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Dresdner Journal : 05.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187412055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-12
- Tag 1874-12-05
-
Monat
1874-12
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 05.12.1874
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MS82. Sonnabend, dm 5. Dccemvei 1874 ^Ldrtivd:. ...» Htt. I jtMrliod: 1 VLIr. 1b U^r. I b:ul«lLvXrlUlwvrv: 1 Uxr ! L«>—rdLlbä« <t«ot»ot»»o Lvioll«, tritt ko«^ aiui 8Wll»p«l,rl»ot»lLE tULLU. ?ür 6eo k»um «ivor ^««v^ttsoov kvtit««il»: 2 K^r. Ootvr „Lin^viamäi" äi« Avil«. L K^r. Lrseliel»«», I'L^Ucti mit äaivLtiw« äsr 8oou- unä ksisrt»^«, .4N«väi kiir «iso kol^suäoo DreMerAoimml. Verantwortlicher Redacteur: Commisfionsrath I. G. Hartmann in Dresden. I»8kr»t«»»ni,»dwe />>. /t»°aNitrit«', Oowmi«iionitr kiv« Drsmillvr 1ourn»t«; ebenlls«.: u. K Lmodm^->«rU»- Vl,»-I.«tpit,-L»»«I-Lr«,l»u.rnut^trt «II: 1/aa^^trin <0 loA/r»", Lerlla Vi«ll-Luildiu^-rr«^-l^ip,j^-rr»Lk tvrt ». II. -Nüilck»»: Nxct. Lsrlio d /dida/iki^»<1an1,1/. »r«w«o: L' SeLIvtte, Lr«« I»a: F, ,8ta nA«n 8 liüre»u; Vkmuül«: />. kr««' tarl « N : Fa^Ae^'svtie u. T //tt'rina»»!'«:»« llueN>^ 4>auK^F t?0., VÜrliti: 7nv -D., U«imov«r: t7 k»rii: 4/ai a», Lu/ii<^ F tt>., Sl«ttx«rn H«u5e «K <7o., Lü<it4 Fnno,<ce»»-Kü^a««, Vt,»- F/ Opx^/iit. llvr»u»xed»rr Lünitsl. üxpt-tiition N» I)r^«Ioer lourvitls, I>rtxleii, ^turs^ri-i-tlivoxuE Ko 1. Amtlicher Theil. Dresden , 4. December. Seine Majestät derKönig und Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg sind heute Vormittag 10 Uhr 20 Min. nach Berlin gereist. Dresden, 3. December. Dem Tambour derb.Com pagnie 8. Infanterieregiments Nr. 107 Johann Ernst Friedrich ist mit allerhöchster Genehmigung für die mit muthigrr Entschlossenheit und eigener Lebensgefahr ausgeführte Rettung eines Menschen vom Tode des Er trinkens die Lebensrettungsmedaille in Silber mit der Erlaubniß zum Tragen am weißen Bande verliehen worden. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Straßburg. Gotha. Wien. Buda-Pest. Hcrmannstadt. Paris. Rom. Lon don. St. Petersburg. Konstantinopel. Bukarest. New- Uork.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichtcn. (Leipzig. Zwickau. Franken berg. Meißen. Dippoldiswalde.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Eingesandtes. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 3. December.) Vermischtes. Kirchcnnachrichten. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSbcrichte. TtleqraMsche Nachrichten. Berlin, Freitag, 4. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Nach Eröffnung der heutigen ReichStagsfitzung gelangte ein Schreiben des Reichskanzlers zur Verlesung, nach welchem auf Beschluß des Bundesrath» die Etatspofition, den deutschen Gesandten beim päpstlichen Stuhle in Rom betreffend, zurückgezogen wird. Gutem Vernehmen nach ist die Nachricht eines hiesigen Börsenblattes, der Termin im Processe Arnim sei verschoben worden, unbegründet. Aller- dings hat der Lertheidiger des Grafen Arnim bei dem Stadtgericht einen Vertagungsantrag gestellt, das Stadtgericht aber hat denselben abgelehnt. (Bgl. Berlin unter „Tagesgeschichte".) Versailles, Donnerstag, 3. December, Abends. (W. T. B.V Die Botschaft deS Marschall- Präsidenten Mac Mahon, welche in der heutigen Sitzung der Nationalversammlung verlesen wurde, hat folgenden Wortlaut: „In dem Augenblicke, wo Sic mit der Wiederauf nahme Ihrer parlamentarischen Arbeiten beginnen, hat die Regierung die Pflicht, Sie über die allgemeine Lage des Landes zu unterrichten, und ich bin Ihnen gleich falls die loyale Darlegung meiner eigenen Gefühle schuldig. Ich habe mich bemüht während Ihrer Ab wesenheit, auf das Genaueste die doppelte Ausgabe zu erfüllen, die mir zugcwiesen war: die Befestigung des