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1. Februar 1898, Drei beinerkcnsicerlhe Drückenbauten des Auslandes. Stahl und Eisen. 131 Behandlung und Kühnheit des Entwurfs gerecht werdendes Bauwerk; zudem verbot sich die Anwendung von über die Fahrbahn hinausragen den Trägern, durch welche die Aussicht auf das am linken Seine-Ufer, schräg gegenüber der Brücke gelegene Htel des Invalides beeinträchtigt worden wäre. Mufsten diese Forderungen an und für sich ein kühnes Bauwerk bedingen, so trat das Streben der Franzosen hier noch hinzu, im Hin blick auf die Weltausstellung etwas vollkommen Eigenartiges zu schaffen, und kann es deshalb nicht wundernehmen, wenn die Alexanders III. Brücke — deren Ansicht Abbildung 5 darstellt — dem Ingenieur in mehr als einer Beziehung Bemerkenswerthes bietet. Die Hauptträger — als Bogen mit drei Ge lenken, also zweien an den Kämpfern und einem im Brückenscheitel ausgebildet — besitzen eine Stützweite von 107,50 m bei 6,28 m Pfeilhöhe. grofse Vortheile. Man wird nicht nothwendig haben, die Bogen auf einer festen Rüstung zu montiren, sondern wird die Aneinanderreihung der einzelnen Elemente bequem von einem verschieb baren Gerüste aus vornehmen, hierdurch die Bau zeit nicht unerheblich abkürzen können und den Schiffsverkehr wenig stören. Bezüglich des ge wählten Gufsmaterials und des Anschlusses der Elemente sei jedoch darauf verwiesen, dafs die An ordnung des Scheitelgelenkes bei dergrofsen Spann weite und der zu erwartenden sehr bedeutenden Verkehrslast nicht unbeträchtliche Durchbiegungen der Bogenmitten zur Folge haben wird, die rech nerisch mit der neutralen Achse des Bogens zu sammenfallende Drucklinie sich verschieben und dem Material des Bogens und seinen Verbindungstheilen beträchtliche Zugspannungen zumuthen dürfte. Wenn die Erbauer der Brücke die Hauptträger als Gewölbe und die einzelnen Gufseisentheile dieser Abbild. 7. Dio Ansicht der neuen Niagara-Bogenbrücke. Das Verhältnifs der letzeren beiden ist demgemäfs 17g, also aufserordentlich gering, so dafs in dieser Hinsicht die Alexanders III. Brücke die kühnste der z. Z. bestehenden eisernen Bogen brücken ist. Angeordnet sind im ganzen 15 Haupt träger mit einem Abstande von 2,857 m. Ein jeder derselben besteht, wie Abbildung 6 zeigt, aus einzelnen aus getempertem Gufsstahl hergestellten Bogenelementen von I-Querschnitt, * welche unter sich durch Verschraubung verbunden werden sollen. Es ist also in der vorliegenden Construction auf die Bauweise der alten gufseisernen Bogenbrücken zurückgegriffen, welche vielfach aus aneinandergeschraubten Elementen zu bestehen pflegten; ob diese Anordnung jedoch zweckmäfsig ist, mag sehr in Frage gezogen werden. Für die Aufstellung der Brücke ergeben sich hierdurch zwar * Mit Ausnahme der äufsersten Ilauptträger, welche einen besonderen, die Anbringung architek tonischer Verzierungen gestaltenden Querschnitt auf weisen. | als Gewölbeeiemenle auffassen, so ist doch auf den Unterschied beider hinzuweisen, welcher in dem ungleich festeren Zusammenschlufs von Stein und Mörtel und der Unwandelbarkeit des ganzen I Gewölbes begründet ist. — Neben dieser eigenartigen Construction der Hauptträger erscheint die Breitenabmessung der Brücke hervorhebenswerth, da kein anderes Brücken bauwerk der Welt gleich bedeutende Dimensionen aufzuweisen hat. Die durch verticale, unter sich in | senkrechter Ebene versteifte Ständer in Entfernung | von je 3,625 m auf die Hauptträger abgestützte Fahr bahn besitzt 40,25 m Breite. Sie besteht aus der mitt- . leren, 20 m Nutzbreite aufweisenden Strafsenbahn 1 und zwei an deren Aufsenseiten sich anschliefsenden Fufsstegen von je 10,125 m Breite. Die erstere ist in Holzpflaster auf Beton und Zoreseisen projectirt, i während die Fufsstege durch eine Abdeckung von | Asphalt auf Beton, horizontalen Blechplatten und 24 cm breiten Zoreseisen gebildet werden. Die Fahrbahn weist ein gleichmäfsig bis zur Brücken mitte verlaufendes Längsgefälle von 1 : 50 auf.