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Dresdner Journal : 05.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187506056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-05
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 05.06.1875
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N127 Sonnabend, den 5. Juni. 1875 Ldo»o«»e»ttpr«l» r I» LuUedin Nsisd». LLdrUok: ... 18 Hartz ^jLNrUod: 4 tzlartz bv kk. LioaaluvUuwmsru: 1v kk. Liu—rL»Id äs» äsuttetzsa Roietls» tritt ko«t- mut 8t«wpsI»u»vt>laK Uia»u- luseratsuprel»«: k»r äsn ltauw «iusr ^o»p»ltsv«i» ?»titr»ile: SO kl. Notsr „kivxvsauät" äio /«U«: SO kk. DresdnerÄournal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Lr-edvivovr l^lick mit LiiinüLms äsr 8ovQ- vvä ksi«rt»KS, ^bsoä» kür äsv folxellllsa I'a^. lL8«rat«nLnaadme »iis^Lrlsr L»tp»I^: F>. Lra-^tstt«-, Lviumi—iouLr äs» Oresänvr äourusi»; vbvvä»».: LuAsn I>'ort, S—odar»-I»rU» Vtsn-I^lxiiF, >»—l-»r—l»»-kr»Lkt»rt » N.: Laa««»^tei> «S k-iAier L»rU» Vi»» - L»wdarsk - ?r»U-l.»ip»»^ - rr»»Lkitrt ». tl Iliiood»»: Äuä. LsrUa: § /»isaiiärn äanL, //. XVrecLt, Sr«m«s: L i8eLt»tt«,' Lr«,L»a /, L'tanAS»»'» kürr ^u; vdsourit»: />. koiat, rrsLLfurt » tt.: L TakAsr'sebo u. F. <7. //srr»iann'«:ns liuoiili, t's , VSrUt»: /nv-O, N»LLov«r' <?. LcLü^/^ kart«: //ara«, />»/,«<, Luttier cs (Ä., Stottx»rt: 7)auü« <s t?o., Lsmdars: L LleuäA«»», VI«: X/. 0/-^>ettL. Ksrausxedvrr Nünibl. krpväitiou äe» Vrssävsr äom-v»I», öresäso, ülarxarstlwustra—» dio. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 4. Juni. Seine Majestät der König find heute Vormittag 8 Uhr nach Leipzig ge reist. Dresden, 24. Mai. Seine Majestät der König haben dem Königlich Sächsischen Consul in München, Max Wilmer sdörffer, den Titel eines „Generalkonsuls" zu verleihen geruht. Dresden, 2. Juni. Sc. Königliche Majestät haben nachstehende Personal-Veränderungen in der Armee aller- gnädtgst zu genehmigen geruht. ä. )esörter»»ze», rr»»»»»gk», Versitz»»-». Die Beförderung des Premierlieutenants von Stieg litz des 7. Inf.-Reg. „Prinz Georg" Nr. 106 zum Hauptmann und Compagnie-Chef in diesem Regimente, die des Premterlieutenants Frhr. von Schele des 2. Gren.-Reg. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" — unter Vorbehalt der Patrntirung — zum Hauptmann und Compagnie-Chef in genanntem Regi- mente; die Beförderung der Secondelieutenants Sonnen kalb des 8. Infanterie-Reg. „Prinz Johann Georg" Nr. 107, Raeder des 2. Gren.-Reg. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", von Altrock I. des 2. Jäger-Bataillons Nr. 13, — diesen unter Versetzung »um 1. Jäger-Bataillon Nr. 12 — und Roitzsch des 3. Jnf.-Rcg. Nr. 102 zu Premierlieutenants; die Ver leihung des Premterlieutenants-Characters an den Se- condelieutenant Netto des Schützen-(Füs.-)Reg. „Prinz Georg " Nr. 108; die Versetzung des Commandeurs der 1. Ab» thetlungdes 1.Fcld-Art.-Rrg.Nr. 12,MajorVerworner, unter Belassungin seinem dermaligen Commando als Lehrer der vereinigten Artillerie- und Ingen.-Schule in Berlin, als Commandeur der 1. Abtheilung zum 2. Frld-Artil- lerie-Reg. Nr. 28; die Ernennung des etatsmäßigen Stabsoffiziers des 1. Feld-Art.-Reg. Nr. 12, Major Groh, zum Commandeur der 1. Abtheilung dieses Regiments; die Beförderung des Hauptmanns- und Batterie-Chefs Krutzsch des 2. Feld-Art.