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Dresdner Journal : 30.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187507309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-07
- Tag 1875-07-30
-
Monat
1875-07
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 30.07.1875
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W174 Freitag, den 30. Juli. 1875 4doau«meut»prvli r I» g»L»,a <l«t»vd«o L«l«L«: iLdrlietu: ... IS Hark ^^LUrtieU: 4 50 kl. Liuretu« Huwiueru: IO kk. Lu»»«rk»Id de» dsuttcrtl« Keiobe» tritt?o,t- cu»d 8tewpeDu»ckI»8 Uia«u. 1o»eri»tv»prei8«r b'Nr deo Kuuiu eiuvr ^eopulwoeu kettt»«il«: SO kt. Unter „Lio^vt^oUt" die ^vils. 50 ?k. Lr^vdvluear 1'Ü^IieU mit ^usllüUill« der 8onll- und ksisrtllAv, Tlbeud« tür den kolgcsudsll Tux. Verantwortlicher Kcdaetcur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1ln»er»1«ii»i>u»bwe F'r. Lra-<i«tetter, Ovruiiu»«iollLr d« Dresdner Inuriucl«; ebend»».: F^AenFvrt, U»oidiirg->«rII» VI«»-I^Ip«lU- d»»«I-Lroil»u-^r»ilKturt « » : /räk»extern LorU» Vi«n-ÜLmkiir^-kr»^-1<»ip»t^ - kr»»^t»r1 ». M.- Lüuedru: /lud Miss«/ r-rlia: ä' /nvalsde^ //. ^//ircc/it/ Lrsu»»»: L §cLIotte, 8r«»l»n: /. Hlcin^em - Iliireiiu; Odemmtr i F> ^ozat, rricukeurt » A.: L doeA^^eke u. F 0. //errmu-l« »etis 8ueUt> , FlciuLc.k Co., ÜSrUt,: /nv-D., Lumover: C.§cLü«t«r, k»rt»: d/aras, 7x«Me, LuKierF Co., Stotl^srl' Daitbe d Co., S-llndur^: LleMiAen, VI«»: Oxpettt. Kvrau^xvderr liönisl. Lrpsdition de» Dresdner dourmds, Dresdeo, Kcu^retUsQscrcui»« Ho. I. Amtlicher Theil. Dre-den, 23. Juli. Se. Königliche Majestät haben dem Local-Schlachtsteuereinnehmer Johann Schulze in Großhänichen die zum Albrechts-Orden gehörige Medaille in Älber allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Nachdem das Ministerium des Innern der Gemeinde Neukirchen mit Carthause und Kniegasse bei Crimmitschau die Annahme der einheitlichen Namensbezeichnung „Neu kirchen" gestattet, sowie demnächst genehmigt hat, daß das Kanzleilchnaut in dem bisherigen Ortsantheile Carthause die besondere Namensbezeichnung „Car thause" beibchalte, so wird solches mit der Bemerkung andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß sich zu Vermeidung von Verwechselungen der obgenannten Ge meinde mit andern gleichen Namens die Bezeichnung der Erster» im schriftlichen Verkehre als „Neukirchen bei Crimmitschau" empfehlen wird. Dresden, am 22. Juli l875. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Mutze. Nichtamtlicher Theil. uedfrsscht Telegraphische Nachrichten. Tagrsgeschichte. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Wurzen.) Statistik und BolkSwirthschaft. EingrsavdteS. Telegraphische Witterungsberichte. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. Trlr'nr.minlchl- MrhrWen. München, Donnerstag, 29. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Domcapitular Hohn in Würz burg, welcher wegen Ausübung des Wahlrechts in liberalem Sinne durch den Bischof von Würzburg von seinem Amte suspendirt worden ist, hat hier gegen Beschwerde beim StaatSministerium ringe- reicht. Versailles, Mittwoch, 28. Juli. Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung nahm in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf, betref- send die Verhütung des Betruges gegen daS Zünd hölzermonopol, an und begann sodann die Br- rarhung des MarinebudgetS. Nach einem getroffenen Uebereinkommen zwi schen den verschiedenen Fractionen der National- Versammlung wird die wahrend der Ferien zu bil dende Permanenzcommission wie früher aus 13 Mitgliedern von der Rechten und aus 12 von der Linken bestehen. Rom, Mittwoch, 28. Juli, AbendS. (Corr.