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Dresdner Journal : 01.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187410010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-10
- Tag 1874-10-01
-
Monat
1874-10
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 01.10.1874
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W228 Xbonnementipr^tir I» LsieN». 4Lbrttov:. ...» I'blr. ^jLkrtwd: I 77>lr. 1b «ssr. Linreliip ^nmr»»r-n: 1 Axr. X«»«»«Idcke« äkvtiedev ltoiok« tritt 1'c>«t a»«I 8tvn»p»l»u«>kt»ss dioia. I»«^r»te»prvl,or äeo lt»nw siuvr ss»«i>»Iwn«v ?ottt»vi1«: S llxr. Uowr äiv 2vil«r b H^r Nrie-belnvur H^sliek mit XnNnsLm« ävr 8ona- aoä ksiert»x». >K«v«1» tür äeo fot^«v6«o ^Donnerstag, den 1. Oktober -- - ö , .... Dres-nerIournal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. 1874 In»erLlea»ni>»kw<> »i»WRr1»r 4>>. Zirnxcktrtter, 6ommi«ioaür ü« Ore««1a«rr lomiml»; vt«n«iu».: ^uAe« /<<»»' u. 41 4>'r^er, S»wd«rU >»rId». V>«i»-L«ixiix-L»>.«l-vr«,I»o-rr«ükk!>r1» » : //aa«rn«t^,n «f i'oA/<v, LerU» Vm - NLiudiu^ - kvrt » H. -»ÜLck«»: 41u,/ Af»E, Z«rU» 4n^li/i</en4an4,44. Lr,m»o: 4k L'c^etk, Sr«, lau: 4..Än»i^i « Hüri-uu; cdaouul, : 4<> ^MAl, kr»^- fnrta «.: 4k akA<, '»olu> u. 4. <7.4/«rrmun,t'^tu- Uuckl' 4ln«be<f 6»rNtr: 4nv D., HaLuovvr: <>'. kari«: 4/n»o>, 4^^'"^, 41u//>>r <t f'o., Stultxart: 4-aub^ <f tka., ^>ino»icr»»-4.'ü>ra«, Vi«u: ^44 O/Pe?it. llIr»u8xok^rr < ULmel. Ikx^lUtion Dro^uer Journal«, ör,««!«-», XtiirMit-tlion^aisu 4io. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 3V. September. Se. Majestät der Köwg habe» geruht, dem Oberforstmeister Carl Friedrich v»n Götz zu Schwarzenberg vom 1. October 1874 an dir von ihm nachgesuchte Versetzung in Ruhestand mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Forttwgen der Uniform der Oberforstmeister zu bewilligen. Se. Majestät der König haben dem 1sten Rache bei der Kreisdirection zu Leipzig, Geheimen Regierungsrath von Haugk, sowie dm Amtshauptleuten von Egidy zu Meißen und von Lieth uud Golsenau zu Dres- deu die aus Gesundheitsrücksichten nachgesichte Bm setzung in den Ruhestand mit der gesetzlichen Pension zu bewilligen allergnädigst geruht. Bekanntmachung, die auf Grund des Reichsgesetze« vom 4. April 1874 geltend zu machenden Ansprüche auf Jttva^ ltden-Pensi on, bezieh. Erhöhung derselben betreffend, vom 2. Juni 1874. 1) Nach 8 11 des Reichs-Gesches, betreffend einige Abänderungen und Ergänzungen des Gesetzes vom 27. Juni l871 über die Pensiomrung und Versorgung der Militärpersoncn rc. rc. vom 4. April 1874 wird Ganzinvaliden, derm Invalidität durch eine in dem Kriege von 1870/71 erlittene Dienstbeschädigung her- beigefuhrt worden ist, und welche Anspruch auf den Civilversorgungsschein haben, nach ihrer Wahl an Stelle des Civilversorgungsscheins eine Pensionszu lage von 2 Thlr. — - — - monatlich — Anstellungs entschädigung — gewährt. Das Recht zur Wahl erlischt für die bereits aner kannten Berechtigten innerhalb sechs Monaten nach Ein tritt der verbindlichen Kraft obigen Gesetzes, für die etwa noch später anzuerkennenden Berechtigten innerhalb sechs Monaten nach der erfolgten Anerkennung der In validität, bezieh, durch Annahme des Eivilversorgungs- schcins vor Ablauf dieser Frist. Es