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Dresdner Journal : 08.05.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187505081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-05
- Tag 1875-05-08
-
Monat
1875-05
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 08.05.1875
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Sonnabend, den 8, Mai. W104 187S. 1» ssM»» »«»«»»: . . . 1» U»rb 4 U«» »a tt. »4 kl t«t« k— —4 8t»»p»t»W»«Ut»« >«t»» W« ck» >»» av» k«üt»»t« W N «M« ^u,^«n^<U» r«1>. - kL Lr—Sst»«' »1t 4« So»- »s ^b»s» Nir L» svi««s«» 1k«. DresdnerMmlal. Verantwortlicher Nedactcur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. «»vLr«, L«tP»1«: FV v«n»UE»« ck» vr«»4»« ^vor»»1»; «d«o4»..: ,- »»>«-V1«»-L-»«^ I«rU» VI«» U»md»r,-rr»«-I^tp»iT -»r»»Le»r» »^« >4»ov«»! I«rU»: A. 4»t,L. L Le^ott«, » * L Lte»M-«»'« VLro»»i cv«»uüt»! ». ^o»ot, r-«L»c»rc « » : /l. ^akS-T-'^d« o. 6 /lsrrMO»»»» »vb« vuobb., La«L<<t »ürUt»: /»«.v, S»»»«««,: V Lc^Orl«', //»»«, L-ttt-r <1 0»., V«»L« <» 0», »AMdiu«: L1«--i-s-, VI«»! SP^«i»t. 8»r»a»r»b»r« LüEl. Lipväiüov ä« vr»t»E «W^, ^«««isa, bt»r«»rvU»«»»«W— N» 4- Amtlicher Theil. Dresden, 3. Mai. Sr. Königliche Majestät haben dem vr. jur. Julius Erbstein, sowie dem t)r.jur. Albert Erb st ein zu Dresden die große goldene Me daille Virtuti «t iuxeuio zu verleihen allrrgnädigst ge ruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersi»«. Telegraphische Nachrichten. Taaesgeschichtr. (Dresden. Berlin. Weimar. Gotha. Nürnberg. Wien. Prag. Buda-Pest. Paris. Bern. Brüssel. Nom. Madrid. London. Kopenhagen. Stock holm. Montevideo.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Sohland a. d. Spr. Waldheim. Stolpen. Ane. Mittweida. Meißen. Sebnitz.) Statistik und LolkSwirthschaft. EingesaadteS. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Zur Geschichte des Stadtkrankenhauses in Dresden Statistik und LolkSwirthschaft. Lotteriegewinnliste vom 5. Mai. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. BreSlau, Freitag, 7. Mai, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „BrrSl. Ztg." zufolge hat der Fürstbischof vr. Förster gestern die Stadt ver lassen. Derselbe begab sich in Begleitung deS Grafen v. Ballestrem zu Wagen nach der Station Rothsürben und fuhr von hier mittelst Eisenbahn nach Münsterderg und von da in der Equipage deS Grafen v. Harbuval und ChamarS nach Schloß Johannisberg Lüttich, Donnerstag, 6. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Die heute stattgehabte Vrocesfion wurde auf ihre« Umzug« feiten de« PublicumS zu wie derholten Malen mit Kundgebungen deS Miß fallens empfangen Dieselben nahmen insbesondere iu der Nähe der „Banaue nationale" einen dro- hevdev Charakter an. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor Rom, Donnerstag, 6 Mai, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung der De- putirtrnkammer erfolgte die Fortsetzung der Be- rathung der Interpellation des Abg. Manrini, be treffend daS Verhalten der Regierung gegenüber dem CleruS. Der Abg. Villa re verlangt, daß der Clerus die Garantiegesetze beobachte, weist auf die trotz des allge meinen Skepticismus noch immer sehr bedeutende Macht des Clerus hin, bekämpft die dem Clerus zugestandene Freiheit des Unterrichts und befürwortet die Annahme des Antrages Guerrieri-Gonzaga, wonach die Regierung aufgrfordert werden soll, die Rechte des Staat.s in ihrem vollen Umfange auszuüben. (Vgl. unter „Tagesge- schichte.") Der Unterrichtsminister Bonghi erklärt, die Regierung bringe nur die Gesetze zur Änwendung, wo nach Jedermann die Anlegung von Schulen freistehe, und weist die Vorwürfe über angebliche Nichtbeobachtung der Garantiegesetze zurück. Eine zahlreich besuchte Versammlung der Ma jorität der Deputirtenkammer bei dem Minister präsidenten Minghetti