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Dresdner Journal : 06.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187507060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-07
- Tag 1875-07-06
-
Monat
1875-07
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 06.07.1875
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W153 1» a»»t»«u«» U»leL»: ILdrUctu: . . . 1S Hartz ^jkkrUok: 4 tzlartz 5V kt. Lin«lus kiuww«ru: 10 kk. 4«»»«r5»Id ä« äsvtxrtisv Loiek^, tritt ko«t- uuct 8t»wp«Iru»odI»<r 1»««r»t«aprel8«: Vtzr 6«u K»ow «u«r ff«paltvll«i» ?otitr«II«: LV kt. vowr ^ü»ss««w6t" äio L«l«: 50 kt Lrsetzelueur Ulliel» mit ttmnakm« äsr 8ovo- unä ksiort»?«, tür ä«a kolxvaävn 1^. Dienstag, den 6. Juli. Dres-nerIMmat. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. 1875 1a^rat«nann»kw8 »u,^Lr1»r H. /trancistetter, Lomwissionkr äs» I)r«>>äner Journal»; eksnäns : /SaA«» Fort, Luudur^-IsrUL-Visa-I^tpitM S»»«I-Lr»»l»ll-kr»oktLrt » M.: //ua8en«t«n <O koAi^j N«rU» Vt«ii llawdar^ - 1^r»Ltzticrt ». N. - NitoeU«»: Fi«<1 L/»E, LsrU»^ L. /tonnick,- /»valiär« äunl!, // ^i5rec/>t, Sr«w«n: F §c?»totte,' Sr«i1»u: F ütaiA«»'» ttüreau; vkimiUt»: Fr. koigt, kr»»tzkirrr » N.: L ^aeAs^ ^kv u. F 0. Lerrnmnn «:o« Uucdk , ^>«tt5eF<7o., üvrUt«: /nv-O„ U»a»ov»r: 0. i8c^U««ter,' r»rt»: Fa/?tte, LuNirr <s 60., »talt^arri va«5e cd 60., LAwdar^: F LVeväArn, Vi«»: Ft. Oxprttt. Usrsusxvdsrr Löaisb Lrpsäitioo äs« vresäosr Journal», örescleu, L1ru-j^rettlen»tr»8»s Ho. 1. Amtlicher Theil. wegen religiöser Ansickten und wegen Handlungen, welche der christlichen Moral entsprachen, beun ruhigt werden; aber als öffentliche religiöse Hand lungen würden nur die römisch-katholischen erlaubt sein. Dresden, 5. Juli. Der Präses des katholisch-geist lichen Consistoriums, Hofcaplan k. Franz Bernert hier, ist von dem päpstlichen Stuhle zum apostolischen Vicar in den Königlich Sächsischen Erblanden ernannt und, nach erfolgter allerhöchster Anerkennung, durch den von Er. Majestät dem Könige hierzu mit besonderem Auftrage versehenen Minister des Eultus und öffent lichen Unterrichts heute in dieser Eigenschaft verpflichtet worden. Dresden, 3. Juli. Mit allerhöchster Genehmigung ist dem Gutsbesitzer Heinrich Klotzsche in Mickten für die von ihm unter eigener Lebensgefahr bewirkte Rettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens die silberne Le bensrettungsmedaille mit der Erlaubniß, dieselbe am weißen Bande zu tragen, verliehen worden. Sr. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem früheren Förster auf dem Rittergute Kötitz, August Kaps die silberne Medaille vom Albrechtsorden zu ver leihen. Wchlamllichtr Theil. llebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Offen bach. Rudolstadt. Wien. Brünn. Versailles. Rom. Madrid. London. Warschau. Bukarest. Athen. Schanghai.) Ernennungen, Lersetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Chemnitz. Zwickau. Auer bach. Marienberg. Altenberg. Pirna. Kamenz. Zittau.) Gerichtsverhandlungen. (Bautzen.) Statistik und LolkSwirthschaft. EinaesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Neltyr.iMlche Nachrichten. Prag, Sonntag, 4. