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Dresdner Journal : 03.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187506032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-03
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 03.06.1875
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N12S. Dommrtag, »kn g. Juck. IMS. 1» U»««» U»t<L»: ILdrUek: ... 18 11 »rt ^iLkrliod: 4 ULrl SO ?k. KiaislQv Hummern: 10 kk. Ln»»«rk»Id cks» äeuteodeu Ilsied« tritt?o«t- unä 81«wp«1»n»ol»I»s tünrn. In»sr»1euprei»e r ?ür 6«n kaum einer ^espsltsaeu ketitreit«: 80 kt. Unter „Linxs«ui6l" cli« Leite: SO kk Friede Inen: Ikbtied wit XuRNLdm« sor 8onn- anä keierte^e, Xbvvä» kür äsn kolxeväsn 1^. Dres-mrAmMÄ. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. Insernteoenaakme »u«vLrt»r Lelpil^: /->. Lran^tetter, OommissionLr 6e» Vrveänor 6ourn»l»; el-vnäs«.: kÄ<Aen Fort, L»wdllrU->«rUn- U»»»1-Ir»»L»«Fr>uUltart ». N.: ^OAkrr Lerlln Vi»e-L»»dmA kr»U-L»t»»tL - rrenLknrl ». N.; Nüned»»: /iu6 >»rlm: § ^ern»cL ,^ /»»attrirn, </ant, 7/ 8r»m»n: M 8r«»I»u 7. L't«nA«»'» kürvau; 0d«wmt»: 7r ^oiat, rr»nLNlrt »H.: L ^aeAerHis u. /. <7. Herrniann'ion« lluodli, />auL-<eOo., SLrUt»: 7nvO, L»m»or»r: Lc^ü^iier,' kert,: //»,»,, /»/Ute, LuUier (7o., »tuttxerr: 7-«uLe <8 Oo., N^vdur^ /> Vien: Xt. kernnixeverr Lüuibt Krpe^idion 6s» vrseäosr Zounml», Äe»6vn, Llnr^nrsttisostru»»« Uo. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 2. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin von Schweden und Norwegen sind heute Mittag hier eingetroffen und im K. PalaiS am Taschenberge abgetreten. Bekanntmachung, die Ausloosung königlich sächsischer Staatspapiere betreffend. Die öffentliche Verloosung ») der in den Jahren 1852, 1855, 1858, 1859, 1862, 1866 und 1868 creirten 4H> Staatsschulden- Cassenscheine, d) der im Jahre 1869 creirten dergleichen, e) der an Stelle der ehemaligen Albertseisenbahn- actien ausgefertigten 4^ Staatsschuldrn-Cassen- scheine vom Jahre 1870 und 6) der im Jahre 1871 durch Abstempelung in 3HA> und beziehentlich 4^ Staatspapiere umgewandelten Lübau-Zittauer Eisenbahnactien ll.it. A. und U., deren Rückzahlung planmäßig den 2. Januar 1876 resp. 31. December 1875 zu erfolgen hat, soll den 21. diese» Monat» und folgende Lage, Vormittags von 10 Uhr an, im hiesigen Landhause I. Etage stattfinden. Zugleich wird bekannt gemacht, daß die am 30. Juni und bez. l. Juli dieses Jahres zahlbaren Kapitalien und Prämien der laut Ziehungsliste vom 18. März 1875 ausgeloosten 4^> sächsisch-schlesischen Eisenbahn» actien, sowie die Capitalien der laut Ziehungslisten vom 16. December 1874 ausgeloosten 4 Staatsschul- den-Eassenscheine der Anleihen von den Jahren 1852/68, 1869 und 1870 und der auf de» Staat übernommenen Albertseisenbahn-Prioritätsobligationen ohne Intern vom 2. Januar 1856 und I.it. 8. vom 1. Juli 1856, in- glricken die die yämlichm Tage fälligen Zinsen von königlich sächsischen Staatsschulden - Cassenscheinen, den auf den Staat übernommenen sächsisch »schlesischen und Löbau-Zittauer Eisenbahnactien sowie Albertseisenbahn- Prioritatsobligationen der ersten und zweiten Emission bereits vom 15. dieses Monats an gegen Rückgabe der betreffenden Capitalscheine und Zinscoupons bei der hiesige» Staatsschuldencasse sowohl als auch bei der Königlichen Lotterie - Darlehnscafse in Leipzig erhoben werden können. Dresden, den 1. Juni 1875. -er La»btagta«sch»ß z» Verv«it»g der Stsstischotbe«. Pfotenhauer. nichtamtlicher Theil. U«bersi»t. