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208 Stahl und Eisen. Der Schlackencement, seine Herstellung und Eigenschaften. 1. März 1898. Prost beobachtete, dafs halb erstarrte Stich schlacken oder solche, welche bei der Granulation schon syrupartig sind, ein Product ohne Puzzolan- werth ergeben, weil in beiden Fällen die Krystalli- sation schon begonnen hat. Die hochgaren Schlacken sind die besten, vorausgesetzt, dafs die Granu lation gut vor sich geht. Es ist übrigens durch Versuche nachgewiesen, dafs eine granulirte und gemahlene Schlacke, einer längeren Galcination ausgesetzt, nach lang samem Erkalten einen Theil ihrer mehr oder weniger beträchtlichen Puzzolaneigenschaft ein- gebüfst hat. Die von dem Cement solcher Schlacken angefertigten Proben zerfielen vollständig in Wasser. Auswahl der Schlacken. Zur Cementbereitung eignen sich vorzugsweise gare Schlacken, aber auch diese sind nicht alle brauchbar. Es ist leider eine Thatsache, dafs die Schlackencemente lange Zeit descreditirt waren und noch heute von gewissen Seiten als verdächtig erklärt werden. Die Ursache hierfür mag zum Theil darin zu suchen sein, dafs die Cementfabrik und das die Schlacke liefernde Hochofenwerk viel fach verschiedene Besitzer haben und der Hochofen nur an der Fortschaffung, nicht aber auch an der sachgemäfsen Granulation und Sortirung der Schlacke interessirt ist. Die Transportkosten einer seits und die Sorge, seinen Betrieb nicht zu unterbrechen, andererseits, reizen den Cement- fabricanten, alle ihm zugeschickten Materialien zu verarbeiten. Es ist aber unbedingt nothwendig, die Schlacken sorgfältig auszuwählen, und erreicht man nur hier durch ein Product von möglichst gleichmäfsig mörteltechnischem Werthe. Es würde höchst falsch sein, zu glauben, in der Schlackenauswahl weniger genau sein zu dürfen und durch übertriebenen Kalkzusatz den Fehler wieder ausmerzen zu können. Die Granulation giebt der Schlacke sehr verschie denes Aussehen, welches mit Genauigkeit auf den Ofengang schliefsen läfst und die Beurtheilung der Schlackenqualität gestattet. Die Farben schwanken vom hellsten Gelb bis Schwarz, sie kommen in strohgelb, rothgelb, braunroth, grau, blaugrau bis schwarz vor, dabei kann das volumetrische Gewicht um das Doppelte differiren. Rothgelb gefärbte granulirte Schlacken sind ganz leicht, behalten lange ihren Feuchtigkeits gehalt und besitzen geringe Puzzolaneigenschaft. Sie eignen sich, mit Sand gemischt, .vorzüglich zur Mörtelbereitung. Ihre Zusammensetzung ist im Mittel SiOg = 36 bis 33 %, CaO = 43 bis 48 %. Alg O3 — MgO sind verschieden und hängen mehr von dem Erz, als dem Gang des Ofens ab. Die weifs- und strohgelben Schlacken sind be sonders leicht, ihr Gehalt an Kieselsäure ist hoch, wie bei den vorhergehenden, ungranulirt sind sie sehr zähe und gehen leicht in den festen Aggregat zustand über. Bei der Granulation blähen sie sich zu Schaum auf, sie besitzen schon gut entwickelte Puzzolaneigenschaften und eignen sich für die j Schlackensteinfabrication. Doch ist es nöthig, diese Schlacken anzutrocknen und zu zerreiben, weil sonst die daraus hergestellten Steine zu eisklüftig werden. Da dieses aber Arbeitslohn beansprucht, so ist eine Verwendung dieser Schlacke in der Praxis nur in Vermischung mit anderen Schlacken rathsam. Die gelben Schlacken eignen sich vor züglich zur Steinfabrication, sie sind schwerer, widerstandsfähiger und ihre hydraulische Eigen schaft ist ausgeprägter als bei den vorhergehenden Sorten. Sie geben feste, gleichmäfsige Steine, und ergaben diese nach einem Jahre eine Bruchbelastung von 120 bis 160 kg auf 1 qcm. Durch den steigenden Thonerdegehalt wird die Schlacke heller und, wenn der Kieselsäuregehalt grofs ist, leichter. Endlich sind die kalkreichen Schlacken grau blau und wird der Farbenton mit dem wachsen den Kalkgehalt dunkler. Sie eignen sich besonders für die Gementfabricalion, sie sind hart, zähe und trocken. Hauptsächlich an der letzteren Eigen- । schäft sind sie sehr sicher zu erkennen. Denn | eine sehr gare Schlacke kann, wenn das Schlacken- | loch bläst, durch Oxydation während des Abstichs gelb oder roth gefärbt werden. Die Zusammen setzung dieser für die Cementbereitung geeigneten Schlacken schwankt in folgenden Grenzen: SiO, = 27 bis 32 %, Al,0a = 10 bis 22 %, CaO = 48 bis 56 %, MgO = 1 bis 2 %. In nichtgranulirtem Zustande sind es kurze trockene Schlacken, welche augenblicklich erstarren. Durch die Granulation werden sie zu steinfärbigem Gries umgewandelt. Sie sind schwer, weil sie sich bei der Granulation wenig oder gar nicht aufblähen. Sind diese Schlacken bei ihrem Austritt aus dem Ofen dickflüssig, so umschliefsen sie kleine Eisentheilchen und reifsen dieselben mit sich fort. Durch richtige Granulation können letztere Schlacken hochentwickelte Puzzolaneigenschaft er halten. In den Schlacken der verschiedenen Giefserei- eisen ist der Kalkgehalt am höchsten und regel- mäfsigsten. Die durch Eisenoxydul dunkel bis schwarz gefärbten Schlacken sind bei Betrieb auf Giefsereieisen Zeichen des Rohgangs und von der Schlackencementfabrication vollständig auszu- I schliefsen. Wie man sieht, sind die Schlacken von Aussehen und bezüglich ihrer Eigenschaften sehr verschieden, und liefert ein Ofen bei regel- mäfsigem Gang in kürzerer oder längerer Zeit fast alle diese Variationen. Die Granulationseinrichtung ist von grofser Wichtigkeit, und liefert ein kurzer Lauf mit möglichst grofsem Zuflufs von kaltem Wasser die günstigsten Resultate. Der Wirkungs grad der Hochofenschlacke ist ferner vom Ver- hältnifs des Kalkes zur Kieselsäure abhängig. Hieraus folgt, dafs das Bestreben, nur den besten Portlandmarken vergleichbaren Schlackencement herzustellen, es als eine Pflichtzugabe erscheinen