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Dresdner Journal : 02.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187410027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-10
- Tag 1874-10-02
-
Monat
1874-10
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 02.10.1874
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Freitag. de» r. Oeteker a> m ca Pt. 4«. rid »n eu- (Pro- >9-74 «pril. toggeu S. ll. o <K. o'vi' o bz.! Tei»«- ka- >dl ai io» :ad -ai ->tz. iu» la». SL rüde r«. lwitz >er. Sr- »ck !>tr- Ä.; G..- Mark, Lb«. April- Rüdvl Oct.- rk, - t-Oct. Setter: -rem Ssch. kwa- » — b.u. dir», b, ; KerS- »ttes- ' d».; rt d. -dort aiser- 4«.. ums- chnitz dbcrg ' bz.; bad» los , do. «llück i <Z7; aauia tet. 7r vaxo- itätcn ' b>: ^§229. ^Kaonewentoprel«: I» ° »".»-«'» ».ied.: ä-uttob-n ^Ldrliodr. . . - l'klr tritt«o«1 ^jLdrlied: l l'dlr. lb Ltempvliriiedl»^ divra. kiursloeKumworv! l K^r. Iu«erate»pr«l»er 6 VN Ii»um «io«r 8«EP»It»a«o p«titr«ilo: 2 Kxr. Oowr „Kin^siLnäl" äio 2«ilv: S Kssr. rraedelaear l^Iied mit ^n»v»kw« «lor 8oon- ovä koiertaxv, ^txrvtt» Mr clev solssenäso I s^. DresdnerHMiial. VerantwoMcher Rcdacteur: CommissionSrath I. G. Hartmann in Dresden. l»«or»ten»nn»bmo I.»tprtU: F>. ^tra«ti«trtter, Oommi-sioaLr äe« Orea^nor Journal»; edvnüa».: F'or.' u. Ä Freier,- N»mi>orx-S«r!l». Vi«o-l^Ipiiss-L»««I-Sr»il»il-^r»vkri>rt» N.: 7/eieu>e^tein <s I^uA?er, NcrUoViea- H»wbmx-?r»<f-I.«ipi^-?s-»ii>,- tvri!».«.-«Uoed.at .4knE, S»rlm /er, ^n! a/«e^»i,/an<-, // Sr«m«o - Kk-btottr, Nr»« l»a: K<«n</vn» ttnrvttu; 0d«wmt«: 1 «r»i»>- kvrt» tt :L.)«cAer'»odt;u.^.6.^trrmei»»t'soke liuekX, ^><7,tLrFO'o.,- NorUl«! /nv-O_, Lsuoovsr: 0. ü'^u^ie-r, k»ri« - //nra«, /.a/ette, Nni?ier<d ^'o., Stott^vt: D««Le Ob., Kücict. ^nnoncen-Liirri««, Vi»»> Oxpr/iL. U<-r»ii8xodorr ' Ilüniel. Kx^vUition litt-« Or< deiner »ournalii, Oreollvn, Llna-xuivtdenNw«» Ku. t. Nichüruülicher TheU Finanzdeputation über den Rechenschaftsbericht für die Finanzperiode 1870/71, die Zweite Kammer mit Bcrich- Appellationsgericht als Disciplinargericht mit einer Warnung bestraft worden. Auf erhobene Berufung hat nun, wie die „Hess. Mztg." hört, das Obertribunal die Warnung zu einem Verweis verschärft und außerdem jeden der beiden Herren zu 1Oo Thlr. Strafe ver- urtheilt. ** Wiesbaden, 29. September. Bei der gestrigen Eröffnung des 8. deutschen Protestantentages gab Geh. Rath Bluntschli einen Ueberblick über die Lage des Vereins und theilte mit, daß, nachdem der Heidel berger Comit« sich nicht mehr im Stande sehe, die Ge schäftsleitung fortzusetzen, der Berliner Unionsverein sich bereit erklärt habe, die Leitung des Protestanten Ver eins zn übernehmen. Nach längerer Debatte erklärte sich die Versammlung damit einverstanden, daß die Ge schäftsleitung nach Berlin verlegt und dem Vorstande des Berliner Unionsvercins übertragen werde, und sprach zugleich ihr volles Vertrauen zu dem Muth und der Thatkraft, welche die neue Leitung entwickeln werde, aus. Ferner wurde die Bildung von Provinzial- und Landes- vercinen für zweckmäßig erklärt, aber die Ausführung den einzelnen Vereinen anheimgegebcn. Von der großen Zahl der directcn Mitglieder, welche bisher keinem Ver eine angchörten, wird gewünscht, daß sic sich künftig den Provinzialvcreinen anjchlicßcn. Zu Präsidenten für die öffentlichen Verhandlungen wurden gewählt Geh. Nath Bluntschli und geh. Hofrath Prof. Fresenius. Die