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Dresdner Journal : 07.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187507075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-07
- Tag 1875-07-07
-
Monat
1875-07
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 07.07.1875
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VI.l Mittwoch, de» 7, Juli I87S 4doo>»«»»t»i»r«l»r Dres-nrrHournnl Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. N. Hartmann in Dresden 4«»»»rk»Id äs» äsnt»ck«o keick«» tritt?o»t- Qoä I» L»«t»«k»il L»t«k»: äLkrlivku ... 18 H»rk lussratenprels«» k'ür 6«v k»nw eivvr ^espsltooou?stitreils: LO kt. Uotsr „kin^vsLoät" äis 2«il«: dv kk. klrsvkvlaoor 1^1 ick mit Lu»m»km« äsr 8orm- vuä ksisrtsgo, Ldsoä» Mr äsv lolKvaä«» 1»^. ^^'ick: 4 80 kf. k illrvlQS Kuwmsrv: 10 kt. 1a8er»ten»oi»»km» »us^Lrtir l.»tp»lx: n. Lranektetter, 6ommi«ioQLr äs» Vresäovr äourmcl»; kkenäa».: L'«A<« /-'ort, N»mdur»->«rU» L»»«I-Lr»»I»ll-^nm>ltm-t » H : Laasenrte»» ^0Ai«r; »«rUL Visa - «»mkur^ - - kr»LkkLrt ». lt »Suck«»: Nttki. A/o««e, 8«rU»: §. /l'srnieL, /nsakeisn // Xtbrec^t, Lr»w«n: L L'e^totte,- 8r«»t»o; Ä-,nA-m » üürsidu; 0k«mrüt»: />>. , I^r»üULrt » n.: N. ^arAer'scke u. 6. )/crrman»»'»vkv tiuckk, Daudetd t,'o., VSrUt»: /nvD, Niuuiovsr: O. ZckU^ter,' k»ri,: //ava«, /.a/itte, Luttrer-s Oo, 8latt^»rr: Da«Le cd t?o., L»mdi»rs! L1e«tiAe»», Vi,»: Xt Opp-ttt. Uor»n«xvbvrr 8Sni^I. krpeäitioll äs» Vrvsänsr äc>urni»I», Orssävu, 1t»r^»rstksni!trids8s Ho. 1. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Tt!eyr.«sihtlchc NachrtMen. Berlin, Dienstag. 6. Juli, Mittag«. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kaiser wird am 10. Äugust von Gastein nach Berlin zurückkehren und am 15. August in Detmold der Enthüllung des Her- manndenkmalS beiwohnen. Am 3. September ge denkt Se. Majestät in Weimar an der Enthüllung des Denkmals des Herzogs Karl August persön lich Theil zu nehmen und dann vom 8. bis 16. September den Manöver« bei Liegnitz, vom 18. bis 26. September aber den Manöver« bei Rostock beizuwohnen. Am 28. September reist der Kai ser nach Baden-Baden. Buda-Pest, DieuStag, 6. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bisher sind 196 Abgeordnete gewählt worden; davon gehören 161 der liberalen Partei, 13 der Opposition der Rechten und 22 der äußersten Linken an- Paris, Montag, 5. Juli, Abends. (W.T. B.) Der Marschall Mac Mahon ist heute früh hier wieder eingetroffen. Der Herzog DecazcS ist nach Bichy abgereist, wo er bis Ende Juli zu verweilen gedenkt. Die Deputirten der durch die Ucberschwcm- mung heimgcsuchten Departements haben sich heute zum Marschallprüfidenten begeben, um ihm für die von ihm bewiesene Theilnahme an dem Unglücks falle ihren Dank auSzusprecdeu. Der Municipal- rath von Paris hat 160,606 FrcS. für die durch die Ucberschwcmmung Betroffenen bewilligt. AuS Änlaß des gestrigen GcburtSfesteS Gari- baldi'ö fand ein von etwa 466 Mitgliedern der republikanischen Partei besuchtes Fcstbanket Statt, an dem auch die Deputirten der äußersten Linken und die Municipalräthe von Paris Theil nahmen. Die Festrede zu Ehren Garibaldi S hielt LouiS Blaue. Versailles, Montag, 5. Juli, Abend«. (W. T. B.) In der heutigen Sitzuna der SiMongli. vkkstlmAkllstst IkUkK zunächst die Gesetzvorlage genehmigt, durch welche dem Kriegsminister zu Be streitung der Ausgaben seines Ressorts pro 1875 ein Supplementarcredit bis zum Betrage von 166 Millionen bei dem LiquidationSconto eröffnet wird. Hierauf begann die Berathung dcS Gesetz entwurfs, betreffend die flandrisch-picardische Eisen bahn, die auch morgen fortgesetzt werden wird. In der heute stattgehabten Besprechung