des Reichscinkommens nicht zu statuiren sei, vielmehr das Einkommen von Grundstücken, die vermiethct oder Beamten als Dienstwohnungen über lassen würden, billigerweise von den Gemeinden zur Besteuerung herangezogcn werden könnten. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) — Der im Rcichs- haushaltetat in Aussicht gestellte Gesetzentwurf, die Er richtung einer deutschen Scewarte betreffend, ist dcm Reichstage nunmehr zugcgangen. Aufgabe dieser An stalt soll sein, die Kenntniß der Naturverhältnisse des Meeres, soweit diese für die Schifffahrt von Interesse sind, sowie die Kenntniß der Witterungserscheinungen an den deutschen Küsten zu fördern und zur Sicherung und Erleichterung des Schisffahrtsverkehrs zu vcrwerthen. Der Etat wirft für die Secwarte, deren Sitz in Ham burg sein soll, die Summe von 74,800 Mark aus. — Der mecklenburgische Abg. IN. Prosch hat einen Gesetz entwurf kingebracht, nach welchem das Alter der Groß jährigkeit im ganzen Umfange des Reiches mit dem vollendeten 21. Lebensjahre beginnen soll. Als Motiv ist angegeben, daß die leiden Mecklenburg und Lippe deni Beispiel sämmtlicher übriger Landesgesctzgebungen Deutschlands, welche im Sinne des Antrags schon längst die Frage erledigt haben, nicht gefolgt sind, vielmehr noch an dem 25. Jahre als Beginn der Großjährigkeit festhalten. — Aus dem heute ausgegebenen — nicht officiellen — Fractionsverzeichnisse des Reichs tags geht hervor, daß von den 397 Abgeordneten an- arhören: der nationallibcralen Fraction 150, der Fort schrittspartei 38, dem Centrum 92, der deutschen Reichs partei 33, der conservativen Fraction 21, der polnischen Fraction 14; 45 Mitglieder gehören keiner Fraction an, 4 Mandate sind erledigt. Bon den 23 sächsischen Abge ordneten gehören 7 (l)>-. Brockhaus, vr. Frühauf, IN. Georgi, Koch, Krause, IN. Pfeiffer, Nr. Stepbani) der nativnalliberalen Fraction, 3 (Eysoldt, Or. Minckwitz, Oehmichen) der Fortschrittspattei, 6 (Ackermann, Gün ther, v. Könncritz, v. Nostitz-Wallwitz, Richter, IN. Schwarze) der deutschen Reichspartci, die übrigen 7 (Bebel, Geib, Or. Heine, Liebknecht, Most, Motteler, Bahlteich) keiner Fraction an. * Berlin, 22. November. Am nächsten Donnerstag, 26. d.M., gedenkt nach dem „R.-A." Se. Majestät der Kaiser sich nach der Göhrde (zwischen Hitzacker und Lüneburg) zu begeben, um am 27. und 28. die dies jährigen Hofjagden daselbst abzuhalten. Wie die „Eö- thener Ztg." mittheilt, hat Se. Majestät eine Einladung des Herzogs von Anhalt zur Jagd am 12. Decembcr angenommen. — Im auswärtigen Amte hat heute 'Nach mittag unter Vorsitz des Ministerpräsidenten Fürsten Bismarck eine mehrstündige Sitzung des preußischen Staatsministeriums stattgefunden. — In der vor gestern unter Vorsitz des Staatsministers Ur. Delbrück abgehaltcnen Sitzung des Bundesraths wurden dem amtlichen Berichte zufolge zunächst Schreiben des Präsi denten des Reichstags vorgelegt, betreffend die Beschlüsse des Reichstags über: n. den Gesetzentwurf wegen Be steuerung des Branntweins in Gcbietstheilen, welche in die Zollgrenze eingeschlossen werden; t>. den Gesetzent wurf wegen der Abgabe von der Branntweinbereitung in den hvhcnzollcrschen Landen; o. die kaiserliche Verord nung, betreffend die Geschäftssprache der