Besprechung der Sätze über die Abuabme des thcolo- DreSdcn, 1. October. Ueber das Einvernehmen zwischen Deutsch land und Rußland spricht sich heute die halbofficielle preußische „ Provinzial-Correspond enz" folgen dermaßen aus: „Als die Verhandluugen, die zwischen den Großmächten in Betreff der Anerkennung der spa nischen Executivgcwalt gepflogen wurden, zum Abschluß kamcu, ward von allen besonnenen Organen der deut schen Presse als selbstverständlich anerkannt, daß das festgewurzelte 'Einvernehmen zwischen Deutschland und Rußland durch eine Meiuuugsverschiedcnhcit in Bezug auf die spanischen Verhältnisse nicht beeinträchtigt wer den könne. Auch ein hervorragendes St. Petersburger Blatt, das „Journal de St. Pstcrsbonrg", erklärt neuer dings zur Abwehr falscher Deutungen, daß die Zurück haltung Rußlands in Betreff Spaniens nur durch den Wunsch bedingt sei, auch den Schein irgend welcher Ein mischung in die inneren Angelegenheiten der spanischen Nation, allen Parteien gegenüber, zu vermeiden. Das selbe Blatt fügt hinzu, daß die innige Ucbereinstimmung zwischen Rußland, Deutschland und Oesterreich-Ungarn Zur Ergänzung theilen wir den vorstehend von der „Pr.-C." erwähnten, anscheinend officiösen Artikel des „Journal de St. Petcrsbourg" hier noch vollständig mit. Derselbe lautet: „Wir haben es nicht für nöthig gehalten, von den befremdenden Com- mentaren Notiz zu nehmen, welche gewisse Journale sich über den Einfluß, welchen die spanischen Angelegen heiten auf das Verhältniß Rußlands zu Deutschland und Oesterreich-Ungarn angeblich gehabt haben sollen, gestattet haben. Doch finden wir im „Nord" vom 2.1. September Betrachtungen, denen wir nur beipflichten können. Der einfache Menschenverstand hätte genügen müssen, um es begreiflich zu machen, daß allein der Wunsch, auch den Schein irgend welcher Einmischung in die inneren Angelegenheiten der spanischen Nation zu vermeiden, die Zurückhaltung der russischen Regierung motivirt hat. Diese Zurückhaltung ist ihr naturgemäß allen jenes Land spaltenden Parteien gegenüber geboten und wird so lange beobachtet werden, bis die spanische Station sich selbst über ihre Geschicke ausgesprochen hat. Die intime Uebereinstimmung der drei großen Mächte, im konservativen Interesse geschlossen, ist gewissen Be- strebungen unangenehm, die nicht offen hcrvorzutrcten wagen. Wir halten es für überflüssig, zu versichern, daß diese Uebcreinstimmung (l>on »eor,!) auf zu mächtigen Interessen und zu soliden Prtncipicn begründet ist, als daß sie durch einen Zwischenfall gestört werden könnte, bezüglich dessen die drei Eabinetc vollständig die Freiheit des Handelns ohne irgend welchen Nachtheil für die Entente bewahren können, auf welche sie alle den gleichen Werth legen." (Vgl. die Tagesordnungen im Jnseratentheile.) * Berlin, 30. September. Se. Majestät der Kaiser ist gestern Nachmittag um '«3 Uhr glücklich iu Baden cingetroffcn. — Der Geburtstag Ihrer Majestät der Kaiserin wird, wie alljährlich, auf dem Lande gefeiert, dieses Mal auf Stauffenberg und in Erlenbad. — Ihre königl. Hoheiten der Großherzog und die Groß herzogin von Baden sind von Schloß Mainau in Baden cingetroffcn. — Zwischen Berlin und Baden ist für die Zeit der Anwesenheit des Kaisers in letztgenanntem Orte ein täglicher Courier- und Tepcschcndicnst einge richtet worden. — Wie der „St.