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Io. März 1898. Venvendung der Hochofengase zur unmittelbaren Krafterzeugung. Stahl und Eisen. 251 Die Ansichten der verschiedenen Hüttenwerke scheinen darüber sehr auseinander zu gehen, wie aus folgenden Mittheilungen hervorgeht. Eine der deutschen Hochofenanlagen, welche mit die ausführlichsten der in den Anlagen mit- getheilten Staubanalysen eingeliefert, und sich offenbar schon länger mit den hierher gehörigen Fragen beschäftigt hat, schreibt über den Staub Folgendes: „Der Staub, welcher noch in den gewaschenen Gasen enthalten, ist von einer aufsergewöhnlichen Feinheit. Wenn man damit einen Gasballon füllt, so erscheint der Staub als ein weifser Nebel, der sich erst nach sehr langer Zeit absetzt. Es ist deshalb sehr schwer, das Gas selbst durch Waschen von dem Staub zu befreien. Man kann die Gase durch eine ganze Reihe von Kugelröhren, mit Wasser gefüllt, leiten, ohne den Staub damit ganz entfernen zu können. Nur, wenn man die Gase durch Baumwolle oder Asbest filtrirt, erhält man sie staubfrei. In dem Staub, welcher vor der Verbrennung der Gase abgesetzt ist, findet man aufser den schwefelsauren Alkalien dieselben Elemente, Silicium und Metall, wie in dem Staub, welcher nach der Verbrennung abgesetzt ist; jedoch findet man in dem ersteren Staub die Alkalien als Chloride und in dem letzteren als schwefelsaure Salze. Diese in den Zügen der Dampfkessel und Winderhitzer abgelagerten schwefelsauren Alkalien sind jedenfalls aus den Chloralkalien, in Gegenwart von Wasserdampf, durch Einwirkung der schwefligen Säure entstanden, welche ihrerseits durch die Verbrennung der Schwefelverbindungen gebildet wurde, welche im festen oder gasförmigen (!) Zustande in dem Gas enthalten waren.“ Ein anderes Hochofenwerk schreibt über diesen Gegenstand, gelegentlich der Uebersendung der Analysen von aus den Hochofengasen ausgeschiedenem Staub: „In dem Staub nach der Ver brennung unter den Kesseln haben wir 9 bis 15,5 % Schwefelsäure festgestellt. Es ist dies eine ganz unerwartet hohe Zahl und bedauern wir nur, dafs wir bei der noch kurzen Frist nicht weiter gehende Untersuchungen durchführen können.“ Von einem dritten Werk wird geschrieben: „Die Alkalien sind als schwefelsaure Ver bindungen bestimmt, weil bei früheren Versuchen, welche auf der Adelenhütte gemacht wurden, diese Alkalien auszulaugen, die erhaltenen etwa 3000 kg zu mehr als 90 % aus schwefelsaurem Kali bestand.“ Von einem vierten Werke wird geschrieben: „Dafs Hochofengichtstaub pyrophorisch vorkommt, ist mir ganz neu; wohl Flugstaub der Generatorenleitungen, z. B. bei unserem Martin werk u. s. w., das sind aber nicht Metalle, sondern feinstvertheilte Kohlenstofftheilchen. Im übrigen sind ja im Gichtstaub der Hochöfen so wenig Metalle, welche py rophori sehe Eigenschaften besitzen, dafs mir dies Vorkommen unverständlich ist. Wenn z. B. in Oberschlesien, nehmen wir Redenhütte an, welche mit einer grofsen Condensation der Zinkstaubgase aus Stein gemauert, jahrelang arbeitet, und wäre die Ansicht richtig, dafs also nur Metalldämpfe in die Leitungen gelangten, dann müfste sich ja in den Kanälen metallischer Zink vorfinden —, bekanntlich ist aber der gröfste Theil von Flugstaub der erwähnton Hütte Zinkoxyd. Die Metalloxyde resp. Sulphide werden in der Reductionszone des Hochofens reducirt zu Metallen, verflüchtigen sich und erleiden in den höheren Regionen des Hochofens wieder Oxydation; andererseits verflüchtigen sich Chloride und Sulphate von Alkalien und Metallen.“ Von einem fünften Werke wird geschrieben: „Auf das Rundschreiben des Hrn. E. Schrödter in Düsseldorf vom 15. Januar d. J., betreffend den Gasstaub beim Hochofenbetrieb, können wir leider nur mit wenigen Angaben dienen. Wir haben keine Nafsreinigung der Gase; deshalb können wir nur unsere Ansicht über den durch trockene Abscheidung gewonnenen Gasstaub mittheilen. Der Metall gehalt des Staubes mufs sich in innigster Mischung ‘mit den schwefelsauren Alkalien und sonstigen Bestandtheilen des Staubes befinden, da es nicht gelingt, den Staub durch einen Magneten in eisen reichen und eisenarmen zu trennen. Der erstgenommene gröbere Staub aus dem Standrohr ist theils magnetisch und besteht gröfstentheils aus mechanisch mitgerissenen reducirten Beschickungstheilen, theils unmagnetisch mit etwa gleichem Metallgehalt und unreducirten Beschickungstheilen, beides gemischt mit wenig eigentlichem Gasstaub. Weiterhin tritt der Gehalt an mechanisch mitgerissenen Theilen mehr zurück; der Gehalt an Eisen sinkt, an Alkalien steigt er. Trotzdem ist aber jetzt der gesammte Staub, auch der hinter der Verbrennung aufgefangene, magnetisch, auch die eisen ärmsten Ausscheidungen werden vom Magneten angezogen, ein Zeichen, dafs die Mischung eine sehr innige ist und die Ausscheidung aus dem dampfförmigen Zustande sehr gleichmäfsig stattgefunden hat, also wahrscheinlich aus Dämpfen, welche zugleich Eisen, Alkalien, Schwefel und Silicium enthalten. Diese Ausscheidung findet unseres Erachtens grofsentheils oder ganz schon in dem oberen kälteren Theile des Hochofens, spätestens aber beim Eintritt in die Gasleitung statt, und es erfolgt das Absetzen des gebildeten Staubes erst allmählich auf dem Wege zum Schornstein theils vor, theils nach der Verbrennung, während der feinste Staub als Rauch in die Luft geht. Möglicherweise enthält auch das Gas flüchtige Verbindungen, welche erst beim Verbrennen Staub absetzen, es ist uns aber nicht wahrscheinlich, dafs es sich hier um bedeutende Mengen handelt.“