Friedens und die Aufrechterhaltung der Ordnung. Kei nerlei innere Verwickelung hat das Werk der Reorgani sation aufgehalten, dem wir uns gewidmet haben. Meine Negierung hat keine Gelegenheit versäumt, um durch Wort uud That dm festen Entschluß zu bestätigen, daß sie treu an allen ihren Verpflichtungen festhalten und alle Verträge streng erfüllen will. Diese Politik, die von Ihnen stets gutgchcißen worden ist und auf welcher meine Regierung beharrte, hat unsern Beziehungen zu den auswärtigen Mächten von Tag zn Tag mehr Ver trauen gegeben, und keine der letztem zweifelt heute an Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater — Altstadt — den 3. December: „Rigol etto". Romantische Oper in 3 Acten, von I. Verdi, zum ersten Male in deutscher Sprache. Die Vorstellung war dem Pensionsfond unsers trefflichen Hoftheatersingechors gewidmet, welcher sich in der muster haften Tüchtigkeit seiner Leistungen nie durch Ueberfluß an Beschäftigung beirren läßt, uud es war daher be sonders erfreulich, das Haus gefüllt zu sehen. Die Wiederaufnahme dieses an wahrhaft genialen Zügen und an reizendster Melodik so reichen Werkes Verdi's, wel ches wir hier erst im vorigen Jahre durch ausgezeich nete Vorführungen der Pollini'schen italienischen Opern- gescllschaft, auch unter Mitwirkung des Fräul. Orgeni kennen lernten, kann in musikalischer Hinsicht nur als ein Gewinn für das Repertoire willkommen sein. Ab gesehen aber von den im Gesänge und Spiel gebotenen Vorzügen jener Darstellungen, mit denen ein Vergleich nicht rathsam und auch nicht gerecht sei» würde, so läßt sich nicht verhehlen, daß der schöne italienische Sprachlaut und das den Hörem zum größten Theile mangelnde Verständniß der einzelnen Worte und Wen dungen ein einigermaßen versöhnendes und verhüllendes Element für das tief verletzende Sujet abgiebt, während die deutsche Uebersetzung den widerwärtigen Eindruck desselben in jeder Spccialität bloßlegt. Dennoch blribt indeß eine genuß reiche Wirkung der Musik bestehen, künstlerisch unter stützt und behoben durch sehr sorgfältiges Einstudiren und mit feiner Empfindung eingehende Direction feiten des Herm Kapellmeisters Schuch, durch die fleißigen, nach Maßgabe der Kräfte sich auszeichnendrn und im Ensemble wohlgelingenden Ausführungen der Sänger, unserm aufrichtigen Wunsche, mit allen Negierungen friedliche und freundschaftliche Beziehungen zu unter halten. » Im Innern hat sich die ökonomische Lage des Landes merklich gebessert. Auf den Ausfall des Vorjahres ist eine ganz ausnahmsweise vorzügliche Ernte gefolgt. Dank den Fortschritten in der landwirtschaftlichen Cultur hat die lrndwirthschaftliche Production eine Ziffer er- reicht, die vorher niemals erreicht worden war. Dieser segensreiche Ueberfluß, für den wir der Vorsehung danken, konnte nicht verfehlen, auf die Entwickelung der Geschäfte und aus den allgemeinen Wohlstand des Lan des von Einfluß zu sein. Auch die industrielle Thätig- keit, die während des ersten Halbjahres einige Min derung erlitten hatte infolge der ungenügenden Ertrüge der vorhergehenden Ernte, Hai seitdem in erheblicher Weise zugenommcn. Die Bewegung unsers Ausfuhr handels ist niemals so beträchtlich gewesen, als im Ver lauf der letztverflosscnen 4 Monate, und Alles berechtigt zu der Erwartung, daß, was unsere Handelsbilanz an betrifft, dir Ergebnisse mindestens denjenigen des Jahres 1873 gleichstehen werden, welche die befriedigendsten ge wesen sind, die wir bH jetzt überhaupt zu verzeichnen gehabt haben. Die Thätigkcit, welche auf dem Gebiete der öffent lichen Arbeiten herrscht, wird die Anstrengungen der nationalen Arbeit kräftig unterstützm. Wir rechnen darauf auch aus dem Grunde, um uit Sicherheit höhere Steuererträge erwarten zu können, inden wir den Staats finanzen besondere Sorgfalt widmen rnd uns