werden daher diejenigen Ganzinvaliden aus dem Feldzuge 1870/7!, welche sich bereits im Besitze des Civilversorgungsscheins und im Genüsse der Pensions- zulage des H 7l des Gesetzes vom 27. Juni !871 (der Krtegszulage von 2 Thlr. — - — - monatlich) befin den, und welche an Stelle des Civilversorgungsscheins die Anstellungscntschädigung von 2 Thlr. —- —- monatlich wählen wollen, hiermit äufgefvrbert, ihren An spruch auf die letztere Entschädigung, soweit es bis jetzt nicht schon geschehen, bei Verlust desselben spätestens bis zum 22. Oct ob er 1874 geltend zu machen und sich dieserhalb innerhalb der angegebenen Frist unter Rückgabe des Civilvcrsorgungsschems und Beibringung eines Zeugnisses der Ortsbehörde darüber, daß der Be sitz des Civilversorgungsscheins nicht durch gerichtliches Erkenntniß verwirkt sei (Führungs-Attest) bei dem betreffenden Landwehr - Bezirks - Co mm an do schriftlich oder persönlich anzumelden. 2) Ferner tritt nach § 12 des angezogenen Reichs- Gesches an Stelle der nach H 76 des Gesches vom 27. Ium 1871 zu bewilligenden Pensions-Erhöhung für Nichtb-nutzung des Civilversorgungsscheins (wegen völliger Untauglichkeit zur Verwendung im Civil- dienstc) cine Prusionözutage von monatlich 3 Thlr. — - — welche den Invaliden aller Pensionsklassen gewährt wer den kann, und bedürfen Ganzinvaliden von mindestens achtjähriger activcr Dienstzeit zum Erwerbe dieser Pen sionszulage des Nachweises erlittener Dienstbeschädigung nicht. Alle diejenigen nach dem Gesetze vom 27. Juni 187l bereits versorgten, dem activen Dienststande nicht mehr angehörcnden Individuen, welche zum Civilversorgungs- schcine zwar berechtigt, zu einer Perwendung im Civil- dienste aber wegen ihrer Gebrechen (Friedensinvaliden — beim Ausscheiden aus dein activen Dienste) nicht tauglich sind, und welche nach Vorstehendem glauben, einen höheren Pensions-Anspruch, als den ihnen bereits zugrstandenen, geltend machen zu können, werden daher hierdurch veranlaßt, ihre dicsfallsigen Ansprüche soweit es noch nicht geschehen ehebaldigst ebenfalls bei dem betreffenden Landwehr - Bezirks - Co mm an do unter Beifügung eines Führ» ngs-At testes der Orts- behördc (s. oben unter I) zur Anmeldung zu bringen, und wird hierbei noch bemerkt, daß die Pensionszulage für Nichtbenutzuua des Civilversorgungsscheins und die Anstellungs - Entschädigung (s. unter I) nicht neben einander bezogen werden können, sondern daß die erstere die letztere ausschlicßt. 3) Nach § 13 des mehr gedachten Reichs Gesetzes können alle durch den Krieg 1870/71 invalid geworde nen aus dem activen Militärdienst bereits ausgeschiede nen Unteroffiziere und Mannschaften, und zwar auch die in der Erwerbsfähigkeit nicht beschränkten, und die Halb invaliden, mit Ausnahme der durch innere Dicnstbe- schädigung verletzten (8 59 e des Gesetzes vom 27. Juni 1871), bis zum 20. Mai 1875 nachträglich noch nach Maaßgabe der Bestimmungen in §tz 65 bis 80 des Ge setzes vom 27. Juni 1871 die dem activen Dienststande zuständige Lersorgungsberechtigung geltend machen. Alle diejenigen bereits entlassenen Unteroffiziere und Mannschaften, welchen hiernach ein Anspruch, bezieh, höherer Anspruch zusteht, insbesondere diejenigen, welche früher auf Grund 8 82 des Gesetzes