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250 Stahl und Eisen. Verwendung der Hochofengase zur unmittelbaren Krafterzeugung. 15. März 1898. behauptet, dafs die Schwierigkeiten bei der Versuchsmaschine in Wishaw von dem unreinen Kühlwasser veranlafst seien, oder auch, dafs die Ausführung der englischen Gasmaschinen eine minderwerthige sei. * Dazu sei bemerkt, dafs die Gase der schottischen Hochöfen, welche rohe Steinkohlen anstatt Koks verhütten, seit 15 Jahren einer sehr gründlichen Abkühlung und Wäsche unterzogen werden, um aus denselben den Theer und das Ammoniak der Steinkohlengase zu gewinnen, und dafs sich alle diese Einrichtungen dadurch bezahlt machen. Dabei sind diese Gase dann natürlich auch gründ lich und umsonst von Staub gereinigt und endlich enthalten diese Gase aus Steinkohlen, aufser Kohlenoxyd noch Kohlenwasserstoffe, und lassen deshalb bei der Verbrennung 1200 und mehr Wärmeeinheiten fühlbar werden.** Man hat den Uebelstand der schweren Entzündung und unvollkommenen Verbrennung vermindert, indem man, wie schon oben angedeutet, die an Gas armen Gemische unter Druck und elektrisch ent zündet. Dieser Druck beträgt bei Leuchtgas 4 bis 5 Atm., bei Generatorgas 7 bis 8 Atm., bei Hochofengas hofft man mit 9 bis 10 Atm. auszukommen. Trotzdem brauchte man in Seraing, wenn die Versuchsmaschine für die Hochofengase z. B. 218 Umdrehungen machte und 4 Pferdekräfte leistete, 21,2 cbm Hochofengas in der Stunde, oder 5,3 cbm auf 1 P. S.*** von einem Gas, von welchem 1 cbm theoretisch sogar 1000 W.-E. entwickeln soll, so dafs auf 1 P. S. 5300 W.-E. kämen. Man hofft auf wesentliche Verminderung dieser Gasmenge bei grofsen Maschinen und stellt 4 cbm, oder gar 3,5 cbm Hochofengas in Aussicht. Aber selbst wenn man auch 4 cbm Gas von 875 W.-E., also 3500 W.-E. als nothwendig für eine Pferdestärke und Stunde annimmt, würde man nach An lage V beim Hochofenbetriebe, nach Abzug der Gase für die Winderhitzer, noch das Gas zur Ver wendung in Gasmaschinen für 20 P. S. auf jede Tonne Roheisen übbrig haben. Zu 3. Die gröfste Schwierigkeit, welche die Hochofengase ihrer Verwendung in Gasmaschinen entgegensetzen, besteht, meiner Meinung nach, in deren Gehalt an Staub. Die Hochofengase enthalten zweierlei Arten von Staub. Der Staub, welcher aus unzersetzten Theilen des Beschickung besteht und aus dem oberen Theil des Hochofens von den Gasen mitgerissen wird, ist sehr leicht zu beseitigen. Dieser Staub, im Gewicht von 20 000 bis 30 000 kg im Tage, setzt sich schon in den senk rechten und wagerechten Rohren der Gasleitung eines Hochofens ab. Aber die Hochofengase enthalten eine grofse Menge Stoffe, welche aus der Reductionszone des Hochofens stammen, und diese werden auffallend weit mit den Gasen fortgeführt. Diese Stoffe, oder die bei der Verbrennung der Gase daraus gebildeten Verbindungen, finden sich in allen Zügen der Dampfkessel und Winderhitzer, und auch noch in den Verbrennungsproducten derselben; das zeigt der weifse Rauch, welcher selbst noch aus einem 80 m hohen Schornstein der Hochofenanlagen entweicht. Dieser Staub hat alle ihm unterwegs entgegen gestellten Hindernisse und Zickzackwege, letztere von zusammen 5- bis 600 m Länge, überwunden. Es steht fest, dafs in den Hochofengasen sehr viele Elemente oder Verbindungen in Dampf form enthalten sind. Ein Theil dieser Dämpfe wird mit dem mitgerissenen Staub aus der Be schickung in den Gasleitungen niedergeschlagen. Die so ausgeschiedenen Metalle, und/oder deren Verbindungen, sind so fein vertheilt, dafs sie pyrophorisch sind, d. h. der so mit ausgeschiedenen Metallen durchsetzte Staub brennt, sobald er mit der Luft in Berührung kommt. Diese Metalle und flüchtigen Verbindungen gelangen mit den Gasen auch in die Züge der Kessel und Winderhitzer. Wenn man z. B. an der Gutehoffnungshütte-Oberhausen vorbeifährt, kann man ganz gut sehen, welcher der 10 Oefen auf Ferromangan betrieben wird. Die Manganoxyde färben den aus den Schornsteinen austretenden Rauch dieses Ofens dunkelbraun. Waren diese Manganoxyde schon vor der Ver brennung gebildet, oder waren das Mangan und andere Metalle in Dampfform in die Kessel und Winderhitzer eingetreten, und bilden sich die Oxyde erst bei der Verbrennung? Dank des Rundschreibens des Herrn Geschäftsführers unseres Vereins, sind von den Hütten werken Deutschlands sehr werthvolle Analysen des Staubes eingesandt, welcher aus den Hochofen gasen vor und nach der Verbrennung ausgeschieden wurde. Diese Analysen sind in den Anlagen VI mitgetheilt; dieselben geben allerdings keinen Aufschlufs über die für die Benutzung der Hochofen gase in den Gasmaschinen wichtigste Frage, wieviel Stoffe vor der Verbrennung noch als Elemente, oder weniger oxydirte Verbindungen, und gas- oder dampfförmig vorhanden waren. * „The Journal of the West of Scotland Iron and Steel Institute“, Vol. V. Nr. 2, November, S. 55; Nr. 3, S. 66, 77 und ff. ** „Stahl und Eisen“ 1884 S. 35, 1885 S. 788. Cassiers Magazine 1898. Februar Vol. 13 Nr. 4 S. 354. *** Sonderabdruck des Berichts von Hrn. H. Hubert aus den „Annales des Mines de Belgique“ 1897 Seite 34 und 12.