- Bur.) Der „Osservatore Romano" dementirt die Nachricht, daß der Papst oder Cardinal Antonelli an die bayrrschen Bischöfe ein Schreiben bezüglich der Wahlen gerichtet habe. Der päpstliche Stuhl mische sich niemals in die inneren politischen Fra gen der Nationen, selbst wenn er von den betref- senden Regierungen hierzu aufgefordert würde. Der „Osservatore" dementirt ferner, daß Car- dinal Bernardi mit einer Mission nach St. Pe tersburg oder anderswohin betraut worden sei. Madrid, Mittwoch, 28. Juli, AbendS. (Tel. d. Dresdn. JournZ General Jovellar marschirt mit 27 Bataillonen Infanterie und 2000 Cavaleristen nach Catalonien. Die Journale billigen die Entscheidung der Regierung, welche der spanischen Hypothekenbank allein daS Privilegium ertheilt, Obligationen in Umlauf zu setzen. Die amtliche „Gacrta" ver- öffentlicht bereits daS Regierungsdecret, durch wel ches diese- Privilegium ertheilt wird. Nach einer in Paris eingetroffenen Depesche Carlistischen Ursprungs auS Bo urg-Madame vom 27. e. hat der Carliftenchef Savalls den Ge neral Arrondo geschlagen und beabsschtigt, den- selben in der Umgegend von Vich emzuschließcn. Arrondo soll seine ganze Cavalerie verloren Haden. Zahlreiche Verwundete der Regierungstruppen sind nach Puycerda transportirt worden, wohin sich General Martinez Campes geflüchtet haben soll. London, Mittwoch, 28. Juli, Nachts. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses brachte der Präsident des Handel-- amtrs, Adderley, den von ihm angekündigten Ge setzentwurf ein, welcher die Regierung ermächtigen soll, seeuntüchtige Fahrzeuge anzuhalten. Das ra dikale Parlamentsmitglied Roebuck zeigte an, daß er diesem Gesetzentwürfe den SchifffahrtSentwurf Plimsoll s entgegensetzen werde. Der Gesetzentwurf Adderley s wurde in erster Lesung angenommen und die zweite Lesung auf künftigen Freitag fest- gesetzt. Konstantinopel, Mittwoch, 28.Juli, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die türkische Regierung theilte dem persischen Gesandten mit, sie habe er fahren, daß ein persischer Stamm türkische Truppen bei Hanekin angegriffen bat, und verlangte Auf klärung hierüber. TlMätteschichie. * Berlin, 28. Juli. In Betreff der Rückkehr des Kaisers, welcher die Badecur in Gastein regelmäßig und mit günstigem Erfolge fortsctzt, ist vorläufig be stimmt, daß, nachdem Se. Majestät am 7. k. M. das letzte Bad genommen hat, noch an demselben Tage die Abfahrt nach Salzburg erfolgt. Am 8. findet die Ab reise nach Eger und am 9. die Ankunft in Berlin Statt, von wo Se. Majestät sogleich nach Schloß Babelsberg übersiedeln wird. — Ihre königl. Hoheiten der Prinz nnd die Prinzessin Albrecht haben sich nach dem Seebade Scheveningen begeben, wo auch Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Marianne der Niederlande einzu treffen gedenkt. Die höchsten Herrschaften werden da selbst etwa 4 Wochen verweilen. — Gemäß § 37 oes Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 hat das Rcichs- kanzlcramt die von dem königl. preußischen, bcz. von dem königl. baycrschen Kricgsministerium aufgestellten Uebersicbten über die Ergebnisse des Heeresergän zungsgeschäfts im Reichsgebiete für das Jahr 1874 kürzlich dem Bundesrathe vorgelegt. Dem „D. R- u. St.