vom 27. Juni 1871 mit Pensions-Gesuchen baben abgcwiesen werden muffen, wollen daher zu Vermeidung des Verlustes ihrer Berechtigung vor Ablauf obiger Frist (20. Mai 1875) ihre Ansprüche bei dem Landwehr-Bezirks-Commando, bezieh, anderweit, anmelden und geltend machen. Alle Amtslätter sind ersucht, diese Bekanntmachung in der nächsten Nummer zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 2. Juni 1874. KriegS-Mi niftcriu m. von Fabrice. Bekanntmachung. In Gemäßheit von K 6 der Verordnung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Versicherungsanstalten im Königreiche Sachsen vom 16. September 1856 wird von den» Ministerium des Innern bekannt gemacht, daß die gegenseitige Lebens - Versicherungs - Bank „Patria" in Wien den Vorschriften in §8 2 bis 4 der angezvgenen Verordnung Genüge geleistet und Leipzig zum Sitze für ihreu Geschäftsbetrieb ine Königreich Sachsen gewählt hat. Dresden, den 23. September 1874. Ministerium des Innern. Abtbrilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Künzel. Fromm. »II !I»»I «I »E—- Nichtamtlicher Theil. U cl> er sicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Flensburg. München. Weimar. Wien. Buda-Pest. Paris. London. Kopenhagen. St. Petersburg.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Zwickau. Meißen. Pirna. Tharand. Löbau. Geringswalde.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WittcrungSbcrichte. Inserate. Uelesir.il>!,Mc Nachrichten. Dien» Dienstag, LV. September, Abends. (Cvn-.-Bur.) Heute Abend fand zu Ehren der Rord- polßahrer die außerordentliche Sitzung der geo- graphischen Gesellschaft statt, welcher der Kron Prinz Erzherzog Rudolph, Erzherzog Rainer, sammtltche Minister, die Spitzen der Gesellschaft und ein zahlreiche- Publicum beiwohnten. Präsident Hochstetler eröffnete die Versammlung, in dem er die Verdienste cer Nordpolexpeditivn nm die Wissenschaft und die Ehre des Vaterlandes betonte. Weichrecht hielt einen Vortrag, in welchem er die inter essanten Hauptmomente der mühseligen Nordpolexpeditivn skizztrte. Payer schilderte das Franz-Joscph-Land und die Inselgruppen. Bei Erwähnung der Verdienste des GraUn Wilczek gab es eine stürmische Ovation. Das PubUcum folgte den Vorträgen gespannt und unter wiederholtem Applaus. Der Kronprinz dankte persön lich den Beiden, ließ sich alle Mtglieder der Expedition vorswllen und sprach mit allen auf das Freundlichste. Präsident Hochstetler dankte schließlich nochmals und überreichte unter Applaus Weyprecht und Payer die Ebrendiplome der gcographischen Gesellschaft, welche der Kronprinz Rudolph und der Minister v. Strcmayr un tcrschrieben Haden. Dresden, 3o. September. Unsern bisherigen Mitthcilungen über den Empfang, welchen die zurückgekehrten Mitglieder der öster reichischen Nordpolexpedition bei ihrer Ankunft in Hamburg, Breslau und Wien geworderr, glauben wir noch einen Artikel anreihen zu sollen, welchen die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" an der Spitze ihrer heutigen Nummer bringt und in welchem sich das ge nannte Berliner Blatt folgendermaßen vernehmen läßt: „Wien, und mit ihm alle gebildeten Elemente in Oester reich und Ungarn, hat am Freitag ein in seiner Art einziges Fest gefeiert. Unter Betheiligung der höchsten