der Vorsitzenden der verschiedenen parlamentarischen Fraktionen über die Frage der Auflösung der Nationalversammlung hat das rechte Centrum die Erklärung abgegeben, r« würde vor Votirung des Wahlgesetzes keinen Entschluß über diese Frage fassen. Ferner wurde ausgesprochen, daß das rechte Centrum für eine Auflösung der National versammlung während dcS laufenden Jahreü nur dann stimmen würde, wenn die Abstimmung nach Arrondissements angenommen würde. Die gemä ßigte Rechte und d,c äußerste Rechte haben da gegen beschlossen, überhaupt nicht für die Auf lösung zu stimmen; die Gruppe Lavergne hat sich ihre Entscheidung noch Vorbehalten. Die Parteigruppen der Linken sind für den Fall, daß die Feststellung des Zeitpunktes für die Auflösung der Nationalversammlung von ihnen nicht durchgesetzt werden kann, entschlossen, die Auf- Hebung des, die Vornahme partieller Wahlen ver- bietenden Gesetzes zu beantragen. Rom, Montag, 5. Juli, Nachmittags. (W.T. B.) In dem heute abgehaltenrn Confistorium er nannte der Papst den geistlichen Rath Schreiber, Pfarrer zu EngelbrechtSmünster, zum Erzbischof von Bamberg. Außerdem erfolgte die Erncnung zweier Bischöfe für Oesterreich, mehrerer Bischöfe für Spanien und mehrerer Bischöfe in zmrtllm« iulickolini» Rom, Dienstag, 6. Juli. (W.T.B,) Neueren Nachrichten aus Deutschland zufolge wird der Be such des Kaiser« Wilhelm bei dem König von Ita lien im Laufe des OctaberS wahrscheinlich doch noch stattfindcn. DaS Zusammentreffen des Kai- serS mit dem König Victor Emanuel sei in Mai- land in Aussicht genommen, und würde sich die Reise vcrmutblich an den Aufenthalt anschließen, welchen der Kaiser alljährlich Ende September und Anfang Oktober anläßlich des GcbnrtStagS der Kaiserin in Baden-Baden nimmt. Bukarest, Montag, 5. Jnli, Abend«. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sitzung im Einverständnifi mit der Regierung be schiessen, die Concession zum Bau der Eisenbahn Plojeschti Prcdal und Adjut-Okna dem englischen Bauunternehmer Crawley zu ertheilen. Tngeslltschllhte. * Berlin, 5. Juli. Sc. Majestät der Kaiser ist gestern Nachmittag ^5 Uhr, von Ems kommend, in Koblenz eingctroffcn und im Eisenbahnpavillcn von den Spitzen der Behörden empfangen worden. Nachmittags sand im königlichen Residcnzschlosse ein Diner Statt, zu welchem auch der commandirendc General, der Gouver neur und der Oberpräsidcnt besohlen waren. Abends erfolgte bei schönster Beleuchtung der Stadt und der ganzen Umgegend ein großartiger Fackelzug, mit welchem die Stadt Koblenz die Anwesenheit ihres Monarchen feierte. Beide Majestäten waren im Kurfürstensaale an wesend und empfingen daselbst den Oberbürgermeister und die Vorsteher der Stadt, um ihren Dank nach erfolgter Anrede persönlich auszudrückcn. Zu dem heutigen Diner im Residcnzschlosse haben der Prinz Friedrich der Niederlande, die fürstlich Wied'sche Fa milie und die Prinzen von Anhalt Einladungen erhalten. — In Betreff des Baues eiurs Parlamensgebäudes hcchman längere Zeit nichts erfahren. Wie die „D. R.-C." jetzt hört, ist man neuerdings im Rcichskanzleramte der Frage wieder näher getreten, da cs sich immer mehr her ausstellt, daß das provisorische Rcichstagsgebäude für die Dauer nicht genügt und mit Rücksicht auf die mehr jährige Dauer der Ausführung des Neubaues es ent schieden geboten ist, diese Frage nunmehr zum Abschluß zu bringen. Infolge dessen wird etwa im Monat Sep tember d. Js. eine Berathung des Ausschusses der Com mission, welche für diesen Zweck aus Mitgliedern des Bundesrathes, des Reichstags und aus hervorragenden Künstlern und Bautechnikern gebildet ist, stattfindcn, welcher man zunächst von den vielen