-Reg. Nr. 28 zum Major und etatsmäßigen Stabsoffizier des 1. Fcld- Art.-Reg. Nr. 12; die Beförderung des Premierlieute« nants der Landwehr-Artillerie Conds des Rrscrve- Landwehr-Bat. (Dresden) Nr. 108 zum Hauptmann der Landwehr-Artillerie; die Versetzung des Assistenzarztes 1. Cl. Dr. Reichel des 1. Reiter-Regiments zum Garde- Reiter-Regiment; die Beförderung des char. Assistenzarztes Schenkel des 4. Infanterie-Reg. Nr. 103 zum Assi stenzarzt 2r. Classe. 8. Vtradschsidovgt» etc. Die Stellung des Obersten und Commandeurs der 1. Abtheilung des 2. Feld-Art.-Reg. Nr. 28 Hoch, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches, mit Pension und der Erlaubnis! zum Forttragen der Regiments-Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen zur Disposition; das Ausscheiden des Secondelieutenants Pescheck des 7. Jnf.-Reg. „Prinz Georg" Nr. 106 aus der activen Armee unter Vorbehalt der gesetzlichen Dienstverpflich tung; die Verabschiedung des Premierlieutenants der Landwehr-Infanterie Röting des Reserve-Landwehr- Bat. (Dresden) Nr. 108 wegen überkommener Dienst- untauglichkeit aus allerhöchsten Kriegsdiensten. Nichtamtlicher Theil, llebcrsi»«. Telegraphische Nachrichten. LageSgrschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Statistik und Bolkswirthschaft. Eingrsandtes. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Börsennachrichtev. Telegraphische Witteruvgsberichte. Telegraphische Nachrichten Oesterreich. Lord Derby hat in seiner Antwort nichts Blätter, sprechen nun ihr Erstaunen darüber aus, w< nicht auch das Wiener Eäbknct seinen Einfluß ii warum in die sogenannten Preßbureaus des auswärtigen Amtes wurde ein Angriff der Carlisten auf den Berg Esquinza abgeschlagen. Frankreich, Rußland, Italien, Belgien, die Niederlande, Spanien und Portugal; aber in dem Verzeichnisse fehlt Wagschale gelegt habe, während doch kleinere Staaten, wie Belgien, Holland, Spanien und Portugal, sich der Aufgabe nicht cntschlagcn hätten, im Sinuc des Friedens zu wirken. Man hält die Zurückhaltung Oesterreichs für einen politischen Fehler und wünscht Aufklärung über die Gründe derselben. Sie dürften wohl darin zu suchen sein, daß der bekannte englische Ver mittelungsversuch zwar Oesterreich nicht über gangen hat, daß aber das Wiener Cab in et gegen über der Einladung, sich an dem Versuche zu bctheiligrn, sich in einer anderen Stellung befunden, als die Mächte, welche Earl Russell in seiner Interpellation aufzählt. Irren wir nicht, so war das Wiener Cabinet auf das Vollkommenste und in der befriedigendsten Weise davon unterrichtet, daß von Deutschland eine Friedensstörung irgend welcher Art nicht zu besorgen sei. Man wußte in Wien ganz genau, daß die Gerüchte über directe oder indirecte Drohungen Deutschlands an Frankreich, sowie über ein angebliches Verlangen des ersteren, daß Frank reich seinen Rüstungen Einhalt thun möge, auf Wahr heit nicht beruhen. Diese Gewißheit hatte das Wiener Cabinet — und wie es scheint, ohne eine Anfrage in Berlin — schon früher erlangt, ehe die englische Medi ation ins Werk gesetzt wurde. Es ist natürlich, daß man unter diesen Umständen einen Vermittelungsversuch hier sür gegenstandslos hielt und keinen Grund hatte, der Einladung Lord Derby's Folge