hat beschlossen, daS Miviste- riu« in den großen Kirchentagen zu unterstützen. Rio-deJaneiro, DienStag, 4 Mai, AbendS. (W.T.B.) Die außerordentliche Kammersesfion ist heute geschloffen und darauf die ordentliche Session durch die Thronrede deS Kaisers eröffnet worden. Die Thronrede hebt zunächst hervor, daß sich der Gesundheitszustand im brasilianischen Reiche sichtbar ge bessert habe und daß die öffentliche Ordnung wieder vollständig hergestellt sei. Die Verhandlungen mit der argentinischen Republik und Paraguay nähmen einen erfreulichen Fortgang und berechtigten zu der Hoffnung, daß ein befriedigendes Resultat in Kurzem erreicht sein werde. Bezüglich des Conflicts mit dem Vatican sagt die Thronrede, die anormalen Zustände in den Diöcesen Olinda und Para hätten leider die Negierung gezwun gen, Rcpressivmaßregeln zu ergreifen. Der Kaiser glaube indeß, daß der Papst, sobald er von den peinlichen Vorgängen in den genannten Diöcesen genaue Kenntniß erlangt habe, nach Möglichkeit bestrebt sein werde, das frühere gute Einvernehmen wieder herzustcllen. Wenn der Papst jedoch letzteres nicht thun sollte, so rechne der Kaiser auf die Unterstützung der Kammern, um die den Verhältnissen entsprechenden Gesetze in das Leben zu rufen. Hinsichtlich der Finanzlage des Landes be merkt die Thronrede, daß die Einnahmen in normaler Zunahme begriffen wären. Tagesgrschichte. Dresden, 7. Mai. Sc. Majestät der König cm- pfinden vorgestern (Mittwoch) in der königl. Villa zu Strehlen eine Deputation des Allerhöchstdcmsclben von Sr. Majestät dem König von Bayern verliehenen königl. bayerschen Infanterieregiments Nr. 15. Die Deputation, bestehend aus dem Regimentscomman- deur, Obersten Kohlermann, dem Bataillonscommandeur, Major Emonts, dem Compagnicchcf, Hauptmann Albert, und dem Regimentsadjutanten, Prcmierlieutenant v. Gosen, wurde darauf zur königl. Tafel gezogen, der auch der königl. bayrische Gesandte, Frhr. v. Gaffer an wohnte. Dresden, 7. Mai. In Nr. 124 des „Leipziger Tageblattes" befindet sich eine ausführliche Relation über die Rede, welche der Rechtsanwalt Vr. Blum am 2. d. Mts. in der Versammlung eines natioualliberalen Vereins gehalten hat. Nach dieser Ration yut me" Aevtzerung, die wir in unserer Nr. 102 als unbegründet bezeichnet haben, etwas anders gelautet, als in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung", die uns damals allein vorlag, angegeben war. Hiernach hat der Redner, nach dem er Mehreres über das Auftretendes Ultramontan is- mus in Sachsen gesprochen hatte, Folgendes gesagt: „Ein Ereigniß der letzten Wochen, von dem bi» jetzt nirgends in der Presse Erwähnung geschehen sei, verdiene bekannt zu werden, weil eS neues Licht über die Stellung der höchsten Regionen Sachsens zu dem Papste verbreite. Eine sehr hoch gestellte Per sönlichkeit habe einen Abgesandten nach Rom ge schickt, um den Papst zu bitten, keinen ultramon- taneu Geistlichen zum Bischof in Sachsen zu machen. Preußen würde sich niemals zu einem solchen Schritte hcrbeigelassen haben."*) Wir erklären hiermit, daß die Erzählung des Herrn vr. Blum auch in dieser Fassung vollständig unwahr ist und das von ihm behauptete „Ereigniß" niemals stattgefundcn hat- Wir könnten hiermit schließen, da aber ein hiesiges Blatt bei Besprechung dieser Angelegenheit den Wunsch ausgesprochen hat, daß etwas „Authcntischcs über die Bischofswahl" verlauten möge, wir aber keinen Grund haben, Das zu verschweigen, was wir darüber wissen, so fügen wir gleich hier noch Folgendes bei. Die inneren Verhältnisse der katholischen Kirche in den sächsischen Erblanden werden, da ein Bisthum für *) Anmerkung der Redaction. Dieser letzte Satz lautete in der Relation der „D. A. Z." so: „Zu so etwas würde man sich in Preußen erst entschließen, wenn die letzte Macht des Staates