Staats- und Gemeindebehörden ward von der gesamm- ten Bevölkerung der Reichshauptstadt den Männern ein feierlicher Empfang bereitet, welche von einer ehrenvollen, im Dienste der Wissenschaft unternommenen Aufgabe nach Mühseligkeiten und Gefahren aller Art heimkehr ten, mit Beute und schätzen reich beladen, jedoch nur mit solchen, die nicht durch blutiges Ringen, durch Ver nichtung und Zerstörung gewonnen, sondern als Er rungenschaften des menschlichen Geistes, menschlicher Be harrlichkeit und Willenskraft zu Nutz und Frommen der gejammten Welt auf dem Altar der Wissenschaft nieder- gtle^tHmchen^Lmuteu. Aber nicht die Erkenitt- niß von dem Werthe der der Erderforschung geleisteten Dienste, nicht allein die tiefempfundene Achtung vor dem Muthe und der Ausdauer, welche die Mitglieder der Expedition allen Gefahren und Entbehrungen entgegen gesetzt, sondern vor Allem die Freude über die dem österreichischen Namen uud der österreichischen Flagge erwachsenen Ehren hat im ganzen Kaiserstaate die herzlichsten und lebhaftesten Huldigungen für die Heimgekehrten wachgerufen. Unter österreichischer Flagge war der „Tegctthoff" hinausgesegelt in die ark tischen Regionen, und österreichische Männer, den ver schiedensten Stämmen der vielsprachigen Monarchie an gehörend, haben ihre vaterländische Flagge bis zu dem nördlichsten, jemals von einem menschlichen Fuße be tretenen Punkte der Erde getragen. Zum ersten Male war die österreichische Flagge so ausschließlich im Dienste der Wissenschaft entfaltet worden und in Ehren heim gekehrt. Und wie im Staatsleben der österreichischen Monarchie der deutsche Stamm das leitende Element ist, so waren auch die Führer der Expedition Deutsche, denen ihre Gefährten und Untergebenen mit gleicher Ausdauer uud Hingebung gleich muthvoll zur Seite standen. Nicht mit Unrecht haben Wiener Blätter in dem Bilde, welches so die Expedition darbietet, ein Bild ihres Staates gefunden, in welchem der deutsche Stamm die österreichische Flagge als Führer in der Entwicke lung und Entfaltung aller Kräfte des Reiches voran trägt, und so betonte auch Ministerpräsident Fürst Auersperg den rein österreichischen Charakter der Ex pedition, welcher derselben einen so jubelnden Empfang eingetragen und diesen zu einem großartigen Ausdruck des österreichischen Gemeingcsühls aller Stämme des Kaiser staates gestaltet habe. Seit jenen Junitagen des Jahres 1869, da die zweite deutsche Nordpolexpeditivn unter König Wilhelm's Augen und von seinen theilnchmeuden Wünschen geleitet in Bremerhaven die Anker lichtete und bei der Heimkehr im Jahre 1870 vom Bord der auf der Wacht liegenden Panzersregatte „König Wilhelm" die Kunde von dem inzwischen cingetrctenen und so glorreich verlaufenden Kriege vernahm, sind mächtige Enignissc über Deutsebland dahingezo .cn und inmitten des allgemeinen Ringens um die Neugestaltung unsrer staatlichen Verhältnisse sind die auf die Erforschung deü Nordens gerichteten Bestrebungen in Deutsebland nocb nicht wieder ausgenommen worden. Mit um so regerer Tkeil- nahmc begleitete Deutschland das aus dem befreundeten Nachbarreicbc l>ervorgchende Unternehmen, eine Theil- nahme, welche in dem herzlichen Empfange, den die Heimgekchrten beim Betreten des deutschen Bodens in