zu leisten. Die Zu „Ebenso wie vor wenigen Tagen aus St. Petersburg constatirt wurde, daß der Kaiser Alexander und sein erster Minister keinen Anlaß hätten, hier in Berlin für die Erhaltung des Friedens zu wirken, ist nun auch über die Haltüng der österreichisch ungarischen Regierung während der „Krisis", — wenn cs überhaupt gestattet ist, eine solche Bezeichnung anzuwcndcn — vollgiltig Aufschluß gegeben. Deutschland wird davon gern Act nehmen und des Freundes nicht vergessen, der cs ab- . lehnte, an einer gegen den Freund gerichteten verdächtigen oder gehässigen Insinuation sich zu betheiligen." — Nach mehr oder weniger au Unrichtigkeiten. Richtig sei aller dings, daß dem wirkt. Legationsrath Dr. Aegidi jetzt in einer anderen Abtheilung des auswärtigen Amtes das Decernat (fürKunstangelegenhcitcn) übertragen worden ist. Dadurch seien die Functionen des Dr. Aegidi als Leiter der Preß- angelegenhcitcn im auswärtigen Amte allerdings aufge hoben worden, und daß die Hilfsarbeiter der Prcßab- theilung ihre Functionen seit dieser Zeit ebenfalls einge stellt haben, durfte leicht ersichtlich sein, wenn man die Korrespondenzen und Mitteilungen derjenigen hiesigen Corrcspondentcn bctracbtet, welche sonst ihre Informa tionen aus dieser Quelle schöpften. Von Personen, denen man Kenntniß der Dinge und Verhältnisse zu« trauen könne, werde versichert, daß vorläufig in dieser Angelegenheit noch gar keine Entscheidung darüber, ob das literarische Bureau noch weiter fvrtbestehen soll oder definitiv aufgehoben ist, getroffen wurde; in gewissen Kreisen sei sogar die Meinung verbreitet, der Reichs kanzler werde vorläufig versuchsweise seine Preßbeziehun gen auf den „Deutschen Reichsanzeiger" beschränken. Die Nachricht, daß Professor Caro (in Breslau) zum Nachfolger des Dr. Aegidi im Preßbureau in Aussicht genommen sei, wird übrigens von Ersterm in der „Schl- Ztg." mit der Bemerkung dementirt, daß ihm von einer derartigen Disposition über seine Person nichts be kannt sei. — In der gestrigen Sitzung der VII. Deputation Cngtogeschichtc. Dresden, 4. Juni. Se. Majestät der König haben heute Vormittag 8 Uhr in Begleitung des Obcrstall- meisters Scnfft v. Pilsach, des Flügeladjutanten Majors v. Minckwitz und des Geheimen Raths Bär mittelst Extra- zugs die beabsichtigte Reise nach Leipzig angctreten und und aus eine Gesammtstrafe von 9 Monaten Gefäng- niß, Unbrauchbarmachung der resp. Artikel und Publi kation des Urtelstenors in der „Germania" an hervor ragender Stelle. Kiel, 3. Juni. (Tel.) Das schwedisch-norwe gische Geschwader hat den Kieler Hafen heute Vor mittag ^9 Uhr verlassen. Die Fregatten „Vanadis" und „Olaf" gehen nach Travcmürwc, das Kanonenboot „Gunhild" nach Lübeck. — Admiral Henk hat heute das Commando über das deutsche Panzergeschwa der übernommen. * München, 3. Juni. Im Socialistenproceß begründete gestern Staatsanwalt Barsch die Anklage ge gen die verschiedenen Beschuldigten. Zur Vertheidigung waren die Socialisten (es zeigten sich gestern nur noch 17 Angeklagte auf den Bänken), wie gewöhnlich, allein erschienen; die Anwesenden vertheidigten sich selbst mehr oder minder eingehend, bestrebten sich jedoch vorzugs weise, die Buchdruckcrgenossenschast vor der vom Slaats- anwalt beantragten gerichtlichen Auflösung zu