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Dresdner Journal : 18.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187506185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-18
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 18.06.1875
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SV 138 Ldonavmeatsproli r I» x»u»«a ä»rrt»«b«a »«leb«: ^Llirlicb: ... 18 IlurX ^jillrrlicb: 4 dl»rX 50 kk. Liurvluekluwmaru: 10 kk. Lu»—rluüd 6e» ilvutooboo keivd«, tritt?o»t- aaä 8tempvlru»el»I»z trurrrr. - Inserubvupreiser kür äea Kunw einer ^espalteuvn kvtttLvile: 40 kt. Unter „Lio^eeunät" äi« Loilv: 50 ?f Lrselivluenr l'Lßlick mit Lusoatrmv äor Sona- null ksisrtsK«, Ldvoä» kür ä«n kolAvvüso 1»^. Freitag, den 18. Juni. 187S NreMmImmml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1ns«r»1«a»an»Iim« »vi^Lrtir LilpitU! />> Xrunrkeitrtter, Oommi—iuuür äv« Or«>«iuvr ^ourmii»; edenüu».: LuAen /-'ort, L»«dur,-»«rU» L»»»l-Ir»,t»a Itnurkkurt » » : )/««.,entern F L»rU» Vt»»-S»mbar^-?r»^-L»ip,l^ - kruukluer Il NünoL—: Lka»»e, L»rltui ,8. L'or»>c-l, Vnialiclen <ia»L,//. XkbreeLt, >r—»: L ^>cLA>tte, 8r»,l»n: üüreau; 08—mtt»: H. UoiotLr»Lkkurt » ».: )i< ^arAer evke u. <7. k/errviann ^ae Nuokü , /-»«beFt)o., 04rUtt: 7nvD, Lmm»—r: t). / k-1,: /kara«, /.a/ittr, Lu/kier <s Ou., »taltzurt: «t vo., LundurL: V /tle«^Aen, Vt—: X/ t-ppelil Kvruusxvkvr: Xüni^I. kipväitiou äe« Orvurluer Journals, Orveüeii, lilur^uretkvii^trua«»« Ho. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 17. Juni. Seine Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Kaufmann und Inhaber einer altdeutschen Waffen- und Antiquitäten-Handlung und eines Cigarren-Groffo-Geschästes allhier, Friedrich Rudolph von Berthold, das Prädicat „Königlicher Hoflieferant" zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. n ebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. TageSgrschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im Ssfentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. Vermischte-. Statistik und VolkSwirthschaft. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WittrrungSberichte. Telcyr.lMlche Nachrichten. Straßburg, Donnerstag, 17. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die erste Sitzung des Landes- auSschusseS wurde heute Vormittag 11 Uhr durch den Oberpräfidenten eröffnet. In feiner Ansprache bezeichnet derselbe die Aufgaben und Zielpunkte der Versammlung und hob dabei hervor, der Einfluß des Landesausschusses auf die Zukunft Elsaß - Lothringens werde umso größer und wohlthätiger sein, je fester daran gehalten würde, daß die Interessen Elsaß-Lothringens unlösbar mit denen des deutschen Reichs verbunden seien. Der Alterspräsident Glurer dankte namens der Ver sammlung dem Kaiser, der die neue Institution ins Leben gerufen, und erklärte: Wir hegen die Hoffnung, daß das Reich uns bald würdig findet, unsere Ange legenheiten in nicht zu ferner Zukunft in die eignen Hände zu nehmen. Anwesend waren sämmtliche Mitglieder bis aus den entschuldigten Baron Reinach, der in den nächsten Tagen eintritt. Wien, Mittwoch, 16. Juni. (Tel. d. Boh.) Nach der ,N. fr. Pr." wird die ungarische Ne gierung 4ie VerzehrungSsteuerfrag« sofort tri Be- ginn der Verhandlung stellen. — Officielle Mel- düngen an- Sebenico melden die Verurtheilung von sieben Excedenten gegen