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54 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mittheilungen. 1. Januar 19(10. Eisenbleche von 50 mm und gröfserer Dicke lassen sich durch Nickelstahlbleche von um 25 bis 30 % geringerer Dicke ersetzen. Der in Amerika übliche Nickelstahl enthält ge wöhnlich etwa 3 % Nickel. Nach den der „The American Railway Master Mechanics’ Association“ erstatteten Be richten liefs sich dieses Material ohne Schwierigkeit bearbeiten und ohne Risse ausschmieden, walzen und pressen; man konnte es ebenso stanzen, schweifsen und mit Werkzeugmaschinen bearbeiten. Es ist je doch unzweifelhaft, dafs Nickelstahl sich weniger gut als gewöhnlicher Stahl von Werkzeugen bearbeiten läfst. Die Werkzeuge nützen sich sehr schnell ab und bekommen Sprünge. Man mufs Werkzeuge und Maschinen erster Güte verwenden, um z. B. Gewinde in eine Nickelstahlstange schneiden zu können. Andererseits machen einige Ingenieure Vorbehalte in betreff der Schweifsbarkeit; Nickelstahl mit 1 % Nickel soll leicht schweifsbar sein, bei einem solchen mit höherem Nickelgehalte soll jedoch das Verfahren schon Schwierigkeiten verursachen. Die Erfahrung hat gezeigt, dafs Stahl mit 5 % Nickel zehnmal langsamer von Salzsäure angegriffen wird als gewöhnlicher weicher Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt von 1,8 %. Weitere Untersuchungen mit Blechen, die man 1 Jahr lang den Wirkungen des Seewassers aussetzte, ergaben eine Gewichts abnahme durch Corrosion für Nickelstahl um 1,36 %, für weichen Stahl um 1,72 % und für Eisen um 1,89 %. Auf Grund der Erfahrungen bei diesen Corrosions- versuchen hat man in Amerika die Verwendung von Nickelstahlblechen zu den Wasserbehältern der Tender in Aussicht genommen. Laut Vorschrift der Marine wird für Schiffs wellen aus Nickelstahl ein Metall mit einer Festigkeit von 38,5 kg und einer Elasticitätsgrenze von 22,6 kg gefordert. Man kann eine Bruchfestigkeit von 40 kg ! mit einem 3 % Nickel und nur etwa 0,175 % Kohlen stoff enthaltenden Stahl erreichen. Um die gleiche | Festigkeit mit gewöhnlichem Stahl zu erzielen, wäre ein Kohlenstoffgehalt von 0,5 % erforderlich, der ein sehr brüchiges Metall ergeben würde. Im allgemeinen darf man also die Elasticitätsgrenze des Nickelstahls etwa halb so hoch wie seine Bruchfestigkeit annehmen- Für den Locomotivbau gelangte Nickelstahl fol gender Zusammensetzung zur Verwendung: 3% Nickel 0,40% Mangan (höchstens), 0,03 % Phosphor (höchstens) 0,25 % Kohlenstoff, 0,03 % Schwefel .... 0,03 % Silicium. Nickelstahl würde sich auch ganz besonders zur j Herstellung von Radreifen eignen. Während man sonst bei der üblichen Festigkeitsprobe in der Schmiede den Durchmesser der Bandage um 1/6 verringerte, konnte man bei Nickelstahl den Bandagendurchmesser von 0,9875 m auf 0,475 m ohne Risse herabmindern. Die etwa vorhandenen Risse erweitern sich nicht bei Nickelstahl und lassen deshalb dies Material als be sonders geeignet für Wellen und Achsen erscheinen. 2 Nickelstahlkolbenstangen wiesen nach zwei jährigem Betrieb 4,5 mm tiefe Querrisse auf ungefähr 1 Drittel des Umfanges auf. Diese Kolbenstangen wurden ausgewechselt; unter dem Hammer konnte man sie nicht zerschlagen. Die eine wurde unter der hydraulischen Presse zerbrochen, während die andere in 2 Stücke zerschnitten werden sollte. Der Bruch zeigte ein weiches Metall ohne krystallinische Stellen. Von anderer Seite wurde dagegen berichtet, dafs bei Versuchen mit Nickelstahlkolbenstangen dieselben leichter als solche von gewöhnlichem Stahl brachen. Ueber Versuche mit Nickelstahlblechen