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Dresdner Journal : 31.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187410313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-10
- Tag 1874-10-31
-
Monat
1874-10
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 31.10.1874
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1874 Sonnabend, den 3t. Octoder SKI. Xd«ooeme»t»pr»>»r I» clsuttellso 4Lt>rlieU:. - - - « ^tr. tritt ?o«1- uvä ^jUu-liot»! 1 ^dlr. lb kixr. gtvwpel-usotll»^ bimu. ^inislovUnruinvrvr l K^r. 1»«rr»t«»nprvl8e r ^>1r llev iiLuiit sinvr kvtitreii»: 8 ^«sr Vvt«>r ,,^in^«s».ntit" ^io /eile: b K^r. kmekelvenr Tksslieb mit ^iwmttliuv äer 8ooo- aoä ?«i«rt»xs, .^keull« für 6«o tal^enäso 1's^r DreMklZmnml. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. !»»>< p»t«-n»i,u»I>mv »o,^Lrt«r n. 4lru»ci«trtter, OomwiMiollltr <1v» 1>rv»6u«r ^ourvibl»; «-I^nlitt« : L'«Ar„ /-'or' u. L /'rr^er, S<uodarx-S«r«». Vt.».1^Ip,i^.L.n«l-»r«»l.u-kr»Lk5i»rr » ».: «t Sorlli» Vi,ll-S»mdiir^.rr»^.l.«jp,t^-rr»2k kurt » ». -Hiuicd«»t 4tu<1. A/o»«c, L«rlw F /»ra/icie bicitin/ , //. ^/Lrre/»t, »r«w«o: F ,Flotte, »r«, l-»»: küronn; vkomait»: ?>. Fc«Ac, kr»L>-- tnrt» N.: ?, u.FO. ^/rrr»tnnn >>ok»tkiuebb^ Cs.,' Oorliti: k«imvv«r: O -!><./»iEirr <f I-uuLe al Würfel. F,i,i<»,c<'n-Vt'«rc<,u/ Visa: ^0 Ut>ri»ii8x<di»<ti'i k.diu^!. i^xi'eliitinn <I«x Oroscinor Inurn»I», j>^,..,>, » »^rtTiin tix'it^i^o ^>'c>. l. Amtlicher TbeU. Dresden, l9. Octoder. Sc. Majestät der König haben dem in Ruhestand getretenen Pastor Primarius Di . Karl Julius Klemm in Zittau den Titel und Rang eines Kirchenraths in der 4. Classe der Hofrangordnung zu verleihen geruht. Dresden, 19. October. Se. Majestät der König haben dem Cantor und Kirchschullehrer Wilhelm Ludwig Köhler in Oberlosa die goldene Medaille vom Albrcchts- orden zu verleihen geruht. Dresden, 21/Oktober. Sc. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Christian Friedrich Keller in Oberwiera die goldene Medaille des Albrechtsordens zu verleihen geruht. O Dresden, 23. October. Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Friedrich Ferdinand Wegcrich in Hosterwitz die goldene Medaille des Albrechtsordens zu verleihen geruht. Wch^mMs^r Tk'cü. Ncbersjtk t. Telegraphische Nachrichten. Lager geschicht«. (Dresden. Berlin. Breslau. Kassel. Kiel. Koburg. Wien. Buda-Pest. Rotterdam. Beni. Rom. Madrid. Damaskus. Bombay. Montevideo. Sidney.) Proceß Kullmann. Dresdner Nachrichten. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Lotteriegewinnliste vom 28. October. Börscnnachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Nachrichten. Würzburg, Donnerstag, 29. October, Abends. (W. T. B.) Die heutigen Verhandlungen im Proceß Kullmann waren vorzugsweise dem Zeugenverhör und dem Vernehmen der Sachverständigen gewidmet. Der Schluß der Vormittags 9 Uhr begonnenen Sitzung, welche Mittags aus zwei Stunden unter brochen wurde, erfolgte Abends '^8 Uhr. (Vgl. umstehend den ausführlichen Bericht über den Proceß Kullmann ) Würzburg, Freitag, 30. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Verhandlung im Proceß Kull mann wurde heute Vormittag 9 Uhr wieder alkf- genommen. Professor v. Rienecker giebt sein auf das Ausführ lichste begründetes Gutachten dahin ab: Kull mann ist weder ein religiöser, noch ein politischer Fanatiker, keine eigentliche Berbrcchrrnatur, kein gewöhnlicher Meuchelmörder; seine Verstandeskräfte sind intact. Dagegen ist Kullmann erblich behaftet mit einem moralischen Defcct: sein Großvater mütter licherseits war Selbstmörder, die Mutter ist in Geistes krankheit gestorben, der Vater war Gcwohnheitssäufer. Daher resultirt eine gewisse Unselbstständigkeit im Ur- thcilen und eine Gefügigkeit gegenüber der Einwirkung von außen, Hcrzenskältc, Gcwaltthätigkeit, Eitelkeit. Kullmann ist daher zwar zurechnungsfähig, aber es sind gewisse angccrbte krankhafte Dispositionen vorhanden, geeignet, die Freiheit seines Willens zu beschränken. Der Präsident resumirt sein Gutachten dahin: Kullmann war zur Zeit der That und ist zurech nungsfähig aber in beschränktem Grade. Santander, Donnerstag, 29. Oktober, Mor gens. (W. T. B.) General Lacerna hat seine Ent lassung genommen und wird nach Madrid zurück kehren. Wahrscheinlich wird MorioneS zum Nach folger desselben ernannt werden. Erhebliche Er eignisse stehen während der nächsten Zeit bei der Armee nicht zu erwarten. TagesqeslMte. Dresden, 30. October. Se. Ercellenz der Herr Staatsmiuister v. Nostitz-Wallwitz dcgiebt sich heute nach Berlin, um als Abgeordneter des 3. sächsischen Wahlkreises an den Verhandlungen des Reichstages Theil zu nehmen. Dresden, 30. October. Vom Reichs-Gesetz blatt ist das 24. Stück vom Jahre 187 t hier ein- aetrofsen. Dasselbe enthält Nr. 1016) Protokoll vom 7. October d. I., die Festsetzung der Diöcesangrenzen zwischen Deutschland und Frankreich betreffend. Nr. I0t7) Bekanntmachung vom 16. October d. I., das Verbot des Umlaufs der finnischen Silbermünzen be treffend. Dresden, 30. October. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen sind das >8. und I!'. Stück vom Jahre 1874 in der Aus gabe begriffen. Das >8. Stück enthält: dir. 136) Land tagsabschicd vom 10. Octobcr d. I. für die Ständever sammlung der Jahre 1873 und 1874 (abgrdruckt in Nr. 237 des „Dresdn. Journ."); Nr. 137) Dccrct vom 25. September d. I., wegen Bestätigung der Genossen schaftsordnung der Genossenschaft für Berichtigung der Gösel bei Gvltzschen; dir. 138) Verordnung vom 28. September d. I., die Expropriation von Grundeigen thum zur Herstellung eines dritten Gleises zwischen Leipzig und Borsdorf mit einem Rangirdahnhofe in der Flur Engelsdorf und zweier neuen Gleise von Trachau bis Radebeul zur Verbindung mit dem daselbst anzu legenden Rangirbahnhofe betreffend; Sir. 139) Bekannt machung voni 1. October d. I., die Aufhebung der mit den Regierungen des Großhrrzogthums Sachsen-Weimar, der Herzogtümer Sachsen-Altenburg und Sachsen Ko- burg-Gotha, und der Fürstentümer Reuß älterer und jüngerer Linie im Jahre 1854 wegen kostenfreier Er ledigung von Requisitionen in Criminal- und Polizci- uutersuchungen abgeschlossenen Conventionen betreffend; Nr. l40) Bekanntmachung vom 5. October d. I., die Abänderungen einiger Bestimmungen des Lottericplanes für die Landcslotteric betreffend; Nr. 141) Verordnung vom 12. October d. I., die Ausführung von 8 188 der Militärersatzinstruction vom 26. März 1868 betreffend; Nr. 142) Verordnung vom 6. Octobcr d. I., die Be- zirksthicräiztc betreffend; Nr. 143) Bekanntmachung vom 8. October d. I., die Prüfungsordnung für Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen betreffend; Nr. 