Gerichte rc. in Elsaß-Lothringen. Sodann wurde Beschluß gefaßt über die geschäftliche Behandlung n. eines Antrags des Prä sidiums, betreffend die Außercourssetzung verschiedener Münzen preußischen, kurhcssischen rc. Gepräges und das Verbot des Umlaufs von Münzen dänischen Gepräges, b. der Vorlage, betreffend den Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung des 8 4 des Gesetzes über das Post- wesen; o. eines Antrags des Neichskanzleramts, betreffend die Bewilligung von Pensionen an zwei aus dem Reichs- dicnste geschiedene Beamte; 6. eines Antrags des Reichs kanzleramts, betreffend eine Meinungsverschiedenheit über die Verrechnung eines Rübenzuckcrsteuerrückstandes. Fer ner wurde vorgelegt die Specialnachweisung über die Verwendung der für die Eisenbahnen in Elsaß-Loth ringen rc. bewilligten außerordentlichen Geldmittel. So dann wurde Beschluß gefaßt über den vom Reichstage in veränderter Fassung angenommenen Entwurf eines Gesetzes über Markenschutz. Ausschußbrrichtc wurden erstattet über s. die zollfreie Ablassung verdorbener Ro sinen, 5. den Gesetzentwurf wegen Einführung des Quartierleistungsgesetzes in Württemberg, v. die bis Ende 1874 zur Verrechnung kommenden Ausgaben für das Retablissement des Heeres, 6. die Berechnung der Matri- cularbciträge für 1875, die Wahl weiterer Bankhäuser zur Vermittelung der Geldgeschäfte des Rcichsinvaliden- svnds. Hierauf wurden Commissare für-die Berathungen im Reichstage gewählt. Endlich wurden mehrere Ein gaben vorgelegt. In der sich anschließenden Sitzung für- elsaß-lothringische Angelegenheiten wurde über den Ge setzentwurf wegen Feststellung des Landesbaushaltsetats für 1875 Bericht erstattet. — Wie der „Schl. Ztg." be richtet wird, hat der Vorschlag, welchen die schweizerische Eidgenossenschaft den europäischen Regierungen behufs Einberufung einer internationalen Confe rcnz aller europäischen Eisenbahnverwaltungen unterbreitet hat, allseitig die zuvorkommendste Aufnahme gefunden und scheint der Zusammentritt der Confcrenz durchaus gesichert. In dem schweizerischen Vorschläge werden hauptsächlich vier Punkte zur Discussion vorgeschlagen. Es soll vereinbart werden: 1) die Haftpflicht der Eisen bahnen bei Güterbeförderungen, 2) die Feststellung even tueller Beschädigungen der Frachtstücke, 3) die allgemeine Regel, daß die ablieferndc Gesellschaft dem Adressaten gegenüber verantwortlich bleibt, ohne daß demselben das Recht des Regresses an die vorhergehende Gesellschaft beschränkt wird, 4) Errichtung eines competenten Tri bunals im Falle von Streitigkeiten zwischen den In teressenten. Für das letztere dürfte ein internationales Bureau am passendsten sein, wie wir es für das Tele- graphenwcsen in der internationalen Telegraphenvereini gung und für das Postwcsen in dem nunmehr begrün deten internationalen Postvcrein besitzen. In dem Reichs- risenbahnamtc beschäftigt man sich angelegentlich mit den eidgenössischen Vorschlägen und soll dieselben für den internationalen Verkehr für sehr wünschenswetth erachten. Münster, 19. November. (K. Vlks.