retten. Das Urtheil über die 68 Angeklagten wird am 9. Juni publicirt werden. -s* Wien, 2. Juni. Die Interpellation des Earl Russell über den jüngsten Kriegsalarm und die Antwort Lord Derby's hat in der hiesigen Presse einiges Befremden hervorgerufen. Russell wünscht Vorlage der diesfalls gepflogenen diplomatischen Korrespondenz und zählt die Staaten auf, zwischen welchen dieselbe stattge funden habe. Er nennt England, das deutsche Reich, des Criminalgerichtes wurde der Preßproceß gegen den ehemaligen verantwortlichen Redacteur der „Ger mania", Ernst Thieme, verhandelt, welcher angeklagt war, durch verschiedene Artikel in der genannten Zei tung in 6 Fällen das Staatsministerium resp. den Reichskanzler Fürsten Bismarck, in 2 Fällen die Person des Kaisers beleidigt, in 2 anderen Fällen zum Wider stand gegen die Staatsgewalt aufgefordert und schließ lich in einem, dem letzten Falle, gegen 8 5 des Ge setzes vom 13. Mai 1873 verstoßen zu haben. Das Urtheil des Gerichtshofes lautete nach der „B. B.-Z." auf Schuldig der Beleidigung des Staatsministeriums resp. des Reichskanzlers in 5 Fällen, der Majestäts beleidigung in 2 Fällen, der Aufforderung zum Wider stande in einem Falle, im Uebrigen auf Nichtschuldig, Abends gedenken Se. Majestät das neue Theater zu be« ' suchen, wo Mozart's Oper „k'osi tun intte" zur Auf führung kommen soll. Dresden, 4. Juni. Ihre Majestät die Königin werden am 9. Juni die k. Villa zu Strehlen verlassen und das k. Sommerhoflager in Pillnitz beziehen, wo selbst Se. Majestät der König nach Beendigung der heute anzetretenen Reise am 12. Juni Abends einzutreffen gedenken. Dresden, 4. Juni. Se. Excellenz Herr Staats minister Dr. v. Gerber ist heute nach Leipzig abgereist und wird Ende nächster Woche hierher zurückkehren. 8. Berlin, 3. Juni. Große Befriedigung hat die heute aus Wien hier cingegangene telegraphische Meldung hervorgerufen, welche constatirt, daß Oester reich die Betheiligung an der englischen Mediation .rundweg abgelehnt hat, „weil es keinerlei Veranlassung kxrkannte, Deutschland eine friedenstörende Tendenz zu Nnsinuiren", oder, wie es meiner anderen Version heißt: ' „weil es durchaus nicht das Vorhandensein einer Kriegs gefahr zugeben konnte und weil diesbezüglich die be ruhigendsten Erklärungen aus Berlin vorlagen". (Vgl. auch nachstehend unsre Wiener Korrespondenz. D. Red.) Die „N. A. Z." zollt der Haltung des Wiener Cabinets und dem staatsmännischen Blick des Grafen Andrassy die vollste Anerkennung, bezeichnet das gedachte Wiener Telegramm als „einen dankenswertheu Beitrag zu der Geschichte der letzten Wochen" und bemerkt dann noch: nister auf, ihr Ansehen den Bischöfen gegenüber zu brauchen. Rom, Donnerstag, 3. Juni, Abends. (W. T. B.) Die Dcputirtenkammer berieth heute über die Vorlage, betreffend die außerordentlichen Maß- regeln im Interesse der öffentlichen Sicherheit. Ministerpräsident Minghetti begründete die Noth wendigkeit der Vorlage und forderte die Kammer zu deren Genehmigung auf. Zur Abkürzung der Berathung beantragte er gleichwohl, die Vorlage in einen einzigen, alle hauptsächlichen Bestim mungen enthaltenden Artikel zusammenzuziehen. Die so umgestaltete Vorlage wurde an die Com mission verwiesen. San Sebastian, Donnerstag, 3. Juni. (W. T. B ) Die Carlrstischcn Batterien bei San Mar- coS sind von den Geschützen der Regierungstruppen demonttrt worden. Nach Nachrichten aus Tafalla Sich zunächst nach Wurzen begeben. Die Ankunft Sr. Majestät in Wurzen ist ^10 Uhr erfolgt und die Ab reise daselbst, nach Besichtigung der Stadt und mehrerer industriellen Etablissements, auf Nachm. 