gebrochen wäre." Sachsen nicht besteht, von einem „Apostolischcn Vicar" geleitet. Bei ein tretender Vacanz schlägt Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund langjährigen Her kommens den Amtsnachfolger vor, indem Er durch Sein verfassungsmäßig verantwortliches Ministerium dem Papst diejenige Persönlichkeit bezeichnet, welche Er für die Stelle des apostolischcn Vicars gccignet hält und wünscht. Dieser Vorschlag ist in, officieller Form, und zwar, da das deutsche Reich bei dem päpstlichen Stuhle nicht vertreten ist, durch den königl. bayerschen Gesandten daselbst, bald nach dem Tode des Bischofs Forwerk über geben worden, und cs ist zu hoffen, daß die Ernen nung des Vorgeschlagenen demnächst erfolgen wird. Seitdem ist kein weiterer Schritt in der Sache von hier aus geschehen, da auch nicht der allergeringste Grund zu der Annahme vorliegt, daß der von hier aus Vor- geschlagene abgelehnt werden könnte. * Berlin, 6. Mai. Die neueste „Pr.-C." schreibt über die bevorstehenden fürstlichen Besuche: Am nächsten Moulage darf unser Monarch den Besuch seines er habenen Freundes, des Kaisers Alexander von Rußland, erwarten, welcher seine Reise nach Ems auf einige Tage unterbricht, um in vertraulichem Verkehr mit unserem Kaiser hier zu verweilen. Außer den Festlichkeiten am kaiserlichen Hofe wird zu Ehren des Kaisers von Rußland eine Parade in Potsdam statt- finden. Der Besuch des erlauchten Gastes unseres Kaisers wird vermuthlich bis zum 13. dauern, worauf Sc. Majestät der Kaiser Alexander sich nach Bad Ems begicbt, um dort bis zum 11. Juni zu verweilen. Kaiser Wilhelm gedenkt seinerseits, etwa am 6. Juni die Reise nach Ems anzutretcn, uni dort noch einige Tage mit seinem kaiserlichen Freunde zusammen zu sein. In der zweiten Hälfte dieses Monats (etwa zum 22.) erwartet unser Kaiser den Besuch des Königs Oskar von Schweden. Während der mehrtägigen Anwesenheit desselben dürfte die große Frühjahrsparadc der Berliner Garnison stattfinden. Weiter wird bestätigt, daß unser Kronprinz zur Begrüßung des Kaisers Alexander aus Italien hier eintrifft und sodann wieder nach Italien zurückkehrt. Gestern ist unser kronprinzliches Paar von Genua in Mailand eingetroffen und gedenkt sich von da morgen nach Verona zu begeben. Am Sonnabend wird der Kronprinz in München anlangen und noch Abends die Rückreise nach Berlin fortfetzen. — In einem längeren Artikel über den kirchlichen Kampf sagt die „Pr.- C.", das Vorgehen der Regierung gegen die geistlichen Orden sei ein weiterer unerläßlicher Schritt in dem Kampfe gegcu die geistliche Fremdherrschaft, die man in unserem Staate aufzurichtcn bemüht ist, und schließt sodann nach weiterer Ausführung dieses Satzes mit folgenden Worten: „Je unumwundener und rücksichts loser aber die feindliche Stellung des Papstes dem preußischen Staatswesen gegenüber sich jüngst offenbart hat, desto mehr mußte auch die ultramontane Einwirkung der geistlichen Orden Gegenstand ernster Erwägung und durchgreifender Abhilfe werden. Nachdem der Papst es gewagt hat, preußische Ctaatsgesctzc seinerseits für „un giftig" zu erklären, kann die Regierung unseres Königs cs nicht mehr geschehen lassen, daß die katholische Jugend und weite Schichten der Bevölkerung dem Einflüsse geistlicher Orden überlassen werden, für welche die päpst lichen Aussprüche und Weisungen unbedingt Geltung „gleich den Aussprüchen Gottes" haben. Wenn die an- gckündigte Maßregel tief und scharf eingreift in lang gepflegte und vielfach von der Achtung und Liebe der Bevölkerung getragene Einrichtungen, so trifft die Ver antwortung auch für diese Folge des kirchlichen Kampfes die geistlichen Machthaber in Rom, welche in dem Wahn und Dünkel ihrer allgemeinen Weltherrschaft die Geschicke der deutschen katholischen Kirche gering achten und, von