-A." meldet, hat die Commission für die Ausarbeitung des Entwurfes eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches gestern die Wahl der Rcdactorcu für die einzelnen Theile des selben vollzogen. Es sind gewählt worden: von Preußen die Herren Öbertribunalsrath Johow und Obcrappclla- tionsgcrichtsrath Planck, von Bayern Hr. v. Schmitt, von Württemberg der Obertribnnalsdirector v. Kübel und von Baden Hr. Oi. Gebhard. — Die heutige „Sp. Ztg." schreibt: „Der Reichstag wird Sonntag den I'. Octobcr eröffnet werden. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird, wenn er nicht gegen Erwarten durch seine Gcsundheitsverhältnisse verhindert ist, nach Berlin kommen, um im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers die Eröffnung vorzunchmcn. Wahrscheinlich aber wird derselbe dann noch einmal nach Varzin zurückkcbren, indem er in Fragen volkswirthschaftlichcr und finanzieller Natur, wie das Neichsbankgesetz, auf die Vertretung durch die Staatsmimster Delbrück und Camphausen rechnet. Die Vorlagen, welche der Reichstag feiten der Reichsrcairrung und.des Bundcsrathes zu erwarten hat, beschränken sich auf 1) das Reichsbudget für 1875, 2) den Gcrichtsversassungsgcsetzentwnrf nebst Einführungs- aesetz, 3) den Strafproceßordnungseutwurf nebst Etn- führungsgesctz, 4) den Civilproceßordnungscntwurf nebst Einführungsgcsetz, 5) den Reichsbankgesctzcntwurf. Ein Vercinsgesetzcntwurf wird nickt vorgelegt werden. Das Budget und das Bankgrsetz sind von dem Bundesrath noch nicht durchbcrathen, wohl aber dir unter 2—4 ge nannten Justizgcsctzc. Diese Justizgesctzc bilden, Motive und Anlagen mit hinzugercchnet, im Druck einen statt lichen Folianten von etwa 1000 Druckseiten." — Wie die „N. A. Z." vernimmt, ist man im Reichsciscn- bahnamt damit beschäftigt, die Ausführung der Be stimmung des Art. 44 der Rcichsverfassung, welcher den Eisenbahnverwaltnngen die Pflicht auferlcgt, directe Expeditionen im Personen- und Güterverkehr unter Gc- stattnng des Wagcnübergangs einznrichtcn, in dem dem Vcrkehrsbcdürfnisse entsprechenden Umfange anzubahnen. Es sind zn dem Zwecke die nöthigen Erhebungen über den gegenwärtigen Zustand angeordnet und soll nach Eingang des desfallsigen Materials eine eingehende Enquste veranlaßt werden, inwiefern die bestehenden Einrichtungen genügen oder zur Vermeidung von Kosten und Aufenthalt im Personen-, Güter- und Vichverkchr einer Erweiterung bedürftig und fähig sind. Die Par- ticularinteressen der einzelnen Verwaltungen dürften bei der schließlichen Entscheidung, in Gemäßheit des Art. 42 der Verfassung, überall da nicht durchschlagen, wo sic der Befriedigung eines wirklichen Verkehrsbcdürfnisscs im Wege stehen. — Wie die „Si.-Z." schreibt, ist dem Bundesrathe soeben eine Vorlage zugcgangcn, betreffend die Steuer freiheit des Rcichseinkommens. Der Entwurf hat nur einen Paragraphen, welcher also lautet: „Das Reich ist von Steuern und sonstigen Lasten befreit, welche nach landesrechtlichen Bestimmungen das Ein kommen aus Gruudbesitz, Gewerbebetrieb oder anderen Quellen treffen. Die Rückzahlung von Abgaben, welche vor Verkündung des gegenwärtigen Gesetzes entrichtet sind, kann auf Grund desselben nicht verlangt werden." Kassel, 28. September. Die Appellationsge- richtsräthe Martin und Klingender waren, wie s. Z. mitgetheilt wurde, wegen Unterzeichnung des Aufrufs zn Belgrad, Mittwoch, 3V. September. (W. T. B.) Fürst Milan ist hierher zurückgekehrt und bei seiner Ankunft