eingereichten Pro jekten dasjenige heraussuchen wird, welches den geeig netsten Platz für das neue Gebäude vorschlägt. Wäh rend der nächsten Reichstagssession soll sodann eine Sitzung der Gesammtcommission stattfindcn, um mög lichst eine definitive Entschließung über diesen Gegen stand hcrbeizuführen. — Der Vicepräsident des Staats- ministcrinms und Finanzminister Camphausen tritt, dem Vernehmen nach, morgen seine Urlaubsreife an. — Der Cultusminister vr. Falk wird auf seiner Rhein- reife noch fortwährend durch enthusiastische Kundgebungen gefeiert. Derselbe hat sich neuerdings von Essen über Mühlheim a. d. Ruhr nach Duisburg begeben. Die letztere Stadt hatte sich auf das Festlichste geschmückt, und gestern brachte der Lehrcrverein dem Minister eine Serenade, an welche sich ein Fackelzng schloß. Heute findet ihm zu Ehren ein Fcstbanket Statt. — Der Handclsminister Vr. Achenbach ist soeben nach der Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Anmeldung zur Königlichen Unteroffiziersschule in Marienberg betreffend. Es wird hierdurch bekannt gegeben, daß die nächste Aufnahme von Zöglingen in die Königliche Unteroffi- ziersschule um Michaelis dieses Jahres statthaben soll und dir Anmeldungen hierzu bis ult. August dieses Jahres durch persönliche Vorstellung entweder beim Com- mando der Königlichen Unteroffiziersschule in Marien berg oder bet dem heimathlichen Landwehr-Bezirks-Com- maudo zu bewirken sind. In Betreff der Verhältnisse der Königlichen Unter- offiziersschule und der Bedingungen für die Aufnahme wird auf die früher erlassenen Bekanntmachungen ver wiesen und nur bemerkt, daß die Aufzunehmenden min destens das 14. Lebensjahr vollendet haben müssen und daß die gesamnite Unterhaltung der Zöglinge in der Königlichen Unteroffiziersschule gratis erfolgt. Die Amtsblätter werden ersucht, diese Bekannt machung in einer der nächsten Nummern ihres Blattes aufzunehmen. Dresden, den 1. Juli 1875. Kriegs-Ministerium. von Fabrice. Bekanntmachung. Mit Bezugnahme auf 8 4 der Verordnung des Königlichen Finanzministeriums vom 12. Juni d. I., die Einziehung der Königlich Sächsischen Kaffenbillets der Creation vom Jahre 1867 betreffend (S. 268 des Gesetz- und Ver- ordnungsblattes v. I. 1875) wird hierdurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht, daß das bei der Staatsschulden kasse deponirte Reservequantum an Kassenbillets der vor gedachten Creation im Gesammtbetrage von 6 Millionen Thaler — 18 Millionen Mark, einschließlich der von dieser Kasse inzwischen dagegen tingetauschten defecten Billets im Betrage von 167,(XX) Thlr. — 501,000 M., zugleich aber auch gesetzlicher Bestimmung gemäß nachträglich eingelöste königlich säch sische Kassenbillrts der Creation vom Jahre 1855 im Betrage von 26,150 Thaler — 78,450 und der Creation vom Jahre 1840 im Betrage von 85 Thaler — 255 Mark, Donnerstag und Freitag, am 8. und 9. Juli d. I., Vormittags von 11 Uhr an in dem Verbrennhause im Hofe des Landhauses hier vernichtet werden. Dresden, den 5. Juli 1875. Dit Kaffenbillet-Commission. Römisch. vr. Schaffrath. Nichtamtlicher Weil. Ulbersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. München. Baden. Weimar. Meiningen. Wien. Buda-Pest. Madrid. St. Peters burg. Konstantinopel. Bukarest.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Zittau.) Gerichtsverhandlungen. (Bautzen.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Lotterregewinuliste vom 5. Juli. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Feuilleton. Redigirt vou iOtto Banck. Literarische Revue. (Fortsetzung auS Nr. 15S.) Ein von Fachmännern und erfahrenen Medicinem anerkanntes, aber seit Jahren nicht mehr aus dem Bücher markt befindliches Buch „vr. v. Ammon's Brunn rn- diätetik" ist jetzt durch eine neue 6. Auflage, herausge- geben von vr. Herm. Reimer (bei Hirzel in Leipzig), dem Publicum wieder zugänglich gemacht worden. Diese sorg same wissenschaftliche Arbeit im populären Ton faßt all' das Beste in sich zusammen, was die zahllosen einzelnen Brunnen- und Badebücher an allgemein gilttgen Regeln enthalten. Nur fehlt bei Ammon, was sich gern ent behren läßt, die Reclame und mit ihr jene vieldeutige Fassung, welche jeden Quell zu einem Lebensbalsam und zur Verwirrung des armen Laien zum Univelsalmittel gegen fast alle Uebel macht. Wir haben jetzt einige deutsche Bäder, bet denen die Spekulation, nicht zufrieden mit der eigentlichen höchst vorzüglichen aber natürlich begrenzten Aufgabe derselben, dafür gesorgt hat, durch Fassung neuer zwar analystrter, aber praktisch uner- wirsener Quellen, durch Einrichtung künstlicher und kalter Bäder, Molken-, Fichtennadel-, pneumatischer und anderer Anstalten, denen sich noch herbeigrschaffter Moor und Alpenkräutersast zugesellt, alle Leiden mildern und alle Patienten einfangen zu können. Dazu kommen noch die klimatischen Luftkurorte, von denen die einen möglichst warm und tief, die andern möglichst frisch und hoch liegen, aber merkwürdiger Weise beiderseits gegen dieselben Uebel wirken. Diese Luftkurorte, wo der Lebrnsmagne- tismus aus den Bäumen wächst, das geheimnißvolle Ozon so verdichtet ist, daß man es mit Messern schnci- dct und der Sauerstoff in nie geahnter Reinheit die Pe- tulanz der geknickten Natur wunderbar aufrichtct — diese Modepunkte sind natürlich auch Universalheilstätten. „Denn indem sie den gesammten Lcbensapparat erneuen", bleibt der Krankheit nichts übrig, als sich beschämt zu rückzuziehen! Es kann nicht fehlen, der Stoffwechsel steigert sich, Blutumlauf und Athmen werden beschleu nigt; freilich nicht bei Allen, bei Manchem verlangsamen sie sich: wenn ein Münchner Patient achthundert Fuß tiefer nach Meran hinabsteigt, so wird er nicht so oft Lust schöpfen und nicht so viel Pulsschlägc zählen, als wenn er beim SpatenbLäu in der Kauffingcrga e sitzt und sich durch bayrisch Bier und Beesstcak den Körper schwächt. Aber das thut nichts, wenn er lebendig aus Meran zurückkommt, versucht man's nächstes Jahr mit der Hochlage. Nach Davos muß er hinaufklcttern, mit seinem Puls hämmern und mit seinem halben Lun genflügel athmen, daß er kann die Engel im Himmel pfeifen hören oder diese ihn. Es ist auch viel bequemer (für den Arzt), wenn er in der Fremde und nicht da heim stirbt. Sterben ist zwar die letzte und schwerste Arbeit, aber sie wird überall gleichmäßig vollendet aus- geführt. Und nun erst die warmen indifferenten Thermen, Gastein, Ragaz, Wildbad und ihr Gefolge von großen und kleinen Rivalen! Da sitzt das Ozon im Wasser und plätschert mit Armen und Beinen, für das eine Geschlecht als Hygiäa, für das schönere als Asklepios und die Nervengelähmtcn, Verkrümmten steigen zu ihm hinein, zur Probe mit einer verwelkten Rose am Busen. Und wenn sie, drohend gestärkt, wieder herauskommen, ist die Rose aufgebläht, der Greis zum Mann, der Mann zum Jüngling gcwor^n. Es ist wunderbar, aber natürlich, denn: „die geheimnißvoll belebende Kraft, welche auf den gejammten Ncrvenapparat" —. Doch ge nug, wir wollen diese zur Abnormität gesteigerten be schränken Thatsachen, aus denen Hoffnungsphrascn für alle Leidende gleich stärkendem Branntwein aus Enzian herausdestillirt sind, nicht weiter verfolgen. Es ist auch durchaus kein Mangel an tüchtigen vorur- thcilsfreicn Acrzten vorhanden, welche allen sanguinischen Erwartungen Feind sind und den