-Anz." entnehmen wir hierüber folgende An gaben : Nach diesen Ucbersichten betrug in den Bezirken des I. bis einschließlich XV. Armeecorps bei einer Gesammtvolkswbl nach der letzten Zählung von 36,164,669 Einwohnern (darunter 17,733,737 männlichen Geschlechts) die im Jahre 1874 zur Musterung gekommene Altersklasse der ro jährigen Militär pflichtigen 437,567. Da hierzu noch 617,708 Militärpflichtige der frühern Jahre traten (aus der Klaffe der 21jährigen 319,545, der 22jährigcn --41,696, der 23jahrigcn und ältern 56,467) stellte sich die Gesammtzabl der 1874 zur Musterung kommen den Militärpflichtigen aus 1,055,275. Von dieser Zahl sind unermiltelt geblieben 51,379. In andere Bezirke gezogen, oder dort gestellungspflichtig geworden waren von der Gesammtzahl der Militärpflichtigen 210,971, beim Aushebungsgeschäft ohne Entschuldigung ausgeblieben 80,193. Dagegen waren inzwi schen von der Gesammtzahl als 3jährig und 4jährig Freiwil lige bereits eingetreten, bez. von den Truppentheilen ats solche engagirt 9506. Aus der Klaffe der twjähriaen batten die Be rechtigung zum einjährig freiwilligen Dienst 12,719, der 2t- jährigen 8185, der 22jährigen 6525, der 3jährigen und ältern 5940, zusammen also 33 369 Mann Als Studirende der evangelischen oder katholischen Theologie oder als katholische Priesteramtscandidatcn zurückgestellt. resp. vom Militärdienst befreit wurden 156 Gestellungspflichtige. Gestrichen wurden in den Aushebungslisten als moralisch unfähig zum Militär dienst 723 Personen; als augenfällig unbrauchbar von der Kreis- ersatzcommission ausgemustert 4955, als dauernd unbrauchbar zum Militärdienst von der Oberersatzcommission ausgemustert 41,262. Weiter sind von der Gesammtzahl zur Ersatzrescrve bez. Seewehr übergetreteu 122,77--Mann, darunter der ersten Klaffe der Ersatzreservcüberwiesen 60,374, der Seewehr 401 Vonden erwähnten 122,770 Mann wurden 10,304 von dieser Maß regel getroffen wegen Mindermaßcs (unter 1,5? Meter), 15,918 wegen Kleinheit (l,n l,<u Meter), 42,421 wegen nicht vollkommener Dievstfähigkeit, 41,421 wegen zeitiger Unbrauch barkeit, 6732 wegen häuslicher Verhältnisse und 6334 dispo nible. Da endlich von der Gesammtzahl 362,982 Mann auf ein Jahr zurückgestellt wurden: 364, 2l als zeitig unbrauch bar, 15,245 in Berücksichtigung häuslicher rc. Verhältnisse und 1216, weil sie unter Wirkung der Ehrenstrasen stehen, be ziehungsweise sich in gerichtlicher Untersuchung befinden, im Ganzen also 918.266 Mann abgingen, verblieben zur Aus hebung im verflossenen Jahre 137,0 9 Militärpflichtige: hiervon sind ausaehoben worden 119.327, so daß noch 17,682 disponibel blieben Von den 119,827 Ausgehobenen sind 2317 der Marine, der Rest der Armee zuertheilt worden. Die N7.0I0 für die Armee Ausgehobenen vcrtheilen sich mit 34 Mann als Kcan- kenwürter und 3736 als Oekonomiehandwerker (1916 Schneider, 1699 Schuhmacher und 121 Sattler und Riemer), 36 sind zur Einstellung in die Arbeiterabtheilung bestimmt Zum Dienst mit der Waffe sind demnach nur H3,2o4 Mann herangezogen worden Von den 2817 für die Marine Ausaehobencn Md zuertheilt den Matrosendivisionen 1243. den Werstdivisionen 537, dem Seebataillon 384, der Sceartillerie 153. — Die seit längerer Zeit zu Fiume in Dalmatien vor Delegirten der kaiserlichen Admiralität im Zuge befindlichen Versuche zur Prüfung und Feststellung eines Osfensivtorpcdos für die deutsche Kriegs marine haben, laut der „N. A. Z.", nunmehr ihren Ab schluß gefunden. Als das Resultat derselben kann die Annahme des Whitehead'schen sogenannten Fischtorpcdos bezeichnet werden, welcher, im Sinne der von Deutsch land gestellten militärischen Anforderungen verbessert, nunmehr als eine reglementsmäßigc Waffe in das Tor- pcdowcsen eingestellt worden ist. — Die „Prov.