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Dresdner Journal : 21.05.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187505214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-05
- Tag 1875-05-21
-
Monat
1875-05
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 21.05.1875
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M114 Freitag, keil 21, Bla 187S LS*u»»»«»kpr«l,, »4»»«» 4M1»«U«» L«1«U,: KL-KM«. . . 1» 4 N vk b« ?t. M»»tW» K »»»««»: »4 ?k 4«—rk»L HM Kvict»«« t«U ko»4 miß 3t«vIxit»»»oSi4U RDM». M» Luu» s»p»tt»»«» k«Ü1»«ü»! W Dt v>1» ,Lur««>uurt" 41» L«1»r »4 kt Lr»«K»l»«»r IHtzUoS »11 L»m,«ti»> 4» So»»- »os NiliiM»» kür ä»» toi««4» 7^U. Dres-nerImlrM. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. r^«^4 F>, 0o»-u»«>uM H» i vr«»4Lar ckovri»!»; »deock»«.: S^a«, , >K»»«U-»««I^M1»»-L«»P»4» 4»,«t-»r««t»»-ier»»t1«l », K.! Saa»«»«e«»» H KoM», I«rU» Ml«» - Luv»^ - kr»U-L«tp«lU - 5r«»4e»r< N. »»«»«»: L-4 äto»« I«rU»t L Lo^iet, 7«>ak»H<»^ cka^L,L D«»«»: L SolUott«, >r»«l»«: L Ä««-«» » LLr«»»; V»««»tt,! F>. Rr»»U1«< » ».: L »ot»» ». F. 0 L-^»«»,>»t>« kvcpk, I)auS«Fvo., S»rUt»! /„ -D., L»»«vr: O Se4H«i«^, »il»! ü«»«, LttÜE O», 4»«,,»! S« H 0», L»»d«qr, Ml«»i IDujsl. LipoäiUoa 6» OioS»» <Z»»WM» Ürvlir, U»r^r«tH»»»^»»» >4e 4. Amtlicher Theil. Verordnung, Schubtransporte betreffend. Im Anschluß an die Verordnung der Ministerien des Innern und der Justiz vom 13. October 1874, den Schubtransport betreffens, (Gesetz- und Verordnungs blatt von 1874, Seite 419) wird andurch Folgendes verordnet: 81- Schubtransportr von Nichtdeutschen, die von einem, nicht zum deutschen Reiche gehörigen Staate aus einge- leitet worden sind und auf dem Wege nach dem nicht deutschen Heimathstaate der Transportaten — daher auch nach Oesterreich-Ungarn — durch Königlich Sächsisches und nach Befinden auch durch Königlich Preußisches Staatsgebiet hindurch aeführt werden sollen, dürfen von inländischen Polizeibehörden zum Weitertransporte nicht angenommen werden, wenn nicht von derjenigen Be hörde, welche den Schub eingeleitet hat, auf dem, den letzter« begleitenden Schubpaffe — Transportzrttel — die ausdrückliche Zusicherung in gehöriger Form aus- gesprochen worden ist, daß ihrer Seits der Kostenauf wand für den Durchtransport durch Königlich Sächsisches, beziehentlich Königlich Preußisches Staatsgebiet über nommen werden solle. Die Uebernahme von Schubtransporten der beregten Art, bei welchen der vorgedachten Bedingung nicht ent sprochen worden, ist abzulehnen. §2. Wenn inländische Polizeibehörden Personen, welche nicht nach einem Theile Oesterreich - Ungarns zu ständig sind, sondern einem anderen Staate angehören, aber, um in den Letzter» zu gelangen, durch Oesterreich- Ungarisches Staatsgebiet hindurch transportirt werden sollen, zu dem nurgedachten Zwecke auf den Schub bringen, so hat die den Schub einleitende Behörde auf dem Schubpasse — Transportzrttel — zugleich die aus drückliche Zusicherung in gehöriger Form auszusprechen, daß ihrer Seits der Kostenaufwand für den Durchtrans port durch Kaiserlich Königlich Oesterreich-Ungarisches Staatsgebiet übernommen werden solle. Ueber Ansprüche auf Erstattung solcher Durchtrans- portkostrn ist Bericht an das Ministerium des Innern zu erstatten. 