von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt worden. Es heißt, daß der Minister drS Jnnern, Zumic, von seinem Posten zurücktreten werde. (W. TB) Die Vertreter Englands bei dem Weltpostcongrcß haben von ihrer Regierung nun mehr die Vollmacht zum Beitritt zu dem verein barten Postvertragc erhalten. Der Weltpoücon- grcß bat in seiner heutigen Sitzung die Schweiz zum Sitz für das Bureau international" bestimmt. Rom, Mittwoch, 30. September, Nachmittags. kW. T. B.) Der Papst hat aestern den früheren französischen Justizminister Ernoul, sowie die Herren Chesnelong und Beauregard in Privat audienz empfangen. London, Mittwoch, 30. September. (Corr.- Menae^'von^Waffe"n und^Munittol"^ Finanzpcriodc 1870/71, die Zweite Kammer mit Bcnch- Beiträgen für die wegen ihrer Renitenz gegen das und viert.« Deputation beschäftigt. >^Eonsistvrium--nbM«tzten Geistlichen vom hiesigen Telegraphische Nachrichten. München, Donnerstag, 1. October. (Tel. d. Dresdu.Journ.) Die Wiederwahl des Fürste« Hohen lohe im ReichstagSwahlkreise Forchheim lst als gesichert zu betrachten, doch ist das genaue Stimm- verhältniß noch unbekannt. Kür dm Fürsten Hohenlohe wurden bisher 7590, für den Pfarrer Krapp 3870 Stimmen abgegeben. Wien, Mittwoch, 30. September, Abends. (Corr. Bur.) Ein kaiserliches Handschreiben vom 29. d., an den Minister drS Innern gerichtet, be- ruft den Reichsrath auf den 20. Oktober ein. Wien, Donnerstag, 1.Octobcr. (Tel.d.Dresdn. Jouru.) Zu lebenslänglichen Mitaliedern des Herrenhauses sind ernannt worden: Baron Eeschi, der Großgrundbesitzer Graf Dzieduczycki, Hofrath Engerth, der Feldmarschalllieutenant Kellner, der Keldzeugmeister Roßbacher, der Großindustrielle Ritter v. Schmitt, Baron Sina und der Graf Widmann-Sedlnitzky. Paris, Donnerstag, 1. October. (Tel. d. Tresdu. Journ.) Die „Aaence Havas" dementirt die Gerüchte über Modifikationen deS CabinetS auf das Entschiedenste. Mac Mahon ist nach Laforöt gereist und wird daselbst bis künftigen Montag bleiben. Der Oberst Abzac begab sich heute früh nach Boulogne, um im Namen des Marschallpräfidenten die Kaiserin von Oesterreich auf ihrer Durchreise zu begrüßen. Bern, Mittwoch, 30. September, Abends. auf zu mächtigen Interessen und zu festen Grundsätzen beruhe, als daß dieser Zwischenfall das gute Einverneh men stören könnte, auf welches alle drei den aleicheu Werth legen. Diese Erklärung steht mit den Auffas sungen im Einklang, welche bei dem Meinungsaus tausch zwischen den Regierungen Rußlands und Deutsch lands von beiden Theilen kundgegeben wordcn sind." Lllgcl'gtschlchtt. Dresden, l. Octobcr. Morgen werden beide Kam mern ihre Sitzungen wieder aüfnehmen und wird sich die Erste Kammer zunächst mit dem Berichte ihrer Feuilleton Redigirt von Otto Banck. Die Stromscknellen der Lonau unterhalb Bazias und Orsowa. Wenn man per Eilschiff von Belgrad kommend die hart an der Donau gelegenen Ruinen der alten türki schen Festung Lemendria hinter sich hat, so dämmert im blauen Duste der Ferme ein Gebirge auf, welches sich wie ein mächtiger Wall vor den Donaustrom zu legen und dessen Weiterlaus abzusperren scheint. Dieser höhe Gebirgsrücken ist ein südlicher Ausläufer der Kar pathen, der mit dem Balkangebirge in Verbindung steht und von der Donau in einer Längenausdrhnung von circa 120 Kilometer durchbrochen wird. Die Fahrt durch diesen Gebirgspaß ist nicht nur für den Naturfreund wegen seiner