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Die Ueberführuna der Leiche des Kaisers Ferdinand nach dem Bahnhofe ist soeben inmitttn der massenhaft versammelten Bevölkerung vor sich gegangen. Das Militär, die Bürger- corpS, sowie die Vereine bildeten Spalier. Am Bahnhöfe waren die verschiedenen Behörden, die Geistlichkeit, sowie der Adel sehr zahlreich ver treten. (Vgl. die „TageSgeschichte" unter Wien.) Madrid, Sonntag, 4. Juli. (W T. B.) Die „Correspondencia" führt aus, daH die katholische Religion die StaatSreligion Spaniens bleibe; der Staat übernehme die Kosten des CultuS. Falls die in den RegierungSkreisrn vorherrschenden An- fichten maßgebend würden, werde kein Spanier Cngesyel'chlchte. Dresden, 5. Juli. Ihre Majestäten der König und die Königin Haden heute Friedrichshafen verlassen. Im allerhöchsten Gefolge verbleiben auf der Weiterreise nur die Hofdame Gräfin Einsiedel und der Flügeladju- tant Major v. Minckwitz. Dresden, 5. Juli. Gesten, Abend ^8 Uhr traf Sc. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz des deut schen Reiches und von Preußen mittelst Courier- zuges auf dem Leipziger Bahnhofe hier ein, wurde von Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg, sowie dem am hiesigen königl. Hofe beglaubigten königl. preußischen Gesandten, Grafen Solms-Sonnewalde begrüßt und so dann über die Verbindungsbahn nach dem böhmischen Bahnhofe geleitet, worauf nach stattgchabter Verabschiedung um 48 Uhr die Weiterreise Sr. kaiserl. und königl. Hoheit nach Wien erfolgte. Dresden, 5. Juli. Im Auftrage Sr. Majestät des Königs hat sich der Herr Staatsminister, General der Ca- valerie v. Fabrice gestern nach Wien begeben, um der Beisetzung des verewigten Kaisers Ferdinand beizuwohnen. * Berlin, 4. Juli. Se. Majestät der Kaiser empfing vorgestern den Besuch Ihrer Majestät der Kai serin, welche von Coblenz nach Ems gekommen war. Heute (Sonntag) Nachmittag 4 Uhr erfolgte unter enthusiastischen Hochrufen der auf dem Bahnhofe ver sammelten Menge die Abreise Sr. Majestät von Ems nach Coblenz, wo Allerhöchstoerselbe Montag und Dienstag verweilen wird. Am Mittwoch früh reist der Kaiser von Coblenz über Mainz, Darmstadt nach Karlsruhe, woselbst Sc. Majestät am Donnecstag und Freitag verbleibt. Sodann nimmt der Kaiser einen zwei- »der dreitägigen Aufenthalt in der Mainau und begiebt sich hierauf über Lindau und München nach Salzburg. Auf Mittwoch, den 14., und Donnerstag, den l5. Juli, ist ein Ausflug nach Ischl und zurück bestimmt. Freitag, den l6. Juli, reist Se. Majestät von Salzburg nach Gastein. Am Sonnabend, den 7. August, gedenkt der Kaiser von Gastein nach Salz burg und von Mr nMDttM' MsttkMlhren. Auf den Reisen vom 4.—13. Juli wird Se. Majestät von den beiden Cabinetschefs, dem geh. Legationsrath v. Bülow, zweien der Flügeladjutanten, dem Generalarzt Or. v. Lauer und dem geh. Hofrath Borck begleitet sein. — Der Kriegsministcr, General der Infanterie v. Ka mele hat gestern einen sechswöchigen Urlaub nach Pommern angetreten. — Die Nachricht, daß der Ober präsident von Hess.n - Nassau, v. Bodelschwingh, jetzt die Absicht kundgegcben habe, aus seiner Stellung zu scheiden, scheint sich, wie die „N. A. Z." erfährt, zu bestätigen. Die Sache dürfte sich aber jedenfalls noch in einem Stadium befinden, in wclcbcm die Gerüchte über