Hamburg fanden, ihren schönsten Ausdruck erhielt. Je ner Empfang bezeugt, daß alle gebildeten Elemente Deutschlands die Erfolge, deren sich wie die Wissen schaft, so auch vas befreundete Oesterreich'- Ungarn er freut, mit aufrichtigster Gcnugthuung begrüßen und dasselbe zu treuer gemeinsamer Arbeit, wie im Völker- leben, so auch auf dem weiten Arbeitsfeldc der Cultur- entwickelung und des wissenschaftlichen Strebens herzlich willkommen heißen." Tagesgerichte. Dresden, 30. September. Heute ist hiersclbst der zweite deutscheSemiuarlehrertag eröffnet worden. Bereits gestern Abend hat derselbe in einer Vorver- sammlung die Präsidentenwahl vollzogen, welche auf die Herren Seminardirector Schulze (Berlin) als Prä sidenten, Schulrath Eberhardt (Eisenach) als ersten und Seminardircctor Kühn (Dresden) als zweiten Vicepräsi denten gefallen ist. Die erste Sitzung war auf heute Morgen 8 Uhr auberaumt. Nachdem der Präsident dieselbe eröffnet, be grüßte Sc. Excellcnz der Staatsminister Di. v. Gerber die Versammlung namens des k. sächsischen Uutcrrichtsmini tcriums, wobei sich derselbe etwa in folgender Weise aus- prach: Es sei zu ciuer Lcbensoronung der deutschen Gclchr- en geworden, von Zeit zu Zeit in Versammlungen zu- ammeuzufreteu^ um gewissermaßen über die Zielpunkte hres Strebens öffentlich» Rechenschaft abzulegeu. Der Werth solcher Versammlungen beruhe auf der Ver mittelung persönlicher Bekanntschaften, mannichfacheu Anregungen, Ausgleich von Gegensätzen und fruchtbarem Austausch der Meinungen. Der Werth solcher Ver sammlungen werde da am größten sein, wo das ver bindende Element seine Förderung weniger durch theo retische Erörterungen, als durch praktische Erprobungen erwarte. Dies treffe vorzugsweise bei der gegenwärtigen Versammlung zu, da bei den mannichfachen, das Seminar- lebcn betreffenden Fragen vorzugsweise praktische Er fahrung entscheide und die Ucberzeugung eines erfahrenen Schulmannes mehr wiege, als die scharfsinnigste Llos theoretische Erörterung. Daher begrüße er die Versamm lung mit den besten Hoffnungen und Erwartungen. DaS warme Interesse des sächsischen Unterrichtsmini steriums an ihren Verhandlungen werde Jeder be greifen, der den augenblicklichen Stand des sächsischen Volksschulwesens kenne. In wenigen Tagen trete eine vollständig neue Organisation der Volksschule ins Leben, durch welche nicht blos neue leitende Organe geschaffen, sondern auch die Linie der Elementarschulbildung erhöht würde. Daraus erwachse eine langdaucrude, schwierige Arbeit, welche planmäßig in Angriff genommen werden müsse. Vor Allem bedürfe man dabei der entsprechen den Lehrerkrästc; da man diese nun vorzugsweise von den Seminaren zu erwarten habe, so erschienen die Feuilleton Redigirt von Otto Banck. DaS Erdmuthenbuch. Dieses Buch der Vorzeit, welches man zu Ende des 17. Jahrhunderts aus Edelhöfen, in Pfarren und rei cheren Bürgerhäusern als einen kleinen Pergament- oder Ledcrband, auch zur Lecture der Frauen fand, giebt Ludovica Hesekiel in einem «euerm Hefte des in Berlin erscheinenden „Frauenanwalts" Anlaß, der sächsischen Prinzessin Erdmuthe Sophie als einer fürstlichen Schriftstellerin des 17. Jahrhunderts zu gedenken. Einige Notizen aus diesem wohlgemeinten Aufsatze mögen in Folgendem