rasch wechselnden an Schönheiten überreichen Scencrie, sondern auch für den Geologen und Techniker, wegen der hier obwaltenden ganz eigen thümlichen Terrain- und Stromverhältniffe, hochinteressant und als Abstecher von Wien einem Jeden zu empfehlen, besonders wenn er die Tour bei schönem Wetter und in angenehmer Gesellschaft machen kann. Unmittelbar am oberen Eingang des gedachten Ge birgspasses am linken Ufer der Donau liegt das Oert- chen Bazias, letzte Station der südungarischen Eisenbahn und, wegen des Eisenbahnanschlusses, eine der Haupt- landrstellen für die Pcrsonenschiffe der k. k. Donau- dampfschifffahrtsgcskllschast. Die Donau dehnt sich hier zu einer gewaltigen Breite aus, gerade als wollte sie zuvor alle ihre Kräfte zusammennchmen, um den Durch gang durch das gleich einem Riegel vor ihr liegende Felsengebirge zu erzwingen. Noch ehe unser Schiff, der elegante und mit allem Comfort ausgestattete Eildampfer „Albrecht", die vor erwähnte Landcstclle erreichte, hatte es gegen einen aus den vorliegenden Bergen hcrausbrechcndcn Sturm an zukämpfen, der hier fast für gewöhnlich wehen und sich zuweilen zu solcher Heftigkeit steigern soll, daß auf der Donau emc förmliche Dünung sich bildet, welche die passirendrn Personendampfer in eine den Reisenden sehr unliebsame rollende Bewegung versetzt. Unser „Albrecht" arbeitete indeß wacker gegen den Sturm an, und nach dem er die am rechten Ufer gelegene alte Feste Ram passirt hatte, fuhr er, einen weiten Bogen beschreibend, nach dem kurz unterhalb gelegenen Bazias hinüber, dessen breite und geräumige Laudebrücke er Nachmittags gegen 4 Uhr erreichte. Diese letztere war mit Reisenden, zumeist, wie es schien, den höheren Ständen angehörig, förmlich voll gepfropft; am Ufer erhob sich ein wahrer Berg von Koffern, Kisten, Reisetaschen rc., zu dessen Seite sich wiederum eine Schaar schwarz und wild aussehcnder Männer in ungarisch-walachischem Costumc zwar ma lerisch, indeß nickts weniger als Vertrauen erweckend gruppirt hatte. Die Reisenden waren bald einaeschifft, und machten sich's auf Deck und im Salon des Schiffes nach Möglichkeit bequem; die gedachten dunkelfarbigen Gesellen aber, die sich sehr bald als friedliche Dicnst- männer erwiesen, thaten ihr Uebriges, um die schweren und gewaltigen Koffer und sonstigen Reiseeffecten an Bord zu schleppen. Nach circa Ä stündigem Aufenthalt war das Schiff wiederum klar zur Abfahrt, die Schiffs- glockc läutete und bald rauschten wir wieder die Donau herab, um den Zielpunkt des heutigen Tages, dir Sta tion Moldova noch bei guter Zeit zu erreichen. Die neue Reisegesellschaft, die sich nunmehr auf dem Schiffe in der ungezwungensten Weise, gleich als be ¬ fände sie sich innerhalb der eigenen vier Pfähle, hin- und herbewegte und breit machte, bestand meist aus Ru mänen, die von der Wiener Weltausstellung zurück kamen, oder ihre Zeit und ihr Geld in Bädern oder in Paris — die hohe Schule für dieses leichtlebige Volk — verbracht hatten. Auf Deck auf- und abspazicrcnd und iu französischer Sprache sich ebenso laut, als leb haft unterhaltend, oder Karte spielend, oder auch träge im Salou über mindestens zwei Stühle hin gestreckt, schienen diese Leute wenig Interesse für die prachtvolle Stromlandschaft zu empfinden, die sich vor den Augen des Reisenden in schneller Folge hier entrollte. Desto lebhafteren Antheil nahmen sie dagegen am Diner, zu welchem bald uach