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Dresdner Journal : 02.05.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187505029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-05
- Tag 1875-05-02
-
Monat
1875-05
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 02.05.1875
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" kl!',!-,. > M100 Sonntag, Den 2. Mai. 187s Su» >»*» «io« -«rutteoi»« k'^t»«i>« »» V» V»« ^kio««W»at» <U« L«Ü«. » NL Lr»»S«1»«»r FHUU»t> Mj» ^«««Nm« a«r So«»- «»s r«1«^,G^ ^v«»s, kN» a« tviUvoä«« r»M. DreMerÄoinnal. VerantwoMcher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. F> Ov»»ouE«Mr Z» vr«6 >« ^o«o»1», «d«v<t« - , »««»«, »—I^»»>rr«r» «. N., üoo««-«t«»- «» >«u» VI« s«»»»,L-v>»U-L«iP«tU-rr»»Le«e «.m.» »»«ek«: L««i Lto^e, lorlt»; §. L«Wi«s, Fiova^cir^ L. ^ILroc^t, >-»»« L S«>tott«,- L Sta»A«,', VSi«0; VN««t»»: F>. »nmk»«« » ».: L o. 0 S«»««« «k« Toeti^, Da^Lk L?o., SürUt«: /»».-L, R«»««- v : //<««, 4 o», I«n,»r»: S«mS« «t Oo., /> V^«! N'r»»»»*d«r, N»ojLl. ck« vn«a»« I««»»>z», vr«xt«o, ^!»rxv«tk «,*««« M» t. Amtlicher Theil. Dresden, 27. April. Se. Majestät der König haben dem Oberpfarrer Bernhard Schneider in Elster berg das Ritterkreuz des AlbrechtSordens allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 27. April. S«. Majestät der König haben dem I^io. tbeoi. Pfarrer Moritz Meurer zu Callenberg das Ritterkreuz vom Verdienstorden aller» gnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 30. April. Seine Königliche Majestät haben dem Vorstand des Gerichtsamts Wilsdruff Ge richtsamtmann Gustav Leonhardi die nachgesuchte Ver setzung in Ruhestand mit der gesetzlichen Pension, unter Belassung seines Titels und Ranges, zu bewilligen huld reichst geruht. Dresden, 30. April. Seine Königliche Majestät haben dem zeither in Wartegeld gestandenen Appellations- rath bei'm Appellationsgericht zu Dresden Georg Adam Brunner die nachgesuchte Versetzung in Ruhestand mit der gesetzlichen Pension, unter Belassung seines Titels und Ranges, zu bewilligen allergnädigst geruht. Dresden, 1. Mai. Seine Königliche Majestät haben die Versetzung des Gerichtsraths beim Bezirksgericht Chemnitz Karl Rudolf Boost in gleicher Stellung zum Bezirksgericht Dresden zu genehmigen huldreichst geruht. Dresden, 1. Mai. Se. Königliche Majestät haben den zum Königlich Schwedisch-Norwegischen Gcneralcon- sul m Dresden ernannten Banquier Arthur Rosen crantz daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Theil. llrd,rsi»t. Telegraphische Nachrichten. TaaeSgeschichte. (Berlin. Fulda. Frankfurt a. M. Stuttgart. Wim. Graz. Buda-Pest. Parish Madrid. London. Kopenhagen. Stockholm. St. Petersburg. Konstantinopel.) Ernennungen, Lersetzungen rc. im -ffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Zwickau. Zittau. Waldheim. Bautzen. Großenhain. Mittweida.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EinaesandteS. Femlleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Statistik und LolkSwirthschaft. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSherichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 1. Mai, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Gesetzentwurf über die Klöster und geistlichen Congregationen enthält folgende Bestimmungen: Nach 8 1 sind alle Orden und ordcnsähnlichen Con- gregationen der katholischen Kirche von dem preußischen Gebiete ausgeschlossen und die Errichtung von Nieder lassungen derselben untersagt. Die bestehenden Nieder lassungen dürfen neue Mitglieder nicht aufnehmen und sind binnen 6 Monaten aufzulöscn. Für Niederlassun gen, welche sich mit Unterricht beschäftigen, kann die Frist der Auflösung auf 4 Jahre verlängert werden. Nach 8 2 können Orden, welche sich ausschließlich der Krankenpflege widmen, fortbestehen; sie können aber jederzeit durch Verordnung aufgehoben werden. 