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Franz Schubert. 2. a) Sei O du Entriss’ne mir und meinem Kusse, Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! Erreichbar nur meinem Sehnsuchtsgruße, Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! Du von der Hand der Liebe diesem Herzen gegeb’ne, Du von dieser Brust genomm'ne mir! Mit diesem Tränengusse Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! mir gegrüßt. Zum Trotz der Ferne, die sich feindlich trennend Hat zwischen mich und dich gestellt; Dem Neid der Schicksalsmächte zum Verdrusse, Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! Wie du mir je im schönsten Lenz der Liebe Mit Gruß und Kuß entgegenkamst, Mit meiner Seele glühendstem Ergüsse, Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! Ein Hauch der Liebe tilget Raum und Zeiten, Ich bin bei dir, du bist bei mir! Ich halte dich in dieses Arms Umschlusse, Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt! Fr . Rückert. b) Die Post. Von der Straße her ein Posthorn klingt. Was hat es, daß es so hoch aufspringt, Mein Herz! — Die Post bringt keinen Brief für dich, Was drängst du denn so wunderlich, Mein Herz? — Nun ja, die Post kommt aus der Stadt, Wo ich ein liebes Liebchen hatt', Mein Herz! — Willst wohl einmal hinüberseh’n Und fragen, wie es dort mag geh’n, Mein Herz? — w. Müller , c) Das Fischermädchen. Du schönes Fischermädchen, Treibe den Kahn ans Land, Komm' zu mir und setze dich nieder, Wir kosen Hand in Hand. Leg’ an mein Herz dein Köpfchen Und fürchte dich nicht zu sehr, Vertraust du dich doch sorglos Täglich dem wilden Meer. Mein Herz gleicht ganz dem Meere, Hat Sturm und Ebb’ und Flut, Und manche schöne Perle In seiner Tiefe ruht. d) Auf dem Wasser Mitten im Schimmer der spiegelnden Wellen Gleitet wie Schwäne der wankende Kahn; Ach, auf der Freude sanft schimmernden Wellen Gleitet die Seele dahin wie der Kahn; Denn von dem Himmel herab auf die Wellen Tanzet das Abendrot rund um den Kahn. zu singen. Ueber den Wipfeln des westlichen Haines Winket uns freundlich der rötliche Schein; Unter den Zweigen des östlichen Haines Säuselt der Kalmus im rötlichen Schein; Freude des Himmels und Ruhe des Haines Atmet die Seel' im errötenden Schein. Ach, es entschwindet mit tauigem Flügel Mir auf den wiegenden Wellen die Zeit; Morgen entschwindet mit schimmerndem Flügel Wieder wie gestern und heute die Zeit, Bis ich auf höherem, strahlendem Flügel Selber entschwinde der wechselnden Zeit. L . Graf von stoiberg. Gustav Mahler. 4. a) Sch atmet’ einen Ich atmet’ einen linden Duft, Im Zimmer stand ein Zweig der Linde, Ein Angebinde von lieber Hand, Wie lieblich war der Lindenduft. linden Duft. Wie lieblich ist der Lindenduft! Das Lindenreis brachst du gelinde, Ich atme leis' den Duft der Linde, Der Liebe linden Duft. Fr. Rückert. b) Frühlingsmorgen. Es klopft an das Fenster der Lindenbaum Mit Zweigen, blütenbehangen: Steh’ auf! Steh’ auf! Was liegst du im Traum? Die Sonn' ist aufgegangen! Die Lerche ist wach, die Büsche weh’n! Die Bienen summen und Käfer! Und dein munteres Lieb hab’ ich auch schon geseh’n, Steh' auf, steh’ auf, Langschläfer! r. Leander.