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Düsseldorf. Mün chen. Augsburg. Gotha. Buda-Pest. Karlowitz. Lon don. Ehristtania. Belgrad. Athen.) Ernennungen, Versetzungen re. im Sffentl. Dienste Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Pirna. Meißen. Pulßnitz. Mittweida.) Vermischte». Statistik und Lolttwirthschaft. Eingesandte». Feuilleton. Tage»kalender. Inserate. Beilage. Börsevnachrichtev. Telegraphische Witterung»berichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 2. Juni, Mittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.) Te. Majestät der König von Schweden ist heute Vormittag A10 Uhr mittelst ExtrazugeS von hier nach Dresden abgereist. Se. Majestät der Kaiser und Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz holten König OSkar rm königl. Schlosse ab und begleiteten Lllerhöchstden- selben zum Bahnhofe, wo die Prinzen de» königl. Hanse», der Keldmarschall Frhr. v. Manteuffel und die Generäle zur Verabschiedung anwesend waren. Der Abschied war sehr herzlich. Se. Majestät der König war gestern Abend nach dem Schluffe de» Theater» mit Sr. Majestät dem Kaiser und den Mitgliedern der königl. Familie in einer Soiröe de» Minister» de» kömgl. Hause», Frhrn. v. Schleinitz anwesend. Kaiser Wilhelm überreichte dem König OSkar gestern eigenhändig die Kette deö HauSordenS von Hohenzollrrn. Versailles, DienStag, 1. Juni, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der National- Versammlung wurde der Herzog v. Audiffrct PaS- quier zum Präsidenten wiedergewählt. Es wur- den 5V8 Stimmzettel abgegeben; von diesen lau- teten 481 für den Herzog v. Audiffret-PaSquier, 77 waren unbeschrieben. Zu Bicepräsidrnten wur den Martel, Duclerc, Kerdrel und Ricard wieder gewählt. Die Dreißigercommisfion hat Laboulaye zum Berichterüatter über das Gesetz, betreffend die öffentlichen Gewalten, gewählt. Basel, DienStag, i. Juui, Abends. W. T. B.) Die „Bas. Nachr." veröffentlichen den Gesetz- entwurf über die Störung deS religiösen Friedens, welchen die Regierung deS CantonS Bern dem- nächst in der Bundesversammlung einbringen wird. Der Entwurf untersagt die kirchlichen Ceremonien außerhalb der Kirchen und gestattet sie allein bei den Begräbnissen. Die Aufreizung zum Haß gegen andere Konfessionen wird mit Strafe bis zu 1000 Francs oder bis zu 1 Jahre Gefananiß bedroht. Geistliche^ welche bei Gelegenheit eine» Gottesdienstes die Einrichtungen des Staates in einer den Frieden gefährdenden Weise zum Gegenstände ihrer Erörterungen machen, sollen mit einer Geldbuße bis zu 1000 Francs oder mit Gefäng- niß bis zu 1 Jahre bestraft werden. Die Vornahme von Acten der bischöflichen Jurisdiction soll den vom Staate nicht anerkannten kirchlichen Oberen nur mit ausdrücklicher Bewilligung des Regierungsrathes gestattet werden. Das Zuwiderhandeln hiergegen soll mit einer Geldbuße bis zu 2000 Francs oder Gesängniß bis zu 2 Jahren bestraft werden. Die Versammlungen von Re- ligtonsgesellschaften, welche die öffentliche Ordnung stö ren, sollen aufgehoben und die Theilnehmer an diesen Versammlungen dem Richter überwiesen werden. London, DienStag, 1Junt, AbendS. (W. T. B.) In der Sitzung des Unterhauses thrilte heute der Deputirte Cochrane mit, daß er nach einigen Wochen die Aufmerksamkeit des HauseS auf die Ausdehnung lenken werde, welche Rußland an Macht und Territorium in Centralasien gewonnen habe. Nach hier vorliegenden Meldungen aus Val- para iso wurde die dortige Rhede am 28. Mai von einem heftigen Wirbelsturme heimgesucht, wobei 4 Schiffe zu Grunde gingen und ein halbes Hundert Menschen das Leben verlor. St. Petersburg, Mittwoch, 2. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „RegicrungSanzeiger" meldet die Eröffnung de- vierten internationalen Tele- arapheneongresse» durch den Minister de» Innern, Grneraladjutanten Tlwaschew. Eine längere An sprache desselben wurde don dem italienischen De- putirten d'Amico beantwortet. Gestern Abend waren die Mitglieder deS Eongreffe» bei dem Generaldirektor der Telegraphen, Geh. Nath v. LüderS, zu einem großen Rout geladen Morgen soll ihnen zu Ehren in ZarSkoje Selo ein große» Diner beim Großfürsten-Thronfolger stattfinden. Belgrad, Dienstag, 1. Juni. (Korr.-Bur.) Die aus zwei türkischen Generälen und mehreren Offizieren bestehende Begrüßungsdeputation deS SultanS (vgll unter „Tagesgrschichte") wurde vom Fürsten Milan zum Diner geladen. Bon Alexinac geht der Fürst nach Knezevac. Tllzesgtslhlchte. Dresden, 2. Juni. Ihre Majestäten der König - und die Königin, sowie Ihre königlichen Hoheiten der - Prinz und die Frau Prinzessin Georg trafen heute Mittag '-KI Uhr auf dem böhmischen Bahnhöfe ein, um daselbst Ihre Majestäten den König und die Königin von Schweden zu empfangen. Vor dem Bahnhofe war eine Ehrcncompagnie des Schützen-(Füsilier-)Re- giments „Prinz Georg" Nr. 108 unter Hauptmann Blohm mit der Regimentsmnsik ausgestellt, während auf dem Perron Se. Excrllenz der Kriegsmtnister General der Cavalcrie v. Fabrice, der Stadtcommandant Gene rallieutenant Frhr. v. Hausen, die Generalität und zahl- 'reiche höhere Offiziere, Kreisbanptmann v. Einsiedel, der Gencraldirector der k. Staatscisenbahnen v. Tschirschky, Polizeidirector Schwauß, Oberbürgermeister Pfotenhauer und viele andere distinguirte Personen anwesend waren. Der Extrazug, welcher Se. Majestät den König von Schweden von Berlin nach Dresden führte, traf anstatt 12 Uhr 35 Min. erst 12 Uhr 50 Min. auf dem Leip ziger Bahnhofe rin, woselbst Ihre Majestät die Königin von Schweden, Allerhöchstwelche bereits vorgestern gegen Abend incognito von Berlin hier eingetroffcn war, den selben erwartete, um mit Sr. Majestät dem Könige von dort nach dem böhmischen Bahnhofe überzufahren, wo die Ankunft Ihrer Majestäten um 1 Uhr erfolgte. Beim Herannahen des Zuges mit den hohen königlichen Gästen spielte die auf dem Perron ausgestellte Musik des Leibgrenadierregimrnts (unter Musikdirektor Ehrlich) die schwedische Nationalhymne; von seiten des Publi» Viins wurde derselbe mit Hochrufen empfangen. Die Begrüßung der allerhöchsten und höchsten Herrschaften war gegenseitig eine sehr herzliche; König Oskar und König Albert umarmten und küßten sich. Die beiden Könige begaben sich sodann zunächst durch den Königs salon nach dem Platze vor dem Bahnhofe und schritten unter den Klängen des Parademarsches und unter wiederholten Hochrufen dcs hier versammelten überaus zahlreichen Publicums die Front der Ehrencompaanie ab, an deren rechtem Flügel sich die unmittelbaren Vor gesetzten derselben befanden, während die dienstfreien Offi ziere der Garnison am linken Flügel sich ausgestellt hatten. Hierauf traten beide königliche Majestäten wiederum in den Königssalon ein, woselbst die Vorstellung des Ge folges stattfand. Außer den gestern bereits genannten Personen befanden sich bei der Ankunft in der Beglei tung der schwedischen Majestäten auch der am hiesigen königlichen Hofe accreditirte k. schwedische Gesandte General Freiherr v. Bildt und der Legationssecretär Kammcrherr de la Gardie (Beide von Berlin aus) und der hiesige k. schwedische Generalconsul Banquier Roscn- crantz (vom Leipziger Bahnhofe aus). Die Abfahrt der Majestäten vom Bahnhofe nach dem königl. Palais er folgte in einem vierspännigen offenen Hofwagen, in welchem König Oskar und König Albert auf dem Rück sitze Platz genommen hatten. Das Publicum begleitete die Majestäten mit lang andauernden lebhaften Hochrufen. Im königlichen Schlosse findet zu Ehrender allerhöchsten Gäste