8 3. Schubtransporte von Personen der in 8 2 ge dachten Art, die von einer auswärtigen - gleichviel ob deutschen oder von einer, einem nichtdeutschcn Staate angehörigen — Behörde eingeleitet worden sind, dürfen von inländischen Polizei-Behörden nur unter der Vor aussetzung zur Wetterführung nach Oesterreich-Ungarn übernommen werden, wenn auf dem, den Schubtrans port begleitenden Schubpasse — Scbubzettel — von der Behörde, welche den Schub tingeleitet hat oder die den selben der betreffenden hierländischen Polizeibehörde zur Fortstcllung zuführt, die in 8 2 gedachte Zusicherung in gehöriger Form ausgesprochen worden ist. Die Uebernahme von Schubtransporten der frag lichen Art, bei welchen die begleitenden Schubpässe — Schubzettel — die vorgcdachte Zusicherung nicht ent halten, ist abzulehnen. 8 4. Diejenigen Polizeibehörden, welche einen Schubtrans port der in 88 1, 2 und 3 bezeichneten Art zur Fort stcllung übernehmen, beziehentlich einleitcn, haben von dem, den Transport begleitenden, beziehentlich von ihnen ausgestellten Schnbpassc eine vollständige beglaubigte Abschrift dr. m. an das Ministerium des Innern ern- zusenden. 8 5. Polizeibehörden, welche die Vorschriften in 88 2 und 3 nicht beachten, sind für die Kosten verantwort lich, welche aus der Nichtbefolgung des Vorgeschriebenen erwachsen. 8 6. Schließlich werden die Bcstimmunacn der durch die Verordnungen vom 24. December 1853 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1854, Seite 13) und vom 29. Januar 1863 (Gesetz- und Verordnungsblatt von 1863, Seite 333) veröffentlichten Verträge, welche mit der Kaiserlich Königlich Österreichischen Regierung wegen der Uebernahme und der Weiterbeförderung von Schüblingen auf der Dresden - Prager und der Zittau- Reichenberger Eisenbahn abgeschlossen worden sind, noch besonders in Erinnerung gebracht. Dresden, am 15. Mai 1875. Ministerium des Innern. Für den Minister: Körner. Gebhardt. WMmtlWr T'uP. nrbe? siistt. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Breslau. Weimar. Wien. Lemberg. Paris. Brüssel. Kopenhagen Bukarest.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Zittau. Marien berg. Dippoldiswalde. Waldenburg.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Lotteriegewinnliste vom 19. Mai. Feuilleton Tageökalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Uelear-ipkilche Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 20. Mai, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Zu Ehren Sr. Majestät deS Königs von Sachsen findet heute Diner hei dem commandirenden General des Gardecorps, Prinzen August von Württemberg königl. Hoheit Statt, an welchem Se. Majestät der Kaiser, die Prinzen des königl. Hauses, Prinz Wilhelm von Württemberg, der k. sächsische Gesandte v. Nostitz- Wallwitz, der Feldmarschall Frhr. v. Manteuffel, der Kriegsminister v. Kameke und die Generalität Theil nehmen werden. Die Rückreise Sr. Ma- jestät des Königs Albert erfolgt morgen Nach mittag. Der König und die Königin von Schweden werden am 28. Mai Morgens 8 Uhr in Kiel und an demselben Tage Abends in Berlin eintreffen. Am 31. Mai wird sodann die Königin von hier nach Tharand und am 2. Juni der König nach Dresden abreisen. Wien, Donnerstag, 20 Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Heute wurde die Ernennung Chlumetzky'S zum Handelsminister vollzogen und Graf Hiero nymus MannSfeld zum Ackerbauminister ernannt. Versailles, Mittwoch, 19. Mai, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der National versammlung wurde die Wahl deS Deputirtcn Cazeaux (Dcp. Hautes-Pyrenecs) ohne Debatte für giltig erklärt. Sodann zeigte der Vorsitzende der konstitutionellen Ccmmission, Batbie, an, daß 23 Mitglieder der Commission aus derselben ausge schieden seien. Der Präsident der Versammlung, Herzog v. Audiffret-PaSquier, erklärte darauf, daß die Commission hierdurch nicht aufgelöst sei, weil die Minorität derselben ihr Mandat aufrecht erhalten habe. Die Commission werde alSbald ergänzt werdeu. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagcsgeschichte".) Die Versammlung trat alS- dann in dir DiScusfion über den Gesetzentwurf, betreffend die VerwaltungSnormen für die De partementalgefängnisse, ein. Dieselbe wird mor gen fortgesetzt werden. Rom, Mittwoch, 19. Mai, Nachmittag». (W. T. B.) Die im Senate zur Vorbrrathung deS RecrutirungSgesetzeS gewählte Commission hat die Aufhebung aller in Betreff der Militärdienst- Pflicht bestehenden Privilegien beantragt. In der Angelegenheit der römischen Eisen- bahnen wird ein Ausgleich als bevorstehend be- trachtet. Neapel, Mittwoch, 19. Mai, Abends. (W. . T. B.) Heute fanden wiederholte Ruhestörungen feiten der Studenten Statt. Mehrere Verhaftun gen wurden voraenommen. Madrid, Mittwoch, 19. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Die amtliche „Gaceta" veröffentlicht ein königliches Decret mit den Motiven, welches von allen Ministern gegengezeichnet ist. Das Decret ertheilt den Journalen die Erlaubniß, , die constitutionellen Fragen in den Kreis ihrer Be ss sprechungcn zu ziehen. Gleicherweise werden die Behör den den verschiedenen Parteien gestatten, öffentliche Ver sammlungen abzuhalten. In den dem Decret beige schlossenen Motiven wird die Wahlperiode für eröffnet erklärt. Die Presse könne alle politischen Fragen er örtern, welche durch die Cortes entschieden werden wür den, mit Ausnahme der der constitutionellen Monarchie, -denn, als diese beseitigt worden, sei die Freiheit in ' Spanien zur Anarchie ausgeartet. Die Regierung werde im Uibrigen bestrebt sein, dem Rcpräsentativsystem nach- , drücklichst Geltung zu verschaffen. Kopenhagen, Mitwoch, 19. Mai, Nachmit tags. (W. T. B.) Der ConseilSpräfident KonneS- bcch überreichte beute dem Könige die Demission de» gcsammten Ministeriums. Der König nahm dieselbe an und beauftragte die Minister, viS zur Constituirung deS neuen CabinetS die Geschäfte fortzuführen. St. Petersburg, 19.Mai. (W. T. B.) Der„Regie- - pungsanzeiger" publicirt das vom Kaiser bestätigte Re glement über die Wehrpflicht der dänischen Kosa ken, sowie Gutachten des Comites für die Ostsee provinzen über die Stimmberechtigung der Ritter gutsbesitzer jeden Standes auf den livländischen Kreis tagen und über die Ausdehnung der für Livland gel tenden Vorschriften, betreffend die Schonung der Wal dungen, auf Esthland. Tagesgeschichle. * Berlin, 19. Mai. Der officielle „D.R.-u. St.-A." schreibt: Se. Majestät der König von Sachsen ist gestern Abend 9 Uhr 31 Minuten hier auf dem an- haltischcn Bahnhöfe eingetroffen, wo Allerhöchstderselbe von Sr. Majestät dem Kaiser und König, Ihren königl. Hoheiten den Prinzen Karl, Friedrich Karl und Georg, sowie dem Prinzen August von Württemberg, ferner dem Kommandanten und stellvertretenden Gou verneur von Berlin, Generalmajor v. Neumann, dem sächsischen Militär bevollmächtigten Major v. d. Planitz, den gegenwärtig hierher commandirten sächsischen Stabs offizieren und dem Polizeipräsidenten v. Madai em pfangen wurde. Der königl. sächsische Gesandte v. Nostitz- Wallwitz war Sr. Majestät dem König von Sachsen bis Jütcrbogk entgegengcfahren. Nachdem beide Majestäten sich am das Herzlichste begrüßt und kurze Zeit im Empfangssalon verweilt hatten, bestiegen Allerhöchst- dicselben die bereitstehendcn Hofcquipagen und fuhren nach den: königl. Schlosse, wo das Souper eingenommen wurde. Auf der Fahrt durch die Anhalt-, Wilhelm straße und die Linden wurden beide Majestäten von dem Publicum mit lebhaften Hurrahrufen begrüßt. Heute Morgen haben sich die