4. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonntag, den 10. Dezember 1989, 19.30 Uh Montag, den 11. Dezember 1989, 19.30 Uh Dirigent: Edgar Seipenbusch, Österreich Solisten: Venceslava Hrubä-Freiberger, CSSR/Leipzig, Sopran Gustav Schmahl, Berlin, Violine Ernst Hermann Meyer 1905-1989 Konzert für Violine und Orchester Romanza Dramma musicale, eroico, lirico e giocoso Epilogo PAUSE Gustav Mahler 1860-1911 Sinfonie Nr. 4 G-Dur (mit Sopransolo) Bedächtig. Nicht eilen In gemächlicher Bewegung. Ohne Hast Ruhevoll (Poco adagio) Sehr behaglich („Wir genießen die himmlischen Freuden“, Sopransolo nach Worten aus „Des Knaben Wunderhorn ) EDGAR SEIPENBUSCH, der für den erkrank ten Heinz Rögner kurzfristig die Leitung des heutigen Konzertes übernommen hat, stammt aus dem Rheinland. 1936 geboren, studierte er seit 1956 an der Hochschule für Musik in Köln zunächst Violine bei Andre Gertler und schloß 1961 an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Hans Swa- rowsky noch ein Kapellmeisterstudium an, das er bereits nach drei Semestern mit der Ab schlußprüfung beenden konnte. Noch während des Studiums hatte er 1960 die Leitung des Rheinischen Kammerorchesters übernommen, über St. Pölten (1964—1966) und Graz (1967 bis 1972), wo er als 1. Opernkapellmeister tä tig war, kam er nach Innsbruck, wo er Musik- »ektor am Tiroler Landestheater und Chef- igent des Innsbrucker Sinfonieorchesters wurde. Seit 1983 ist er auch Dirigent an der Wiener Staatsoper. Als Gastdirigent machte er Schallplattenproduktionen und konzertierte u. a. in der BRD, DDR, CSSR, UdSSR, in Ju goslawien und in der Schweiz. Das im Konzertplan 1989/90 für das heutige Konzert angekündigte Gastspiel des Rund funk-Sinfonieorchesters Berlin findet zu einem späteren Zeitpunkt statt. ZUR EINFÜHRUNG Ernst Hermann Meyer, 1905 in Ber lin als Sohn eines Arztes und einer Malerin fboren, begann 1927 in seiner Vaterstadt bei sannes Wolf, Friedrich Blume, Arnold Sche- mig und Erich von Hornbostel das Studium der Musikwissenschaft, das er in Heidelberg bei Heinrich Besseler mit einer Dissertation über „Die mehrstimmige Spielmusik des 17. Jahrhunderts" abschloß. Gleichzeitig vervoll kommnete er sich bei Max Butting, Paul Hin demith und namentlich bei Hanns Eisler in der Komposition, nachdem er seit 1919 Unter richt in Musiktheorie von Walter Hirschberg erhalten hatte. 1933 emigrierte er nach Eng land, wo er sich u. a. als Dirigent von Arbei terchören betätigte, für die er auch kompo nierte. 1949 wurde er als Ordinarius für Mu siksoziologie an die Humboldt-Universität Ber lin berufen. Neben seinem Wirken als Komponist und Wissenschaftler, das bei ihm zur Einheit ver schmolz, hat er auf vielfältige Weise zur Entfaltung der DDR-Musikkultur beigetragen. Er war Mitbegründer des Verbandes der Kom ponisten und Musikwissenschaftler der DDR sowie der Zeitschrift „Musik und Gesellschaft", zeitweilig Präsident der Georg-Friedrich-Hän- del-Gesellschaft, des Komponistenverbandes und auch des Musikrates der DDR. Seit 1950 Ordentliches Mitglied der Akademie der Kün ste der DDR, war er 1965 bis 1969 deren Vi zepräsident. Der mehrfach mit dem National preis unseres Landes geehrte Komponist und Gelehrte, dessen musikwissenschaftliche Ar beiten zur altenglischen Kammermusik, zur deutschen Klassik und Frühklassik sowie zur Musikästhetik auch international einen hohen Stellenwert haben, starb am 8. Oktober 1988 in Berlin. Sein umfangreiches kompositorisches Werk, das durch emotionale Tiefe, Gedan ken- und Kontrastreichtum gekennzeichnet ist, umfaßt mit der Oper „Reiter der Nacht", mit dem „Mansfelder Oratorium“, mit Kantaten, Chören, Liedern, sinfonischen Werken, Instru mentalkonzerten und Kammermusik nahezu alle Gattungen der Musik. In E. H. Meyers Stil sind die verschiedensten Nuancen von zarter Lyrik bis zur grellen Dissonanz und Härte dra matischer Höhepunkte vereinigt. Die Dresd ner Philharmonie hat sich wiederholt für die Aufführung Meyerscher Kompositionen einge setzt. Als Uraufführungen erklangen zuletzt 1977 in Dresden die im Orchesterauftrag ge schaffene Sinfonia „Kontraste, Konflikte" (der Titel wurde auch für ein wertvolles Erinne rungsbuch des Autors gewählt), 1981 in Berlin das „Lied vom großen Anderswerden" und zu den Dresdner Musikfestspielen 1989 der erste Satz seines unvollendet hinterlassenen Kon zertes für Violoncello und Orchester, mit dem er sich noch auf seinem letzten Krankenlager beschäftigt hatte. Heute nun gelangt sein Konzert für Vio line und Orchester zu wiederholter Aufführung. Kein Geringerer als David Oistrach war der Auftraggeber des 1964 komponierten Werkes, das 1965 von der Berliner Staatska pelle unter Otmar Suitner mit Oistrach als So listen uraufgeführt wurde. Aus einer grund legenden Analyse der Partitur von Hansjürgen Schaefer sei hier folgendes zitiert: „Einer .Ro manza' mit der Grundtempobezeichnung An dante molto tranquillo folgt der ausgedehn teste Satz, vom Komponisten als ,Dramma mu-