bei unsern königlichen Majestäten und unter Theilnahme Ihrer königlichen Hoheiten des Prinzen und her Frau Prinzessin Georg um 4 Uhr Galadiner Statt, an welchem das schwedische hohe Gefolge und die diesseitigen Herren vom Ehrendienste Theil nehmen und zu dem auch der königl. schwedische Ge sandte Frhr. v. Bildt und der Legationssecretär Graf de la Gardie, die hier anwesenden Herren Staats- ministrr und der Herr Minister des königlichen Hauses Einladungen erhallen haben. Abends ist in den Parade- sälen des k. Schlosses Hofconcert, zu dem an das ge jammte diplomatische Corps, die Herren Staatsminister nebst deren Frauen Gemahlinnen rc. Einladungen er gangen sind. Dresden, 2. Juni. Se. Majestät der König wer den Sich am 4. Juni nach Leipzig begeben, zunächst im k. Palais daselbst Aufenthalt nehmen, von wo aus auch mehrfache Besichtigungen in einzelnen Orten des Bezirkes der Leipziger Krrishauptmannschaft in Aussicht genommen sind, und am 12. Juni Abends nach Dresden znrückkrhrrn. Nach den bis jetzt getroffenen Reisedispo- sitionen werden Se. Majestät am 4. Juni (Freitag) Vormittags '410 Uhr in Wurzen eintrcffen und von dort Nachm. 4 Uhr nach Leipzig abreiscn. Um 5 Uhr findet daselbst das Diner Statt; Abends Besuch des Theaters. — Sonnabend (5. Juni): Aufenthalt in Leipzig; Nachm. Besuch in Leutzsch, Lindenau und Plagwitz; um 7 Uhr Diner. — Sonntag (6. Juni): Vormittags von 10 bis 1 Uhr Besichtigungen in Leipzig; Nachmittags '43 Uhr per Extrazug nach Taucha; 4 Uhr Rückfahrt von dort nach Leipzig über Portitz, Elenden und Abtnaundorf, woselbst um 6 Uhr das Diner bei Herrn Professor Dr. Frege stattfindet; Abends Assemblee im k. Palais. — Montag (7. Juni): Besichtigungen in Leipzig; Nach mittags '45 Uhr per Bahn nach Markranstädt; Abends H7 Uhr Diner im k. Palais zu Leipzig und darin Bestich des Schützcnhauses daselbst. — Dienstag (8. Juni): Vormittags Aufenthalt in Leipzig; um 1 Uhr per Bahn nach Eythra, von dort nach Pegau und über Zwenkau nach Leipzig zurück; 7 Uhr Diner daselbst, dann Besuch der Sternwarte. — Mittwoch (9. Juni): Aufenthalt in Leipzig; Nachm. 4 Uhr per Bahn nach Kieritzsch; um 6 Uhr Diner im k. Palais zu Leipzig, 7 Uhr Assemblee. — Donnerstag (10.Juni): Früh 'ä-7 Uhr per Bahn nach Groitzsch, von dort nach Nemsdorf und Borna, woselbst um 3 Uhr das Diner stattfindet; von dort nach Lau- sigk, 9 Uhr Ankunft in Grimma, Souper und Nacht quartier im „Löwen" daselbst. — Freitag (11. Juni): Besichtigungen in Grimma; 10 Uhr Abfahrt von dort nach Gölzern, dann über Döben (woselbst Diner bei Herrn v. Böhlau) nach Leisnig, um 8 Uhr Souper daselbst und Nachtquartier im Hotel „Belvedere". — Sonnabend: Besichtigung in Leisnig, '410 Uhr Abfahrt über Weste- witz nach Döbeln; um 5 Uhr Diner daselbst, 7 Uhr Abreise nach Dresden. * Berlin, 1. Juni. Die Abreise Sr. Majestät dcs Königs von Schweden nach Dresden wird morgen gegen 10 Uhr mittelst Extrazuges erfolgen. Heute früh begab sich Se. Majestät der Kaiser wieder mit dem König Oskar, welcher den Kaiser aus dem kgl. Palais abgeholt hatte, nach dem Tempel hofer Felde, woselbst um 10 Uhr im Beisein der kgl. Prinzen, der Generalität und der hier verweilenden fremdherrlichen Offiziere ein Exerciren im Feuer der Gardeseldartilleriebrigade unier Generalmajor v. Dresky und des 2. Bataillons des 2. Garderegiments zu Fuß unter Major John v. Frcyend stattfand. Nach der Rückkehr ins Palais nahm Se. Majestät der Kaiser die regelmäßigen Vorträge entgegen, und um 5 Uhr findet daselbst ein Diner Statt, zu welchem ca. 60 Ein ladungen ergangen sind. — Der „R. u. St. A." meldet heute amtlich, daß Se. Durchlaucht der Kanzler dcs deutschen Reichs und