8 3 bestimmt, daß die fortbestehenden Niederlassungen der Staatsaufsicht unterworfen sind. Laut 8 4 wird das Vermögen der aufgelösten Nieder lassungen nicht eingezogen, sondern von den Staats behörden einstweilen verwaltet. Buda-Pest, Freitag, 30 April, Nachmittags. (W. T. B) Die ungarischen Staatseinnahmen find, wie die hiefigen Zeitungen melden, im 1. Quartal 1875 gegen den Voranschlag um 11 Millionen Gulden zurückgeblieben. Brüssel, Freitag, 30. April, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Drputir- tenkammer machte der Minister des Auswärtigen, Graf Aspremont-Lynden, die Mittheilung, daß er die Antwort der belgischen Regierung auf die deutsche Note vom 15. d. unterm heutigen Tage an den deutschen Gesandten, Grafen Pcrpvncher, habe arlavgen lassen und daß er glaube, am kommenden Dienstag der Kammer nähere Mittheilungen dar über machen zu können. Hierauf gelangte eine Interpellation des Deputirten Bara über das Lerhältniß der Regierung zur Presse zur Ver handlung. Der Deputirte Bara verlangt Aufklärung darüber, ob von dem Ministerium für die Veröffentlichung eines gewissen, der Regierung günstigen Zeitungsartikels ein Betrag von 200 Fres, an das hiesige clericale Journal „Paix" gezahlt worden sei. — Der Finanzminister Malou erklärt, in der That sei dieser Betrag an das gedachte Blatt gezahlt worden, aber nicht für einen poli tischen Artikel, sondern als Gebühr für Aufnahme eines über die Lage des Staatsschatzes orientirendcn Artikels. Er habe dabei durchaus in gutem Glauben gehandelt und könne versichern, daß unter seiner Verwaltung der Presse zu keiner Zeit Subsidien zugestossen seien. Die Interpellation wurde damit als erledigt angesehen. Bombay, Freitag, 30. April, Vormittags. (W TB) Rach einem Telegramm auS Baroda haben daselbst Ruhestörungen siattgefunden, die jedoch keinen beunruhigenden Charakter trugen Die Gemahlin dcS nach Chunar abgeführten Gui- kowar ist angewiesen worden, sich nach Bombay zu begeben; über den für dieselbe bestimmten defi nitiven Aufenthaltsort ist noch nichts Näheres be kannt. Tngesgeschichte. * Berlin, 30. April. Gestern hat Sc. Majestät der Kaiser im Schlosse zu Wiesbaden den Vortrag des geh. Legationsraths v. Bülow entgcgcngcnommeni und heute bereits wird hier in Abgcordnetenkreisen mit Be stimmtheit versichert, daß Se. Majestät die Genehmigung zur Einbringung des Gesetzentwurfs über die Klöster und geistlichen Congregationen erthrilt habe. Das Gesetz soll in seiner ursprünglichen Fassung einige Modifikationen erfahren haben und namentlich in Be zug auf die Nonnenklöster eine mehr gelinde Fassung enthalten, als sie ursprünglich in dem Entwurf beab sichtigt war. — Wie die „N. Pr. Z." erfährt, wird im Herrenhause die Berathung des Gesetzes, betreffend die Aufhebung der Artikel 15, 16 und 18 der Ver fassung, gleich nach Pfingsten stattfinden. — Die Justizcommission des Reichstages hielt heute ihre neunte Sitzung und setzte in derselben die Berathung der Civilpröccßordnung fort. Gestern Abend war die Commission gleichfalls zur Sitzung zusammen getreten und nahmen die Berathungcn die Zeit von 7 bis 12 Uhr in Anspruch. Sie gediehen bis zum III. Ab schnitt. Die „D. R.-C." berichtet hierüber: Bei der Discussion am gestrigen Abend war es namentlich der siebente Titel, über das Armcnrecht, der eine längere Debatte veranlaßte, wozu besonders die Frage Veran lassung gab, ob in Proceßangelegcnhcitcn sofort das Armenrcckt Giltigkeit erhalten solle, oder ob zuvor erst eine Untersuchung des Gerichts cintrcten solle. 