Herausforderung zu Herausforderung schrei tend, unsere Negierung zu immer stärkerer Abwehr nöthigcn, unbekümmert darum, daß sie durch ihr Ver halten die gesammten kirchlichen Einrichtungen in Deutschland immer weiterer Zerrüttung entgegen- Feuilleton« Redigirl von Otto Nauck. K. Hofthester — Altstadt. — Am 5. Mai „Hamlet," Trauerspiel in 6 Acten von Shakespeare nach A. W. Schlegel's Ucbersetzung (Herr Robert als Gast). Herr Emmerich Robert, der unter Laube's Direc- tion am Wiener Stadttheater in zahlreichen gediegenen und modernen Aufgaben gewirkt hat, wurde von dem praktischen Altmeister der dramaturgischen Kunst in dessen letzter (in diesem Blatte kürzlich besprochenen) Edition mit einem ungewöhnlichen Lobe bedacht, das, mit iUeberzeugung ausgesprochen, auch überzeugend wirkt. Hand in Hand mit diesem günstigen Eindruck geht die vortheilhaste Persönlichkeit des noch jungen, aber bereits durch vielfache Uebung seines Berufs in die Technik ringedrungenen Schauspielers- Und mehr noch spricht für den Gast: man fühlt sofort, daß man es mit einem wirklichen Talent, mit einem intelligenten Kopf zu thun hat, der sich das Durchdenken seiner Rollen zu den Aufgaben seines Fleißes und Ehrgeizes gemacht hat. Diese Summe empfehlender Momente mußte für Herrn Robert die günstigsten Borurtheile und Erwar tungen rege machen, und die so hochpoetisch dankbare, vieler individuellen Auffassungen fähige Rolle des Hamlet schien einer wenigstens maßvollen Erfüllung guter Wünsche dienstbar zu sein. Mit Willen, aber nicht ohne Wehmuth stelle ich diese werthvollen Prämissen voran, weil es leider die Pflicht der Wahrhaftigkeit erheischt, von einer bitteren Enttäuschung zu sprechen und deS Gastes Hamlet- harstellung als eine unachtbare zu bezeichnen. Der Künstler war mit innerm Feuer, mit dem ersichtlichen Bemühen an diese Rolle gegangen, in derselben etwas Ungewöhnliches, Apartes, geistig Sublimes zu leisten und das idealistische, rcstectirende Element dieser Dichtung zur Anschauung zu bringen. Diese Tendenz wurde an vielen durchsichtigen Stellen klar, und sie unterscheidet sich in sehr lobenswerther Weise von jenem schauspielerischen Jndifferentismus, der sich blindlings von den hochgehenden dramatischen Wo gen der Rolle tragen läßt und sich dabei dem glücklichen Jnstinct seines Tastgefühls dahingiebt. Eine so unselbstständige leichte Fahrt gemeiner Natur talente versagte sich Herr Robert; er nahm dafür einen gewähltern Weg, der freilich schlimmen Falls zu einem unglücklichen Resultat führen kann. Der Gast verfiel einem Eklekticismus und einem Raffinement, welche ihn bei beharrlicher Fortdauer zum Manieristen machen würden. Er versäumte es, den Charakter des Hamlet in großen, einfachen Zügen anzu legen und die verschiedenen Situationen und Seelen stimmungen sowohl durch natürliche Ucbergänge, wie durch einen einheitlichen innern Grundton seines Wesens in einen klaren Zusammenhang zu bringen. Diese Zerrissenheit wurde noch größer, da sie nicht blos aus den Fragmenten eigener Erfindung und Ver irrung, sondern auch au» fremden geistigen Fetzen von berühmten Hamletdarstellern oder von der Tradi tion und den Nachahmern derselben disharmonisch completirt war. So empfingen wir lauter einzelne Scenen, die sich nicht ohne willkürliche Gewalt anein ander reihen lassen. Und dieser Eindruck wurde durch ein forcirtrs Entstellen des Redeton», durch ein über ladenes, gesuchtes Spiel, ja oft durch einen wahren Hilfeschrei nach Effect noch ungenießbarer gemacht. Dabei fehlte es viel weniger an Geschmacklosigkeiten im Spiel, an falschen oder schwachen Betonungen, als ich cnvartet hatte. So in der Scene beim Schauspiel, die durch Outrirung peinlich war; in dem Sinnbild der Flöte, bei welchem der Accent da abfiel, wo er sich empor gipfeln muß; in der Rede