Bajomonti zu mehr- tägigen Arreststrafen. — Die Regierung dat eine Verhandlung mit der Dur Bodenbacher Eisen bahngesellschaft behufs Gewährung eines StaatS- Vorschusses eingeleitet. Versailles, Mittwoch, 16. Juni, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nativ- nalversammlung wurde die Discusfion über den Gesetzentwurf, betreffend den höheren Unterricht, fortgesetzt. Das Amendement deS Deputirten Pa ris, welches zur Prüfung der Studirenden der ver- schiedcnen Facultäten eine gemischte Jury einsetzen will, wurde mit 385 gegen 312 Stimmen ange- , nommen. i Rom, Mittwoch, 16. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzuny der Deputirten-^ kammer wurde der von Garibaldi eingebrachte Ge- Ä setzentwurf, betreffend die Regulirung der Tiber, G mit einigen unerheblichen Abänderungen angenom- U men. Darauf constatirte der Ministerpräsident Ä Minghetti die Unmöglichkeit, den Gesetzentwurf, U betreffend die Verhältnisse der Gesellschaft der rö- mischen Eisenbahnen, gegenwärtig durchzuberatbcn.Ä ES erscheine aber dringend geboten, eine vorläufige Z Maßnahme zu treffen. Zu diesem Zwecke bringe er heute einen Gesetzentwurf ein, durch welchen Z Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. Pariser Briefe. Paris, 14. Juni 1875. Eine Revue in Longchamps, das ist ein Schauspiel, welches den Parisern über Alles geht; sie trotzen dem Regen und der Sonne, dem Staube und der Hitze, um einen solchen Spaß nicht zu versäumen; die blitzenden Uniformen, die Kürasse und Bayonnctte, dir dröhnenden Batterien, die schön berittenen Reiterregimenter ziehen sie unwiderstehlich an; Lärm, Bewegung, bunte Farben und Musik — das ist das Element der Pariser. Der Andrang zu der gestrigen Revue war denn auch noch weit bedeutender, als zu dem großen Wettrennen, das vor acht Tagen stattgesunden hat; man kann im eigent lichsten Sinne des Wortes sagen, daß gestern ganz Paris in Longchamps war. Das Wetter zeigte sich an fangs sehr günstig; dir vor einigen Tagen herrschende starke Hitze war durch verschiedene Gewitter abgekühlt worden; die Truppen, die mit klingendem Spiel aus Paris und den Umgebungen: Versailles, Saint-Germain, Vincennes rc. berbeizogen, hatten demnach weder von allzu großer Wärme, noch von lästigem Staube zu lei den. Die Revue war auf Nachmittags 3 Uhr angesctzt; aber schon lange vor dieser Stunde waren die Tribünen der Rennbahn, auf welcher dir Revue abgehalten wurde, mit einer ebenso neugierigen, wie eleganten Menge nicht allein ge-, sondern überfüllt. In der officiellen Tribüne nahm die Marschallin MacMahon Platz, in einer sehr eleganten Toilette: blau und schwarz und einem weißen Tüllhut mit Rosen; neben der »Frau Präsidentin der Republik" erschienen die Frauen der Minister: die Herzogin die Aufnahme eine-EreditS von 15 Millionen in daS Budget deS laufenden JahreS gefordert werde. Der Ministerpräsident ersuchte die Kammer, diesen Gesetzentwurf noch heute in einer zweiten Sitzung beratben zu wollen. Die Kammer stimmte diesem Wunsche zu Der von dem Ministerpräsidenten Minghetti einge brachte Gesetzentwurf, betreffend die Verhältnisse der Gesellschaft'der römischen Eisenbahnen, schlägt in dem Art. 1 den Austausch von Obligationen der Gesellschaft der römischen Eisenbahnen mit Titeln von 15 Francs Rente vor, deren Zinsengenuß mit dem 1. Januar 1875 beginnt. Der