Patienten unbefangen zu orientiren vermögen. Wendet sich aber der Laie der balneologischen Literatur zu, so gcräth er, abgesehen von ihm wenig bequemen Werken, wie die von Lersch, Va lentiner rc., sehr leicht in Verwirrung, findet den Rath seines Arztes oft fragwürdig und wird über die Wahl seines Curortes in Unsicherheit versetzt. In diese Zweifel greift das Ammon'sche Buch aufräumend ein; es verein facht die Auffassung und beseitigt die übertriebenen Vor stellungen von den „Wundern der Quellennymphen". Und auch das ist in unsrer Zeit segensreich, denn nicht minder wie von der Krankheit verdienen viele Personen von dem Modewahn geheilt zu werden, daß nur in möglichst weiter Ferne Hilfe zu suchen sei. Werden doch so viele Patienten in neu anfgrkommenc klimatische Cur- orte geschickt, von denen der Doctor nur durch Hören sagen dürftig unterrichtet ist. Als ein sachlich interessantes Thema sei hier eine einfache Inhaltsangabe referirt, welche drei größere nützliche Arbeiten betrifft, die der Secretär der Göt tinger Bibliothek Emil Steffenhagen „Zur Reform unserer öffentlichen Bibliotheken" versucht und in den „Grenzboten" veröffentlicht hat. Der Verfasser hat da bei nur allgemeine Rathschläge im Auge, die hier und da schon ausgeführt oder ersetzt, oder der specirllen Ent wickelung bedürftig sein können. Jedenfalls ist Vieles davon anch für städtische Bibliotheken, wie sie gerade Provinz Westfalen abgereist. — Der Minister der landwirthschaftlichen Angelegenheiten, Vr. Frieden thal, hat seine Reise durch den Regierungsbezirk Gum binnen beendet und ist gestern in Königsberg eingetroffen, wo er die Provinzialgcwerbeausstellung unter Führung des Ausstellungscomitvs eingehend besichtigte. An dem Diner, welches der Oberpräsidcnt dem Minister zu Ehren gab, nahmen die Spitzen der Militär- und Civu- behörden, sowie der städtischen Behörden Theil. Abends fand ein Banket Statt, welches vom landwirthschaft- licken Centralvcrein veranstaltet und sehr zahlreich be sucht war. Heute wird der Minister an einer Plenar sitzung der Regierung theilnehmen und sodann die Um gegend von Königsberg sowie die Spitzing'scke Ackerbau schule in Augenschein nehmen. Die Abreise des Mi nisters nach Westprcußen wird demnächst erfolgen. — Die „Germ." schreibt: Der eines Attentates auf den Fürsten Bismarck und den Cultusminister Falt ver dächtigte Dunin, welcher bekanntlich in Krakau ver haftet und nach der hiesigen Stadtvoigtci transportirt wurde, ist bereits am 21. Juni-wieder entlassen und nach Warschau befördert worden, nachdem der Verdacht als absolut grundlos sich erwiesen hat. München, 5. Juli. (Tel.) Der Bischof von Eich städt hat einen Hirtenbrief erlassen, welcher die Wichtigkeit der bevorstehenden Wahlen zum Landtage erörtert und die Aufforderung an die Wähler richtet, nicht allein vollzählig an der Wahlurne zu erscheinen, sondern auch ohne Rücksicht auf zeitlichen Vortheil oder menschliche Gunst nur solchen Männern ihre Stimme zn geben, deren Liebe und Begeisterung für Religion und Vaterland über allen Zweifel erhaben sei. (Auch der Bischof von Speyer, Vr. v. Haneberg, hat einen Hirtenbrief an seine Diöccsanen gerichtet, in welchem er dieselben auffordert, nur solche christliche Männer zu wählen, „welche Einsicht nnd Muth genug haben, dem kirchenfeindlichen Drängen sich zu widersetze».") AuS Baden, 4. Juli, schreibt man dem „Fr. Journ.": Das bisher noch ungeklärte Verhältnis; der bekanntlich unirten evangelischen Landeskirche Badens zu andern Landeskirchen des deutschen Reiches hat, nachdem die Frage praktisch geworden und lange Erörterungen im Gefolge hatte, neuerdings durch eine Entscheidung des Königs von