8 103 des Gesetzes scheint das erstere anzunchmen, während 8 106 bestimmt, daß das Gesuch um Bewilligung des Armcnrechts bei dem Proccßgericht anzubringen und durch obrigkeitliche Atteste unterstützt werden muß, so mit also die Untersuchung durch das Proccßgericht als Bedingung für die Gewährung des Armenrechts fest stellt. Wie wir hören, beschloß die Commission im Sinne des 8 106 Abänderung des Entwurfs. Heute Vormittag begann die Commission mit der Berathung des 8 115 und der folgenden Paragraphen, welche von der mündlichen Verhandlung handeln, zu welchem Ab schnitt eine große Anzahl von Anträgen vorlagen. 1^. Berlin, 30. April. Der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wohnten am Minisiertiscke die Staatsministcr Graf zu Eulenburg, Or. Leonhardt, Or. Falk und Or. Friedenthal bei. Vor Eintritt in die Tagesordnung thcilte der Präsident mit, daß die Abgg. Ür. Lieber und Bernards (Beide der Fraktion des Centrums angchörend) mit Rücksicht auf ihre Thätigkeit in der Rcichsjustizcommission, ihr Schriftführcramt uiedergelegt haben und die Neuwahl am Montag statt finden wird. Das Haus setzte hierauf die zweite Be rathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Verwaltungs- gerichtc und das Vcrwaltungsstreitvcrfahren fort und nahm zunächst nach längerer Debatte, an welcher sich die Abgg. Dr. Hänel, vr. Gneist, Windthorst (Biele feld) und vr. Windthorst (Meppen), sowie der Justiz minister Or. Leonhardt betheiligtcn, deu 8 82 nach Ab lehnung eines Antrages des Abg. Windthorst (Bielefeld) in der Fassung der Regierungsvorlage an. Die übrigen Paragraphen wurden ohne Debatte erledigt und sodann 4 Anträge auf strafrechtliche Verfolgung des Schncidcr- grsellen Stuhr, der „Deutschen Volkszeitung", der „Bergisch-Märkischen Ztg." und endlich der „Frank furter Zeitung" abgclchnt. Es folgte die Berathung des Abthcilungsberichts über die Prüfung der Wahlen in den hohenzollernschen Ländern. Das Haus vertagt nach derselben die Sitzung auf morgen. Fulda, 30. April. Man telcgraphirt dem „Fr. Journ"r Es steht nunmehr fest, daß das deutsche Episkopat im Herbste dieses Jahres dahier abermals eine Konferenz abhaltcn wird. Frankfurt a. M., 30. April. Heute erfolgte die Publikation des Urtheils des Appellationsgcrichts in der vor acht Tagen verhandelten Anklage gegen den Rpdacteur der „Frankfurter Zeitung", Otto Hörth, wegen dreifacher Beleidigung des Fürsten Bismarck und des Berliner Stadtgerichts, begangen anläßlich des Pro- cesses Arnim. Die incriminirten Artikel sollten in der ersten Instanz für den Beschuldigten eine 4wöchige Grfängmßstrafe zur Folge haben. Die Staatsanwalt schaft legte gegen dieses Urthcil Berufung ein. Wie wir d«n „Fr. Journ." entnehmen, führt das Apellationsge- richt in seiner Sentenz aus, daß es dem erstrichterlichen Urtheile nicht beipflichten könne, indem allerdings na mentlich durch den Artikel in Nr. 287 dem Fürsten Bismarck der Vorwurf gemacht werde, er sei bei Ein leitung des Verfahrens gegen den Grafen Arnim von höchst selbstsüchtigen Motiven geleitet worden, er habe sich dabei nicht durch im öffentlichen Interesse getroffene Maßnahmen leiten lassen, sondern von der Absicht, einen politischen Rivalen unmöglich zu machen. Dadurch, daß in dem Artikel der Kampf mit dem Rivalen an erste Stelle gerückt werde, würde dem Ganzen der Charakter der Persönlichkeit in beleidigender Weise ausgedrückt; ebenso verhalte cs sich mit dem Artikel, worin dem Ber liner Stadtgericht der Vorwurf gemacht werde, es habe sich bewußtlos dazu gebrauchen lassen, Gewalt und Un recht zu thun. Mit Rücksicht auf die Schwere und Grundlosigkeit der Anschuldigung sei deshalb eine den drei Realen entsprechend hohe Gefängnißstrafe zu grei