von der Regierung geforderte Credit von 15 Millionen soll zur Fortsetzung der Arbeiten an den calabrischen und sicilischen Bahnen dienen. Rom, Mittwoch, 16. Juni. (W. T. B. ) Der Papst empfing am heutigen dreißigsten Jahres tage seiner Erhebung auf den päpstlichen Stuhl das CardinalScollegium. Der Cardinal Patrizi verlas eine ErgebenheitS- und Glückwunschadresse deS CardinalScollegiumS. Der Papst erörterte in seiner Antwort insbesondere die gegenwärtigen Verhältnisse Rom». Rom, Mittwoch, 16. Juni. AbendS. (W. T. B.) In der heutigen zweiten Sitzung der Deputirten- kammer wurde die Berathung deS Sicherheitsge- setzeö fortgesetzt. De Antrag Pisanelli'S, welcher einige Aenderungen der Regierungsvorlage vor schlägt, wurde, nachdem das Ministerium sich für denselben erklärt hatte, angenommen. Rom, Donnerstag, 17 Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Deputirtenkammer beschloß gestern in ihrer zweiten Sitzung bei berathung des Sicher- heitSgesetzeS die gerichtliche Untersuchung der vom Deputirten Tajam gegen die öffentliche Verwaltung SicilienS vorgebrachten Thatsachen zu beantragen. Ferner beschloß dieselbe mit 195 gegen 46 Stim men einen Antrag des Inhalts, die Präsidenten deS Senates und der Deputirtenkammer zu er mächtigen, eine Commission zur Prüfung der öffent- Uchen Sicherheit auf Sicilien zu ernennen. Die Annahme deS von der Regierung befürworteten Antrags Pisanelli erfolgte mit 269 gegen 32 Stimmen. Die Majorität der Linken enthielt sich hierbei der Abstimmung. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde so dann der «»gebrachte Gesetzentwurf, betreffend den Ausbau der calabrischen und ficilianischen Eisen bahnen, sowie den Austausch von Obligationen der römischen Eisenbahnen berathen. Dresden, 17. Juni. Wie wir in Nr. 136 unscrs Blattes aus Wien gemeldet, hat der Kaiser Franz Joseph, als er in der Hofburg die Deputation aus der Bukowina empfing, welche ihm die Bitte vortrug, die Bukowina bei Gelegenheit der Gedächtnißfeier der 160 jährigen Vereinigung des Landes mit Oesterreich und zugleich bei Eröffnung der Czernowitzer Universität zu be suchen, diese Bitte, obwohl sie einem lange von ihm gehegten Wunsche entspreche, mit der Erklärung ab gelehnt, er könne, wolle und dürfe bei den gegenwär tigen Verhältnissen und der jetzigen volkswirthschaft- Uchen Lage das Budget nicht überschreiten. Diese kaiserlichen Worte haben in der österreichischen Presse eine sehr sympathische Aufnahme gefunden. Die Wiener (alte) „Presse" schreibt unter Anderm: „In dieser Enthaltsamkeit des Monarchen von der Er füllung eines „„lange gehegten Wunsches"" wird das ge jammte Reich gewiß mit dankbaren Empfindungen ebenso sehr die corrcct constitutiouclle Gesinnung des Monarchen wie seine fürsorgliche Rücksicht auf die finanzielle Lei stungsfähigkeit der Bevölkerung zu würdigen wissen. Aber auch nach einer anderen Richtung ist diese offene Erklärung des Monarchen über die Gründe, welche ihn von der erhofften Fahrt nach dem Nordosten seines Decazes, Madame Buffet uud Dufaure und mehrere Damen aus der Intimität der Frau Marschallin: die Herzogin v. Castries, Gräfin Montaigu, Marquise v. Mac Mahon rc. Die Toiletten dieser Damen waren wahre Muster von Eleganz und gutem Geschmack. Die Tribüne des diplomatischen Corps war sehr gefüllt; in der Tribüne des