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Gasflaschen); 4 Schlagbiegeversuche (darunter 2 mit Stahlachsen); 5 Härteproben mit Stahl. Hierzu kamen 5 Prüfungen an Zerreifsmaschinen ; 1 Unter suchung eines Härteprüfers; 1 Untersuchung eines Flaschenzuges; 38 Prüfungen auf inneren Druck; 42 Reibungsversuche mit Schmierölen; 10 Farben- Untersuchungen; 286 technologische Proben (261 Biege proben, 16 Schmiedeproben und 9 Lochproben) und umfangreiche Untersuchungen von Gummischläuchen, Steinschlag, Eisennickellegirungen, Kupfer und Zinn. Unter den bearbeiteten Prüfungsanträgen mögen noch folgende hier besonders hervorgehoben werden: Belastungsproben mit ganzen Constructionstheilen, als gufseiserne und schmiedeiserne Säulen auf Knick festigkeit. Untersuchungen mit Eisenbahnschwellen aus Beton auf Biegungsfestigkeit, Druckfestigkeit, so wie auf Widerstandsfähigkeit gegen Stöfse und gegen Seitendruck auf die Befestigungsschrauben der Schienen. Für den Fahrradbau wurden untersucht geschweifste, gezogene, und gewickelte Rohre auf Biegungsfestigkeit und auf Zugfestigkeit, zum Theil unter Einschlufs der Verbindungsstellen u. s. w. Eingeleitet wurden ferner Untersuchungen mit biegsamen Wellen auf Dreh- festigkeit. I ie W eilen bestehen aus mehrfachen, über einander liegenden Drahtlagen, deren Neigungssinn wechselt und die mit Spannung eng aufeinander liegen, so dafs sie sich bei Inanspruchnahme der Welle gegen seitig am Auf- und Zudrehen hindern. Die Unter suchungen mit stählernen Kohlensäureflaschen, die bereits im Vorjahre begonnen hatten, wurden aufser Erprobung auf inneren Druck auch auf Fallversuche mit Flaschen verschiedenen Ursprungs, die mit Gas gefüllt waren, ausgedehnt. Die Flaschen wurden hier bei auf Fallhöhen bis zu 4 m auf Unterlagen aus Roheisen herabfallen gelassen. Sie erlitten hierbei mehr oder weniger starke Einbeulungen, ohne dafs eine der Flaschen zu Bruch ging. Später mit dem Material derselben Flaschen vorgenommene Zerreifs- versuche ergaben Zugfestigkeiten bis zu 70 kg/qmm bei nur 6% Bruchdehnung, kennzeichneten das Material also als aufserordentlich spröde. Aufser den Kohlen säureflaschen gelangten wiederholt Lachgasflaschen für Zahnärzte zur Prüfung, von denen eine grösere Anzahl unter dem vorgeschriebenen Probedruck be trächtliche Formänderungen erlitt. Ein Antrag einer Brückenbauanstalt, betreffend die Prüfung ganzer Constructionstheile (Winkel- und Flacheisen) gab Ver anlassung, die Einspannvorrichtungen zu der 500-t- Maschine zu ergänzen, so dafs jetzt ohne besondere Vorbereitungen Versuche mit Flacheisen bis zu 250 mm Breite und auch mit ganzen Winkeln bis zu 100 mm Schenkellänge angestellt werden können. Ferner wurden zufolge eines Prüfungsauftrages Einspann vorrichtungen für Ketten bis zu 72 mm Eisenstärke beschafft. Sie sind derart eingerichtet, dafs den Vor schriften des Lloyds entsprechend dreigliedrige Stücke geprüft werden können, in welche Anschlufsglieder eingeschweifst sind, deren Abmessungen auf der einen Seite der Eisenstärke der zu prüfenden Kette, auf der anderen Seite der vorhandenen Einspannvorrichtung anzupassen sind. Von den Untersuchungen, welche im Auftrage der Ministerien durchgeführt wurden, sind hier in erster Linie die Dauerversuche mit Eisenbahnmaterialien zu nennen. In der Abtheilung für Baumaterialprüfung wurden 279 Aufträge, 19 695 Versuche umfassend, erledigt, gegen 344 Aufträge mit 14-334 Versuchen im Vorjahre. Besonders zahlreich wurden Untersuchungen von Schlackensteinen und Kalksandsteinen ausgeführt. Erstere namentlich