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38. Stahl und Eisen. Erzeugung der deutschen Eisen- und Stahlindustrie u. s. w. 1. Januar 1898. bestimmt ist,, der Regierung als Beirath bei der Regelung unserer handelspolitischen Verhältnisse mit dem Ausland zu dienen? Dafs es bei diesen Exclamationen der Frei handelspresse auch nicht an den gewöhnlichen Angriffen auf den Centralverband seitens der freihändlerischen Hintermänner der, von dem Chemischen Verein gebildeten, bekanntlich ohne Tendenz arbeitenden privaten „Gentraistelle“ ge fehlt hat, ist selbstverständlich; da sich diese Angriffe jetzt aber in die Spalten des „Kleinen Journals“ und des socialdemokratischen „Vorwärts“ zurückgezogen haben, ist es wohl nicht erforderlich, sie weiter zu beachten. Die Rücksicht, die der Reichskanzler auf die Landwirthschaft durch Zubilligung einer starken Vertretung ihrer Interessen im wirthschaftlichen Ausschufs genommen hat, kann bei objectiver Be- urtheilung nur gebilligt werden. Während Industrie und Handel sich seit einer Reihe von Jahren in aufsteigender Richtung bewegen und nicht wenige Zweige dieser Gewerbe sogar hervorragend pro- speriren, ist die Landwirthschaft zurückgegangen; sie befindet sich theilweise sogar in einer an erkannten Nothlage. Sehr weite Kreise der deutschen Landwirthe erblicken die Ursache ihrer unbefriedigenden Lage in dem System, nach welchem gegenwärtig unsere handelspolitischen Verhältnisse mit dem Auslande geregelt sind. Unter diesen Umständen und bei der grofsen Be deutung der Landwirthschaft war es sicherlich geboten, dieser eine ausgiebige Vertretung ihrer Interessen in dem wirthschaftlichen Ausschufs ein zuräumen. Es ist auch noch nicht bekannt ge worden, dafs die- Vertreter von Handel und In dustrie sich durch die starke Vertretung der Land wirthschaft irgendwie eingeengt oder in der Wahrung der ihnen anvertrauten Interessen bedroht erachten. Endlich wird es getadelt, dafs gewisse Per sonen, die in Vertretung landwirthschaftlicher In teressen in ihren Ansichten und Forderungen einen äufserst extremen Standpunkt eingenommen haben, Platz in dem wirthschaftlichen Ausschufs gefunden haben. Diese Berufungen scheinen von aufser- ordentlicher Klugheit eingegeben zu sein; denn es ist bekanntlich wesentlich etwas Anderes, von unverantwortlicherStellung aus extreme Forderungen im öffentlichen Leben zu stellen, als sie bezüglich ihrer Zweckmäfsigkeit und Durchführbarkeit in einer ernst prüfenden, sich ihrer Verantwortung bewufsten Körperschaft zu vertreten. In solchen Gremien ist schon manche überlaute, selbst- bewufste Stimme auf den gewöhnlichen ruhigen Ton herabgedrückt oder gar zum Schweigen ge bracht worden. Bk. („Deutsche Industriezeitung".) Erzeugung der deutschen Eisen- und Stahlindustrie mit Einschlufs Luxemburgs in den Jahren 1894 bis 1896 bezw. 1887 bis 1896.* (Nach den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Statistischen Amtes zusammengestellt.) In dem Rundschreiben Nr. 20 des „Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller“ hieifst es: „Von dem Kaiserlichen Statistischen Amte ist die Erzeugung der Berg- und Hüttenwerke des Deutschen Reichs für 1896 veröffentlicht worden. Leider sind 132 Eisengiefsereien, 4 Schweifseisen- und 6 Flüfseisenwerke mit ihren Antworten in Rückstand geblieben, von denen nur 80 Eisen giefsereien, 3 Schweifseisen- und 5 Flufseisen- werke mit ihrer Erzeugung amtlich abgeschätzt werden konnten, während 52 Giefsereien, 1 Schweifs- * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1897 Nr. 1, S. 22. Wir lenken die Aufmerksamkeit der Leser auf die höchst dankenswerthe Ergänzung, welche der geschätzte Ver fasser, Hr. Dr. Rentzsch, in diesem Jahr dadurch ein geführt hat, dafs er die Trennung der Statistik nach Ganz- und Halbfabricaten weiter durchgeführt hat als dies früher geschehen war. Die Redaction. eisenwerk und 1 Flufseisenwerk mit einer Erzeugung von etwa 19 950 t Eisengufswaaren im Werthe von 3 981 700 46, 2350 t Schweifseisenfabricate im Werthe von 328 000 •% und 4-60 t Flufseisen- fabricate im Werthe von 104-000 M durch private Sachverständige abgeschätzt worden sind. Da eine vollständig zutreffende Ermittlung der Erzeugung für die Hüttenwerke selbst von grofsem Werth ist und die Bestrebungen unseres Vereins sich in vielen Fällen auf die Statistik zu stützen haben, darf die dringende Bitte wiederholt werden, dafs alle Herren Eisenindustriellen, vorzugsweise die geehrten Mitglieder unseres Vereins, die Mühe nicht scheuen wollen, die (demnächst wieder aus zugebenden) montanstatistischen Fragebogen für 1897 so vollständig als möglich auszufüllen und sodann an die betreffenden Behörden zurückgelangen zu lassen.“