die Person seines eventuellen Nachfolgers nur auf willkürlicher Conjcctur beruhen können. - Uebcr den Verlauf der am 1- Juli abgehaltenen Sitzung der Reichstagscommission zur Vorberathnng der Ent würfe eines Gerichteversasiungsgesehes, einer Strasprocebord- nung und einer Civilprocchordnung nebst EinführungSgeseyen verlautet des Näheren, daß von den erwähnten zu 8 US der Strafprocebordnung vorliegenden Anträgen derjenige des Aba. Schwarze die Voruntersuchung — abgesehen von den zur Zuständigkeit des Reichsgerichts gehörenden und denjenigen landgerichtlichen Sachen, in welchen die Staatsanwaltschaft die Voruntersuchung beantragt, worüber im Einklang mit dem Entwürfe allgemeines Einvcrständniß in der Commission herrschte — nur in denjenigen Strafsachen für nothwendig er klärte, in welchen das Gericht auf den Antrag des Bezüchlig- ten beschließt, nachdem Letzterem der Antrag des Staatsan ¬ walts auf Eröffnung dcS Haupwerfahrens mitgetheilt worden; die Abgg. Or. Gneist und Struckmann: in allen schwurge- richtlicheu und denjenigen landgerichtlichen Sachen, in welchen der Beschuldigte erhebliche Gründe geltend macht, aus denen eine gerichtliche Voruntersuchung zur Vorbereitung seiner Berthndigung erforderlich erscheint; die Abgg. Herz und Genossen: iu den schwurgerichtlichcn Sachen, wenn der Beschuldigte verhaftet ist, wenn der Staatsauwalt auf Beschwerde deS Gerichts zur Erhebung der Anklage ange- gewiesen wird, und ganz allgemein, wenn der Beschuldigte die Boruntersuchung beantragt; der Abg. Becker endlich: in allen zur Zuständigkeit der Schwurgerichte und Landgerichte ge hörenden Strafsachen. Die letztere Tendenz verfolgte auch ein auf Grundlage des englischen Verfahrens zu dem ganzen Ab schnitt von der Voruntersuchung gestellter Vorschlag der Abgg. Marquardsen und v Puttkamer insofern, als derselbe in allen zur Zuständigkeit der Schwurgerichte und der Land gerichte gehörigen Sachen einen auf Grund mündlicher Ver handlung erfolgten Verwcisungsbeschluk des Untersuchun-ö- richters eingcsührt sehen will Das Ergebnis; der sehr em- gehenden und hartnäckigen Debatte war, daß schließlich mit allseitigem Einvcrständmß die Frage, ob und wie weit bei Erhebung einer Privatanklage eine Voruntersuchung erforder lich sei, einstweilen ausgesetzt wurde. — In der Srtzung vom 2. Juli fand eine lebhafte Generaldebatte über den Antrag der Abgg. I>r. Marquardsen uud v Puttkamer Statt. Die selbe füllte die ganze Sitzung aus und führte bei der Abstim mung. ob bei der ferneren Berathung des Abschnitts über die Voruntersuchung der Antrag Marquardsen-v Puttkamer oder der Entwurf zu legen sei, mit 17 gegen s Stimmen zu einer Beschlußfassung im letzteren Siune München, 3. Juli. Der „Volksfreund" versichert, daß auf Grund von Bcrathungen mit Vertrauens männern aller Wahlkreise die Cand idatcn liste der „bayerschen clericalcn Partei" mit größter Ei nigkeit in ganz Bayern festgestellt ist. Die Veröffent lichung derselben soll unmittelbar nach den Urwahleu erfolgen. — Der „Nürnb. Corr." schreibt: In ihrer Num mer vom 2. (1.) Juli hatte die nationalliberale „Süd deutsche Presse" gemeldet (und vom Telegraphen war die Nachricht weiter verbreitet worden)': „Der Hirten brief des Erzbischofs von