fen, wobei allerdings in Betracht zu ziehen, daß Otto Hörth damals nock nicht bestraft gewesen sei. Indem daher der Theil des Urtheils der Strafkammer, soweit er die Strafe betraf, aufgehoben wurde, erkannte die Berufungsinstanz auf 3 Atonale Gefängniß, Confisca- tion der betreffenden Nummern, Vernichtung der Druck formen, soweit sie noch vorzufindcn sind, Einrückung des entscheidenden Theils in die „Fr. Z." nach beschritte ner Rechtskraft und Zustellung des Urthcils an die Be leidigten, sowie Tragung der Kosten. Stuttgart, 28. April. (Fr. I.) In der gestrigen Sitzung des Landtags wurde die Berathung über die Erhöhung der Ministcrbesoldungen aus heute verschoben, e weil der Abg. Ocsterlen diese Frage als eine politisch- bezeichnct hatte. Gleichwohl wurden heute, wo Oesters len als Gegner des Antrags der Finanzdeputation au Erhöhung von 9000 Fl. auf 18,000 Mark auftrat- eigentliche politische Gründe nicht geltend gemacht- Oesterlen beschränkte sich darauf, zu bemerken, daß, da bei frühcrn Bcsoldun?saufbcsserungrn die Minister nichts für sich in Anspruch genommen, jetzt auch kein Grund zu einer solchen Erhöhung Vorliebe. Nach einer kurzen Debatte wurde die Forderung mtt 61 gegen 13 Stim men angenommen. * Wien, 30. April. In Bezug auf die Unruhen in Graz erfährt das „Vaterland", daß hier in Wien eine größere Anzahl von Persönlichkeiten aus den besten Kreisen ihre Namen auf einen Bogen gesetzt hat, welcher in der Portierloge des Palais des Erzherzogs Karl Lud wig aufliegt; „es soll damit der Entrüstung Ausdruck gegeben werden, von welcher alle Besscrdenkendeu er füllt sind über die Unbilden, welche der Schwester der Frau Erzherzogin und dem Verwandten unsers erlauch ten Kaiserhauses durch den akademischen Pöbel von Graz zugefügt wurden." — Die „Pr." schreibt in ihrem heu tigen Abendblatt: Die von Graz aus telegraphisch ge meldete Nackricht, daß Prorektor vr. v. Karajan sich nach Wien begeben habe, um der Regierung über die Vorgänge an der dortigen Hochschule zu berichten, be stätigt sich. Ucbrigens wird auch authentischen Bericht über die Grazer Vorgänge als Augenzeuge derselben der Unterrichtsminister vr. v. Stremayr selbst zu er statten in der Lage sein, da er sich in den letzten Tagen persönlich in Graz befunden hat und erst heute früh von dort zurückgekchrt ist. Vormittag hatte Hr. v. Stre mayr eine längere Confercnz mit seinen College» Frei herrn v. Lasser und vr. Unger. * Graz, 30. April. Die Erwartung, daß der gestrige Tag ruhig verlaufen würde, hat sich bedauer licher Weise nicht erfüllt. Wenn auch minder gewalt- thätig, als vorgestern, fanden doch ebenso lärmende Demonstrationen Statt. Bis Abends 9 Uhr blieb die Ruhe ungestört, doch zogen Tausende von Menschen, die vor Zusammenrottungen warnende und die äußerste Strenge ankündigende Kundmachung des Bürgermeisters nicht ächtend, jenem Stadttheile zu, in den: Don Alfenso's Villa sich befindet. Wie man der „N. fr. Pr." tele- graphirt, fehle cs leider nicht an Anzeichen, daß die Situation sich noch zuspitzen werde. Die Villa Don Alfonso's ist heute ganz mit Militär besetzt und muß in diesem Belagerungszustand bleiben. Laut einem Tele gramm der „Pr." erscheint heute eine zweite Kund machung des Bürgermeisters, nachdem der erste Ord- nungsaufruf von den Straßenecken herabgerissen worden war. (Auch der Rector der Universität hat eine Mah nung an die Studentenschaft erlassen.) Sie enthält das Bedauern, daß die erste Aufforderung resultatlos ge blieben, daß namentlich neugierige Zuschauer trotz aller Warnung gekommen. Die Kundmachung constatirt ferner, daß Steinwürfe gegen das Militär vorgekommen seien, und lehnt die Verantwortung ab, wenn das Mi litär künftig, durch