4 Uhr angesctzt, sodaß Se. Majestät gegen ^5 Uhr in Leipzig eintreffen ' dürsten, woselbst sich dem allerhöchsten Gefolge noch der * Oberhofmarschall Frhr. v. Könneritz anschließen wird. Um * 5 Uhr wird im k. Palais daselbst Diner stattfinden und Teplitz, Donnerstag, 3. Juni. (Tel. d. Boh.) DaS schwedische KönigSpaar ist heute um halb 5 Uhr Nachmittags mittelst SeparatzugeS im streng- Sen Jncogvito hier ringetroffen und wurde am Bahnhofe von der bereits vorher eivgetroffenen Fürstin Waldeck (der Schwester der Königin von Schweden) erwartet. Am Bahnhofe und beim Neu bade war ein zahlreiches Publicum anwesend. Die Bürgermeister von Teplitz und Schönau, sowie der Trputzer Bezirkshauptmann waren zum Empfange erschienen Graf Pieper, schwedischer Gesandter in Wien, ist ebenfalls hier ringetroffen. Versailles, Donnerstag, 3. Juni, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung setzte die Berathung über daS Gefängnißrcformgcsetz fort. Die Sitzung verlief ohne bemerkenöwerthen Zwi schenfall. Der frühere Minister deü Auswärtigen, de Römusat, liegt schwer krank danieder, inDepu- tirtenkreifen galt sein Zustand heute als hoff- nungSlos. Bern, Donnerstag, 3. Juni, Nachmittags. W.T.B.) Der RegierungSrath beschloß, den Großen Rath zum 11. d. einzuberufen, um Vollmacht zur Einreichuna deS RecurseS gegen den Beschluß deS BundesratheS zu verlangen, durch welchen die Berner Regierung aufgefordert wird, den Erter- nirungSbcscbluß gegen die jurassischen Geistlichen binnen 2 Monaten zurückzunehmen. Der Regie rungSrath hat gleichzeitig den Antrag gestellt, daß die vom BundcSrathc gestellte 2monatliche Krist der Bestimmung der Verfassung deS CantonS Bern über den Erlaß von Gesetzen entsprechend ver längert werde. Brüssel, Donnerstag, 3. Juni Abends. (W. T. B.) In St. NicolaS ist es bei Gelegenheit einer Procession zwischen Landleuten und einer Anzahl Brüsseler Einwohnern, die einen Ausflug nach St. Nicolas unternommen hatten, zu einem Streite gekommen, infolge dessen eine große An- zahl von Verhaftungen vorgenommen wurden. — DaS Journal „Etoile belge weist in seiner heu tigen Nummer auf die im Lande herrschende agitatorische Bewegung hin und hält es für dringend nothwendig, daß dir Bischöfe ihren Ein fluß auf den niederen Clerus geltend machten, . . _ . „ um zum Frieden und zur Eintracht zu reden, der neuesten „D. R.-C." leiden die in auswärtigen , .gethan, um diese Auslassung richtig zu stellen. Die Zugleich fordert daS Blatt die katholischen Mi- ^Blättern conrsircndcn Bericht« über die Aushebung des Feuilleton. Redigirt von Otto Vanek. Ueber kunstgewerbliche und industrielle Ausstel lungen. (Fortsetzung auS Nr. 126.) Wenn jene Klage besonders Nachdruck darauf legen möchte, daß überhaupt in der tonangebenden Tagrs- presse ernste Fragen zu wenig sachlich und zu oft per sönlich aus Protectionslust oder Animosität und vor« waltend in einer zu leichten plauderhasten Weise ver handelt werden, wodurch man