München-Frcysing ist nicht nach dem Herzen aller Geistlichen unserer Erz- diöccsc gewesen. Wir sind im Besitze eines Aktenstückes, in welchem mehrere Scelsorggeistliche der Erzdiöcese München-Frcysing vor der Absicht des Erzbischofs, mit diesem Hirtenbriefe in die Wahlagitation einzugreifen, ehrerbietig, aber unumwunden warnen. Wir werden dasselbe morgen dem vollen Wortlaut nach zum Abdruck bringen." Jedermann hatte nach dieser Ankündigung glauben müssen, es handle sich um eine Eingabe, welche Geistliche der Diöcesc an den Erzbischof gerichtet, um denselben vor dem Erlaß eines die Wahlen betreffenden Hirtenbriefes zu warnen oder um Zurücknahme des be- «its erlassenen zu bitten. In ihrer folgenden Nummer theilt nun die „Südd. Presse" das „ Aktenstück" unter der bezeichnenden Uebcrschrift „Statt eines Wahlartikels" wirklich mit, indem sie dasselbe mit den Worten einleitet: „Die Eingabe aus der Seclsorggeistlichkeit der Erzdiöcese München-Freysing an Se. Excellenz den Herrn Erz bischof hat den nachstehenden Wortlaut." Der erste Blick auf das drei Riesenspalten füllende und von einem Epi log der Redaction begleitete „Aktenstück" zeigt jedoch dem Leser, daß er hier eine ebenso plump angelegte, als ungeschickt ausgeführte Fälschung vor sich hat. Vor Allem wird man doch bei einer solchen Kundgebung nach den Unterschriften fragen. Was findet man nun da in dem „Aktenstück", in der „Eingabe aus der Seel- sorggeistlichkeit der Erzdiöcese München-Freysing"? Es heißt am Schluffe nicht etwa „folgen die Unterschriften" oder „folgen 12 (7, 2 oder wie viel immer) Unter schriften" — daß die Namen selbst der Oeffentlichkeit nicht übergeben würden, könnte man begreifen —, son dern der Schluß lautet: „In aller Ehrfurcht mehrere Scelsorggeistliche." Das Schriftstück- ermangelt also der Unterschrift, ist ein anonymes Machwerk und hat als solches nicht den allergeringsten Werth... Es läßt sich aber auch aus dem Inhalt nachweisen, daß dasselbe nicht einen Geistlichen zum Verfasser haben kann. — Der „N. C." citirt sodann einige Stellen des Textes, um die „Fälschung" nachzuweisen, und schließt: Daß wir unter bewandten Umständen von der Wiedergabe des Textes der „Eingabe" oder, sagen wir besser, des „Wahlartikels" der „Südd. Pr." gänzlich absehen, wird man erklärlich finden. Nur eine kurze Stelle heben wir hervor. Bei Schilderung der Folgen, welche das Vor gehen des Erzbischofs haben wird, sagen die bekümmer ten „Seclsorggtistlichen": „Das gegenwärtige Ministe rium wird Repressalien üben, zu der Fortschrittspartei freundliche, zur patriotischen Partei feindliche Stellung nehmen." Klingt das nicht nach der Wahlkrriseiuthei- lung recht erbaulich? Offenbach, 2. Juli. Der seitherige geistliche Er zieher des Erbprinzen v. Jsenburg-Birstein, Professor Vombank, hat nach den: „Bayerschen Vaterland" in Vorarlberg eine andcrweite Stellung angenommen und, ohne den Ausgang der gegen seine Ausweisung einge- rcichtcn Beschwerde abzuwarten, auf seine frühere Stelle freiwillig resignirt. Eine Entscheidung auf die Imme diateingabe des Fürsten v. Jsenburg-Birstein ist, wie das „Fr. Journ." vernimmt, bis jetzt noch nicht erfolgt. * Rudolstadt, 2. Juli. Gestern ist Se. Durchlaucht der Prinz Adolph von