Steinwürfc provocirt, reglemcnts- mäßig vorgche und nicht dem Civilbefehle, sondern nur den Militärbefehlen gehorche. Der Bürgermeister er klärt, daß, wenn die Bevölkerung nicht zur Ruhe zurück- kehre, er jede Eventualität von sich abwälze und hohen Orts mittheilen werde, daß die Gemeindepolizci nicht mehr ausreiche, um die Ruhe herzustcllen. Die „Grazer Zeitung" beschuldigt offen die „Tagespost" der Urheber» schäft und Verhetzung zu diesen Vorfällen. Wie be reits erwähnt, hatte sich gestern Abend vor der Villa Don Alfonso's eine große Menschenmenge angesammrlt, meist zusammengerotteter Pöbel, welche die Aufforderung der Wache, auseinandcrzugchen, nicht beachtete und so gar Steine gegen die Wache schleuderte. Darauf wurde Militär rcquirnt, welches die Gassen absperrtc. Hierauf machte die Sicherheitswache einen fingirten Bayonnetan ariff, trieb die Menge bis in die Stadt zurück und zer streute sie; 17 Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Truppen und Wacken sind bisher mit bewunde- Feuilleton. Redigirt von Otto Bansk. Refidrnztheater. Am30. April, zum Benefiz der Frau Müller, welches vom zahlreichen Publicum in jeder Beziehung ausgezeichnet und durch einen unerschöpflichen Blumenflor in seltener Art gefeiert wurde, trat Herr Lebrun vom Wallnertheater zu Berlin in „Onkel Moses" und in „Der Rechnungsrath und seine Töchter" mit bestem Erfolge auf. In diesem Lustspiel wirkte auch als Gast Frau Nes müller in der Rolle der Rrch- nungsräthin Cordula Null, was für das Zustandekom men dieses Stückes doppelt günstig war, da Frau Weckes, die wahrscheinliche Inhaberin jener Partie, er krankt ist. Hugo Müller's „Onkel Moses" ist durch häufige Aufführungen auf der Hofbühne allgemein bekannt, wie sich denn dieser Act auf den meisten Theatern durch seine geschickt praktische Fassung als Charakterbild aus der Klasse der Rührstücke wirksam erhalten hat. Hr. Lebrun gab den Moses Mendelssohn in der Maske und individuellen Haltung, ja sogar im fein durchaeführtcn Sprachaccent vollkommen charakteristisch. Der Künstler ist höchst maßvoll im Auftrag der Effecte; Urbertreibungen sichen ihm fern, und er behält sehr löblich eine logische gesunde Gesammtwirkung im Auge. In der Rolle des Rechnungsraths Null machten sich dieselben gediegenen Vorzüge geltend, die unzertrennbar warm von der Erscheinung gewisser Arhnlichkeiten zwi schen beiden Individualitäten in ihrem Redeton und LebenStempo. Dieser gleichartige Eindruck wird noch schärfer bedingt von einem schwachen und wenig flexiblen Organ, mit dem dieser Schauspieler trefflich Haus zu halten gelernt hat, sich damit aber freilich vor kühnen Springen ebenso in Acht nehmen muß, wie der arme Weise Mendelssohn mit seinen krummen Beinen. Wenn nun jenes retardirende, etwas trockene, in der Detail- malrrei alter Schule entwickelte Element für einen Rechnungsrath und dessen bürgerliche Sphäre vollkom men deckend ist, so würde es doch an einigen erhobenen Stellen der Begeisterung eines Moses Menvrlssohn sehr wohl gestattet sein, mit dem Schwung seiner Sprache aus dem schweren Bann seiner Füße wärmer und des halb ergreifender hinaus zu gehen. Der Gast wurde von Hrn. Freemann und Frl. Theisen als Goldheim und dessen Tochter sehr brav unterstützt, und auch Hr. Maximilian (Heinrich Blum) traf einen passenden innerlichen Ton. Zwischen beiden Stücken spielte Frau Müller in „Ein drlicater Auftrag" mit trefflichem Tact und launcn- vollen Pointe die Frau v. Chatenay, während der Autor des kleinen so dankbaren Stückes in der Rolle des Leonce das Publicum voll Frische und Humor erheiterte. Frl. Bensberg, die als eine, vielfach verwendbare unermüdliche Kraft die Beachtung jedes Theaterkenners