nament lich mit der Aufsuchung der Diittel be'chäftigen, durch welche die Herstellung des Gleichgewicht; zwischen Aus gaben und Einnahmen im Budget vor 1875 erreicht werde» kaun. Die Regierung hat sich Aren Anschau ungen und den Wünschen des Landes anzeschlosscn; sie ist vor Allem bestrebt gewesen, aus den b,stehenden Ab gaben soviel zn erzielen, als aus denselben zu erlangen war. Mehrere Maßregeln, die zum Zwecke haben, nütz liche Reformen auf dem Gebiete der Finan;verwaltung zur Durchführung zu bringen oder die Malsche Gesetz gebung zu vervollständigen und nach Möglichkeit der Steuerdefraudation, in welcher Gestalt dieselbe auch auf- trcte, vorzubeugen, werden der Nationalversammlung demnächst zur Genehmigung unterbreitet werken Un sere finanzielle Lage wird Ihnen in einem SpeciaUerichtc dargelegt werden, und Sie werden daraus ersehen kön nen, ob die bereitstehenden finanziellen Mittel genügen, um das Deficit zu decken, welches das Finanzgesetz unn 5. August 1874 übrig gelassen hat. Bei meiner Reise durch einige unserer Departements habe ich allerorten die Wahrnehmung gemacht, daß in demselben Grade, in dem der Sinn für die Ordnung und das Bedürfniß nach Frieden sich gefestigt hat, auch der Wunsch zu Tage getreten ist, daß eine von Ihnen selbst für unerläßlich erachtete gesetzliche Organisation der Macht, welche durch das Gesetz vom 20. November constituirt ist, die Kraft gebe, deren sie bedarf, um die ihr von Ihnen übertragene Mission zu erfüllen. Das Land, welches unaufhörlich durch die Verbreitung der verderblichsten Lehren beunruhigt wird, fordert von Ihnen, daß Sic den Gang dcr Regierung sicherstellcn, welche gemeinsam mit Ihnen das Land schützen soll und ihm durch Maßregeln weiser Voraussicht während der Periode dcr Ruhe, welche Sie Frankreich versprochen haben, die regelmäßige Wirksamkeit der Gewalten sichern soll. Ich hoffe, daß in diesen so wichtigen Fragen, welche in Kürze an Sie herantreten werden, Einigkeit unter Ihnen herrschen werde. Ich meinerseits werde den mir zukommendcn Theil der Verantwortlichkeit nicht ablehncn und bin dabei der Unterstützung meiner Re- gierung gewiß. Aber ich halte mich verpflichtet, Ihnen zu sagen, wie ich schon von heute an meine Pflichten dcr Nationalver sammlung und dem Lande gegenüber ausfasse; ich habe die Gewalt nicht auf mich genommen, um den An sprüchen irgend einer Partei zu dienen, ich arbeite nur an dem Werke der Vertheidigung der Gesellschaft und durch die vorzügliche Production des Orchesters und des Chors. Den ersten ^Nang unter den Einzelleistungelt be hauptete Herr Riese — Herzog von Mantua —, Kraft und Wohllaut seiuer Stimme und sein schöner Cantiten- vortrag rffectuirten glänzend. Lobenswerth, mit in telligenter, durchdachter Auffassung im dramatischen Ausdruck und Spiel gab Herr Dege le die Titelrolle; weniger fühlbare Absicht in Ausführung seiner Inten tionen würde Wahrheit und Wärme des Eindrucks wesentlich erhöhen. Mit sicherer Beherrschung, fein und geschmackvoll durchgearbeitet im Vortrag sang Fräulein Proska die schwierige Partie der Gilda; aber das tragische Element und innige, tiefbewegte Affecte liegen ihrem Talent durchaus fern, und hierunter litt die Rolle besonders vom dritten Act an. Sehr anerkennenswcrth, unbefangen und maßvoll wußte sich Fräulein Nanitz mit Wiedergabe der realistischen Figur dcr Maddalena abzufinden. Gut war die Ausführung des Sparafucile feiten des Herm Decarli, und Herr Köhler verlieh dem Grafen v. Monterone eine hervorragende Bedeutung. Für weitere Wiederholungen sei eine noch discretere Be handlung der orchestralen Begleitung bei manchen Stellen der Beachtung empfohlen ; so wurde z. B. in dem schönen Quartett des vierten Actes die Stimme des Fräulein Proska völlig vom Forte der Violinen gedeckt. C. Banck. Refidenztheater. Am 