I. Januar 1898. Die Elektricität im Bergbau und Hüttenbetrieb. Stahl und Eisen. 15 Fig. 16. somit in Fortfall. Nur die gröfseren Motoren über 40 HP oder die mittleren, welche mit voller Last an gehen müssen, erhalten in der Ankerwicklung für das Anlassen einen Anlafs- widerstand, und zu diesem Zweck allerdings Schleif ringe und Bürsten. Diese Schleifringe besitzen jedoch keine Unterbrechungsstellen wie die Collec- toren der Gleichstrommaschinen. Ein Nachstellen welche mit dem Leitungsnetz durch drei feste Klemmen verbunden ist. Bei kleineren und mittleren Motoren ist keine Stromzuführung zum Anker vorhanden. Alle beweglichen Gontacte kommen Fig. 17. der Bürsten und die Bildung von Funken an denselben ist gänzlich ausgeschlossen. Die ganze Wartung des Motors beschränkt sich auf die Bedienung des Lagers, welche bei Verwendung der Ring schmierung eine äufserst geringe ist. Die hier durch erzielte Unabhängigkeit der Motoren von der gröfseren oder geringeren Aufmerksamkeit des Bedienungspersonals bedingt eine wesentliche Erhöhung der Betriebssicherheit. Der Drehstrommotor ist gegen Spannungs schwankungen innerhalb weiter Grenzen ziemlich unempfindlich. Belastungsschwankungen von Voll belastung bis zum Leerlauf verändern die Umlauf zahl nur um etwa 4 bis 5%, ein Umstand, der für praktische Zwecke ohne Belang ist. Licht- und Kraftvertheilung können bei Dreh strom wie bei Gleichstrom gleich gut von der selben Maschinenanlage betrieben werden. Die Glühlichtbeleuchtung ist bei beiden Systemen die selbe. Die Wechselstrombogenlampe steht, wie schon erwähnt, allerdings der Gleichstrombogen lampe etwas nach, doch ist dieser Unterschied immerhin von nur sehr untergeordneter Bedeutung. Die Gröfse der Maschinen in der Primärstation wird man, wenn nicht sehr grofse Anlagen oder andere besondere Gründe vorliegen, so bemessen, dafs zwei Dampfmaschinen mit ihren Dynamo maschinen ausreichen, den normalen Strombedarf zu decken, während eine dritte für gesteigerte Leistung und für Reserve verbleibt. Die Höhe der Betriebsspannung mufs von Fall zu Fall entschieden und dabei auch die voraussichtliche Erweiterung und Ausdehnung der Anlage in Betracht gezogen werden. Allgemein üblich ist es, für Motoren mit 500 Volt, für Be leuchtung mit 120 Volt zu arbeiten. Ob und wie viele Transformatoren einzuschalten sind, ist von den jedesmalig obwaltenden Betriebsverhält nissen abhängig zu machen. Bei stark schwankender Belastung der Primär maschinen durch die jeweilige Inanspruchnahme der Motoren wird man mitunter im Interesse eines ruhigen Lichtes gezwungen sein, für Licht- und Kraftzwecke gesonderte Maschinen auf ¬ zustellen. Man wird natürlich in diesem Fall die Maschinenaggregate so wählen, und die Schaltung so einrichten, dafs eins für das andere eintreten kann, und im Nothfall auch alle gemeinschaftlich zusammen arbeiten können. Für welche Arbeitsleistungen lassen sich nun vortheilhaft die Elektromotoren anwenden? Um hierauf eine kurze Antwort zu geben, kann man sagen: Für alle Arbeitsleistungen. Eine allbekannte Verbreitung hat der Elektro motor bereits in den Werkstätten für den Betrieb von Arbeitsmaschinen und Trans missionen gefunden. Bei Einführung der elek trischen Uebertragung glaubte man möglichst jede einzelne Maschine mit besonderem Motor antreiben zu müssen. Doch ist man von dieser Ansicht bald abgekommen. Sobald mehrere immer zu gleicher Zeit arbeitende Maschinen in einem Raume neben einander stehen, richtet man vortheilhafter für diese zusammen eine kurze Transmission ein. Da nämlich diese Maschinen zur gleichen Zeit erfahrungsmäfsig nie sämmtlich vollbelastet werden, genügt zu deren Antrieb ein Motor für den mittleren Kraftbedarf.