beiden Majestäten mit den hier anwesenden Prinzen nach Potsdam begeben, wo auf dem Bornstedter Felde die 1. Gardeinfanterie- brigade besichtigt wurde. Nach der Rückkehr fand Nach mittags uni 5 Uhr im königl. Palais ein Diner Statt, zu welchem außer Sr. Majestät dem König von Sachsen und den hier anwesenden königl. Prinzen das allerhöchste Gefolge, das Personal der sächsischen Gesandtschaft, die anwesenden Staatsminister, die Oberhofchargen, die gegenwärtig hierher commandirten sächsischen Stabs offiziere und Kapitäne und die höheren Kommandeure derjenigen Truppentheile, die heute in Potsdam besich tigt worden sind, Einladungen erhalten hatten. — Nach der „N. A. Z." sind zum Ehrendienste bei dem König von Sachsen commandirt der General der Infanterie Frhr. v. Losn und der Major und Flügcladjutant v. Lindequist. — Der Bundesrath hielt heute Mittag 1 Uhr unter dem Vorsitz des Staatsministers Delbrück die bereits angekündigte Plenarsitzung. Nach den ein leitenden Geschäften wurden Vorlagen betreffend die den Bundesstaaten bis Ende März d. I. überwiesenen Be träge an Reichs-Silber-, Nickel- und Kupfermünzen, sowie Entwurf einer Ausführungsverordnung zum Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und ein Antrag des Großherzogthums Sachsen, betreffend dir Verminde rung der Matricularbciträgr durch Erhöhung bestehender beziehungsweise Einführung neuer Reichssteuern, den Ausschüssen überwiesen. Es folgten Mittheilungen, betreffend die Einziehung der anhaltischen Staatskassen- scheine, über den Abschluß eines Vertrages wegen Ab tretung der preußischen Bank an das deutsche Reich und über den Werth der Bankgrundstücke. Endlich wurde der Antrag der Ausschüsse für Handel «nd Verkehr und für Rechnungswesen, betreffend das Statut der Reichs bank, angenommen. (Der vorenvähnte Vertrag, wegen des Ueberganges der preußischen Bank an das Reich, ist auf Grund der im 8 61 des Bankgesetzes vom 14. März d. I. und im § 1 des Gesetzes vom 27. März d. I. ertheilten Ermächtigungen zwischen dem Fürsten Bis marck namens des deutschen Reiches einerseits und dem königlich preußischen Finanzminister, Viccpräsidentrn des Staatsministeriums Camphausen, sowie mit dem königlich preußischen Minister für Handel rc. Or. Achenbach na mens des königlich preußischen Staatsministeriums an dererseits abgeschlossen.) — Wie die „D.R.-C." hört, wird die Rückkehr deS RelLSttNkMr-^INIkNl diHmarck von seiner laucnburgischen Besitzung nach Berlin erst Ende dieses Monats erfolgen, sodaß dieselbe wahrschein lich mit der Ankunft des Königs von Schweden zusam- menfallcn wird. Ueber die weiteren Neisedispositioncn des Reichskanzlers verlautet bis jetzt noch nichts Be stimmtes, da selbstverständlich dessen actueller Gesund heitszustand dabei die entscheidende Nolle spielt, doch soll es schon jetzt in der Absicht des Fürsten liegen, gleich nach der Abreise des Königs von Schweden, also in den ersten Tagen des Monats Juni, einen längeren Aufenthalt in Varzin zu nehmen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." bringt an der Spitze ihrer neuesten Nummer einen Artikel über die außer ordentliche Entwickelung des katholischen Ordens- und Vereinswesens in Preußen, welchen sie mit folgenden Worten schließt: „Alle diese Vereine finden ihre Zusammenfassung und Centralleitung in der alljährlichen Katholikenversammlung, welche mit dem Wechsel des Schauplatzes zugleich in wirksamster Weise den Zwecken der Propaganda diente, welche von dem einheitlichen Mittelpunkte sich in immer weitere und weitere Kreise erstreckte, um dieselben mit gleichem Geist zu erfüllen nnd