Jockeyclubs, einer der ausgcwähltesten Tribünen, hatte der ganze Club Platz genommen, und in den für die Abgeordneten rescrvirten Tribünen end lich drängte sich Kopf an Kopf; alle Parteien waren vertreten; der Armee gegenüber hört jeder politische Hader auf. Aber nicht die Tribünen allein, sondern die ganze gewaltige Ebene war von einer unabsehbaren Menschenmenge bedeckt, die neben den rastenden Truppen in heiterster Stimmung frühstückte und sich nach Kräften gütlich that. Um 2 Uhr rückten die Truppen in die ihnen ange wiesenen Stellungen in drei Linien ein: zwei Linien In fanterie und eine Linie Artillerie und Cavalerie. Die ganze Truppenmasse, etwa 40,000 Mann, stand unter dem Commando des Generals Ladmirault, Gouverneurs von Paris, der sechs Divisionsgeneräle unter seinem Be fehle hatte. Gegen 3 Uhr war die Aufstellung beendet und punkt 3 Uhr verkündete Kanonendonner die Ankunft des Präsidenten der Republik, der von einer glänzenden Suite gefolgt war, die aus sämmtlichen Generälen, die bei der Revue kein Commando übernommen hatten, aus den Militärattaches der fremden Gesandtschaften und aus einem zahlreichen Generalstabe bestand. Als der Präsident der Republik erschien, wurde auf der Präsiden- tlkllrn Tribüne die dreifarbige Fahne aufgehißt, die Truppen salutirten, die Trommeln wirbelten, die Trom peten klangen, die Fahnen senkten sich, die Wassen und Helme blitzten — es war ein schöner militärischer Anblick. Reiches abhalten, von Bedeutung. Dir Fahrt nach der Bukowina konnte nur durch Galizien geschehen und war daher eine Bereisung dieses Landes, die schon so oft in Aussicht genommen, aber niemals zur Verwirk lichung gelangt war, für diesmal mit Sicherheit zu er matten. Als dann zum ersten Male die Nachricht auf tauchte, daß die Reise nach Galizien und somit auch die nach der Bukowina unterbleibe, setzte sich gleich die po litische Sensationsfabrik in Thätigkeit und verbreitete „die geflüsterte Lüge", daß Rücksichten auf Rußland die Ursache des abermaligen Fallenlassens des galizischen ReiseprojecteS seien; und selbst als von unterrichteter Seite die Meldung kam, daß keinerlei politische, son dern rein finanzielle Rücksichten bestimmend gewesen seien, wollte das Kopfschüttelu noch immer kein Ende nehmen. Aus kaiserlichem Munde erhalten wir nun die denkbar feierlichste Bestätigung dieser Erklärung, und wenn der Kaiser überdies mit solcher Bestimmtheit hinzu - fiigt, daß seine „„erste Reise, und zwar schon im nächsten Jqhre, der Bukowina gilt"", nothwendigerwrise also auch Galizien, so ist wohl kein Schatten eines Zweifels mehr möglich, daß nur die innere „„volkswirthschaftliche"" und keinerlei äußere politische Lage das sehnlich gehegte Neiseproject des Kaisers zum Falle ge bracht haben". — Der in Prag erscheinende „Tages bote aus Böhmen" schreibt: „Der Kaiser hat ein Wort gesprochen, das ein echt bürgerliches, solides, wttthschaftliches und edles ist. Es wird Anklang, es wird Wiedcrhall finden bei allen Völkern Oesterreichs. Der Kaiser lehnte den Besuch, um den er gebeten war, ab; aber er gebrauchte dabei keinen cavaliermäßigen Verwand, sondern nur die einfache, gewissenhafte, bürger liche Wahrheit. Die Offenheit, die Erkcnntniß der Lage, di« stricte Anerkennung der Gesetzlichkeit ist es, die aus dieser Antwort tröstend und erwärmend hervorleuchtet und also auch