-Corr." giebt unter der Ueberschrift: „Die jüngste Wendung in dem Verhalten der Bischöfe" eine Ucbcrsicht über die Ereignisse in dem Streit mit den Bischöfen, sowie eine Darstellung der Ereignisse innerhalb der ge setzgebenden Körperschaften und der Aeußcrungen der hervorragenden Mitglieder der ultramontanen Partei. Das halbamtliche Organ constatrrt, daß die Bischöfe gegenüber dem Gesetze über die Vermögensverwaltung der katholischen Kirchengemeindcn jetzt ihre Entscheidung getroffen haben, und zwar „im Sinne der vollständigen und rückhaltlosen Mitwirkung zur Ausführung des Staatsgesetzes." Die „Prov. Corr." sagt: „Der Fürst bischof von Breslau hat die Reihe eröffnet, alle übrigen Bischöfe oder bischöflichen Verwaltungen dürften in zwischen bereits gefolgt sein. Daß hierin eine bedeut same Wendung in dem Verhalten der Bischöfe zu Tage liegt, ist nach dem Verlaufe der ganzen Angelegenheit und nach den früheren Aeußcrungen der Bischöfe und der ultramontanen Wortführer völlig unzweifelhaft und durch keine Spitzfindigkeiten der ultramontanen Blätter wcgzudeutcn.... Die Wendung in dem Verhalten der Bischöfe reicht aber weit über dieses Gesetz hinaus: zum ersten Male haben sie jetzt thatsächlich den Grundsatz aufgegeben, daß die Kirche nicht die Hand zur Aus führung eines vom Staate einseitig erlassenen Gesetzes über kirchliche Angelegenheiten bieten dürfe. Wenn aber die grundsätzliche Unmöglichkeit erst in einem Falle aus- gegeben ist, so hat sie überhaupt keine absolut hin dernde Bedeutung mehr.... Wenn hiernach der grund sätzliche Boden des bisherigen Widerstandes erschüttert und aufgegeben ist, so ist deshalb freilich nicht zu er warten, daß ein weiteres Einlcnkcn zur Anerkennung der Kirchengcsctzc unmittelbar bevorstehe. Cs ist vielmehr ganz erklärlich, daß zunächst, um die Bedeutung der ersten Nachgiebigkeit zu verdecken, gerade eine um so schroffere Sprache geführt werde. Aber dieselben Erwägungen priesterlicher Pflicht, welche die jetzige Entschließung cin- gegcbcn haben, werden auch die weiteren Con- scquenzen sicher herbeiführen. Die Zuversicht der Re gierung war ja stets darauf begründet, daß die Bischöfe immer klarer erkennen würden, daß sie um des Ge wissens halber und nach ihrer Pflicht gegen die Gc- mcindcn den die Kirche zerrüttenden Widerstand gegen die Staatsgesetze aufgebcn müßten. Diese Zuversich ist jetzt an einem der wichtigsten und durchgreifendsten Gesetze trotz aller entgegengesetzten Ankündigungen un bedingt in Erfüllung gegangen: sie wird sich auch weiter ungeachtet aller behaupteten „„Unmöglichkeiten"" als wohlbegründet erweisen." — Wie die „N. Pr. Ztg." hört, werden sich im Auftrage des Reichskanzlrramts l)r. Gerstäcker (Custos am hiesigen zoologischen Mu seum) und ein Docent aus Halle zur Zeit der Wein ernte nach Frankreich begeben, um an Ort und Stelle Beobachtungen über die Reblaus anzustellen und gleichzeitig mit französischen Gelehrten in Betreff dieser Frage zu