-Ztg.) Heute Morgen '^9 Uhr sollte in der Wohnung des General- vicars Nr. Giese die Pfändung von etwa20Möbel- stücken vollzogen werden, doch fand sich 'Niemand, welcher zu dcm Acte Hilfe leisten wollte. Wiederholt wurden Dienst- ldute requirirt, sie waren aber durch andere Geschäfte in Anspruch genommen. Vian dachte schon, daß die Wcg- schafsung der Gegenstände verschoben sei. Da stellten sich gegen 2 Uhr Nachmittags vier Soldaten vom 53. Infanterieregiment ein, und diese brachten dann unter Assistenz der Polizei Tische, Stühle, Sopha u. s. w. zum Pfandlocale. München, 21. November. Dem „Nürnb. Corr." und der „AUg Ztg." wird übereinstimmend geschrieben: Bekanntlich wurde von der kgl. Staatsregicrung eine Abänderung des Landrathsgesetzes vom 28. Mai 1852 im Sinne der Selbstverwaltung angestrcbt und man hatte sich deshalb der Hoffnung hingegeben, daß bei Gelegenheit der neuesten Landrathsversammlungen diese Angelegenheit zur begutachtlichcn Vorlage gebracht würde. Man ist jedoch von Seite der Regierung in Erwägung, daß unter den jetzigen Parteiverhältnisscu durch die Abordnung von Vertretern zu den Laudraths- vcrsammlungcn aus deu unmittelbaren Städten, Univer sitäten rc. im Wege der Wahl anstatt der bisherigen Personalvertretung nur eine Stärkung der clericalen Partei erzielt werden könnte, vorläufig wieder davon ab- gegangcn. Unter diesen Umständen wird diese Reor ganisation noch einige Jahre ausgesetzt bleiben; maß gebend für den Beschluß war vor Allem auch die Rück sicht, daß die gegenwärtig in der Durchführung begriffe nen Schulreformen leicht im Falle einer Verstärkung des clericalen Elements innerhalb der Landräthe illu sorisch gemacht werden könnten. Karlsruhe, 21. November. Tie „Karlsr. Ztg." bestätigt die Nachricht, daß auch die zweite vom Frei burger Domcapitel für die Erzbischofswahl vorge- legte Candidatenliste von der Regierung abgelehnt wor den ist. Die „Karlsr. Ztg." bemerkt weiter, daß der Bischof Hcfele von Rottcnburg, da derselbe erklärt hatte, er werde die Wahl auf keinen Fall annehmen, dadurch aus der Präsentationslistc ausgeschieden sei, und daß daher die Regierung keinen Anlaß gehabt habe, sich über ihn zu äußern. Den Borwurf, daß die Regierung der Curie nicht cntgegengekommen sei, weist die „Karlsr. Ztg." zurück, indem sie erklärt, die Regierung habe mit sämmtlichcn Caildidaten verhandelt, dieselben hätten sich aber alle geweigert, den Eid auf Befolgung der Staats- gesctze zu leisten. Darauf seien sic von der Staatsre gicrung abgelchnt worden, da dieselbe keinen Erzbischof zulassen könne, der den Gehorsam gegen die Staatsge- sctze verweigere. — Die „Köln. Blksztg." erfährt, daß die Negierung von dem Domcapitel die Vorlage einer dritten Candidatenliste für die Wahl eines Erzbischofs verlange, und bemerkt dazu Folgendes: Bei dem letzten Landtag wollte die liberale Kammermehrhcit im Budget Feuilleton. Redigitt von Otto Bauet. K. Hoftheater — Neustadt — am 21. November: „Aschenbrödel", Schauspiel in 4 Acten, von Bene dix. (Fräul. Zipser vom Leipziger Stadttheater als Gast.) Es zeigt die Aufführung dieses Stückes eine wohl- gelungene Leistung unserer Bühne im gewöhnlichen, trivial-komischen Lustspielgenre.. Für die Hauptrollen: Ursula, Vrltenius, Graf Eichenow, Stichling, Gertrud sind die wesentlich mitwirkenden Kräfte Frl. Allram, die Herren Jaffe, Hanstein und Koberstein und Frl. Berg gar wohl am Platze und kommen sich in einem trefflichen Ensemble