unserer Abfahrt von Bazias geläutet wurde und dessen letzter Gang eben vorüber war, als unser Schiff an der Landebrücke von Moldava, in un mittelbarer Nähe eines kleineren Personcndampsbootes anlegte. Da die Nacht ziemlich schnell hereinbrach, so konnte von einem Zulandcgehcn keine Rede sein, und wir be gnügten uns daher, den schönen, warmen Abend auf Deck zuzubringen, Beobachtungen über die Menschen um uns und die Sterne über uns auzustcllcn, sowie nebenbei einige Getränke zu prüfen, bis die Zeit kam, uns in unsere Cabinen zurückzuziehen. Das Helle Glöckchen der Moldavaer Kirche hatte kaum 4 Uhr ausgeschlagcn, als der „Steward" au die Cabinenthüre klopfte und zum Aufstehen aufforderte. Was meine Wenigkeit anbelangtc, so war diese Auffor derung insofern überflüssig, als ich von dem Rumor, der durch das Ucbcrladen der Reisecffecteu von unserem Kielschiffe auf das kleine daneben liegende Dampfboot verursacht wurde, schon bei guter Zeit aufgewacht war. Toilette war bald gemacht, der Kaffee eingenommen und bald wanderten wir vom „Albrecht" auf das erwähnte gischen Studiums lieferte eine Reihe von Vorschlägen, deren Erledigung einer besonderen Commission übertra gen wurde. — Nach dem heutigen Gottesdienste in der Stadtkirche, bei welchem Decan Zittel predigte, legte Geh. Rath Bluntschli in öffentlicher Versammlung die Gründe dar, welche eine Aenderung in der Centrallci- tung nöthig gemacht haben und zunächst pcrsönlicker Natur sind. Außerdem habe sich cinc intensivere Cen tralleitung nöthig gemacht, und diese könne nickt aus einem Grcnzlande kommen, sondern müsse vielmehr in der Hauptstadt gejuckt werden. Unter den eingegangc- ncn Zusckriftcn befindet sich eine solche des Präsidenten des Altkatholikcncongrcsses, Or. v. Schulte. Hierauf be gründete Prof. l)r.P. Böbmert (ans Zürich) secks von ihm cingcbrachtc, rcsp. von dem Leipziger Protestanten- vercin ergänzte Thesen, welche sich mit der socialen Frage beschäftigen und das Studium der VolkSwirth- schastslchrc vou Seiten der Theologen lebhaft empfcb- len. Der gegenwärtige Zustand der socialistischcn Be wegung in Deutschland und die Gründe für die Gc waltsamkcit lassen sich, wie Redner bemerkt, wesentlich ans drei Thatsachen zurückführcn: 1) Dir verschiedenen Kriege haben die unteren Klassen, die Massen empfäng lich gemacht für Pläne zu plötzlicher Beseitigung socialer Zustände; 2) die plötzliche Gewährung der vollen Frei heit der Gcwerbethätigkcit und der Bewegung hat cinc tiefe Massenbewegung herüber und hiüühcr hervorgcru- fcn; 3) auf das Wicdcrauftauwcn des Socialismus in Theorie und Praxis. „Die Geistlichen sind berufen", sagt die letzte der obigen Thesen, „mit der Seelsorge und Pflege aller idealen Güter auch die Erkcnntuiß der Grundbedingungen der Volkswohlfahrt zu fördern, die darüber herrschenden Mißverständnisse zu beseitigen und namcntlick durch eine regere Lhcilnahmc am Gemcindc- leben und an allen gemeinnützigen Bestrebungen, sowie durch Sorge für eine würdige Volkslitcratur und Presse an der Herstellung des socialen Friedens praktisch mit- zuarbeiten." Nach längerer Debatte erklärte sich die Versammlung in der Hauptsache mit den Thesen eiuvcr standen. München, 30. September (Tel.). Die Meldung der „Augsburger Postzeitung', daß in Betreff einer Intervention in Spanien von der preußischen Regierung eine Anfrage au die baycrschc Regierung gericktet und vou letzterer ablehnend