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62 Stahl und Eisen. Industrielle Rundschau. 1. Januar 1900. brachte zur Kenntnifs der Versammlung, dafs der Beirath die Umlage für das IV. Quartal wieder auf 6 1 i2 % festgesetzt habe. Die Zeche. „Friedlicher Nachbar“ hat ihre Aufnahme ins Syndicat beantragt. Der Antrag wird der betreffenden Commission über wiesen. Westfälische Drahtindustrie, Hamm i. W. Aus dem umfangreichen Berichte für 1898/99 geben wir Folgendes wieder: „Die in unserem vorigjährigen Berichte aus gesprochene Hoffnung, auch über ein befriedigendes Betriebsergebnifs des nunmehr abgelaufenen Geschäfts jahres berichten zu können, ist in Erfüllung gegangen. Leider haben wir aber zu constatiren, dafs wir das ganze Jahr hindurch in noch weit höherem Mafse unter Mangel an Rohmaterial zu leiden hatten, als im Vorjahre. Insbesondere war die Anlieferung von Drahtknüppeln durchaus ungenügend. Unsere Draht- walzstrafsen mufsten entsprechend der Minderlieferung an Knüppeln still liegen. Gegen Ende April mufste auch unser ganzes Puddelwerk wegen Mangel an Roh eisen eine ganze Woche stillliegen, weil das Roheisen- syndicat nicht in der Lage war, die mit uns abge schlossenen Mengen Roheisen rechtzeitig zu liefern. Ueber die Anlieferung von Kohlen für unsere Be triebe können wir berichten, dafs das Rhein.-Westf. Kohlensyndicat unseren Wünschen, entsprechend dem unregelmäfsigen Betriebe unserer Werke, stets nach gekommen ist. Unter diesen bedauerlichen Verhält nissen konnte es naturgemäfs nicht ausbleiben, dafs die Production unserer Betriebe wiederum gegen das Vorjahr ganz erheblich zurückblieb, während die selbe auf anderen rhein.-westf. Werken, die aufser Fertigfabricaten auch Halbzeug anfertigen, trotz Kohlen-, Koks- und Roheisen-Mangel ganz erheblich die des Vorjahres übertraf. Die weitere natürliche Folge war, dafs unser Versand ins Ausland weiter zurückging, und beziffert sich die Minderausführ gegen das Vorjahr auf 23 %. Der Gesammtumschlag blieb gegen das Vorjahr um 845 762,05 K zurück. In früheren Berichten haben wir schon mehrfach darauf hingewiesen, von welch’ grofser Wichtigkeit in national ökonomischer Beziehung die Erhaltung der Draht- und Drahtwaaren-Ausfuhr ist, welche mit so viel Aufwand an Mühe, Arbeit und Geldopfer im Laufe von mehr als 30 Jahren erkämpft wurde. Abgesehen davon, dafs diese Ausfuhr den Gewichtsmengen nach bisher unter sämmtlichen Fabricaten des gesammten deut schen Eisen- und Stahlgewerbes mit. an erster Stelle rangirte, dürften in keinem andern Zweige der Eisen- und Stahl-Grofsindustrie pro Gewichtseinheit so viele deutsche Arbeiter beschäftigt werden, wie in diesem. Durch das seit nunmehr zwei Jahren bestehende Walz draht - Syndicat haben wir nur zu Anfang des Jahres geringe Quantitäten Walzdraht verkaufen können, da die Anfuhr von Drahtknüppeln von Monat zu Monat geringer wurde und wir die hergestellten Mengen zur Weiterverarbeitung benöthigten. Der mit dem 1. October 1898 ins Leben getretene Verband deutscher Draht stiftfabricanten hat befriedigend gearbeitet. Während der Abwicklung der alten, von den einzelnen Mit gliedern eingebrachten Abschlüsse, konnten die Ver kaufspreise nur langsam erhöht werden, so dafs wir erst in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahrs nach und nach in den Genufs der besseren Preise kamen. Jedenfalls hat das Ergebnifs des Stiften - Syndicats neben den ebenfalls zu Anfang des II. Semesters an ziehenden Verkaufspreisen für unsere anderen Fabri- cate dazu beigetragen, dafs das gesammte Geschäfts- Erträgnifs