3. December wurde zum ersten Male, während der Direction des Herrn Ur. Müller: „Die Tochter Belial's", Lustspiel in fünf Acten von Rudolph Kneisel gegeben, und nach dem richtigen Grundsätze, daß dieser Bühne das Volksstück, die Posse und das leichte Lustspiel zugehörrn und ganz besonders vom Publicum gewünscht werden müssen, war dcr Wiederaufrichtung der Nation. Ich rufe zu meiner Unterstützung bei der Vollendung des gemeinsamen Werkes, das ich unter Ausschluß jedes einseitigen Partei- interesses unternehme, alle gut gesinnten Männer ohne Unterschied dcr Parteien auf — alle Diejenigen, welche im Stande sind, ihre persönlichen Meinungen dem Drange der Gegenwart und der heiligen Sache des Vaterlandes zum Opfer zu bringen. Ich hoffe zuversichtlich, daß mir die Mitwirkung Keines von Ihnen fehlen werde. Ich nehme sie in Anspruch im Namen Frankreichs, dessen Größe und Glück ich allein im Auge habe. Am 20. November 1873 haben Sie mir im In teresse des Friedens, der Ordnung und der öffentlichen Sicherheit die ausübende Gewalt auf 7 Jahre über tragen, und dasselbe Interesse macht es mir zur Pflicht, dm Posten nicht zu verlassen, aus den Sie mich gestellt haben, und ihn sestzuhalten bis zum letzten Tage mit unerschütterlicher Festigkeit und mit gewissenhafter Be achtung der Gesetze." Die Botschaft wurde namentlich vom reckten und vom linken Centrum mit Beifall aufyenom men. Nach Verlesung derselben begann'die Be rathuna deS vom Deputirten Zaubert vorgcschla- genen Gesetzentwurfs über die Freiheit deS Unter richtS an den höheren Lehranstalten. Die Wahl der Vorsitzenden der Abtheilungen hat stattgefunden; in 6 »ureaur wurden Candi daten der Linken, in den v übrigen Bureaur De- putirte aus den verschiedenen Gruppen der Rech ten gewählt. London, Donnerstag, 3. December, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Capitän NareS vom „Challenger" in den chinesischen Gewässern ist zum Commandantcn der von der englischen Regie rung auSzurüstcnden Nordpolerpedrtion ernannt worden. Capitän NareS verläßt den „Challen ger" und kehrt sofort nach England zurück. Tagesgeschichte. Dresden, 4. December. Se. Majestät der König und Se. königl. Hoheit der Prinz Georg sind heute Vormittag, begleitet von dem k. Flügeladjutanten Major v. Minckwitz und dem Rittmeister v. d. Planitz, nach B rlin abacreist, um infolge einer Einladung Sr. Majestät des Deutschen Kaisers an einer Jagd in der Grimnitz Theil zu nehmen, und werden in der Nacht vom Sonn tag zum Diontag hierher zurückkehren. Berlin, 3. December. In der heutigen sechs stündigen Sitzung des Reichstags beantwortete nach Erledigung mehrerer Petitionen der Präsident des Reichs eisenbahnamts eine Interpellation des Abg. Frhrn. zur Rabenau, die Personentariferhöhungen auf der Main- Neckar- und der Main-Weserbahn betreffend, dahin, daß diese Maßregel der Rcichsrcgicrung bekannt geworden sei, dieselbe aber eine Veranlassung zum Einschreiten mcht gefunden habe, da in dem einen Falle nur eine Abrundung der Sätze bei der Umrechnung in die Reichs währung, in dem andern eine Gleichstellung der Sätze mit den auf den übrigen Staatsbahnen geltenden statt gefunden habe. Hierauf wurde der Antrag der mecklen burgischen Abgeordneten auf Einfügung eines Artikels über die Volksvertretung in den Bundesstaaten in die Reichsverfassung berathen und nach längerer Debatte in erster und zweiter Lesung angenommen. Der mecklen burgische Bundesbevollmächtigte sprach sich gegen den Antrag aus. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Bei lage.) Die „D. R.