an die Schauspieler, welche als sachliche Bemerkung einen leichten, aber souveränen Vortrag verlangt. Wenn es Hr. Robert erst voll und ganz gefühlt haben wird, welches mächtige, hinreißende Pathos der Beredtsamkeit im Hamlet liegt, so wird er sich auch vor Ueberstürzungen des Tempos hüten, die ebenso sehr der Geläufigkeit seiner Zunge, wie dem Ver- ständniß der Zuhörer spotten. Endlich, um noch eins in Bezug auf diese verfehlte, einem gänzlichen Nru- studium zu unterziehende Leistung anzuführen, dürfen ironische, satirische, geistreiche Attaquen oder Repliquen niemals mit Selbstgefälligkeit gesprochen werden; solche Effectuirung ähnelt der auf der Fingerspitze vorgezeigten Thräne. — Mit Hoffnung sehe ich andern Leistungen, namentlich solchen im Liebhabersach, von Hrn. Robert entgegen. In unserer Hamletaufführung möchte ich noch mit Nachdruck die einfach poetische Darstellung der Ophelia durch Frl. Ulrich hervorheben. O. B. Die Rose von Tuolumne. Von Kret Hirte. (Schluß aus Nr. WZ.) „War es ein ehrlicher Kampf, einen unbewaffneten und sich keines Harms versehenden Mann von hinten anzuschleichen? War es ein ehrlicher Kampf, den Ver such zu machen, den Verdacht auf einen Andern abzu- lenken? War es ein ehrlicher Kampf, mich zu täuschen? Lügner und Feigling, der Sie sind!" Er that einen verstohlenen Schritt auf sie zu mit führen." — Durch eine in voriger Woche ergangene allerhöchste Cabinctsordre ist, wie die „Nordd. Allg- Ztg." mittheilt, die definitive Vereinigung der Post- und Tclegraphenverwaltung ausgesprochen und zugleich der Gencralpostdircctor Stephan zum Generaltelcgraphcndircctor ernannt worden. v. Berlin, 4. Mai. Das Abgeordnetenhaus setzte in der heutigen Abendsitzung, welcher der Minister der landwirthschaftlichcn Angelegenheiten vr. Frieden thal bewohnte, die Bcrathung über das Waldschutzgcsetz fort. Hinter 8 31 hatte der Abg. Parisius zwei neue Zusatzparagraphen beantragt, zog aber, nachdem der Neg.-Commissar Marcard gegen diesen Antrag gesprochen, denselben zurück. Zu 8 31a wurde unter Zustimmung der Staatsrcgierung ein Zusatzamendcment des Abg. Thiel vom Hause genehmigt, welches dahin geht, daß in der Genossenschaft kein Waldgenoffe mehr als zwei Fünftel der Stimmen vereinigen darf. Der folgende Paragraph wurde genehmigt und auch der 8 33 mit einer vom Abg. Parisius beantragten Abänderung, wo nach das Waldschutzgericht abweisend zu entscheiden hat, und sobald das die Waldgenoffenschaft begründende Statut keine Majorität erlangt, vom Hause angenommen. Ebenso wurden die folgenden Paragraphen in der Fassung der Commissionsvorschläge bis mit § 35 genehmigt. Bei 8 36, welcher von den Rechten einer juristischen Person handelt, entspann sich eine längere Debatte, an welcher sich die Abgg. Miquel, vr. Thiel, vr. Hänel und Minister vr. Friedenthal betheiligtcn und nach welcher das Haus denselben in folgender veränderten Form annabm: „Dir Waldgenossenschaft kann unter ihrem Namen Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingchen, Eigenthum und andere dingliche Rechte an Grundstücken erwerben vor Gericht klagen und verklagt werden. Ihr ordentlicher Gerichtsstand ist vei dem Gerichte, in dessen Bezirk sie ihren Sitz hat." Hinter den 8 36 beschloß auf Antrag des Abg. Parisius das Haus folgenden Zusatz: ,Aür die Verbindlichkeiten der Waldgenosscnschaft hastet das Vermögen derselben Insoweit Gläubiger der Waldgc- noffenschast nicht befriedigt werden können, haften ihnen die betheiligten Grundstücke nach Verhältniß ihrer Theilnahme an den Nutzungen." Die übrigen Paragraphen wurden mit einigen nur unbedeutenden Abänderungen genehmigt und die Sitzung hierauf kurz vor 11 Uhr bis Mittwoch vertagt. L, Berlin, 5. Mrff. —In de« heutigen Sitzung des Abgeordnetenhaufes erhielt vor Eintritt in die Tagesordnung