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Absolute Reinheit der Gase ist nicht zu verlangen und nicht erforderlich; und wenn im Laufe der Zeit die Kolbenringe erneuert und selbst einmal das Cylinderfutter ersetzt werden müfste, so ist dies jedenfalls erheblich billiger als die kolossalen Anlagen zur vollkommenen Reinigung der Gichtgase, deren der Herr Vortragende erwähnte. Hr. Hermann Tafel-Nürnberg: Auf Grund einer in der letzten Woche unternommenen Studien reise in der Schweiz glaube ich, im Anschlufs an den interessanten Vortrag des Hrn. Lürmann einige die Verwendung von Generatorgas im Gasmotor betreffende Mittheilungen machen zu können, die von allgemeinem Interesse sein dürften. In einer Papierfabrik in der Schweiz ist eine Anlage im Bau, in der ein lOOpferdiger Gas motor mit Generatorgasen betrieben werden soll. Zwei gleiche Anlagen bestehen schon, dort werden 550 g Anthracitkohle von der Zeche Esperance in Belgien f. d. Stunde und Pferdekraft consumirt. Der gleiche Kohlenverbrauch ist für die neue Anlage garantirt. Bei den bisherigen Anlagen soll es nicht gelungen sein, eine gleichmäfsige Geschwindigkeit der Maschine zu erreichen; diesem Uebelstande soll durch ein schweres Schwungrad zum Theil abgeholfen werden. Die ganze Anlage — also inclusive des Generators und der Fundamente — soll nur 21 000 46 kosten. Von besonderem Interesse dürfte die Mittheilung sein, dafs bei den betreffenden Anlagen gute Erfolge nur mit den oben erwähnten Anthracitkohlen erzielt wurden. Es wurde eben gesagt, es seien noch keine Gasmotoren über 150 P. S. im Betrieb; ich glaube, dafs dies nicht richtig sei; meines Wissens läuft schon ein Gasmotor von 200 P. S. Hr. Lürmann hat, wenn ich ihn richtig verstanden habe, bemerkt, dafs, wenn die Frage der Ausnutzung der Hochofengase im Gasmotor auch befriedigend gelöst würde, zur Verwendung dieser Kraft schliefslich doch die elektrische Kraft übertragung zu Hülfe genommen werden müfste. Soweit der Betrieb von Eisen- und Stahlwalzwerken in Frage kommt, so scheint mir diese Art der Ausnützung der Kraft auch noch nicht ohne Bedenken zu sein; wenigstens habe ich vor Jahren, wo ich mitzuberathen hatte, ob eine Wasserkraft mit Druckluft oder mit Elektricität auf 5 km zu übertragen war, constatiren können, dafs kein Elektricitätswerk die positive Garantie übernehmen wollte, eine Walzenstrafse vermittelst Elektromotor anstandslos zu betreiben. Ich für meine Person kenne nur ein Eisenwalzwerk, das auf diese Art betrieben wurde und zwar mit negativem Resultate; meines Wissens war zum Anlauf und zur Ausgleichung der Stofs- Wirkungen eine besondere Turbine nothwendig. Wie die Sache heute steht, ist mir nicht bekannt. Hr. Lürmann: Nur noch einige wenige Bemerkungen. Hrn. Generaldirector Tull möchte ich erwidern, dafs ich mich wohl nicht ganz richtig ausgedrückt habe, wenn ich sagte, dafs Hrn. Lencauchez die Auskünfte vom Hörder Verein übermittelt seien. Lencauchez spricht nur vom „renseignements", welche er über den Gasmotor in Hörde erhalten habe. (Hr. Tull: Ich habe eben erklärt, die wären schlecht gewesen!) Für die Bemerkungen des Hrn. Helmholtz bin ich sehr dankbar, ich bedaure im Interesse der Sache nur, dafs nicht noch mehr Auskünfte gegeben und Einwendungen gemacht worden sind. Was die Bemerkungen des Hrn. Körting anbetrifft wegen des Verbrauchs von 5,3 cbm Hoch ofengas für eine P. S.-Stunde, so habe ich diese Angabe der Broschüre entnommen, welche Mr. Hubert über die Versuche in Seraing geschrieben hat. Die Bemerkungen des Hrn. Körting über die Reinigung der Gase anlangend, so bezweifle ich gar nicht, dafs das richtig ist, was Hr. Körting über Generatorgas gesagt hat, aber ich glaube auch, ganz ausdrücklich hervorgehoben zu haben, dafs die Reinigung des Hochofengases eine andere sein mufs. Wir haben schon vollkommene Einrichtungen auf der Georgs-Marienhütte, welche die Gase rein waschen, bis auf 2,9 g durchschnittlich, und welche 60000 •6 gekostet haben. Die Menge des dabei für einen Gasmotor von 100 P. S. noch übrig bleibenden Staubes ist hier in dieser Kiste zu sehen. (Grofse Heiterkeit.) In Betreff der Bemerkungen des Hrn. Münzel zu den Versuchen mit der dreistufigen Dampf maschine in St. Gallen habe ich zu erwidern, dafs es sich dabei nicht um Versuche von 4 Stunden, sondern um 4 Tage gehandelt hat, nämlich um die Tage vom 25. bis 28. März des vorigen Jahres. Vorsitzender: Ich glaube, dafs wir Alle verpflichtet sind, Hrn. Lürmann für seinen lichtvollen Vortrag unseren verbindlichsten Dank auszusprechen. Wir haben heute eine sehr wichtige, aber noch unklare Frage angeschnitten; ich hoffe, dafs die heutige Verhandlung Anlafs geben wird, uns in diese Frage zu vertiefen, und ich zweifle nicht, dafs etwas Gutes und für die Industrie hoch Wichtiges daraus hervorgehen wird, glaube aber auch, dafs wir die Mahnung des Hrn. Lürmann, vorsichtig in der Sache vorzugehen, befolgen müssen, um so besser werden dann die Resultate sein. Das Ergebnifs der Wahl liegt nun vor. Es sind 171 Stimmzettel abgegeben worden, von denen einige ungültig sind. Die gültigen Stimmen sind sämmtlich auf die vorgeschlagenen Candidaten gefallen, ich proclamire also die Herren, deren Namen auf dem Zettel stehen, als Mitglieder des Vorstandes gewählt.