144) Be kanntmachung vom 9. Octobcr d. I., die Richtungslinie die Fortsetzung der südlausitzer Staatsbahn bilden den Eisenbahn von Sohland über Neustadt nach Pirna, soweit sic nicht mit der Pirna-Radeberger Bahn zusam- menfällt, betreffend; Nr. 145) Verordnung vom 10. Octobcr d. I., das Ausschreiben der katholischen Kirchen anlage betreffend (abgedruckt in Str. 244 des „Dresdn. Journ."); Str. 146) Verordnung vom 14. Octobcr d.J., die Uebernahmestativncn für polizeiliche Schubtransporte aus Stachbarländern betreffend (abgedruckt in Str. 244 des „Dresdn. Jour»."); Nr. 147) Landtagsoronung vom 12. Octobcr d. I.; Str. 148) Gesetz vom 12. Oc tober d. I., einige Abänderungen der Verfassungs urkunde vom 4. September 1831 betreffend; Nr. 149) Bekanntmachung vom 17. October d. I., die Richtungs linie der Frciberg-Brüxer Eisenbahn betreffend; Str. 150) Verordnung vom l5. October d. I., die Besorgung der in 8 9 des Gesetzes vom 21. April 1873 gedachten Ver- waltungsangelcgenhciten in Dresden, Leipzig und Chem nitz betreffend; Sir. 151) Bekanntmachung vom 22. Octo bcr d. I., die Eröffnung dcs Betriebes auf den Staats eisenbahnstrecken von Plauen nach Oelsnitz und von Ebersbach nach Seifhennersdorf betreffend (abgedruckl in Sir. 249 des „Dresdn. Journ."). — Das 19. Stück enthält: Sir. 152) Verordnung vom 26. Octobcr d. I., die Abänderung einiger Bestimmungen der allerhöchsten Verordnung über die Aushebung von Pferden für den Bedarf der Armee von» 18. April 1868 und der dazu gehörigen Ausführungsverordnung betreffend. * Berlin, 29. October. In Gemäßheit der aller höchsten Verordnung vom 2". d. M. fand heute Nach- mittag 'i-2 Uhr im weißen Saale des hiesigen königl. Schlosses die feierliche Eröffnung des deutschen Reichs tages statt. Wie der „D. R.-A." berichtet, begaben sich nach beendigtem Gottesdienst die Mitglieder dcs Bundcs- raths nach dem grünen Salon. Die Abgeordneten zum Reichstage hatten im weißen Saale in dem mitt leren, dem Throne gegenüber belegenen Raume, die Generale, die Staatsminister, wirklichen Geh. Räthc und Räthc erster Klasse, sowie die Vortragenden Räthe der Ministerien ebendaselbst auf der Lustgartenseitr Auf stellung genommen. Für die Mitglieder des diploma tischen Corps war auf der nach der Kapelle zu belegenen Tribüne eine Loge bereit gehalten. Sobald im weißen Saale die Abgeordneten zum Reichstage vollständig ver sammelt waren, erschienrn unter Vortritt des Reichs kanzlers, Fürsten v. Bismarck, die Mitglieder des Bundesrathes und stellten sich links vom Throne auf. Der Reichskanzler begab sich sodann zu Sr. Majestät dem Kaiser und Könige, um AUerhöchstdemselben anzu- zeigen, daß Reichstag und Bundesrath versammelt seien. Se. Majestät erschienen in Begleitung Sr. kaiserl. und königl. Hoheit des Kronprinzen und Ihrer königl. Ho heiten der Prinzen Karl, Friedrich Karl sowie Sr. Hoheit des Herzogs Wilhelm von Mecklenburg-Schwenn nebst allerhöchstem und höchstem Gefolge, und wurden von der Versammlung mit einem dreimaligen begeisterten Hoch empfangen, welches der Reichstagspräsident v. Forckenbeck mit dm Worten ausbrachte; „Se. Ma jestät der Deutsche Kaiser, König Wilhelm von Preußen, lebe hoch!" Allerhöchstdieselbcn nahmen auf dem Throne Platz, während Se. kaiserl. und königl. Hoheit dcr Kron prinz aus der mittleren Stufe, und Ihre königl. Ho heiten