Preußen als obersten Landesbischofs eine für die Folgezeit nicht unwichtige Klarstellung gefunden. Der badische Stadtvicar Holdermann in Mannheim war nämlich vor zwei Jahren in den Städten Osna brück und Hannover für eine in diesen Gemeinden er ledigte Pfarrei vorgeschlagen, von dem Conststorium aber gestrichen worden, weil er nicht der lutherischen, sondern der unirten Kirche angchöre. Da die von der Gemeinde dagegen erhobene Beschwerde mehrere Instanzen erfolg los durchlaufen hatte, wandte sich derselbe an den Kö nig, welcher mittelst allerhöchsten Erlasses ci. ä. 28. Mai auf Bericht des Kultusministers entschied, daß der Geist liche der unirten badischen Landeskirche zur Uebrrnahme eines geistlichen Amtes in Preußen, speciell der Provinz Hannover, fähig sei. (tp Weimar, 5. Juli. Bei der neulich gemeldeten Anwesenheit des spanischen Gesandten zum Zweck der Ueberreichung seiner Creditivc hat derselbe Sr. königl. Hoheit dem Groß her zog im Auftrage des Königs Alphons XII. den Orden des goldenen Vliesses überreicht. Lem Vernehmen nach findet die Investitur, zu welcher He.r Merry y Colomb wieder sich hierher begicbt, Ende dieses Monats in Eisenach Statt. — Vor etwa Jahresfrist meldete ich Ihnen, daß die Apoldaischen Fabrikanten in Uebereinstimmung mit zahlreichen In dustriestädten des Königreiches Sachsen die Ersetzung der Rechnung nach Dutzenden im Geschäftsverkehr dnrch das Zehnersystem, entsprechend den Principien des neuen deutschen Geldsystems, in Anregung gebracht hätten. Diese Reform, die namentlich durch die Erleich terung des rechnerischen Verfahrens den Detaillisten zu Gute kommt, hat bedeutende Fortschritte gemacht. Die deutsche Kundschaft und ausländische Käufer haben die Neuerung bereitwilligst acceptirt. Auch die deutschen jetzt an manchen Orten in Anlage begriffen sind, sehr brauchbar. Steffenhagen geht von dem Grundgedanken aus, daß die deutschen Bibliotheken in ihrer Mehrzahl reform bedürftig und einer einheitlichen Neugestaltung cntgegen- zuführen seien. Er behandelt sein Thema nach drei Richtungen, indem er zuerst die Einrichtungen der Bibliotheken ins Auge faßt, alsdann die Personalver hältnisse erörtert, endlich den Weg zeigt, auf welchem die Reform ins Werk zu setzen und aufrecht zu erhal ten wäre. Der erste Aufsatz über die Einrichtungen der Bibliotheken beschäftigt sich mit den drei Hauptfragen der Ordnung, Katalogisirung, Numerirung. Er ver wirft die neuerdings mehrfach eingeführte Aufstellung der Bücher nach alphabetischer Ordnung der Autoren als unwissenschaftlich und verlangt streng wissenschaft liche Aufstellung, so daß die Einreihung jedes Buches sich danach zu bestimmen hat, welchen Platz dasselbe »n dem Organismus der betreffenden Wissenschaft ein- nimmt. Was die Katalogisirung anbelangt, so erweisen sich drei Gattungen von Katalogen als unentbehrlich, aber auch als ausreichend, nämlich der Accessions- oder Erwcrbskatalog, ein alphabetischer Generalkatalog, und wissenschaftliche Fachkataloge. Ein überflüssiger Ballast dagegen für wissenschaftlich geordnete Biblotheken und unter Voraussetzung zweckentsprechender Numerirung sind die Standkataloge. Den so beliebten Zettelkatalo gen hat der Verfasser den Krieg erklärt. Bei der Nu- mcrirung setzt der Verfasser stillschweigend voraus, daß die Bücher in jedem Wissenschastsfache besonders zu zählen seien, womit er denjenigen Bibliotheken entgegen tritt, welche ihre gesammte Büchermaffe mit einer ein zigen durchlaufenden Nummerreiht beziffert haben. Als das geeignetste Drittel, tüchtige Bibliothek- beamte hrranzubildrn, schlägt der Verfasser eine durch-
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