empfunden wird. Der Kaiser sagt, auch ich leide unter der Noth der Zeit, auch ich muß meine Mittel, umsomehr die des Staates, sehr zu Rathe ziehen, und sie können nicht fordern, daß ich, blos um den Ein wohnern der Bukowina eine Freude zu machen, einen Nachtragscredit für eine Reise fordere, welche die Reichs- vertrctung als eine nicht unbedingt nothwcndige erkennen würde, wenn sie auch in aller Loyalität diese Forderung sofort gewähren würde. Schlimm genug, daß Forderungen austauchen werden, die trotz der mißlichen Lage nicht ganz werden abgelehnt werden können; jedes einzelne Ministerium sollte aber eine Gedenktafel in seinen Bureaux haben, auf der die die Nachtragscredite ge wissermaßen perhörrescirenden Worte verzeichnet ständen: „Ich kann, ich will, ich darf bei der jetzigen volkswirth- schaftlichcn Lage das Budget nicht überschreiten" und jedes Ministerium sollte ernstlich bemüht sein, diesem Ausspruche, diesem Dictat ehrerbietig und gehorsam Folge zu leisten. Se. Majestät der Kaiser fügt aber auch die sem Ausspruche einen verheißungsvollen Trost für die Bukowina sowohl, wie für das Reich hinzu. „Meine nächste Reise, sagte er, die ich unternehme, und zwar schon im nächsten Jahre, gilt der Bukowina." Se. Majestät ist also überzeugt, daß die volkswirthschast- liche Lage im nächsten Jahre eine bessere sein wird." — Die Augsburger „Allgemeine Zeitung" sagt in einer Wiener Cörrespondenz mit specieller Rücksicht auf die dortigen Verhältnisse: „Während die Börse und das Kleingewerbe unausgesetzt nach Staatshilse schreien, die Börse, damit die Herren Bankiers ohne Unbequem lichkeit die gewöhnte Badereise nach Ostende unterneh men, das Kleingewerbe, damit die Herren Handwerker nach wie vor den halben Tag auf der Bierbank sitzen und das gewöhnte Maß flüssiger Hcrzstärkung zu sich nehmen können, nimmt der Kaiser keinen Anstand zu erklären, daß die Civilliste erschöpft sei, und daß er lieber auf die Erfüllung eines Lieblingswunsches ver zichte, als daß er bei den gegenwärtigen wirthschaftlichen Verhältnissen dem Rcichsrath die Bewilligung eines Nachtragscredits ansinne. Es ist ein erhebendes Bei spiel Pflichtmäßigen Sparsinns, das hier vom Thron aus einer Bevölkerung gegeben wird, welche noch nie- Der Präsident der Republik ritt die Front der Trup pen langsam ab und nahm sodann der Tribüne der Ab geordneten gegenüber, umgeben von seiner Suite, Stel lung. In dieser Tribüne hatte der Präsident der Na tionalversammlung, Herzog v. Audisfret-Pasquicr, Platz genommen. Die beiden Präsidenten begrüßten sich und das Defiliren der Truppen begann. Rechts neben dem Mars hall Mac Mahon hielt der Kriegsminister, links der Herzog v. Nemours, in seiner Eigenschaft als äl tester Divisionsgeneral der Armee. Die übrigen Mit glieder der Familie v. Orleans waren bei der Revue uicht erschienen, in Berücksichtigung des Trauerfalles, von dem der Graf v. Paris kürzlich betroffen worden ist, der seinen jüngstgeborncn, kaum vier Monate alten Sohn verloren hat. Das Defiliren, das mit großer Präciston vor sich ging, erregte mehrfach den lauten und lebhaften Beifall der Menge; das Lehrbataillon von St. Cyr, die Artil lerie und namentlich die Kürassiere wurden mit ganz be- sonderm Jubel begrüßt; im Uebrigen verlief aber die Revue ziemlich stumm, da den Truppen jeder Zuruf ausdrücklich untersagt