Ergänzung und Berichtigung finden. Schon I. C. Ebertt in seinem „Eröffnetes Cabinet deß gelehrten Frauenzimmers" (1706) sagte übereinstim mend mit Paulinus („Hoch- und Wohlgclehrtes deut sches Frauenzimmer" l7O5) von ihr: „Sie war mit einer ungemeinen Schönheit begäbet, so daß sie damals für die schönste Prinzessin in Deutschland gehalten wurde. Ucberdieß war sie eine fromme, vielwiffende, gelehrte und ruhmwürdigr Fürstin, über welche auch itzige Römische Kaiser!. Majestät, wir sie zu Frankfurt erwehlet ward, ». 1658, sich sehr verwundern mußte". Diese hoch begabte sächsische Prinzessin war die einzige Tochter des Kurfürsten Johann Georg ll., sie war geboren dm 11. Februar 1644 und noch nicht 19 Jahre alt, als sie mit dem noch um rin halbes Jahr jugendlicheren Markgrafen Christian Emst von Brandmburg-Bairruth sich am 19. October 1662 vermählte. Dir Ehe, obgleich sie kinder los blieb, war eine durchaus glückliche. Auf allen sei nen vielfachen Reisen begleitete die Markgräfin ihren Gemahl; Beide bemühten sich redlich, ihrem Land« aus dem Kxiegselendc hrrauszuhrlfm; Bride sahen auch in Erziehung und Unterricht die wesentlichen Hilfsmittel dafür. Die Stiftung des Gymnasiums zu Baireuth durch den Markgrafen ist ein Zeugniß davon; die Mark gräfin aber stellte selbst das Material zusammen, welches sie zur allgemeinen Bildung für nöthig hielt. Als nn Taschenbuch erschien daffclbc 1666 ohne Nennung ihres Namens in Druck unter dem Titel: „Handlung der Welt Alter, deß Röm. Reichs Ständen und Derselben Beschaffenheit" zu Baireuth. Der In halt des jetzt seltenen Büchleins läßt einen Einblick in die Mängel und Bedürfnisse damaliger Bildung thun. Einer kurzen Geschichtstabelle folgt „deß Röm Reichs Form und Regiment", sodann „deß Reichs Matricul mit den Anlagen nach dem Römer-Zug und Römer-Monat", welcher Äbschnitt uns ganz in die eigcnthümliche Ge staltung des damaligen deutschen Reiches zu versetzen vermag. Es schließen sich daran geschichtliche und genealogische Nachrichten über die fürstlichen Häuser ver schiedener Länder auch mit geographischen Notizen über diese. Die nächsten Capitel behandeln: die weltlichen Orden, die Residenzen, Prädicate, Wappen, die Ein künfte, Pensions- und Tributgelder, Fräulein-Ehesteuer, dm Pretensionstreit. Ferner werden das Reichskammer- qericht und andere Perfassungseinrichtungen erläutert, woran sich eine Verzeichnung von 34 deutschen Akademien mit ihren Stiftungsjahrrn, eine Ucbersicht der Ver- tbcilung von Sprachen und Nattonen anschließen, sogar eine Zusammenstellung von Prädicaten der vornehmsten Städte Italiens. Mit den Patronen von Städten, Län- dem, gegen Krankheiten und andere Plagen geht der Text über zu „der Kirchen Alter", unter mannichfachen Ueberschriftrn eine kurze Geschichte der Kirche, der Mönchs orden, der Reformation u. s. w. enthaltmdr Zeitein- theilungen, Naturkundliches, Berechnungen von Gewich ten, Münzen, Maßen und Entfernungen beschließen die ¬ sen auf 218 Seiten kleinen Taschenformates zusammcn- gedrängten Theil des Inhalts, welchen die Markgräfin als einen Inbegriff des Wissenswürdigsten, als eine Art Vade mecum ibrer umfassenden Belesenheit abgcwonnen hatte. Aber nicht allein diese Summe von Wissen wollte die edle Fürstin znm