Schnrarzburg-Rudolstadt hier gestorben. Der Verewigte, geboren am 27. September 1801, österreichischer Feldmarschalllieutenant, vermählt mit der Prinzessin Mathilde v. Schönburg-Waldenburg, hinterläßt außer der fürstlichen Wittwe drei Kinder: die Großherzogin Maric von Mecklenburg - Schwerin, den Prinzen Günther Victor und die Prinzessin Thekla. * Wien, 3. Juli. Morgen, Sonntag, um 11 Uhr Abends erfolgt die Ankunft der Leiche des Kaisers Ferdinand in Wien und deren feierliche Ueberführung in die Hofburg. Auf den Bahnhöfen aller Städte und Orte, welche der Traucrtrain mit der Leiche auf der Fahrt von Prag über Brünn nach Wien durchfährt oder in welchen er anhält, werden die sämmtlichen k. k. Behörden und Gemeindevertretungen mit der Geistlich keit zum feierlichen Empfange erscheinen. Dort, wo - Truppen garnisoniren, wird eine Ehrcncompagnic, resp. Escadron mit dcm gesammten Offiziercorps der Gar nison in Parade ausgestellt sein. Die zu passirenden Stationen der Staatsbahn und Nordbahn werden mit Traueremblemen verziert; der Nordbahnhof wird mit Fahnen, Teppichen, Festons und sonstigen Trauer- emblemen ausgestattet. Bon den Thürmen des Auf- nahmrgebäudes werden Trauerflaggen wehen, ebenso vor dem Hauptgebäude. Der Hofsalon wird in einen Trauer saal verwandelt. Außer dem Kronprinzen des deutschen Reiches und von Preußen, sowie dem Großfürsten- Thronfolger von Rußland wird auch der Kronprinz von Italien zur Theilnahme an der Leichenfeier hier ein- treffen. Dieselben werden sämmtlich in der Hofburg absteigen. Das Leichenbcgängniß findet Dienstag Abend Statt. Wie das „N. Frbl." erfährt, hat das Oberst hofmeisteramt den betreffenden Behörden bekannt gegeben, daß Se. Majestät der Kaiser von der Abhaltung einer allgemeinen Landestrauer aus Anlaß des Ablebens des Kaisers Ferdinand Umgang zu nehmen beschlossen habe. Dagegen wurde es den Besitzern öffentlicher Vergnügungs orte, namentlich aber den Theaterdirectoren nahegrlegt, am Tage der Beerdigung des Kaisers Ferdinand und am Tage, an dem die Vigilien abgehalten werden, keine Vorstellungen oder Feste zu veranstalten. Brünn, 3. Juli. Bezüglich des Strikes telegra- phirt man der „N. fr. Pr.": Heute früh waren die ganze Rathhausgasse, die Stiege und die Gänge des Rath- hauscs von einigen Hundert Arbeitern und Arbeiterinnen besetzt, welche ihre Arbeitsbücher holten, um sich ander weitige Beschäftigung zu suchen; darunter befanden sich nicht blos auswärtige, sondern auch hier einheimische Ar beiter. Letztere erhalten ihre Bücher gewöhnlich anstandslos; von Ersteren aber giebt man Vielen Zwangspässe und überschickt die Bücher ihrer Heimathsgemeinde. Nach mittags wurden vier Arbeiterführer zum Untersuchungs richter beschicken und nach kurzem Verhör verhaftet. Feuilleton- Redigirt von -Otto Banck. Literarische Revue. Kleine Schriften von Gustav Friedrich Waagen. Mit einer biographischen Skizze und dem Bildnisse des Ver fassers. Stuttgart, 1875. Edner u. Seubert. So heißt eine neue Editton, über welche Lübke ein angemessen richtiges Urtheil fällt. Was uns in dem vorliegenden Bande geboten wird, ist mit strenger Wahl aus den vielfachen kleineren Ar beiten des Verstorbenen ausgelesen und mit großer Sorgfalt durch Nachtragen der