das Publicum zu einer unstäten Oberflächlichkeit für Lectüre und Selbststudium förmlich erzieht, so ist doch auf der anderen Seite ebenso viel Gewicht auf den unleugbaren Umstand zu legen, daß cs innerhalb unserer Culturbedürfnisse ein viel seitiges und segenbringendes Thema giebt, welches in der Tagespresse, in der Journalistik, ja überhaupt in der Literatur noch keine genügsame liebevolle Vertretung fand und erst jetzt nach und nach Terrain gewinnt. Dieses Thema besteht eben in einer sachgemäßen literarischen Betrachtung der bildenden Künste und ihrer Schöpfungen, eine wahrlich ebenso hoch poetische und social-realistische, als kritische Aufgabe, die alle Beding ungen in sich trägt, welche sich gegen Trockenheit und transcendente unverständliche Abstraktion mit aller Fülle frischer Lebenskraft sträuben. Die Pflege dieser Aufgabe hat bet uns bisher kei neswegs den Boden gefunden, welcher fruchtbar, breit und gesund genug wäre, um der Macht und Ausdeh nung unserer übrigen deutschen Intelligenz und Cultur» blüth« vrrhältnißmäßig zu entsprechen. Goethe, der manche bittere Wahrheit häufiger em pfunden als ausgesprochen hat, da er als positive Schöpfernatur den Dingen und Verhältnissen immer die günstigste Seite abzugewinnen verstand, Nagte schon mit verhaltenem Schmerze darüber, daß es seinen Lands leuten an Geschmack »ür die äußeren Formen der Schönheit fehle, eine Gabe, mit der fogar das gemeine Volk Italiens reichlich gesegnet sei und mit welcher sich wenigstens in Frankreich der gebildete Theil, wenn auch mit Beimischung von mancher Coqueterie, für den an ständigen Lebensbedarf geschmückt habe. In der That sind in diesem Ausspruch sowohl Lob als Tadel be- gründet. Die Klage Goethe's scheint sich bis auf den heutigen Tag für Deutschland bewähren zu sollen. Wir wollen von einem Vergleich mit unseren Nachbarvölkern absehen. Betrachten wir aber den deut schen Geschmack und Kunstsinn ganz einfach nur von praktischer Seite, so werden wir gestehen müssen, das Resultat könnte günstiger sein. Es wäre unrecht, wollten wir uns über unsere Män gel Selbsttäuschungen hingeben. Die Hand ans Herz! wie ärmlich steht es mit der Zghl derjenigen hochbegü- terten Reichen, welche im wahren Sinne Beschützer der bildenden Künste sind und für Architektur, Sculptur und monumentale Malerei Opfer bringen, die mit ihrem Etat irgend im Einklänge stehen? Wo hirrhergehörige Opfer gebracht werden, wird meistens mit ostentativer Neigung auf Luxus und Pracht gesehen und es sind höchst bedenkliche Kunstsurrogate, welche dabei eine Be rücksichtigung finden. Die Architektur wird gern zum prahlenden Verkünder des Reichthums, die Sculptur und Malerei zur äußerlichen Decoration herabgrzogen. Man betrete ferner alle diejenigen öffentlichen und Privatausstcllungrn, welche der Kunst gewidmet sind, und man wird finden, daß sic beim billigsten Entrve einen schwachen Besuch mit sehr wenig Käufern haben, und es nur noch möglich ist, durch den Nothbehelf der Verloosung Kunstgegenstände in Umsatz zu bringen. Dagegen besinnt sich das moderne Publicum keinen Au genblick, gegen einen doppelten bis zehnfachen Eintritts preis öffentliche Sehenswürdigkeiten und Vergnügungs arrangements zu besuchen, die durch die frivole Zusam mensetzung ihres Programms eine