für Feuer buchsen und Kessel liegen noch keinerlei bestimmte I Ergebnisse vor. („LIndustrie“ vom 29. October 1899.) Einflufs des Kupfers auf die Beschaffenheit des Stahls. Albert Ladd Colby in South Bethlehem, Pa., hat, wie wir der amerikanischen Zeitschrift „The Iron Age“ vom 30. November v. J. entnehmen, eingehende Versuche über den Einflufs des Kupfers auf die Eigen schaften des Stahls ausgeführt, durch welche die Er gebnisse der Untersuchungen, die A. Wasum schon im Jahre 1882 in „Stahl und Eisen“ (Seite 192) be schrieben hat, aufs neue Bestätigung erhalten haben. Indem wir bezüglich der Einzelheiten auf die eingangs genannte Quelle verweisen, wollen wir im Nachstehen den die Hauptergebnisse der neuen Versuche anführen. Eine Probe-Schiffswelle aus Stahl mit 0,565 % Kupfer entsprach allen Anforderungen der amerika nischen Kriegsmarine. Ein Kanonenrohr mit 0,553 % Kupfer zeigte nach dem Schmieden und Härten keinerlei Mängel und entsprach gleichfalls den Anforderungen der amerikanischen Kriegsmarine. Auch Proben, die mit 1 /4-, 8/s-, 1/2- und 8/4-zölligen Platten für amerika nische Kriegsschiffe angestellt wurden, und die 0,575 % Kupfer enthielten, entsprachen im allgemeinen den Vorschriften und verhielten sich auch beim Schweifsen und Bördeln befriedigend. Bessemerstahl mit 0,11 bis 0,65 °/o Kohlenstoff und 0,292 bis 0,486 % Kupfer zeigte beim Verwalzen keinerlei Rothbrüchigkeit, des gleichen Bessemerschienenstahl und Martinstahl (mit 0,075 % Kupfer) für Locomotivfeuerbüchsen. Auch Nickelstahl mit 0,08 % Kupfer für Fahrradröhren er wies sich als frei von Rothbruch. Weitere Versuche haben die Thatsache ergeben, dafs Kupfer sehr wenig Neigung zum Saigern zeigt. Den Schlufs der eingangs genannten Studie bildet eine sehr umfangreiche Lite raturübersicht. Asbest. Der Name „Asbest“ stammt von dem griechischen Worte „Asbestos“ und bedeutet „Unverbrennlich“. Die Verwendung des Abestes findet man zuerst als Docht der goldenen Lampe, welche Tag und Nacht im Tempel der Artemis zu Athen brannte. Derselbe bestand aus dem sogenannten „Karpastischen Flachs“, einem langfaserigen, flachsartigen Asbest, welcher bei Karpasos auf Cypern gefunden wurde. Auch der Geschichtsschreiber Plinius erzählt schon, dafs der Asbest zur Verfertigung von unverbrennlichen Tellertüchern verwendet, ferner, dafs die Leichen hemden für die Könige daraus hergestellt wurden, um beim Verbrennen des Körpers die Asche desselben zusammenzuhalten, die sich sonst mit der des Scheiter haufens vermischt haben würde. Grössere Stücke Asbestgewebe wurden wiederholt in römischen Grabstätten, besonders zu Puzzuolo ge funden ; ein fast 2 m breites und über 2 m langes Stück Gewebe fand man im Jahre 1702 in einer sehr alten Grabstätte vor der Porta Major Roms in einem marmornen Sarkophag. Auch in Indien ist der Asbest schon im Alter- thum bekannt gewesen; Herodot berichtet uns darüber: „dafs die Brahmanen den Asbest aus Felsen gewinnen und Gewebe davon verfertigten, die weder im Feuer verbrennen, noch im Wasser gereinigt werden. Sind sie schmutzig, so wirft man sie ins Feuer, aus dem sie weifs und rein hervorgehen“. Die erwähnten Eigenschaften des Asbestes dienten im Mittelalter sogar dem Aberglauben. So erzählt die Chronik von Monte Cassino: „Einige Mönche, die aus Jerusalem kamen, brachten ein Stück geweihten Zeuges mit; da aber viele dessen Echtheit bezweifelten, so legten die Mönche ein starkes Feuerdarauf, wo durch das Gewebe bald die Farbe desselben annahm. Nachdem die Kohlen aber weggenommen wurden, stellte sich wunderbarerweise das frühere Aussehen des