-C." berichtet über die Thätigkeit dcr Commissionen des Reichstags: Die Commission, welcher das Gesetz über die Einnahmen und Ausgaben des Reiches zur Vorbcrathung überwiesen worden ist, hat nun auch ihre zweite Lesung des Gesetzentwurfes beendet. Die Commission hat sehr wesentliche und principielle Veränderungen des Gesetzentwurfs vorgenom men, namentlich in Bezug auf Handhabung des Budget- rechts und die Rcchnungsablegung feiten der Riichsver- die Wahl einr folgerichtige. Um so mehr, da den Bc suchen: des Rcsidenzthcaters sich dcr Name Kneisel be reits durch ein anderes sehr beliebtes Stück empfohlen und zur Theilnahme für andere Versuche des Verfassers aufgcfordert hat. Ferner fordert „die Tochter Belial's" noch durch ausgiebige Darstellbarkeit, durch im gewöhnlichen Sinne dankbare Nollen und derb wirksame Sccncn die Theater zur Beherzigung auf. Diese lehr natürliche praktische Berücksichtigung sichert selbstverständlich in keiner Weise den Werth des Stückes, welches seiner Zeit aus dem Hamburger Preisaus schreiben als ein fragwürdiges Preislustspiel unter cigen- thümlichen Umständen hervorgegangen ist. Eine Beurtheilung dieser Arbeit gehört weder zu den wichtigen, noch interessanten Aufgaben der kritischen Literatur. Es vollzieht sich hier ein Vorgang, der sich ost und gern aus der Bühne ausbreitet, wenn es des Autors Mangel an Geschmack und an künstlerischen Grund sätzen erlaubt. Nachdem zur Ermöglichung von wirk samen Scenen eine unglaubliche Introduktion als Fun dament gewaltsam gelegt ist, erscheinen diese Scenen allerdings wirklich; aber es geschieht unter dem dunkeln Schutz einer Begriffsverwirrung, die mit unheimlichem Behagen die Factoren von Lustspiel, Schwank, Posse, ja Burlesque mit einander vermengt und verwechselt. Das schwere und leichte Element, Lachen und Weinen, das fast Tragische innerhalb der plump komischen Si tuation bringen ein wahres Monstrum von dramati schem Stil hervor, ein Ungeheuer, das wie Schillcr's Drache aus mehrern Hälften besteht. Der Schade würde so groß nicht sein, wenn sich nicht die verschiedenen Gattungscharaktere gegenseitig bedrückten. Das heiter Schwankartigr könnte in einem, Wallung. Dieselben sind von so principieller Wichtig keit, daß der Regierungscommissar sie für unannehmbar erklärte. Sollte es mcht gelingen, in der Plenarbera- thung eine Verständigung zwischen der Reichsregierung und dem Reichstage zu Stande zu bringen, dann würde sich auch in diesem Jahre der Fall des vorigen Jahres wiederholen, daß dies Gesetz nicht zu Stande käme. Die selbe Befürchtung läßt sich in Betreff des Gesetzes über den Rechnungshof des deutschen Reiches mit ziemlicher Bestimmtheit Voraussagen, da hier eine Einigung zwischen Reichsregierung und Reichstag mit ziemlicher Sicherheit nicht zu erwarten ist. — Die Commission für die Be- rathung des Landeshaushaltsetats für Elsaß-Lothringen und für das Gesetz, betreffend die Aufnahme einer An leihe für Elsaß-Lothringen ist folgendermaßen zusammen gesetzt: Miquel (Vorsitzender), I)r. Löwe (Stellvertreter desselben), Lender, Bluhme und Richter (Meißen) (Schriftführer), Fürst v. Lichnowski, v. Arnim - Hein richsdorf, v. Forcade de Biaix, I>r. Simonis, Schröder (Königsberg i. d. N.), Tritscheller, Winterer, Ur. v. Schulte, Nr. Stenglein, v. Puttkamer (Fraustadt), Oi. Buhl, Gerber, Or. Westermener, Grütering, Duncker und Baron v. Schauenburg. Die Elsaß-Lothringer kön nen sich über die Zusammensetzung dieser Commission gewiß nicht beklagen, denn nicht allein, daß alle Abge ordneten der Reichslande, welche in das Haus einge- treten sind, in die Commission gewählt wurden, sondern auch viele ihrer politischen Freunde befinden sich in der selben. — Die Commission, welcher das Gesetz für die Naturalleistungen für die Armee in Friedenszeiten zur Vorberathung überwiesen worden ist, hat heute ihre erste Lesung des Gesetzentwurfs beendet nnd wird demnächst in die zweite Lesung desselben eintreten. Die Verän derungen, welche die Commission an dem Gesetze vor- genommcn hat, sind ziemlich zahlreich und nicht uner heblicher Natur, jedoch