vendalische Geschmacks verwilderung predigen und stellenweise mit dem niedrig sten Sinnengenuß auf gleicher Stufe stehen. In diesen Cirkcn, Salons-varwtäs und großen Spcctakclbühnen der elegantesten und zugleich lascivesten Art, die jetzt in den deutschen Residenzen wie Giftpilze aus der Erde wachsen, riskirt man es, das Ohr erwachsener, in sorg samer Sitte gehüteter Töchter mit equivoqucn Anspie lungen in Berührung zu bringen, deren Pointen und gequälte Witze ebenso geschmacklos, wie moralvcrhöhnend wirken. Sie sind auf die hartgesottene Rouerie der Pariser Taugenichtse und Straßenschlingel berechnet und man hat sie aus dem lüsternen Dstä eknntant wie so manche französische Mode und Unsitte nach dem soliden Deutschland herüber verpflanzt. Früher würde manchen ehrlichen deutschen Hausvater vor Entrüstung der Schlag gerührt haben, wenn er so unvergleichliche Gemeinheiten vor Frau und Kindern hätte mit anhörcn sollen. Heute lächelt er nicht selten darüber und duldet, daß es auch die Seinen thun. Die Macht dcr Gewohnheit, diese Amme unseres Lebens, siegt nicht blos über Voruriheile, sondern auch über Sitte und Anstand. Doch wir soll ten ihr diesen Triumph wenigstens etwas schwerer ma chen, als wir es thun. Man antworte nicht, daß es nur eine kleine Ge meinde der wahrhaft Gebildeten sein könne, welche sich zur Betrachtung von Kunstgcgcnständen zusammenfindet, und daß lediglich das große Publicum bei den thrurcn verfänglichen Vergnügungen anderer Art getroffen werde. Dieser Einwurf würde nach beiden Seiten hin falsch sein. Die gebildete Gemeinde, von welcher man eine Antheilnahme an den Erzeugnissen des Schönen, ein Opfer für die Pflege des Idealen mit Recht verlangen kann, ist bei der hochstehenden Bildung Deutschlands eine sehr große, und diese Gemeinde gerade schließt sich keineswegs von den vorhin charakterisirten materialisti schen Genüssen aus. Wir werden aber sehen, daß sie sich sogar da auszuschließen oder sich wenigstens sehr selten zu machen versteht, wo es sich sogar ohne Geldkosten nm die Beachtung der Musen und Grazien handelt. Es ist wahr, wir sind noch nicht überall und durch weg bis zu dem Standpunkt gerechter Aufklärung durch gedrungen, daß wir große und kleine Nationalmuseen und geistbereichcrnde Cabinete verschiedener Art als einen Nationalschatz, als ein Eigenthum der gesammten ge bildeten Menschheit betrachten, welches dem Volke gratis geöffnet sein muß. Doch findet diese Art der kosten freien Oeffentlichkeit bereits an manchen Orten und in vielen Fällen genugsam Statt, wie z. B- bei uns. Und wo immer man auch diesem Fortschritt huldigte, segens reich wirkte er überall. Aber es ist des regen Inter esses noch zu wenig. Die thcilweis gute Ausnahme von Dresden darf uns nicht täuschen. Man durchwandere jene heiligen Räume, welche den liebevollen Fleiß unsrer Urväter, die Begeisterung der Jahrhunderte, die Offenbarungen der Schönheit und Größe in zahllosen Schöpfungen bcrgcn und man wird noch ost eines betrübenden Eindrucks theilhaftig werden. Diese Räume sind voll an Seele, Geist und Leben, welche in glühender Beredtsamkeit zu den Enkeln sprechen, abcr nur zu häufig leer an Solchen, welche kommen sollten, das Edle und Erhabene, das Schön;
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