gleichen Zwecken dienstbar zu machen. Für eine wachsame und entschlossene Regierung müßte es daher unter den gegen wärtigen Verhältnissen als unumgänglich geboten erscheinen, in diese Organisation einzugreifen, welche, abgesehen von den specicllen Zwecken der einzelnen Genossenschaften, in der Hand ihrer Leiter nur Werkzeuge sind. Eine andere Frage aber bleibt es, ob das für Preuven erlassene Klostergesetz, mit Rück- sicht auf die angedeutete Organisation des geistlichen Genossen- sAaftswesens, wenn es auf Preußen beschränkt bleibt, die Wirkung haben werde, welche man in dem Kampfe um die Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 19. Mai: „Die Karlsschüler." Schauspiel in fünf Acten von H. Laube. (Herr Emmerich Robert als Gast.) Nicht nur die kulturgeschichtliche Tragkraft des hier bearbeiteten, wenn auch gewaltsam und theatralisch coquet bearbeiteten Stoffes, sondern nicht minder die be trächtlich angespannte Thätigkeit, welche dieses Stück den Schauspielern in größtentheils dankbaren Nollen aufer legt, hat es für das Repertoire lebendig erhalten. Es wird fast von jedem Einzelnen so viel Beweglichkeit und Detailaussührung verlangt, daß sich gegen ein gewöhn liches routinirtes Abspielen das künstlerische Bewußtsein ganz von selbst auflehnt. Daß bei höher stehenden Dramen dieses Gesetz noch in stärkerem Maße stattfindet und beachtet werden sollte, ist eine unumstößliche That- sache; da aber bei ihnen ein poesievollerer Inhalt mit wirkt, so ist man bei Repetitionen nur zu sehr geneigt, diesem Factor den Totalrffect anzuvertrauen. Wo eine solche Schwungkraft von Seiten der Dichtung nicht ausgeübt werden kann, da muß der Schauspieler seine Partie sür das Ensemble lebensfähig machen und sich der Kleinmalerei im Dialog zuwenden. Dieser praktischen Einsicht gaben sich auch unsere Darsteller hin, und einige Gedächtnißschwächrn abgerech net war die Vorstellung frischer und reger, als der Theaterbesuch. Neben der trefflichen, fein komischen Ausführung der Generalin Rieger durch Frau Bayer und der maß vollen, charakteristisch frauenhaften Repräsentation der Gräfin Franziska durch Frl. Ulrich hatte die Auffüh ¬ rung an Herrn Porth eine überaus tüchtige Kraft für den Herzog Karl gewonnen. Es ist so nothwendig, wie schwierig, diesen Fürsten so zu spielen, daß er sich innerhalb seines angestammten Selbstbewnßtseins und seiner Herrschcrbegnadignng seiner Fehler niemals klar wird und seinem eigenen Auge die egoistische Tyrannei mit dem Deckmantel praktischer Strenge nnd zopfiger Tüchtigkeit verhüllt. Diese Selbst täuschung, die fest und in sichern Formen auftritt und eine gewisse Bonhomie nicht ausschließt, wußte Herr Porth zu wirksamer Geltung zu bringen und bekun dete dabei eine wohlthuend energicvolle Repräsentation. Dar Gast gab den Schiller. Hrn. Robert's, von allem Gedanklichen, tief ins Leben Eingreifenden leicht erregbare Seele und seine scharf entwickelte Intelligenz machten sich in der Auffassung dieser Rolle erfreulich fühlbar. Sein Spiel war einfach, seine Sprache em pfindungsreich, die Stimmung, wie es der Charak ter verlangt, stets zum Excentrischen geneigt. Eine starke Acccntuirung des Tragischen trug zu einer Beeinträchtigung des für die Rolle wünschenswerthen jugendlichen Eindrucks bei und machte den Ton auch an solchen Stellen schwer und ideenbrütend, wo er mit Feuer und Jün^lingsunmuth auszukommen vermag. Hierdurch leidet die Schattirung um ebenso viel, als die Gesammtfärbung an Monotonie gewinnt. Jedenfalls kann das strebsame Talent des Herrn Rcbert diesen Mangel leicht genug verbessern. O. B. Johannes