Ergebnisse neuerer For schungen mit dem heutigen Stande der Wissenschaft in Einklang gesetzt. Die Herausgeber haben sich dadurch ein unleugbare- Verdienst erworben, und in den acht größeren Essays, welche der Band enthält, dem Publi cum eine Reihe von Arbeiten aufs Neue zugänglich ge macht, welche in der That auch jetzt noch verdienen gelesen und studirt zu werden. Besonders in dem Vor- trag über die Stellung, welche der Baukunst und den beiden Schwesterkünsten unter den Mitteln menschlicher Bildung zukommt, empfindet man wohlthuend den Hauch jener ideal gestimmten Zeit, welcher die Jugend und die besten Mannesjahrr Waagen's angehörten. Unter den übrigen Aussätzen bezieht sich einer auf Mantegna- Signorelli, ein anderer auf Leonardo da Vinci, drei auf Raphael und seine wichtigsten Werke, also auf her vorragende Meister der italienischen Malerei. Die Kunst deS Nordens ist durch die gediegene Charakteristik von Peter Paul Rubens vertreten, dessen Werken der Ver fasser stets eine besondere Aufmerksamkeit rntgegengebracht hatte. Endlich ist die Abhandlung über Karl Friedrich Schinkel als wrrthvvlle quellenmäßige Darstellung des Lebens und Wirkens jenes berühmten Architekten von Seiten eines ihm nahe stehenden Zeitgenossen und Augen zeugen zu betrachten. In diesen, wie in allen Schriften Waagen's erfreut die schlichte Klarheit sachlicher Schilde rung, die indessen überall getragen wird von der war men Freude am Schönen, uni von einer tiefen Ucber- zeugung, daß die Kunst zu den wichtigsten Elementen humaner Erziehung gehöre. „Die deutsche Literatur 1770—1870. Von Eduard Grisebach. Wien bei L. Rosner 1876. So heißt ein Sammelwerk, welches verschiedene Essays des Ver fassers zusammcnreiht und hauptsächlich durch eine über arbeitete Sammlung derjenigen Aufsätze Interesse erregt, die Grisebach nach und nach über Heinrich Heine ge schrieben hat. Dies Interesse ist leider kein erfreuliches; es wiegt in nachtheiligster Weise manches Gute auf, das dem Verfasser hier und da in seinen Urtheilen gelungen. Der unselige Dualismus in Heine's poetischer und ethischer Natur wurde mit Recht tief verletzend gefunden von gar Manchem, der die großen schöpferischen Genien seiner Nation auch als durchaus edel entwickelte Cha raktere, als Menschen aus reinem vollen Gusse hoch schätzen möchte. Man kann viel Bitteres und dabei leider sehr Wahres über das traurige Factum sagen, daß uns bei Heine diese schöne Genugthuung harmoni scher Gesammtbildung versagt blieb. Wenn überhaupt das Wesen des Menschen niemals mit einheitlichem Metall, sondern stets nur mit einer Erzmifchung zu vergleichen ist, so galt dies bei Heine im erhöhten Grade. Kommt jenes Erz in den Hochofen des Lebens, so blei ben viel Schlacken und taubes Gestein zurück, und das grelle Hervortreten dieser Erscheinung braucht beim Sänger vom „Buch der Lieder" nicht verschwiegen zu werden. Wo aber viel tiefer Schatten, da ist viel glän zendes Licht. Doch Grisebach hatte keine Augen für die ungeheuren'Massen lauteren Goldes, welche der bunten reichhaltigen Erzmischung der Heine'schen Natur entflossen. Und das erklärt sich einfach genug. Nur mit der Brille einer pädagogischen Moral bewaffnet blieb ihm Heine als Dichter völlig