PROGRAMM Franz Schubert Sinfonie Nr. 8 h-moll (Unvollendete) (1797-1828) Allegro moderato Andante eon moto Peter Tschaikowski Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 (1840-1893) Allegro moderato Canzonetta Allegro vivacissimo Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1 c-moll op. 68 (1833-1897) Un poco sostenuto-Allegro Andante sostenuto Un poco Allegretto e grazioso Adagio-Allegro non troppo ma con brio Franz Schubert, der unerreichte Meister des Liedes, ist auch in seinen Instru mentalwerken vor allem Lyriker. Seine h-moll-Sinfonie besteht nur aus zwei Sätzen. Wir nennen sie deshalb die »Unvollendete«. Warum Schubert an dem im Oktober 1822 entstandenen Werk nicht weiter gearbeitet hat, wissen wir nicht. Vielleicht fürchtete er sich davor, nach dem wundervollen Gesang des langsamen Satzes noch einen dritten und vierten zu schreiben. Man scheut sich zuweilen, angesichts eines solchen Kunstwerkes, von formalen Dingen wie Thema und Durchführung zu sprechen. Aber auch einer solchen Betrachtung hält das Werk stand, das im ersten Satz die Sonatenform in klassischer Weise erfüllt: Dem schwermütigen ersten Thema, dem sehnsuchtsvollen Gesang der Klarinette und Oboe über den Sechzehnteln der Geigen steht das volksliedhafte, ländlerartige zweite Thema in den Celli entgegen, jene berühmte Melodie, die man einmal die »berühmteste der Welt« genannt hat. Das Violinkonzert von Peter Tschaikowski wurde 1878 komponiert und erlebte seine Uraufführung drei Jahre danach in Wien. Es entstand in Clärens (Schweiz), wo sich der Komponist mit seinem Bruder zur Erholung aufhielt. Das lichte D-Dur charakterisiert so recht Tschaikowskis „reine Seligkeit des Schaffens“. Verglichen mit den Violinkonzerten von Mozart und Beethoven trägt das von Tschaikowski virtuosere Züge, doch wird der Zusammenklang zwischen Orchester und Solist nie verletzt, das eine ist vom anderen nicht zu trennen. Es gibt keinen Solisten, der nur begleitet wird, nein, das Orchester ist gleichberechtigter Partner. Es beteiligt sich an der thematischen Verarbeitung und Weiterführung und übernimmt stellenweise die Führung. Wir verstehen gut, daß das Konzert bald ein Lieblingsstück aller Geiger wurde, gefürchtet ob seiner technischen Schwierigkeiten, aber dennoch geliebt ob seines melodischen Reichtums, der leuchtenden Harmonik und ob des echt russischen Grundklanges, der das Werk durchzieht. In der Einleitung zum ersten Satz klingt bereits ein Motiv auf, das dann im Hauptthema von Bedeutung wird. Ein gesanglich strömendes Seiten thema schließt sich an. Bereits in der Durchführung beider Themen wird die Kadenz eingebaut. Mit einer großangelegten Steigerung wird der Satz beschlossen. Eine einfach-schöne „Canzonetta“ in dreiteiliger Liedform (wie fast jedes Volkslied!) bildet den Mittelsatz. Auch hier wird der Satz durch eine Bläserepisode eingeleitet. Der Finalsatz schließt sich unmittelbar an: er ist in Form eines zündenden Rondos geschrieben. Das zweite Thema