der Abg. v. Schorlemer-Alst das Wort zu folgender Erklärung: Er sei leider gezwungen, hier einen Fall zur Sprache zu bringen, der die Verletzung eines Brieses betreffe, welcher hier im Hause mit dem Stempel und Siegel des Abgeordneten hauses versehen, von ihm abgeschickt worden sei. Schon vor zwei Jahren hätten ihm Bekannte ein Gespräch zweier Post beamten mitgccheilt, bei welchem diese geäußert haben sollten, Briefe, die von ihm geschrieben worden, anzuhalten. Er habe auf diese Mitthcilung kein besonderes Gewicht gelegt, bis ihn in neuerer Zeit verschiedene Fälle aufmerksam gemacht hätten. Er habe am «0. April hier auS dem Hause einen Brief nach seiner Heimath abgeschickt, der mit dem Siegel des Abgeord netenhauses verschlossen und recommandirt gewesen. Am Be stimmungsorte nun. 3 Meilen jenseits Münster, sei derselbe ausgeschnitten und mit einem Papierstreisen versehen angekom men, auf dem vermerkt gewesen: „Jrrthümlich in Münster sür einen Postauftrag gehalten und geöffnet. Bastian." Wie man einen Brief, dessen Bestimmungsort 3 Meilen jenseits Münster liege, der recommandirt gewesen und außerdem das Siegel des Abgcordnetenhaiffes getragen habe, für etwas halten könne, das mit einem Postauftrage Achnlichkeit habe, sei ihm nicht klar, und wer das glauben könne, müsse einen starken Glauben haben. Er habe diesen Fall zur Warnung der Mitglieder des Hauses hier zur Sprache bringen wollen und müsse sich na türlich weitere Schritte in dieser Sache Vorbehalten. Das Haus erledigte hierauf eine Anzahl Petitionen, worauf der Präsident vorfchlägt, die nächste Sitzung auf Freitag anzuberaumcn und auf die Tagesordnung der selben die erste Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Orden und Congregationen der katholischen Kirche, zu setzen. Der Abg. Jung beantragt, mit der ersten Le sung gleich die zweite zu verbinden, und die Sitzung be reits um 10 Uhr am Freitag zu beginnen. Abg. vr. Windihorst (Meppen): Er sei gegen den An trag Jung, der überhaupt in den bisherigen Debatten nur All- - Unheil drohenden Augen und einer verrückter» Hand, die langsam nach seiner Brusttasche hinschlich. Sie sah die Bewegung, aber sie stachelte sie nur zu einem neuen Wuthausbruche an. „Stoßen Sie zu!" rief sie mit blitzenden Augen, indem sie ihm ihre Hände offen vor das Gesicht hielt. „Stoßen Sie zu! Fürchten Sie sich vor dem Wcibe, das sich vor Ihnen nicht fürchtet? Oder heben Sie Ihr Messer blos für den Rücken von Männern auf, die sich Ihrer Tücke nicht versehen? Stoßen Sie zu, sag' ich Ihnen. — Nein? Nun so sehen Sie her!" Mit ciner plötzlichen Bewegung zog sic sich von Kopf und Schultern den dicken Spitzcnshawl, der ihre Gestalt verhüllt hatte und trat vor ihn hin. „Sehen Sie her!" rief sie leidenschaftlich, indem sie nach dem Busen und den Schultern ihres weißen Klei des zeigte, die dunkel mit verblichenen Flecken gestreift und in Unheil verrathcnder Weise der Farbe verlustig gegangen waren. „Sehen Sie! dies ist das Kleid, wel ches ich an jenem Morgen trug, wo ich ihn hier lie gend fand — hier — blutend von Ihrem heimtückischen Messer. Schen Sie her! Sehen Sie wohl? Dies ist sein Blut — das Blut meines lieben Jungen! — von dem mir, so todt und verblichen cs ist, ein einziger Tropfen mehr gilt als der ganze lebendige Puls irgend eines andern Mannes, Sehen Sie her! Ich komme zu Ihnen heut Abend getauft mit seinem Blute, und wagen Sir nun zuzustoßen — wagen Sie wieder durch mich nach ihm zu stoßen und mein Blut mit dem seinen zu vermischen, Stoßen Sir zu! Ich flrhe Str an. Stoßen Sir zu, wenn Sir irgendwie Erbarmen mit mir haben, um Gottes willen! Stoßen Sie zu, wenn Sie ein Mann sind! Sehen Sie, hier lag sein Haupt auf meiner Schulter — hier hirft ich ihn an meiner Brust, wo
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