unverstanden, er fand unter Anderem, daß er der Poet des ausgeschlafencn Katzenjammers, daß er inhaltlecr und phrasenhaft sei! Unerhörte Ein- seitigkeit, um Schlimmeres zu verschweigen. Das deut sche Volk wird Heine's sittlichen Gehalt niemals mit dem vieler seiner anderen Dichter verwechseln — aber es singt eben einfach seine Lieder, die noch Millionen Geister entzücken, Millionen Herzen bewegen werden. Was würde aber das Volk von dem Talent dieses un vergleichlichen Wcltlyrikers für einen Begriff bekommen, wenn es so hilflos wäre, sich bei Grisebach darüber be lehren zu müssen! Und wenn wir hiermit kurz gegen die einseitig philisterhaften Gehässigkeiten warnen, so hat die Sache noch einen tragikomischen Schluß. Grisebach hat einen „Neuen Tannhäuser" gedichtet. Würde man sich wohl diese fragwürdige Dichtung ohne den Vorgang und ohne die Poesie Heine's denken können? Wir glauben nicht. Ach, es geht auch den Lyrikern in Erbschaftssachcn wie den übrigen Sterblichen. Svift beklagt einmal mit wehmüthiger Aufrichtigkeit, wie reich haltig wir nach allen Seiten hin den geistigen Nachlaß unserer Vorfahren antreten. Müßten wir alle Knochen zurückgcben, die uns auf diesem Wege zugekommen sind, es blieben uns kaum genug übrig, um uns bescheiden darauf zu setzen und zerknirscht auszurufen: Heilige Welt ordnung, sei uns armen Verblendeten gnädig! Auch Herr Grisebach setze sich bescheiden nieder, wenn er cs noch kann, denn auch er sei in jene Gnade Heine gegen über mit inbegriffen. O. B. (Fortsetzung folgt.) AuS der SchreckenSzeit in Paraguay. (Fortsetzung aus Nr. 152.) Von dem späteren Transporte einer großen Anzahl von Gefangenen erzählt Masterman: Aus einer der Hüt ten kroch beim Abmärsche Don Benigno Lopez, jüngster Bruder des Marschallpräsidcnten, noch gut angezogen, aber schwer gefesselt, mühsam hervor; aus einer ande ren der Exminister der auswärtigen Angelegenheiten, Don Josö Berges. Er lehnte sich schwach auf einem Zaunknüttel. Ihm folgte Don Gumesindo Benitez, baar- häuptig und mit Fesseln an den nackten Füßen. End lich kamen zwei sehr alte Männer, so alt, daß sie fast kindisch erschienen. Beide hatten auch nicht einen Lappen mehr auf dcm Leibc. Der Eine war noch obenein ge fesselt und konnte überhaupt nicht gehen, sondern nur auf allen Vieren weiterkriechcn. Der Andere sah wie irrsinnig um sich und schien gar nicht zu wissen, was mit ihm vorging. Und was hatten sie begangen? Viel leicht eine Klage über den Verlust ihres Wohlstandes und ihrer Bequemlichkeit; vielleicht Schmer» über den Tod ihrer Söhne oder Enkel geäußert! Vielleicht ver dächtigte sie auch nur ihre Verwandtschaft mit irgend einem armen Teufel, der in der Tortur oder auf dem Schafsot gestorben war. — Auf diesem Transportmarsche traf Masterman mit dem Dr. Carreras zusammen, der ihm erzählte, daß er an drei aufeinanderfolgenden Tagen der Tortur des Cepo Uruguayano unterworfen worden sei, und daß man ihm dann mit einem Hammer die Finger zerschmet tert habe, deren jämmerlichen Zustand er Mastermau zeigte. Die schon erwähnten beiden Greise konnten vor Schwäche bald nicht mehr gehen und mußten in einer Rinderhaut, die man über einen Langbaum befestigte,
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