wirksam entgegen. Während die meisten Bühnenkünstler von der Gunst der Jugend getragen werden und unter der Mißgunst der svätern Jahre abwärts gehen, bleibt andern bei der Flexibilität, in ältere Rollenfächer mit einer vom Reize der Neuheit erfrischten Eigenkrast überzutreten, eine lange Dauerhaftigkeit bewahrt. Einige haben ein noch besseres Loos: sie steigen: sich mit dem Verlaufe der Jahre, da diese ihnen erst die Lösung von Aufgaben gestatten, für welche ihre Fähigkeiten eigentlich angelegt waren, aber ohne die Summe der Lebenserfahrungen nicht das Rechte mit Ruhr und Umsicht zu wirken vermochten. Zu ihnen gehört Frl. Allram, bei der sich erst ein spätes Aus- tragcn ihrer schauspielerischen Individualität vollzogen hat. Die genannte, überaus fleißige Künstlerin hatte niemals eine so ergiebige Epoche, wie es ihre jetzige ist. Mehr auf ein derbes, als auf rin feines Pointiren und auf ein etwas einseitiges, schablonrnartiges Nach- ahmrn der Lächerlichkeiten und Vorutthrile des Lebens angelegt, aber mit einer scharf ironischen Auffassung für das Charakteristische wie für die komischen Effecte begabt, neigte sich diese Schauspielerin ehedem gern der Caricatur zu und verwechselte häufig die innerliche künstlerische Wirkung mit einer äußerlich theatralischen. Es beweist ein intelligentes Urtheil und ein ernstes Fottstudircn, daß wir jetzt von Frl. Allram innerhalb der Grenzen ihres elastischen Talentes vorwaltend maß volle, sorgfältig schattirte Darstellungen dargcbvten sehen, durchaus bühnenbrauchbare Copien der Wirklichkeit, welche die Uebertreibung meiden, ohne darüber die Frische zu verlieren. Dabei ist ihre sichere Gewandtheit, ihre in allen Nuancen klare Verständlichkeit der Rede wetthvoll für das Ensemble und die Verdeutlichung der Scene. Zu solchen erfreulichen Wahrnehmungen bictet nicht nur die drastische Darstellung ihrer Jnstitutsmutter Ursula, sondern noch manche andre Rolle der letzten Zeit Ge legenheit genug. Herr Jaffe findet in den älteren Rollen aus dem modernen Lebcn, sowohl bei aristokratischen, wie klein- bürgerlichen Persönlichkeiten seine dankbarste Aufgabe; hier kann er seinen Fleiß, sein Vrrständniß der Eigen artigkeit und seine schon in früher Jugend streng ge schulte Technik als ein solides Künstlercapital nach allen Seiten hin detaillirt verwctthen. Er that es in seinem Beltenius mit jenem steifen Philisterhumor, den- die Rolle fordert und den der gute Künstlettact erst recht ausgiebig macht. Hr. Hanstein hat durch seine angenehme, natür liche, durchaus abgerundete Darstellung der Partie des Grafen Albrecht das schärfste Urtheil sowohl für, als gegen sich selbst gefällt. In jenem Sinne, indem er bewies, was er Tüchtiges leisten und dem Theater sein kann; in diesem, sofern er bekundete, daß seine oft so grell hervottretenden Fehler auf Mangel an ernstlichem Studium, auf Ucberfluß an lässigen Angewöhnungen beruhen, und mit seinem Talent nichts zu thun haben. Er zeigte den Wohlklang einer leichtflüssigen, verständi gen, ja oft von innerlich trefflichem Impuls gesproche nen Rede, vor Allem aber jene Einfachheit des Spiels, jene männlich frische, vornehm unbefangene Haltung, jene kräftige Anmuth der Bewegungen und des Ganges, nelche als seltene Eigenschaften — hier mehr ange boren als anerzogen — nur wenigen Künstlern zu Gebote stehen. Dabei gebietet Hr. Hanstein über einen ge wissen jugendlich poetischen Schwung, den der ebenfalls höchst seltene Bottheil unterstützt, daß bei ihm in phanta stischer oder leidenschaftlicher Deklamation die Erregung vcs Innern sehr gefällig in den Toncharaktcr der Rede übergeht und diesen stimmungsvoll färbt. In mancher kleinen Rolle, in mancher Episode größerer Aufgaben, vor Allem in Shakespeare's „König Heinrich" hat er von diesen Vorzügen unbestreitbare Proben abgelegt. Dazu kommt rin sonores, überaus dehnbares Organ, dessen Kraft und Umfang für alle Aufgaben genügend sind. WaS könnte der Künstler bei diesen schönen Mit teln Vorzügliches wirken, wenn er die Verschwendung und Vernachlässigung derselben mit sinnvoller Oekonomie, das Sichgehenlassrn mit Studium, den häufigen Jndif- ferentismus gegen den geistigen Inhalt der Rollen mit intelligentem Auffasscn, die Gleichgiltigkeit gegen die richtige Betonung mit der Beherzigung des seelischen Accents, der Rcdetechnik, der zweckmäßigen Art zu athmeu und den Grundton zn halten endlich vertauschen und das singende Hinauf- und Hinabziehen seiner an genehmen Stimme vermeiden wollte! Frl. Zipser gab in der ungemein dankbaren Pattie der Elfriede ihre dritte Gastrolle und wurde dabei vom gutbesetztrn Hause sehr freundlich ausgenommen. Sie bewährte die schon zuerst günstig hervorgehobenen Natnr- mittel und Eigenschaften einer anmuthigcn liebenswürdigen Persönlichkeit und einer gewandten Anwendung leben diger Mimik und gefälliger wohlaccentuirter Sprache, die durch einen klaren Hellen Redeton dem Ohre ange nehm und dcm Verständniß dienstbar ist. Dir gesunde fröhliche Munterkeit ihres 'Naturells wird auf jede pas sende Rolle eine erfrischende Wirkung ausübcn und zu den gefühlvolleren von Frl. Zipser warm und innig gesprochenen Rollen einen rhetorischen Eontrast bilden. Dieser vortheilhaste Eindruck bewährte sich auch in jener Scala von Gcmüthsstimmungen, welche Elfriede zu durchleben hat und die mit Ausnahme einiger Betonungen und Gesten (bei dem redenden Buchenbaum, dem Auf- sctzen des Kranzes, dcm Hinreichen desselben an den Gelicbten)tpsychologisch befriedigend und mit mädchenhaf ter Anmuth ausgefühtt wurden. In der Nolle von Lessing's Franziska wird die Künstlerin in ein ernsteres Gebiet aus dcm jetzt so mode gewordenen der Backfische hinübcrtrcten. Die letzteren wirken nicht so maßgebend, als man gegenwärtig glaubt, denn Backfische, welche niemals in Dichtung rind in Wirklichkeit die Handlung dircct bestimmen können und naturgemäß als menschlicher Zuwachs kindlich ungezogen oder hoffnungsvoll nebcnherlaufen, sind auf der Bühne lange nicht so wichtig, als im Fischteich oder im täglichen Lebcn, wo sic die Schaar der genießbaren Fische und das höchst nothwendigc Contingent der Jungfrauen, d. h. der zukünftigen Mütter der Menschheit, zu rccrutiren haben. Otto Banck. Residenztheater. Am 22. November gab diese regsame Bühne zum ersten Male Roderich Bcncdix's Lustspiel „Doctor Wespe" und wiederholte zum Schluß Schillers „Glockc" mit den schon bei der ersten Auf führung an dieser Stelle nach Verdienst anerkannten
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