unterhandeln. — Nachdem in einem aus wärtigen Blatte darauf hingewiesen worden ist, daß in den von dem meteorologischen Institut den Zeitungen zugehenden telegraphischen Witterungsberich - ten die Beobachtungen auf englischen Stationen bisher nicht verzeichnet werden, sind diesseits die geeig neten Schritte gethan worden, um eine Vervollstän digung der Berichte hcrbeizuführen. — Der rumänische Cultusminister Maioresco ist gestern Abend aus Bukarest über Wien hier eingetroffen. König-Hütte, 27. Juli. (Schles. Ztg.) Gestem kam in Beuthcn, O.-Schl., vor demDreimännergericht die Anklage gegen die Königshütter Tumultuanten zur Verhandlung. Nach der Anklageschrift der königl. Staatsanwaltschaft waren in Summa 33 Angeklagte vorgeladen, und zwar: 20 wegen Aufruhrs und quali- ficirten Hausfriedensbruchs (8 l24 St.-G.-B.), 1 An geklagter wegen Aufruhrs, qualificirten Hausfriedens bruchs und Auflaufs, 1 Angeklagter wegen Aufruhrs, der in den 88 HO, 130 St.-G.-B. vorgesehenen Ver gehen und Auflaufs, 1 Angeklagter wegen Aufruhrs, des in 8 110 St.-G.-B. vorgesehenen Vergehens und Auflaufs, 4 Angeklagte wegen Aufruhrs und Auflauf, 6 Angeklagte wegen Auflaufs. Nach Verlesung der Anklage bestritten die Angeklagten (meist Weiber) voll ständig die ihnen von der Anklage zur Last gelegten Vergehen. Es mußte deshalb zur Beweisaufnahme ge schritten werden. Gegen 2 der Angeklagten (eine Frau, die erkrankt ist, und einen Mann, der von hier wegge zogen ist) mußte die Verhandlung vertagt werden. AlS Zeugen waren 37 Belastungs- und 4 Entlastungszeugen »orgrladcn. Die Aussage der Belastungszeuge« bekun dete genau, daß 29 der Angeklagten sich mehr oder we niger an dem Tumulte am 10. Mai bethcliflt hatten; dagegen konnten die Entlastungszeugen gar nichts aus sagen, was die Angeklagten rechtfertigen konnte. Nur 2 Angeklagte hatten einen Vertheidigrr; die anderen halten keinen verlangt, indem sie in dem guten Glauben zum Termine kamen, sie seien unschuldig. Der Gerichts hof verkündigte nach beinahe Mündiger Berathung um '/HN Uhr Abends das Urtheil, welches dahin lautete: es erhalten 1 Angekl. 9 Monate, 4 Angckl. 3 Monate, 11 Angekl. 2 Monate, 7 Angekl. 6 Wochen, 3 Angekl. 1 Monat, 1 Angekl. 3 Wochen, 1 Angekl. 14 Tage, 1 Angekl. 1 Woche Gefängniß; 2 Angckagte wurden freigesprochcn. Die Verurthcilten sind außerdem soli darisch zur Tragung sämmtlicher Kosten verpflichtet. Sämmtliche Angeklagte waren bei der Verkündigung des Urtels sehr bestürzt und brachen in Thränen aus. Elberfeld, 27. Juli. (K. Z.) In der heutigen Sitzung des hiesigen Landgerichts wurde in zweiter Jn- stam der Dircctor der Elberfelder Disconto- und Wechs- lcrbank in Liquidation, Kaufmann, zu 6 Wochen Ge- fängniß, die in erster Instanz frcigcsprochenen Mitglie der des Aufsichtsrathes, Eduard Gebhard und Priesack, zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt. Das dritte Mitglied des Aufsichtsrathes, Aders (in Finna I. H. Brink u. Co.), wurde freigesprochen. Frankfurt a- M., 28. Juli. Das „Fr. I." schreibt: Heute Mittag gegen 12 Uhr wurde dem Redacteur der „Frankfurter Zeitung", vr. Stern, das Urtheil des Obertribunals auf seine Beschwerde hinsichtlich des Zeugenzwanges in Betreff der vielbesprochenen Ge raer Korrespondenz verkündigt. Das Obertribunal verwarf die erhobene Beschwerde, weil die Angabe, daß Feuilleton Redigirt.von Otto Banck. Ein Karawanenzug zum Grabe de- Propheten. In den