im Auftrag von Hüttenwerken, welche ihre granulirten Schlacken zu Mauersteinen verarbeiten und so zu verwerthen suchen. Solche Schlackensteine sind auch in Gestalt von gemauerten Pfeilern zur Prüfung gekommen. In der Abtheilung für Papierprüfung wurden 953 Anträge, in der Abtheilung für Oelprüfung 167 Aufträge erledigt. Von den Arbeiten, welche in der Chemisch- technischen Versuchsanstalt ausgeführt worden sind, heben wir besonders hervor die Ver suche zur Bestimmung von Tellur und Selen in me tallischem Kupfer, zur Bestimmung von Chrom im Stahl und über die Verbrennung in comprimirtem Sauerstoff. Aufser diesen und anderen Versuchs reihen wurden 4-75 Analysen erledigt, von denen 117 auf Metalle und Legirungen entfallen. * * * Der Reichstag beschäftigte sich in seiner Sitzung vom 29. Januar d. J. mit dem Materialprüfungswesen. Abgeordneter S ch m i d t - Bingen begründet die von ihm in Gemeinschaft mit Dr. Paasche beantragte Resolution; „In Erwägung 1. dafs ein auf wissen schaftlichen Methoden beruhendes Materialprüfungs wesen zur Förderung der exacten Naturforschung beiträgt und für die technischen Wissenschaften un entbehrlich geworden ist, 2. dafs die Ausbildung der wissenschaftlichen Ergebnisse des Materialprüfungs wesens nach der praktisch - technischen Seite hin für die gesammte Gewerbsthätigkeit, einschliefslich der Forst- und Landwirthschaft, sowie für die Aufgaben des Staates auf dem Gebiete der öffentlichen Arbeiten, des Heeres und der Marine sich als unentbehrlich und im höchsten Mafse nutzbringend erwiesen hat, den Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichstage wegen Herstellung geeigneter Einrichtungen für das Material prüfungswesen durch das Reich eine Vorlage zu machen.“ Staatssecretär Dr. Graf v. Posadowsky erkannte das sachliche Bedürfnifs eines solchen Amtes an. Er hat sich bereits vor längerer Zeit an den preufsischen Cultusminister gewandt, um mit ihm eine Vereinbarung zu treffen, dafs in der Versuchsanstalt in Charlotten burg derartige Untersuchungen allgemein vorgenommen werden können. Die dortigen Anlagen sind indessen dazu nicht ausreichend, es würden Neubauten nöthig sein, eine Vermehrung des Beamtenpersonals u. s. w. Die Frage, ob das Reich eine eigene Anstalt errichten, oder ob es sich an die preufsische anschliefsen und dieser einen einmaligen Zuschufs zur Erweiterung, dann feste Jahresbeiträge gewähren soll, ist noch nicht entschieden. Der Schmidtsche Antrag wurde einstimmig an genommen. Knut Styffe f- Am 3. Februar verschied in Stockholm der Director der Kgl. Technischen Hochschule, Dr. Knut Styffe, im Alter von 74- Jahren. Derselbe war am 13. Januar 1824- zu Karlsfors in Westgotland geboren, woselbst sein Vater Verwalter der dortigen, nunmehr ein gegangenen Alaunhütte war. Er studirte von 1811 bis 1847 in Upsala anfangs Rechtswissenschaften, wendete sich aber nach bestandener Prüfung im Jahre 184-3 dem Bergwesen zu. In der Zeit von 1848 bis 1852 war Styffe als Bergbeamter beim Silberberg werk in Sala thätig, dann ging er als Lehrer der Chemie an das Stockholmer technologische Institut, dessen Leitung ihm im Jahre 1856 übertragen wurde; er hatte diese Stelle bis 1890 inne, in welchem Jahre er in den Ruhestand zurücktrat. Unter seiner vor trefflichen Leitung machte das technologische Institut bemerkenswerthe Wandlungen durch. So wurde im Jahre 1869 die Faluner Bergschule damit vereinigt, aber erst 1877 wurde die Anstalt, die schon seit dem Jahre 1863 in einem neuen Gebäude untergebracht war, in eine wirkliche Hochschule umgewandelt.