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15. März 1898. Verwendung der Hochofengase zur unmittelbaren Krafterzeugung. Stahl und Eisen. 255 a) Kühler 1 qm Oberfläche und 0,3 bis 0,5 cbm Wasser, wobei die Geschwindigkeit der Gase „sehr gering“ sein mufs; b) Wascher (Scrubber) 0,5 cbm Inhalt und 0,10 cbm Wasser, wobei die Geschwindigkeit der Gase so gering sein mufs, dafs dieselben 10 bis 12 Minuten in den Waschern verbleiben; c) Reiniger mit Sägemehlhorden 0,35 qm bei 5 mm Geschwindigkeit in der Secunde. Wenn 400 000 cbm Hochofengas in 24 Stunden, oder 4,63 cbm in der Secunde, mit einer Geschwindigkeit von nur 5 mm durch eine Schiebt Sägemehl gehen sollten, dann müfste das Säge mehl 926 qm Oberfläche haben. Wenn man die Horden, auf welchen das Sägemehl ruht, 5 m lang und 2 m breit, also 10 qm grofs macht, würde man 100 solcher Reinigungskasten aufstellen müssen, um das Gas eines Hochofens mit 200 t Erzeugung zu reinigen. Ich glaube auch nicht, dafs das Hochofengas, welches nur einen Druck von 0 bis 20 mm Wassersäule hat, ohne wesent liche mechanische Nachhülfe durch solche Sägemehlfilter hindurchgeht. Aehnliche Einrichtungen, wie sie für die Reinigung des Leuchtgases im Gebrauche sind, werden für die Reinigung des Generatorgases für Gasmaschinen gebraucht. Die gesammte zu bewegende Wassermenge für Kühler, Wascher für eine grofse, 200 cbm Gas in der Stunde erzeugende Generator gasanlage, und für die Kühlung des Cylinders der Gasmaschine, wird mir von sehr zuverlässiger Seite mit nur 30 1 für 1 P. S, angegeben, was bei 2 cbm Gasverbrauch für I P. S., auf 100 P. S. in der Stunde also 3 cbm ausmachte. Es scheint nun sehr einfach, die Einrichtungen für die Reinigung von Leuchtgas oder Generatorgas auch auf die Reinigung der Hochofengase zu übertragen, wenn dabei der Gehalt an Staub und dampfförmigen Verbindungen berücksichtigt wird. Das ist schon seit einer langen Reihe von Jahren in Schottland auch geschehen. Die schottischen Hochofenanlagen, welche Steinkohlen anstatt Koks verwenden, hatten, wie oben schon erwähnt, Veranlassung, aus ihren Gasen den Theer und das Ammoniak auszuscheiden. Entsprechend den ungeheuren Mengen Gase, welche ein Hochofen im Vergleich zu einer Gasanstalt erzeugt, mufsten diese Einrichtungen auch ins Ungeheuerliche vergröfsert werden. * Dazu kommen dann noch die Einrichtungen zur Bewegung, Klärung oder Reinigung und Kühlung des Waschwassers. Nach einem Kostenüberschlage, welchen eine unserer gröfsten Fabriken für derartige Gasreinigungsanlagen auf gestellt hat, würden die Einrichtungen für eine Gasmenge von 400 000 cbm in 24 Stunden, also für einen Hochofen von 200 t Erzeugung, etwa 650000 •6 kosten. Ein anderes Verfahren zur Reinigung der Hochofengase ist Hrn. Eduard Theisen im D. R.-P. Nr. 78 749 geschützt. Das Verfahren besteht darin, die Hochofengase durch Gentrifugal kraft mit dem Kühl- bezw. Waschwasser in starke Friction zu bringen und auf diese Weise die Staubtheilchen in die circulirende Waschflüssigkeit zu pressen und das Gas zugleich abzukühlen. Die so gesammelten Staubtheilchen fliefsen mit dem Kühlwasser durch Klärteiche, aus welchen das Kühlwasser wieder zurück zu dem Apparat geht, während die Gase selbst den Apparat gereinigt verlassen. Wenn man auch in die Lage kommen wird, alle diese Schwierigkeiten zu beseitigen, welche die Hochofengase ihrer Reinigung, also ihrer Verwendung in Gasmaschinen entgegenstellen, so fragt es sich auch noch, ob die bis jetzt bekannten Gonstructionen der Gasmaschinen selbst genügen, um sie zur Beseitigung der Grofs-Dampfmaschinen geeignet zu machen.** Im Eisenhüttenwesen aber kommen fast nur Grofs-Dampfmaschinen zur Anwendung. Ich kann als Hütten-Ingenieur kein Urtheil fällen wollen über die Vortheile und Nachtheile der Dampf- und der Gasmaschinen; aber ich habe die letztjährigen Mittheilungen über Untersuchungen der Gas maschinenanlagen durchgesehen, und als Berichterstatter die Pflicht, auf folgende Punkte aufmerksam zu machen. Mit der Gasleistung in einem Gylinder geht man bis jetzt nicht gern über 100 P. S. hinaus, weil sich dem Betriebe gröfserer Maschinen erhebliche Schwierigkeiten entgegenstellen.*** Es handelt sich aber im Eisenhüttenwesen, wie schon gesagt, nicht um Maschinen von 100 P. S., sondern um Maschinen, welche xmal 100 P. S. entwickeln können. Aufserdem vertheuert dieser Umstand die Anlagen der Gasmaschinen für Hüttenwerke sehr, weil eine 100 P. S.-Gasmaschine für Leuchtgas 15 000 6 kostet, t und eine solche für Hochofen gas jedenfalls noch theurer kommt. * Stahl und Eisen“ 1884 Seite 35 und 1885 Seite 788; Cassiers Magazine 1898, Februar, Vol. 13, Nr. 4, Seite 354. ** Musil, „Die Motoren für Gewerbe und Industrie,“ S. 272. Braunschweig 1897, Vieweg & Sohn. *** „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ 1896, Nr. 43 S. 1239. f Gasmotorenfabrik Deutz, Prospect Nr. 135, S. 7.