die Prinzen des königl. Hauses mit allerhöchstem und höchstem Gefolge znr Rechten des Thrones sich aufstellten. Se. Majestät geruhten demnächst, aus der Hand des Reichskanzlers, Fürsten v. Bismarck, dcr, sich verneigend, vor den Thron getreten war, die (von uns gestern bereits telegraphisch vollständig mitgethcilte) Thronrede cntgegenzunehmen und, das Haupt mit dem Helm bedeckt, dieselbe zu verlesen. Stach Beendigung der Rede trat der Reichskanzler, Fürst v. Bismarck, vor den Thron und verkündete die Eröffnung des Reichs tages mit den Worten: „Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers erkläre ich im Namen der hohen verbündeten Regierungen den Reichstag für eröffnet." Se. Majestät der Kaiser und König verließen darauf unter einem er neuten dreimaligen Hoch der Versammlung, ausgcbracht von dem kön.^,' bayerischen Bundesbcvvllmächtigten und Gesandten am hiesigen Hofe, Staatsrath Freiherr Perglcr v. Perglas, in Begleitung Sr. kaiserl. und königl. Ho heit des Kronprinzen und Ihrer königl. Hoheiten der Prinzen dcs königl. Hauses, huldvoll nach allen Seiten grüßend, den weißen Saal. — Stach dcr „St. A. Z." wurde die Thronrede bei der Reichstagserössnung, namentlich in ihren Schlußworten, mit wiederholten Bravos ausgenommen! — Wie die „Pr.-C." meldet, hat der Bundesrath die Vorberathung dcr Vorlagen für den Reichstag so weit gefördert, daß unmittelbar nach der geschäftlichen Constituirung des Reichstages, welche wohl spätestens am Freitage beendigt sein wird, die Einbringung der wichtigsten Vorlagen erfolgen kann. T. Berlin, 29. October. An die heutige feierliche Eröffnung des deutschen Reichstags schloß sich un mittelbar die erste Plenarsitzung an, welche Abg. v. Forckenbcck als Präsident der verstossenen Session er öffnete. Der Präsident vervollständigte das interimistische Bureau durch Berufung der Abgg. Dernburg, Herz, Frhr. v. Minnigerode und Frhr. v. Soden zu provisori schen Schriftführern und gab sodann dem Hause von den seit Schluß der letzten Session vollzogenen Neu wahlen und den 18 bereits eingegangenen Vorlagen der verbündeten Regierungen Kenntniß. Der hierauf erfol gende Namensaufruf ergab die Anwesenheit von nur 170 Mitgliedern, mithin die Beschlußunfähigtcit des Hauses. Der Präsident schloß daher die Sitzung unter Anberaumung der nächsten — in welcher die Präsiden tenwahl erfolgen soll — auf nächsten Sonnabend 11 Uhr. In der Sitzung fehlten die Polen, Elsaß-Lothringer und Socialistcn gänzlich, von den Mitgliedern der Cen- trümsfraction waren nur sehr wenige (20—30) anwe send; dagegen zeigten die Plätze der übrigen Fractionen verhältnißmäßig wenig Lücken. Die Präsidentrnwahl würde jedoch, wie man hört, auch dann nicht früher als Sonnabend vor sich gegangen sein, wenn die beschluß fähige Anzahl von Mitgliedern anwesend gewesen wärc, da eine Vereinbarung über die Person des an Stelle des Fürsten v. Hohenlohe-Schillingsfürst zu wählenden ersten Vicepräsideuten noch nicht zu Stande gekom men ist. — Die Commission für Medicinalstatistik, welche am 20. d. ihre Sitzungen geschlossen hat, hat als Gebiete, welche der Reichsstatistik zuzuweisen seien, em pfohlen: den Stand und die Vertheilung des Mcdicinal- personals (Aerzte und Wundärzte, Apotheken und Apo- thckcnpersonal, Hebammen, Heildiener, Krankenpflege rinnen u. s. w.), und den Stand und