sich befriedigend gestaltet hat. Ueber Frachten-Verhältnisse haben wir nichts Neues zu be richten, besonders nicht über Tarif-Ermäfsigungen nach den Seehäfen, die uns direct zu gute kommen würden. Nennenswerthe Störungen im Betriebe, aufser durch Mangel an Drahtknüppeln und Roheisen ver- anlafst, haben wir nicht zu verzeichnen gehabt. Das Betriebsergebnifs unserer Filiale in Riga blieb wegen des weiter zunehmenden Wettbewerbs gegen das Vor jahr zurück, doch war das Geschäftserträgnifs ein zufriedenstellendes. Der Bruttogewinn des Geschäftsjahres 1898/99 be läuft sich auf 1547 697,53 (, unter Hinzurechnung des Gewinnvortrags aus 1897/98 im Betrage von 20576,42 Jt. auf 1568 273,95 . Die Conto-Corrent-Forderungen betrugen am 30. Juni 1899 2111590,93 . Die Ab schreibungen betragen für unsere Werke in Hamm i. W. 233 312,35 • und wurden wie bisher in reichlichem Mafse vorgenommen. Für Neubauten wurden veraus gabt 49 190,59 4. Der Reservefonds stellte sich unter Hinzurechnung des diesjährigen Betrages von 51958,43 JI auf 492508,93 (. Im Jahre 1898/99 betrug der Gesammtumsatz 16 207 588,34 . Producirt wurden: Walzfabricate, gezogene Drähte, Drahtstifte u. s. w. 190 769 774 kg, Leuchtgas 482833 cbm. Ueber das seit dem 1. Juli d. J. laufende neue Ge schäftsjahr können wir berichten, dafs die Production und infolgedessen der Versand im I. Quartal wegen absolut unzureichender Anlieferung von Drahtknüppeln gegen das Vorjahr wiederum ganz erheblich zurückblieb (2631 t), dafs aber infolge der besseren Gonjunctur im In- und Auslande trotzdem der Umschlag über 100000 J! höher gewesen ist. Bei den anscheinend weiter anziehenden Preisen werden wir, wenn es uns gelingt, noch einen grölseren Posten Drahtknüppel im I. Semester 1900 für unsere Betriebe zu sichern, auch im nächsten Jahre über ein befriedigendes Geschäfts erträgnifs berichten können. Von dem Gewinn-Saldo von 1059 744,99 , ab züglich Gewinnvortrag aus 1897/98 20576,42 JI, ent- fallen5% zum gesetzlichen Reservefonds = 51958,43 J, 10% Tantieme=98721,01^,Gewinnvortrag aus 1897/98 20576,42 JI. Der Netto-Reingewinn von 909 065,55 JC ist wie folgt zu vertheilen: 11 % Dividende aus 7 999 800 JI — 879978 JC, Gewinnvortrag für 1899/1900 29 087,55 JIJ Zittauer Maschinenfabrik und Eisengiefserei (früher Albert Kiesler & Co.). Die Inventuraufnahme für 1898/99 ergab 299411,65., der Bruttogewinn stellt sich auf 180 552,15 JI. Nach den statutarischen Abschreibungen von zusammen 40254,85 JC, ergiebt sich ein Nettogewinn von 140 297,30 JC. Es wurde beschlossen, hiervon 7500 JC, für Gratificationen, 7500 JC für den Unterstützungs fonds auszu werfen, so dafs eine Dividende von 15%, das ist 45 JC auf die Actien I. Emission ä 300 JC, 180 JC auf die Actien II. und III. Emission ä 1200 JC zur Vertheilung gebracht werden kann. Aciries d'Angleur. Der Rohgewinn für 1898/99 beträgt 5390216 Fres.’ der Reingewinn 4313 184 Fres., aus welchem 3 742185 Fres, zu Abschreibungen und 500000 Fres, als 5% Dividende Verwendung finden sollen. In dem Roh gewinn ist der Betrag von 3 297 993 Fres, für den theilweisen Verkauf der Gruben und Werke zu Audun- le Tiche enthalten. In der Kohlenförderung entstand durch den Streik ein Ausfall von 10 000 t. Die Er zeugung war an Roheisen in Sclessin 110 422 t, dazu in Audun bis zum 1. Januar 1899 21814 t, Koks 100513 t, Thomasstahlwerk 93 173 t, Stahlgiefserei in Angleur 16 206 t, Fertigerzeugnisse 135194 t, Eisen erze in Audun 327 522 t, in Luxemburg 74236 t. Die neue Gesellschaft in Audun will vier neue Hochöfen mit 250 000 t Leistung bauen.