Gerstenberger. Eine Reisenovrlle von «ruft Frhr». v. Vitro (Fortsetzung au» Nr. N».) Man hat nach der Revolution die Sclaverei abge- schafft, das heißt vorläufig die Einfuhr frischer schwar ¬ zer Waare. Die alte aber, im Lande bereits befindliche, züchtet man sorgfältig fort und giebt den Negern die wohlklingendsten Namen, so Cäsar, Pompejus, Marcus, Aurelius und Cicero fast ähnlich wie bei uns, nachdem freisinnige Jagdgesetze den Feldhasen fast vollständig zur Mythe gemacht, man Stallhasen züchtet und dieselben mit den vielfachsten und schmackhaftesten Namen belegt und ihnen die wunderbarsten Vaterländer giebt. Auf der Plaza von Lima, dem großen Marktplatze, bringt erst die Stacht das eigentliche öffentliche Leben dieser Breiten. Hunderte von Verkäufern bieten dort Fresco aus, Eiswaffer, nach dem Wunsche dcs Consumenten versetzt mit den mannichfachsten Fruchtsäften des Landes; ihre Buden bestehen meist aus alten Kisten, die Beleuchtung aus einem Talglichte und die Sitze aus kleinen, kaum fußhohen Bänkchen, auf diesen Bänkchen aber, die aus einer Klcinkinderschule genommen scheinen, haben die reichsten und vornehmsten Damen des Landes Platz genommen, wieder fast erdrückt unter der Last ihrer Diamanten, gehüllt in die prachtvollsten Seidenstoffe und umschwärmt von ihren Männern, Freunden und anderen ebenfalls zierlich gckleidetcn Senores, welche ihren Fresco nehmen. Dort, unter freiem Himmel, entfaltet sich allnächtlich ein Luxus, wie er bei uns wohl nur selten und nur auf Bällen gesehen wird, welche in den höchsten Kreisen Statt finden. Mitten unter jenen mit Juwelen geschmückten Damen, auf der Plaza, sitzt mitunter aber auch leichte Waare, Priesterinnen der einst den Wellen entstiegenen Göttin. Nicht minder feurig blitzen ihre Augen, nicht minder glänzen ihre blauschwarzen Haare, als jene der feinen Damen, aber diese wundervollen Haare sind nicht mit Edelsteinen geziert, sondern mit lebenden Blnmen, wie sie die Jahreszeit eben am reichhaltigsten bietet, und eben zu jener Zeit war der Jasmin an der Reihe. Duldet man dieses selbstgewähltrn Abzeichens halber jene Abtrünnigen in den Reihen der Tugend? Hat man aus republikanischen Grundsätzen die Gleich heit der Gesetze auch auf die Frescobuden ausgedehnt? Ich glaube keines von Beiden, sondern bin der Meinung, daß der Grad der Breite, 12" 3' 38", unter welchem Lima liegt, viel beiträgt zu dieser Duldsamkeit. In dcn Ländenr, in welchen ein ewiger Sommer herrscht, denkt man nicht so schwerblütig über mancherlei rosenfarbige Verfehlungen, als in den Ländern, in denen „Tugend und Weisheit ewig verwandt sind" und in welchen man acht Monate Winter hat und vier Mo nate friert. Gegen zehn Uhr lichtet sich die Menge auf der Plaza, man kehrt nach Hause zurück, und jetzt beginnt die Zeit der gegenseitigen Besuche und des Familienlebens. Als Capitän Müller und ich in die „goldene Kugel" zurückkchrten, huschten, stedermausähnlich, allerlei Ge stalten in den Gängen des Gasthofes umher. Glücklich aber ein erfahrener Mann! Die verflossene Stunde hatte uns belehrt über die Bedeutung der Jasminkränzr, welche die Huschenden trugen Wir erreichten unsere Stuben, eine willkommene Speise für die in Lima noch unzähligeren Flöhe, als in Chile, denn leider sind diese eine unvermeidliche Zugabe des ewigen Sommers, und gegen sie schützt weder Tugend, noch Insektenpulver. Was hat aber das Alles mit Johann Gerstenberger zu thun? Doch Etwas! Die Gedanken kleiden sich nicht allein in andere Worte, sondern sie sind zum Theile wohl auch andere,
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