Umfang der Kranken häuser, Jrrenasyle, Gebärhäuser rc.; für diese Erhebungen wurden längere Perioden, etwa die Jahre der Volks zählung, angenommen; ferner die Mortalitätsstatistik, und zwar nach Altersklassen und Todesursachen geglie dert, jedenfalls das wichtigste Gebiet, zu dessen gleich mäßiger Organisation und Durchführung der Erlaß eines Leichenschaugesetzes für das deutsche Reich mit Be- rrichnung der hauptsächlichen, darin aufzunehmenden Be stimmungen vorgeschlagen wurde; endlich zur thunlichsten Förderung dcs schwierigsten Theils der Medicinalstatistik, der der Morbidität, ist eine Statistik dcr Epidemien, unter Beifügung eines Gesetzentwurfs über die Anzeige pflicht beim Auftreten ansteckender rc. Krankheiten, und eine Statistik dcr in den Krankenanstalten behandelten Krankheitssormen angeregt worden. Eine Recrutirungs- statistik mit Berücksichtigung der die Dienstuntauglichkeit bedingenden Krankheitszustände wird von der obersten Militärbehörde vorbereitet, und eine Morbiditätsstatistik einzelner Bcmfsklassen, bez. deren gewerblicher Hilfs- kasscn ist zunächst nur der Beachtung des Bundesraths zu empfehlen gewesen.*) * Berlin, 29. October. Se. Majestät der Kaiser ist heute Nachmittag '«3 Uhr mit den königl. Prinzen zur Jagd nach Blankenburg gereist: die Rückkehr Sr. Majestät nach Berlin wird am 31. October Abends er folgen. Am nächsten Dienstag wird der königl. Hof die Hubertusjagd im Grunewald abhalten. Am Mittwoch will der Kaiser der Feier des 150jährigen Bestehens dcs Militärwaisenhauses in Potsdam beiwohucn und am Donnerstag sich zu den Jagden in Schlesien begeben. — Der „Sp. Z." wird gemeldet, daß von dem nun mehr seiner Haft krankheitshalber entlassenen Grafen Arnim auch noch durch seinen Geschäftsführer Or. Vogelsang eine Kaution von 100,000 Thlr. auf dem Stadtgerichte deponirt ist. Sie soll als Bürgschaft die nen: 1) daß der Graf pünktlich zum Verhandlungs termine in dem gegen ihn eingclciteten Strafverfahren erscheinen, 2) daß er Deutschland nicht verlassen und 3) daß er im Vcrurthcilungsfallc die Kosten dcs Pro- cesscs decken wird. Die Nachricht, daß die gräfliche Fa milie Arnim-Boitzenburg daran denke, das am Pariser Platz belegene Palais zu verkaufen, wird als vollkom men unbegründet bezeichnet. — Was die Organi sationsaufgaben der nächsten Landtagssession betrifft, so hat nach der „N.A.Z." der Minister des Innern nicht blos einige der bedeutendsten Specialgcsetze, sondern auch die Grundzüge dcs Gesammtplanes für die Re- *) Eine Corresp dcr „Schles. Zty." in Nr. 48V will wissen, datz in dcr Commission die Dispotztwn der Einzelstaaten, be sonders Sachsens, den besten Intentionen nicht immer ent sprochen habe. Ten Nähcrstehendcn ist diese Insinuation schwer verständlich und könnte nur darin ein Ansatz dazu gefunden werden. datz von den Betreffenden gcgen Eliibeziehung von Momenten in die Reichcslalislck gesprochen wurde, welche nach ihrer Ueberzcugung nur für die Ortsstatlstik Bedeutung haben. D. Red. Feuilleton Rcdigirt von Otto Bauck. Literarische Revue. (Schlutz aus Nr. L52.) Da cs uns fern liegen muß, auf das Ganze der Devrient'schen Geschichte der Schauspielkunst in seinen Vorzügen und Schwächen cinzugehcn, so mag schließlich nur noch von jenen letzter» die Rede sein, und es sei darum gleich gesagt, daß der Autor gcgen den im Vo