theilweise recht interessanten Reisecrinnerungen von Schütz „Vom Schwarzwald ins Morgenland" fin det sich die nachfolgende Beschreibung der von Kairo abgehenden sogenannten Mekkakarawane. Ein merkwürdiges Schauspiel ist der Auszug jener Karawane. Diese alljährlich sich wiederholende Feier lichkeit ist das größte Ereigniß, welches sich in den Mauern von Kairo abspielt. Alle rechtgläubigen Musel männer der westlichen Länder, welche mit einer Pilger fahrt nach Mekka der höchsten religiösen Verpflichtung nachkommen wollen, sammeln sich in der ägyptischen Hauptstadt an. Ihrer 20,000 ziehen von dort ab, um unterwegs weitere fromme Schaaren in ihre Mitte auf- zunehmen, so daß sie, etwa 60,000 Köpfe stark, nach ungefähr 36 Tagen, in der heiligtn Prophetenstadt ein- treffen. Die Verantwortlichkeit für das Gelingen ruht auf dem Vicekönig, welcher den Schwarm der Wallfahrer durch 10,000 Mann seiner Truppen bis an das Ziel der Reise gelriteu lassen muß. An der Spitze dieser bewaffneten Macht steht rin Wesir, welcher nicht nur aus dem eigenen Beutel ungeheure Opfer bringen muß, sondern auch mit seinem Kopfe für ven Erfolg haftet. Dieser Uriaspvsten ist daher begreiflicherweise nicht sehr gesucht, und gewöhnlich wirv eine unliebsame Persönlich, rett auf Nimmerwiedersehen mit diesem verfänglichen Ehrenamte betraut Die zu dem Hauptzwecke des Tages einberufenen 10,000 Baschi-Bozuks (ägyptischer Landsturm) umsäum ten als grandioses Spalier den unabsehbaren Frstplatz. Diese Baschi-Bozuks bilden das groteskcste Truppen corps, das man sich denken kann. Afrikaner, Araber, Syrer aus allen Himmelsgegenden mit Pferden von allen denkbaren und undenkbaren Racen sind hier zusammen gewürfelt und geschweißt. Nimmt man hierzu noch, daß sie planlos aus ihren Dörfern aufgeboten, lediglich nach den Eingebungen der eigenen Phantasie sich bewaffnen und adjustiren, so mag man sich allenfalls einen an nähernden Begriff von diesem buntscheckigen Gcmengsel von Physiognomien, Trachten, Wassen machen. Ein Paar Menschenaugen bringts nicht fertig, diesen Wirr Warr zu bewältigen. Da die Karawane erst Mittags auszog, so gaben den Reisenden diese Natursöhne zum Zeitvertreib eine Kunstreiterproduction zum Besten, welche für jeden europäischen Circus unerreichbar bleibt. Die kühnen, halsbrecherischen Evolutionen, die graziöse Leichtigkeit und vollendete Sicherheit, womit sie die Speere handhaben, mit Pleilen schießen und ähnliche kriegerische Bravourstücke vorführen, versetzen den Abend länder in starre Bewunderung. Nach solchem Vorspiel kommt der Mütag heran und der Zug beginnt sich zu ordnen, angeführt von dem Polizeipascha von Kairo unter zablreicher Kawassen- begleitung. Einige Bataillons der Baschi-Bozuks eröffnen die Scene; dann folgen Tausende von Pilgern aller Nationalitäten mit schauerlichem Gesang und noch schauerlicherer Musik, zu welcher lauter gellende oder lärmende Instrumente, wie Trommeln, Pfeifen rc. ver wendet werden. Diese Wallfahrer tragen grün um wickelte Turbane, ein Ehreuvorrecht der Nachkommen des Propheten, sowie Derjenigen, welche schon einmal das heilige Grab in Mekka besucht haben. An diese Schaar schließt sich ein Zug von Kamerlen an, mit kleinen Häuschen beladen. In diesen zeitweiligen Woh nungen befinden sich Familien reicherer Bürger, denen ein langer Troß von Kameelen die Mundvorräthe, Hausrath, Zelte, buntbemalte Koffer nachschleppt. Jetzt