glaubt man, daß die Reichsre gierung sich denselben anschließen wird. — Wie die „Post" vernimmt, wird die Reichsregierung in kurzer Frist in der Lage sein, der Bankgesetzcommission des Reichstags die verlangte Erklärung über Errichtung einer Reichsbank, und zwar in zustimmendem Sinne, zu übermitteln. * Berlin, 3. December. Se. Majestät der Kaiser- Hat gestern zu der Feier der Enthüllung des Krieger denkmals in Schwerin folgendes Telegramm an den Großherzog gerichtet: „Mit meinen Gefühlen bin ich in Gedanken heute bei Dir, wo Du den Gefallenen Deiner braven und ausdauernden Truppen ein Ehren denkmal setzest, um ihr Andenken der Nachwelt zu überliefern. Deine ruhmreiche Führung und Tapferkeit und die Hingebung der von Dir in den glorreichen Kriegsjahren gegen den Feind geführten Truppen wird nie in meiner und des Vaterlandes dankbarer Ancrkcn nung erlöschen." — Die „Post" vom gestrigen Abend brachte die -Nachricht, daß nach Mittheilungcn aus Rrichstagskreisen die Stellung eines hohen Verwaltungs beamten in Schlesien, dessen Haltung in Ausführung der Maigesetze vielfach besprochen worden ist, stark er schüttert sei. Es war diese Mittheilung für jeden nur einigermaßen Eingeweihten ziemlich verständlich und Jedermann wußte sofort, daß damit nur der Oberprä sident dieser Provinz, Frhr. v. Nordenflycht ge meint sei. Die „D. R.-C." kann dieser Mittheilung heute ergänzend hinzufügen, daß in denselben Kreisen, welche die „Post" als ihre Quelle anführt, heute mit großer Bestimmtheit das Gerücht pnblicirt wird, daß Frhr. v. Nordenflycht bereits zur Disposition gestellt sei. Es sei zu bedauern, daß ein so tüchtiger Verwal- tungsbeamter, der gerade durch seine dem praktischen Leben angepaßte Leitung in seiner Provinz sich die Zu neigung aller Einwohner erworben hat, durch den Widerstreit zwischen seinem kirchlichen Gefühl und seiner Amtspflicht in eine derartige Lage gerathen ist. Jeden falls aber mag diese Thatsache als ein Beweis ange sehen werden, daß die Staatsregicrung mit aller Ent schiedenheit für die Durchführnng der Maigcsetze ein tritt, und gleichzeitig kann dieselbe als die deutlichste seinem Genre entsprechenden Rahmen trefflich znr Wir kung kommen, die trivialsten Späße könnten einen lusti gen Effect machen; aber den Flüchten muß stets dcr Boden entsprechen, auf dem sic wachsen, oder wenigstens zu wachsen scheinen. D icsc Einheitlichkeit kommt Kncisel's: „Der liebe Onkel" so vorzüglich zu statten. Die Aufführung des Stückes war recht gut vor bereitet und erfreute durch leichtflüssigen Verlauf. Frau Pfeil (Dorothea v. Bernack) erwies sich dabei wie schon oftmals als sorgsam lernende Schauspielerin, und Frau Steffen vom Stadttheatcr zu Stettin, die als Gast die Titelrolle spielte, führte viele Scenen derselben mit Gewandtheit und sinnvoller Betonung durch. O. B. Pariser Briefe. Paris, 28. November 1874. (Schluß auS Nr. 280.) Ich plauderte zuletzt von dem neuen Fernrohr des hiesigen Observatoriums. Gesetzt nun, daß man dieses Ricsentrlcskop, das zur Erforschung der Gcheiinnissc des Himmels verwendet werden soll, einen Augenblick von seiner erhabenen Be stimmung ablenktc und cs auf dir Stadt Paris richtete, um die Geheimnisse des modernen Babylon damit zu erforschen — gerechte Götter! was würde man da nicht Alles entdecken!! Gewiß vielerlei, das besser in ewiges Dunkel gehüllt bleibt; vermuthlich aber auch manches Harmlose und Unschuldige. So würde man z. B. mit dem Teleskop vom Observatorium herab die seltsame Equipage beobachten können, die jetzt alltäglich in den Champs-Elysves ganz gewaltiges Aufsehen macht. Es ist eine Art Ponychaise, die nach russischer Art mit zwei enormen kaukasischen Hunden bespannt ist. Eine sehr hübsche Frau, ganz in Pelzwerk gehüllt, und ein
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