Präsident des königlich preußischen Staatsministeriums Fürst v. Bismarck aus dem Lauenburgischen eingctrosscn ist. Die heutigen Abend blätter bestätigen, daß der Reichskanzler gestern Nach mittag von II. MM. dem König und der Königin von Schweden empfangen worden ist. Nahezu eine Stunde unterhielt sich König Oskar mit dem Reichskanzler. Wie Feuilleton. Rediqirt von Otto Banck. Pariser Briefe. Der „ Salon ". (Schluß aus Nr. 124.) Paris, 29. Mai 187b. Das Pendant zu dieser Excomunication ist ein Gemälde, das die Unterschrift trägt: „das Jnterdict". Es ist der zweite Act des in dem eben beschriebenen Bilde begonnenen Dramas. Die Excommunication hat das' Jnterdict nach sich gezogen; die Kirche ist dem Volke geschlossen, das für dir Sünde seines Königs mit büßen muß. Das romanische Kirchenthor ist mit todtem und welkem Gezweig verstopft, aus dem Blätterwerke ragt eine lange Stange heraus, von der ein Trauer flor herabwallt; die Glocken sind aus den Thürmen herabgenommen, die Gesänge sind verstummt; an einem der Kirchenpfeiler ist in blutig rother Schrift die päpst liche Bulle angeschlagen, die daS Jnterdict verhängt. Die kleine Kirchhofsthüre neben der Kirche ist ebenfalls versperrt, das Kreuz, das sie überragt, ist umflort. Auf dem Vorhof vor der Kirche liegt ein Todter mit gefal teten Händen in seinem langen Letchenhemd; weiterhin liegt auf einer Bahre ein tvdteS junge» Mädchen, ent blößten Angesichts, daS Haupt mit Frühlingsblumen umkränzt. Diese beiden Leichen scheinen daS vegräbniß zu erflehen, die geweihte Erde, die man ihnen versagt, den Segen der Kirche, damit ihre armen Seelen Ruhe finden I Es liegt in diesem Bilde etwas Trostloses, das mächtig ergreift und bewegt. Man fühlt sich »»rück- versetzt um viele Jahrhunderte in jene düstere Zett, wo der Bannfluch der Kirche ein ganzes Land treffen und züchtigen konnte. Diese Kirche, aus der Gott sich zu rückgezogen zu haben scheint, diese versperrten Kirch- thürme, diese ruhelosen Todten, die düsterwallentcn Trauerfahnen führen uns in eine Welt der Finsterniß und Verzweiflung. Der Künstler, der diese beiden er greifenden Bilder gemalt hat, heißt: Jean Paul Lourens. „Der Raub des Ganymedes" von Ferrier verdient einen Augenblick unsre Beachtung; der Maler hat dieses graziöse Gemälde, zu dem ihn das Vorbild der italie nischen Meister ersichtlich begeistert hat, aus Rom einge schickt. Der Adler hat sich auf den in den Wäldern des Ida jagenden Ganymed herabgelassen und trägt ihn mit mächtigem Fluge dem Olymp zu. Ter mit Blumen umkränzte Jüngling ruht schlafend auf dem Gefieder des göttlichen Vogels, der ihn fest, aber sanft mit seinen mächtigen Klauen umfängt. Die Gruppe umschlingt sich in schönen Linien. Es liegt eine gewisse Extase in dem Schlafe des Jünglings, der Maler hat ihn nicht nach dem frivolen Gedichte Ovid's, sondern nach dem erha- denen lyrischen Monolog Gorthe's aufgcfaßt, der uns den Ganymed in Frühlingsbegeisterung freiwillig dem Himmel zustrebend zeigt: „Zu Dir, zu Dir ... All lie bender Vater I" „Das Johannisfeuer" von Breton ist eins der hüb schesten Bilder des diesjährigen Salons. Die Scene ist heiter und ländlich, die Beleuchtung glücklich getroffen. Man verweilt gern vor dem anmuthigen Anblicke von sieben lachenden und glücklichen Mädchengestchtrrn. „Der Geburtstag des Großvaters" von Leloir fin det mit Recht viele Verehrer. Das Bild zeigt uns einen alten Grandseigneur aus der Zeit Heinrich's IV., der in seinem majestätischen Lehnsessel sitzt und sein Enkel- töchterchen, das ihm die Mutter in die Arme schiebt, zärtlich umarmt; da» Kind aber, das von dem mächtigen großväterlichen Barte unsanft berührt wird, scheint die