kommt das Hauptstück des ganzen Zugs: ein prachtvoll geschirrtes Kameel (Mahmal) trägt einen kleinen, mit goldgestickten Teppichen umhangcncn Tempel, welcher die „Mckkadccke" (Kiöwe) enthält. Der Vicekönig ist nämlich verbunden, jedes Jahr eine gestickte Decke auf das Grab des Propheten zu stiften, wo sie das ganze Jahr liegen bleibt, um, wenn sic von ihrer Nachfolgerin abgelöst ist, von der zurückkchrenden Karawane wieder nach Aegypten zurückgebracht zu werden. In den dor tigen Moscheen wird sie in unzählige kleine Stücke zer rissen, welche als Reliquien und Amulette nach allen muhamedanischcn Ländern verschickt werden. Der Handel mit diesen Heiligthümcrn ist ein Monopol des Vicckönigs und wirft ihm ein schönes Stück Geld ab. Unbeschreiblich — oder hochkomisch? — ist die Bande, welche sich an die heilige Decke anschließt: Gaukler aller Art, beinahe völlig nackte Schlangenfreffer, Glasverschlinger rc., und diese Kerle alle ausgemergclt zu Gerippen, von Schmutz starrend, mit ihren langen weißen Bärten den ekeln Contrast noch erhöhend. Aber als ob des Guten nicht schon durch ihre blosc Erscheinung genug gethan wäre, haben sie zum Häßlichen noch das Gräßliche gefügt, in dem sie Spieße oder Pfeile durch Arme, Beine oder Gesicht gestoßen tragen. Dem religiösen Wahnsinn, welcher sich in dieser unnatürlichen Form ausprägt, hätte ein wesentliches Moment gefehlt, wenn diese saubere Brüderschaft nicht durch das scheußliche Concert von Heulweibern unterstützt worden wäre. Wir ruht da unser beleidigtes Auge wieder so gern aus der wohl» thucnden Erscheinung von 20 oder mehr Kameelen, welche mit den kostbarsten Stoffen behangen folgten. Doch das Beste sollte erst kommen; diese Kameelc bil deten nur die Bedeckung für den muhamedanischen Hei ligen, welcher sich opiumselig auf dem größten und schönsten dieser Thierc breit machte. Dieser ehrwürdige Gauner, der den Charakter der Heiligkeit seinen seit Jahren regelmäßig wiederholten Wallfahrten nach Mekka verdankt, ist ein aufgedunsener Flcischklotz, bis um die Hüften unbekleidet, mit einem Haarputz, den unsere Jugend vom Struwelpeter her kennt. Seine ganze Beschäftigung das liebe lange Jahr hindurch besteht in einem fortgesetzten Opiumrausch. In diesem selben nar kotischen Zustande waren auch wir so glücklich, ihn zu erblicken. Da er, unfähig, seinen Körper zu beherrschen, sich nicht frei auf seinem Thiere hätte halten können, so hatte man ihn auf demselben frstgebunden, und nun schlotterte und schaukelte das Scheusal auf dem Rücken des Kamecls hin und her und gewährte einen Anblick, der nur auf sehr starke und zähe Nerven berechnet war. Darauf zieht wieder anderweitiges Gesindel, im Ganzen wohl an 20,000 Menschen, vorüber. Literarische Revue. (Fortsetzung auS Nr. 173.) Und fragen wir nach den Monumenten der ältesten fixirten Poesie, so ist es nicht einmal der Stein, auf welchem wir lesen dürfen, sondern bekanntlich ein viel vergänglicheres, jüngeres Material der geistigen Ver mittelung. Nach diesen auf uns gekommenen poetischen Denk malen hat man geglaubt annchmcn zu müssen, daß die urältesten Productioncn der Dichtkunst der epischen Gat tung angehörtcn, abgesehen von der hebräischen religiösen Spruchpoesie und den alten Thicrfabeln und allegori schen Märchen, von denen erst in neuerer Zeit ein merkwürdiges Beispiel edirt wurde.
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