worden war. Gegen fünf Uhr war das Defiliren beendet, und der Präsident der Re publik, nachdem er de i Präsidenten der Nationalver sammlung abermals begrüßt hatte, verließ mit seinem glänzenden Stabe im Galop den Revueplatz. Diesen Augenblick schienen die Wolken, die sich nach und nach immer drohender angesammelt hatten, abgewartet zu haben, um sich in wilden Strömen über die Menge zu ergießen; der Regen, der anfangs nur in schweren Tropfen fiel, artete nach und nach in eine wahre Sind- fluth aus. Das war ein fataler Moment, namentlich für dir elegante Damenwelt auf den Tribünen, die nun gar nicht wußte, wie sie zu ihren Wagen gelangen sollte; die Wagen hatten, um die Bewegungen derTrup- mals gelernt hat, sich nach der Decke zu strecken. Di* Worte des Kaisers bezeugen übrigens zum Ueberfiuß, daß die Reise nach Galizien und der Bukowina weder aus Rücksichten der inneren, noch der auswärtigen Po litik aufgegeben ist." pen nicht zu hemmen, in ziemlicher Entfernung vom Rcvueplatze Posto fassen müssen. Es wurden nun nach allen Richtungen Boten ausgesendet, die gepuderten La kaien und betreßten Livröediencr flogen hin und her und endlich rückte denn auch die Wagenburg langsam heran. Die Abfahrt, sonst einer der glänzendsten Momente bei derartigen Festen, erfolgte gestern unter strömendem Regen. Die große Menge nahm das ihr so unerwartet bereitete Douchebad ziemlich hcitern Sinnes auf, die Hüte wurden mit Schnupftüchern bedeckt und man suchte, so gut man konnte, Schutz unter den benachbarten Bäu men. Nach und nach verlief sich die gewaltige Men- schenmasse, sehr befriedigt über die in Summa gelungene Revue, der sie beigcwohnt, und leicht getröstet über den durch den Regen verursachten Schaden, der ja im We sentlichen der edeln Corporation der Wäscherinnen zu Gute kommen wird. Ein Statistiker hat denn auch so fort ausgerechnet, daß der gestrige Stegen den Pariser Waschfrauen ein kleines Benefiz von mindestens 200,000 Frcs. einbring.'N wird — L czuelczu« etros« lunlüvnr «st Koo! k'. Der deutsch-französische Krieg 1876—71. Das 8. Heft des Generalstabswerkes: „Sedan." (Fortsetzung und Schluß aus Nr. 137.) Um 1 Uhr Nachts wurden die Verhandlungen ab gebrochen, ohne zu einem Ergebnisse geführt zu haben, doch wurde, da es keinem Zweifel unterlag, daß die be siegte Armee sich den gestellten Bedingungen würde fügen müssen, deren Wortlaut noch im Laufe der Nacht vom Generalstab des großen Hauptquartiers auf gesetzt. Zur Fortsetzung der Verhandlungen erschien am 2. September Morgens uicht der französische Ober befehlshaber, sondern der Kaiser Napoleon. Tagesgeschichte. * Berlin, 16. Juni. Der Buudesrath hielt gestern die neunzehnte Plenarsitzung. Den Vorsitz führte der Staatsminister Or. Delbrück. Vorgelegt wurde: der Ent wurf einer Verordnung über die Tagegelder rc. der Reichseisenbahnbramlen und eine Bekanntmachung, be treffend die Einziehung des Papiergeldes des Fürsten thums Schwarzburg-Sondershausen. Sodann wurde beschlossen über die Feststellung der Verkehrstoleranz für die zum Abmessen der Strohgeftcchte bestimmten Klaftcr- breter. Ausschußberichte wurden erstattet über: ») die Abänderung der Bestimmungen über die Statistik des Waarenverkehrs des deutschen Zollgebiets mit dem Aus lände; b) dir Steuerfreiheit des Branntweins zur Anilinfabrikation; v) eine Petition, betreffend die Steuer freiheit des Branntweins zur Fabrikatton von Chlorat- Hydrat; ä) den Entwurf einer Verordnung über die Tagegelder, Fuhr- und Umzugskosten der Rerchsbeamten; «) die Eingabe der Dessauer Vandesbank wegen Ab tretung des Notenausgaberechts. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sitzung zusammen. Daran schloß sich eine Sitzung des Aus schusses für Handel und Verkehr. — Die Reichsregicrung wird den deutschen Fabri kanten und Industriellen, welche sich an der im nächsten Jahre stattfindenden internationalen Ausstellung in Philadelphia betheiligen wollen, eine Beihilfe zu den unvermeidlichen und unverhältnißmäßigen Kosten der Ausstellung gewähren. Der Reichskanzler hat demnach bei dem Bundesrathe beantragt, der Reichscommission die Summe von 500,(XX) M. zu den bezeichneten Zwecken zur Verfügung zu stellen. — Die „Pr.-C." bringt heute einen Artikel über das parlamentarische Wirken und Schaffen in der jüngsten Landtagssession, welchen sie mit folgenden Worten schließt: „Nach dem Verlaufe und Ausgange der jüngsten Session kann man mit er höhtem Vertrauen der weiteren inneren Entwickelung auf den gewonnenen Grundlagen entgegensetzen. Den neu geschaffenen Einrichtungen der Selbstvettvaltung >ber möge derselbe Geist versöhnlichen patriotischen Zusammen wirkens, welcher sie ins Leben gerufen hat, auch bei der praktiscben Durchführung zu kräftiger Stütze gereichen." — Dir Reichsjustizcommission beendete in ihrer Sitzung vom 14. Juni zunächst die Berathung des 8 3". Zu Gunsten des Entwurf- wurde geltend gemacht, daß danach ein fache und der richterlichen Qualität nicht bedürfende Handlun gen rasch und ohne Weitläufigkeiten erledigt werden könnten, die Gerichte also würden gleichwohl aber, wenn die betreffenden Handlungen nicht dem Beschlusse gemäß ausgeführt würden, im Wege der Beschwerde genügenden Schutz gewähren, ja sogar einen besseren, als wenn -s sich um Anfechtung der ei genen Maßregeln deS Gerichts handle. Nach längeren Ver handlungen entschied sich auch die Mehrheit für Annahme des 8 »o. 8 31 wurde nicht beanstandet. Die Berathung der 88 Sit 34 wurde ausgesetzt, nachdem ein Vorantraa des Abg. Reichensperger Annahme gefunden hatte, die Rcgierungs- commissare zu ersuchen, die Srrafproceßordnung durch eine Aufnahme der speciellen, das Verfahren bei Zustellungen be treffenden Bestimmungen zu ergänzen. In dem vierten Ab schnitt (Fristen und Wiedereinsetzung in den vorigen Stand) wurden die 88 35—4» unverändert angenommen, dagegen 8 4l, welcher gegen die Versäumung der Frist für die Anbrin gung des Gesuchs um Wiedereinsetzung in den vorigen Stand eine Wiedereinsetzung nicht zuläßt, aus den Antrag des Abg. Struckmann gestrichen, weil der Beschuldigte auch an Einhal tung dieser Frist durch unabwendbare Zufälle gehindert sein kann, und gegen Mißbrauch die in 8 4» als Regel ausgestellte Versagung der Suspensivkrast genügend schützt. In dem von den Zeugen handelnden fünften Abschnitt wurde 8 42 mit einem Zusatzantrage des Ab. Schwarze, welcher die Verpflich tung, die zur Verweigerung des Zeugnisse- berechtigten Ange hörigen des Beschuldigten über dieses ihr Recht zu belehren, schärfer ausdrückt, nach kurzer Debatte angenommen. Eine lebhafte Erörterung dagegen rief 8 43 hervor, emestheils über
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