rigen erwähnten falschen Realismus der Bühnendarsteller entschieden Front macht. Er verfährt dabei mit einer sehr klaren Entwickelung Dessen, was er von jener Hin- rabr der Schauspieler verlangt, der es zunächst zum Be wußtsein kommen muß, im Dienste der Poesie zu stehen unc deren scenischc Offenbarung in die Hand zu nehmen. Schr einsichtsvoll spricht sich dcr Verfasser über eine zweckmäßige Einrichtung eines Lesccomitcs aits, ein In stitut, welches so oft verfehlt arrangirt ist und unter Umständen doch jo sehr nützlich sich für das moderne Bühneureperloire erweisen könnte. Meisterhaft gemacht ist ferner die kurze Gcjchichtsübersicht über die einzelnen hervorragenden Theater. Wer finden darin eine sehr durchsichtige Behandlung der wichtigsten Einrichtungen, der mannichfaltigen Versuche, die an verschiedenen Bühnen gemacht und wieder abgeworfen, ober zu lebendigen Re- sultatcn durchgejührt sink. Zu diesen gehört auch die Tantiomefrage, deren Beantwortung längst durch das öffentliche Moralgefühl gegeben ist, aber von den Theatern immer noch als ein ungeschlossenes Aktenstück behan delt wirv Peinlich mußte es für Devrient sein, die Thätigkeit ndcrcr Bühnenttiter, die Laube's, Dingrlstcdt's rc. zu behandeln, und wenn dabei einseitige Schärfen hervor treten, so gehen sic wesentlich aus einer jenen Männern entgcgenstehendcn allgemeinen Auffassung des Verfassers hervor. Ein Blick aus das Ganze dieser Bände wird auch jedem thcils auf andern Principien stehenden, aber unbefangenen Sachkenner zeigen, daß wir es hier mit einer stofflich riesenhaften Arbeit zu thun haben, die als ein erstes umfassendes Fragment einer dcntschcn Ge schichte der Schauspielkunst zu betrachten ist, aber auch schon in dieser Gestalt eine lichtvolle, wohlgesichtetc Unterlage für alle Zukunft bieten wird. O. B. Rundschau über Theater und Musik. *j- Ein Vorstadttheatcr zu Hamburg hat soeben mit glücklichem Erfolge Hermann Marggrasf's Trauer spiel „Düveke" (das Täubchen von Amsterdam) dem Repertoire wieder einverleibt. — Das neueste Lustspiel von I. B. v. Schweitzer, „Die Darwiniaucr" betitelt, hat im Hamburger Thaliatheater eine ziemlich laue Auf nahme gefunden, im Lobcthcatcr zu Breslau aber viele Proselyten gemacht. In dcr Erfindung komischer Ver wickelungen und amüsanter, zur Heiterkeit anregender Situationen bekundet sich das ursprüngliche Talent des Verfassers, jedoch sind dieselben oft mit großer Ungcnirtheit und Verletzung des guten Tons zur Erscheinung gebracht. Die Schwärmerei für den Darwinismus ist nur hu.zugc- fügt, um die Handlung pikant zu illustriren und moderne Glossen über die wissenschaftliche Forschung der Ncnzeit und deren Resultate zum Ausdruck zu bringen. — In München feierte am 20. October das Dahn.'sche Künstlerpaar ein Toppcljubiläum: Friedrich Dahn als 40jähriges und Frau Maric Dahn-Hausmann als 25jähriges Mitglied dcs dortigen Hoftheaters. Ein überaus zahlreiches Publicum spendrte den beiden Ju- bilaren in ihren meisterhaften Leistungen als Oberförster und Oberförsterin Warberger inJffland's „Jägern" die wärmsten Zeichen der Verehrung und Hochachtung. — Wie aus Wien verlautet, soll der Versuch gemacht werden, ob sich die finanzielle Situation des Hofopern theaters durch Vorführung von Novitäten und Re prisen verbessern läßt. Man beschloß angeblich, Gluck s „Iphigenie