Gemeingute machen, sie suchte auch für religiöse und sittliche Bildung zu wirken. Sie wählte dazu die Historie vou der Zeuobia, jener als heroisch, gelehrt, tugcnd- und siegreich gepriesenen syrischen Königin, indem sie zwischen die einzelnen Sätze der Er zählung eine Fülle moralischer Nutzanwendungen cin- fügte, welche sich gegen die Verderbnisse ihrer Zeit rich ten, voll ernster Mahnungen auch an Höhergestellte. Diesen 41 Seiten folgt noch eine kurze Abhandlung über die Sintfiuth. Wider ihren Willen wurde bald bekannt, wer die Verfasserin sei; mehrere Ausgaben, auch Nachdrücke, fanden als beliebtes „Erdmuthenbuch" Verbreitung; doch ehe sie selbst eine neue Bearbeitung ausführen konnte, verstarb die Markgräfin plötzlich, kaum 26 Jahre alt, am 12. Juni 1670 zu Leipzig, wohin sie sich mit ihrem Gemahle zur Ostermesse begeben hatte, dem damaligen Sammelpunkte deutscher Fürsten. Treuen Gedenkens beauftragte daher der Markgraf seinen geh. Kirchen- rath Caspar v. Lilien, die neue Ausgabe jenes Buches zeitgemäß veranstalten zu lassen. Mit dem vollen Na men und mit Portrait der Verfasserin erschien eine solche 1674 zu Leipzig, durch den Rcchtsgelchrten Ant. Ehr. Fabricius um mehr als das Doppelte vermehrt. Noch weit umfänglicher ward die in gleichem Auftrage von I. G. Layrttz, Professor der Geschichte zu Baireuth, 1676 daselbst herausgegedene Bearbeitung, welche auch den Titel in „Sonderbare Kirchen-, Staat- und Weltsachen" abänderte. Noch 1689 erfolgte von letzterer ein neuer Abdruck. Diese letzteren Ausgaben lassen das eigenthümliche des zu Grunde liegenden Originals freilich kaum mehr erkennen; auch die auf sittliche Wirkung berechnete Er zählung ist weggelasscn. Eine solche spätere Umarbeitung aber hat Ludov. Hesekiel zur Hand gehabt; ihre Inhalts angaben und darauf begründete Hervorhebungen betref fen daher nicht die wirkliche literarische Arbeit der säch sischen Priirzessin. Dennoch ist in ihre Schlußworte einzustimmen: „Wo von Fraucnbildung und von Frauen- bestrebungen für dieselbe die Rede ist, da sollte man der Markgräfin Erdmuthe Sophie und des Erdmuthenbuchcs nicht vergessen. E. a. E. Nächtliche Beobachtungen im Luftmcerc. Vor einigen Wochen ließ man in Paris zu wissen- schaftlichen Beobachtungen einen Ballon steigen, der eine interessante Reise gemacht hat. Für einen langen Aufenthalt im lustigen Raum aus gerüstet, trug dieser Ballon vier Reisende: Herrn und Frau Camille Flammarion, Herrn Ernst Flammarion und Jules Godard. Er führte den Namen „Lnmen", den Titel des neuesten astronomischen Werkes Flamma- rion's. Die Atmosphäre war in horizontale ^schichten cingetheilt, die sich nach verschiedener Richtung bewegten. Einige hundert Meter hoch ging die Strömung nach Südostcn; in einer Höhe von 0>00 Meter neigte sie nach Süden; bei 1500 'Meter nach Westen; zwischen 20lXt bis 4000 Meter Höhe wogte die Luft wie ein un geheurer Strom gegen Noi dosten. Diese Strömungs unterschiede brachten es mit sich, daß daS luftige Fahr zeug, je nach den Höhen, zu denen cs stieg oder fiel, die wunderlichsten Windungen und Drehungen durch wachte. Es wendete sicd zuerst gegen Vincennes und strich hier oberhalb der Marnekrümmung hin, steuerte
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