beantwortet wordcn sei, wird aus zuverlässiger Quelle als vollkommen unbegründet be zeichnet. — lieber die Ersatzwahl im RcictzstagswabC kreise Forchbcim liegt bis jetzt das Resultat aus .">4 Wahlorten vor. Nack demselben wurden für den Fürsten Hohenlohe 35«>9 Stimmen, für den Pfarrer Krapp 1743 Stimmen abgegeben. Die Wahl des Fürsten Hohenlohe gilt für sehr wahrscheinlich. — Wie der „Nürnb. Corr." erfährt, ist der wirkliche Autor der kürzlich angeküudiglcn und im Druck befind lichen Schrift „Die Revolution uach oben" (als deren Verfasser zuerst Freiherr v. d. Pfordten, daun der ehe malige hannöversche Minister Windthorst genannt wur den) der bereits mehrfach bekannt gewordene k. Kammer herr Freiherr v. Linden zu Starnberg. Auf besondere „Enthüllungen" dura) die Broschüre dürfte kaum zu rechnen sein. Aus Thüringen, 29. September, schreibt man dem „Fr. Journ.": Nachdem für Meiningen der neue Stadtbauplan durch alle Instanzen genehmigt, hat vor gestern auch die Erpropriation der Brandstätten, welche 570 Ar umfassen, zu ciuer befriedigenden Verhandlung geführt. Die Taxatoren sind gewählt, und gleichzeitig wurde dahin compromittirt, daß zur Beschleunigung des Wiederaufbaues auch uoch vor Feststellung der auSzu- zahleuden Entschädigungssumme die neuen Baustatteu an die Bauunternehmer überwiesen werden können. An Unterstützungen waren bis gestern 282,'. »94 Fl. ein- gegangcn. Prag, 30. September. Wenn man den Aus lassungen der hiesigen tschechischen Blätter Glauben bei- mefsen wollte, so müßte man zu der Annahme gelan gen, Prag sei bereits vollständig tschcchisirt, und cs kleine Dampfboot, dessen Name vor Finsterniß vorläufig nicht zu lesen war, und welches die Bestimmung hatte, uns über die seichte Fluth der Strecke Moldava- Drenkova zu schaffen. Es war ein schöner Morgen: die Luft warm uud mild, der über uns sich wölbende Himmel klar und sternenhell; das Schiff glitt ruhig über die breit.', dunkle Wasserfläche, die rechts und links von tiefschwarzcn Berg- und Felsmasscn überragt war. Wir passirten sehr bald den mitten im Strome stehen den „Papagcifelscn", der in Contvurcn und Gestaltung ein beredtes Zeugniß von dem Kampfe liefert, den, im Jugendaltcr unseres Planeten, der Strom gegen die ihm im Wege stehenden Felswände geführt haben mag. Nach ca. 2 stündiger Fahrt etwa gegen 7 Uhr früh langten wir in dem am linken Uscr liegenden Drenkova an, wo die Stromschnellen der Donau begiuneu und sich mit wenigen Unterbrechungen auf ciue Läugcnaus- dehnung von ca. 40 Kilometer fortsetzen. (Fortsetzung folgt.) Archäologie. Der „N. fr. Pr." wird aus Venedig geschrieben: Bei den Ausgrabungen in Herculanum hat mau soeben einen intcrcssautcn Fund gemacht; es ist dies die Büste ciuer Frau iu natürlicher Größe ganz aus Silber. Die Statue ist vortrefflich erhalten. Anfangs glaubte man eine der Bronzefiguren vor sich zu haben, wie man deren häufiger findet; die Erdschichten uud Schwefelstückc hatten dcm Metalle eine eigene dunkle Färbung gegeben. Bei dcm Transporte nach dem Mu seum fiel die Farbe indeß einem der Beamten auf, er schabte die Kruste ab, und das Silber zeigte sich rcin und bald ganz hell. Diese Statue ist die einzige aus Silber angefertigte, die man bisher fand, sic wiegt 29 Kilogramm. Es erhob sich ein Disput unter den Ken nern, ob die Figur gegossen oder ciselirt wurde; bestimmte
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