Umarmung etwas lang zu finden; dieses gelangweilte Kindergesicht ist sehr glücklich wicdergegeben. Hinter dem Kinde steht die ganze übrige Verwandtschaft: Söhne, Töchter, Neffen und Nichten, festlich angeputzt; in de- müthiger Ferne hält sich das Gesinde des Edelhofes und sieht mit ehrfurchtsvoller Rührung der Familien- scene zu. Ein kleiner Junge, dem offenbar ein Geburts tagswunsch eingelernt- worden ist, möchte näher treten, fürchtet sich aber und sieht sich von allen Seiten auf- munternden Püffen und Stößen ausgesetzt. Das Bild ist bis in die kleinsten Details vortrefflich gelungen und geistreich ausgeführt. Ich schließe meine Schilderungen mit der Beschrei bung eines Bildes von Sain, das ich außerordentlich hübsch gefunden habe: „Naccarvni cli Lposulinio. — Ein Hochzeitsschmauß bei einem Bauern auf der Insel Capri." Das Bild ist reizend, der Rahmen öffnet sich wie eine Thüre und man meint, man dürfe nur ein treten, um an dem Schmauße Theil zu nehmen. Die hübsche, braune, junge Frau, die in ihrem weißen Hoch zeitskleide naiv und reizend anssieht, trinkt mit nieder geschlagenen Augen aus ihrem Wringlase, während der glückliche junge Gatte, ein kräftiger, kraushaariger Bursche, verliebt, ersichtlich sehr verliebt nach ihr hinschielt. Gegenüber sitzt die behäbige Mutter und betrachtet die Kinder mit gerührtem Lächeln; weiterhin gewahrt man die Großältrrn in sehr intimer Unterhaltung mit einem gebratenen Truthahn. Auf dem Hochzeitsbette sitzt eine jüngere Schwester und trällert ein hochzeitliches Stor- nrllo, zu der sie sich auf dem Tambourin begleitet; un ter dem Tische haben es sich ein kleiner Knabe und ein kleines Mädchen bequem gemacht, sie verzehren auf einer umgestürztrn Badewanne rin Gericht Maccaroni. Die Localsarde ist in diesem Bilde meisterhaft getroffen; man sieht es den Portraits an, daß sie der Natur abgelauscht sind und zwar in einem Augenblicke, wo sie sich gar nicht beobachtet glaubten. Die Malerei des Herrn Sain erinnert sehr an die Manier Leopold Robert's in seinen berühmten italienischen Bildern; das ist gewiß das höchste Lob, das man ihm zuerthcilen kann. b'. Literatur. Die neueste Ausgabe deS im Rcichs- kanzleramte bearbeiteten Handbuchs für das deut sche Reich (Verlag der geh. Obcrhofbuchdruckerei von R. v. Decker in Berlin) enthält in übersichtlichster Kürze und Vollständigkeit die während der Monate October und November 1874 erfolgten, das deutsche Reich betreffenden Zusammenstellungen, zu deren leich terer Orientirung instruktive alphabetische Sach- und Namenregister dienen. Dieses 336 Seiten umfassende periodische Werk, welches für Landesbehörden, Kanzleien, Bureaux und Geschäfte aller Art geradezu unentbehrlich ist, giebt die genaueste Auskunft über den Geschäftskreis, den Personenstand und Sitz des Bundesrathes und Reichstages, sowie der sämmtlichen, in einer Inhalts übersicht speciell aufgrführten Reichsbehördrn: Reichs kanzleramt, auswärtiges Amt (deutsche und fremde Ge sandtschaften und Consulate), Marineverwaltung, Rcichs- eisenbahnamt, Verwaltung des Reichsinvalidenfonds, Post- und Trlegraphenverwaltung, Rechnungshof des deutschen Reichs, Reichsoberhandelsgericht und Verwaltung der Reichseisenbahnen. In einem Anhänge wird noch die Landesverwaltung von Elsaß-Lothringen behandelt, deren Verwaltungs- und Justizbehörden einzeln aufgeführt werden. Nach dem vorliegenden Buche ressortiren vor dem auswärtigen Amte 26 kaiserliche Missionen, und zwar auf 5 Botschaften, 13 Gesandtschaften, 8 Minister- restdenturen. Die 633 Consularämter zerfallen in 46 Berufs- und 587 Wahlconsulate, 26 Konsulate und 5
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