in Aulis" und die „Traviata" von Verdi sofort, „Die Königin von Saba" von Goldmark, „Dcr Arzt wider Willen" von Gonnod und „Tristan und Isolde" von Wagner längstens bis zum Schlüsse dcr Saison in Scene zu setzen. — Das Burgthcatcr führte Joseph Weilen's „Dolores" auf, nachdem das Drama des dort heimischen Autors, der bekanntlich zu den Dichtern der „inneren Stadt" gehört, bereits vor einiger Zeit über fremde Bühnen gewandert war. Die Voraus setzungen, auf denen die Fabel der Tragödie basirt, sind sehr gewagte, denn das in Spanien am Ende des 16. Jahrhundcrs spiclcnde Stück beginnt mit einer Entführung aus dem Grabe, findet seinen Höhepunkt in einem Vater- fluchc und Bigamieproccß und endet mit einem Sclbstmord. Dasselbe Sujet wurde übrigens bereits von Faust Pach ter und Friedrich Halm behandelt; der Stoff ist, wie Jos. Bayer sagt, unter den Dichtern der Wiener Hof bibliothek, als ein Wechselbalg von Drama und Novelle, von Hand zu Hand gegangen, bis ihn endlich Weilen überkam. Sein Drama, heißt cs in dcr „N. fr. Pr.", ist todt nnd wirkt tödtlich. Unter den Darstellern wer den namentlich Fräul. Wolter und Hr. Mitterwurzer gerühmt. — Aus Paris wird gemeldet, daß der neu lich von uns berichtete Conflict zwischen Faure und dem Director der Großen Oper, Halanzier, bcigclrgt ist; der berühmte Baritonist bleibt dem Institute erhalten. — Pasdeloup hat seine Symphonieconcerte wieder ausgenommen. Er wird diesen Jnstrumcntalaufführuugen in dem beginnenden Winter mehrere Oratoricnauffüh- rungcn cinschieben nnd mit dem „Elias" den Anfang machen. Charles Lemourcux beabsichtigt sein im letz ten Winter begonnenes Werk weiter auszudehneu. Er will im November, im Circus der Champs-Elysees abermals den „Niessias", sodann die Bach'sche Matthäus- paffion und später Händel's „Judas Makkabäns" und „Israel in Egypten" zu Gehör bringen. — Am 15. October erfolgte die feierliche Eröffnung des neuen Nationalthcatcrs zu Kopenhagen. An den Vortrag einer Cantate von I. P. E. Hartmann und eines Prologs von Karl Ploug reihte sich ein Tableau von Holbcrg'schcn Figuren, dann das Lustspiel „Der glückliche Schiffbruch" von Holbcrg, das pietät voll angehört wurde, und endlich ein ideales Tableau Oehlcnschlägcr'schcr Figuren, welches, nach ziemlich Vielem aus geschwundener Philistcrzcit, doppelt hob und anmuthete. — In norwegischen Zeitungen liest man eine Auffor derung von einem Comits in Bergen ausgehend, wonach norwegische Schauspieler resp. Dilettanten aufgcfordert werden, sich an einem nationalen in Bergen zu er- richtendcn Theater zu bethciligcn. Der Beweggrund zu dieser Aufforderung ist, wie man den „H. St." aus Christiani« schreibt, die fremden Elemente, namentlich die Dänen und Schweden, aus dcr Theaterwelt zu ver drängen und einen mehr nationalnorwcgischcn Geist in dieselbe hinein zu bringen. Bisher hat es ych immer gezeigt, daß im norwegischen Volke wenig Talent für theatralische Vorstellungen vorhanden war, und nur einer sehr geringen Zahl norwegischer Schauspieler ist es geglückt, sich über das gewöhnliche Niveau zu er heben. Die Folge davon war, daß bis vor Kurzem schwedische und dänische Künstler auf den norwegischen Theatem zahlreich vertreten waren, und steht z. B. Heu- tigcn Tags noch das Stadtthrater zu Christiania unter
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