wachruft, bemüht sich jederzeit, die Illusion ihrer Rolle festzuhalten, und trifft oft, wie auch in diesem Stück als Kammermädchen, einen leichten flüssigen Redeton. O. B. Die Rose von Tuolumuc. Von -ret Hirte. (Fortsetzung au» Nr. Sv.) Ein paar Abende später erkannte Fräulein Jenny an einem schüchternen Klopfen an ihrer Thür die Hand ihres Vaters. Sie öffnete dieselbe, und er stand vor ihr mit einem Mantelsack in der Hand, wie wenn er zu einer Reise gerüstet wäre. „Ich setze mich heute auf die Post, Jenny, Herz blättchen, die von Four-Forks nach Frisco geht. Mag sein, daß ich auf einen Augenblick bei Jack 'reintreten thue, ehe ich gehe. In einer Woche werde ich zurück sein. Behüt Dich Gott." „Behüt Dich Gott!" Er hielt sic noch immer bei der Hand. Gleich darauf zog er sie in die Stube zu rück, schloß die Thüre sorgfältig und sah sich rings um. Es lag ein Blick tiefer Verschlagenheit in seinem Auge, als er langsam sagte: „Halte Dich stramm und bleib verschwiegen, Jenny, mein Herzblättchen, und vertraue auf den alten Mann. Verschiedene Leute haben ihre verschiedenen Wege. Es giebt Wege, die gewöhnlich, und Wege, die nicht ge- wöhnlich sind, es giebt bequeme und unbequeme Wege. Halte Dich stramm nnd bleib verschwiegen." Mit diesem delphischen Ausspruche legte er seinen Finger auf seine Lippen und verschwand. Es war zehn Uhr, als er Four-Forks erreichte. Wenige Minuten stand er auf der Schwelle jenes Wohnhauses, das die „Schildwache von Four-Forks" als „die palastartige Wohnstätte John Ashe's" schilderte, und das dem Localsatiriker als „der Aschenkasten" be kannt war. „Da ich zwei Stunden hier liegen bleibm muß, John", sagte er zu seinem voraussichtlichen Schwieger söhne, als er an der Thür seine Hand nahm, „so scheint mir eine gemüthliche Unterhaltung nicht über Geschäfte, sondern ganz über Privatsachen das Natürlichste zu sein, was man vornehmen kann." Diese Einleitung, augenscheinlich das Ergebniß einigen Studiums und offenbar auswendig gelernt, schien Herrn Mac Closky so befriedigend gerathen zu sein, daß er sie, als John Ashe ihn in sein Privatarbcits- zimmer gelassen, nochmals wiederholte. Dann legte er seinen Mantelsack in die Mitte der Diele, setzte sich vor ihn hin und begann sorgfältig die Augen seines Wirthes zu meiden. John Ashe, ein lang gewachsener, dunkelhaariger, hübscher Kentuckier — dem selbst die Kleinigkcitm des Lebens offenbar von emster Bedeutung waren — wartete mit einer Art von ritterlichem Respect auf die weitere Rede seines Gastes. Da es ihm ganz und gar an Sinn für das Lächerliche mangelte, so nahm er Herrn Mac Closky stets als eine ernste Thatsache hin, die nur des halb eigenthümlich war, weil es ihm selbst an Erfahrung in Betreff dieser Klasse fehlte. „Es werden jetzt nicht viel Erze gefördert", sagte Herr Mac Closky leichthin und glrichgiltig. John Ashe erwiderte, daß er an den Einlieferungen bei der Stampfmühle zu Four-Forks dasselbe Factum bemerkt habe. Herr Mac Closky rieb sich den Bart und blickte auf seinen Mantelsack, als ob der ihn bemitleiden und ihm mtt Gedanken beispringen sollte. Endlich sagte er: „Sic denken doch nicht, daß Sie irgendwie Verlegenheiten haben werden mit den Burschen, die Sie bei Jenny ausgestvchcn haben?" John Ashe, ziemlich hochmüthig, hatte nie an so etwas gedacht. „Ich sah Rance neulich in der Nacht, als ich Ihre Tochter nach Hause brachte, um Ihr Ge höft herumlungern, aber er machte sich vor mir wett aus dem Staube", fügte er sorglos hinzu. „Na gewiß," sagte Herr Mac Closky mit einem eignen Zwinkern des Auges. Nach einer Weile nahm er von Neuem Abschied von seinem Mantelsacke. (Fortsetzung folgt.)
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