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Dresdner Journal : 10.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-10
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 10.04.1875
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ZV 81 Sonnabend, den 1», April 1875 I, ,M,« S««t,c5« : -MrljM«, ...» 4 «vk LV kk. V » kt. L«otc«» tittt ko«t- MM 8towp«I»Mt»M« MM«. MW» S» >««M «o« k»Ct»Mt«i M Wt. V«Mr ^io^—oäi» äi» Lall», — kL IHssUvd «1» F««»«tu», L» Sono- «M »r ä«« ko^mM« 1»U. Drrs-MrImmml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. l^l« F> LmMiMtM» M» Z. vkMLa» svuri»»!-; «devckM - L^-«« , m«»«»^M«»-VI» 7M«1^ Uu>rr»»Lkinr ». L: M ^0-iM, I«r11» Vt» - - kr»U.L«tp«tM - rrM^kart ».» »a-ok«: L«M Lfo««, >«U»i S 7^vat»<j«^ littet, Ar,»» L Schott«, Ir,»lA«: L Sta«-«,'». öai^»a; I'e. V«ot, Rr«»U1»N «N.: L Q. 0. //MVMMM »oi>« UuoLK, Da«5«<S0»., SürUi». /»« D., «»»»<>-«-. <7 »««»:La«««, L«^tt«,L«S»vM 0«., M»«Uvr: F»«u«5« M 0» , S»MdM,: L Ho-r-«,, VU»i Ml Op,MM S»r»«»r«h«r» LDvIsI. L»p«tit»<» äs« DlM<MM ^MWM» I^»6«L, N«. ». Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Fürstlich Schönburg'sche Kam- merrath Georg Christoph Eichhorn zu Waldenburg das von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Georg zu Schwarz burg-Rudolstadt ihm verliehene Ehrenkreuz HI. Elaste annehmt und trage. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Rittergutsbesitzer Julius Roßberg auf Zunsch- witz das Ritterkreuz vom Albrechtsordrn zu verleihen. S«. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem früheren Grmeindevorstande, Gutsauszügler Carl August Rösch zu Hilmersdorf die silberne Medaille vom Verdienstorden, sowie dem Hausmann Karl Gott lieb Schurig zu Schneeberg und dem Fabrikarbeiter Carl Friedrich Teichert zu Görsdorf die silberne Me daille vom Albrechtsordrn zu verleihen. Verordnung, die Wahl eines Reichstags-Abgeordneten für den 12. Wahlkreis des Königreichs Sachsen betreffend. Nachdem der zeitherige Reichstags-Abgeordnete für den 12. Wahlkreis des Königreichs Sachsen (Stadt Leipzig) sein Mandat niedergelegt hat, ist behufs der hiernach erforderlichen Ersatzwahl der 14. April 1875 als der Tag, an welchem die Auslegung der Wähler listen zu beginnen hat, ferner der 11. Mai 1875 als Tag der Wahl festgesetzt, und für die gedachte Wahl Herr Vice-Bürgermeister a. D. Berger zu Leipzig zum Wahlcommistar ernannt worden. Dresden, am 7. April 1875. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Forwerg. Nichtamtlicher Tßeit. Telegraphische Nachrichten. Bre'Slau, Donnerstag, 8. April, Nachmit tags. (W. T. B.) Die Antwort deS Fürstbischofs Viv FSrfter-anf dik an ihn ergangene Aufforde rung, sein Amt niederzulegen, ist dem Oberpräfi- denten zugegangen. Dieselbe lautet ablehnend, und wird nunmehr daS gesetzlich vorgeschriebenc Ver- fahren gegen den Fürstbischof vor dem kirchlichen Gerichtshof eingeleitet werden. (Vergl. unter „Ta gesgeschichte".) Darmstadt, Donnerstag, 8 April, Nachmit tags. (W. T. BO Die Erste Kammer nahm in ihrer heutigen Sitzung die Kirchengesetze gemäß den Beschlüssen der Zweiten Kammer an. Als dann gelangten die Eisenbahnvorlagen zur An- nähme Pola, Donnerstag, 8 April, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kaiser fuhr heute nach dem Dejeuner auf der Nackt „Phantasie" nach dem Ca- nale-Kasans, um daS auS dem Casemattschiff „Kaiser", der Fregatte „Radetzky", der Corvette „KrundSberg" und dem Schraubendampfer „Nau- tiluS" bestehende und von dem Contreadmiral Krhrn. v. Sterncck rommandirte Geschwader zu besichtigen. Se. Majestät inspicirte den „Ra- detzky", verweilte sodann auf dem „Kaiser" und befahl dortselbst Klarschiffübungen und andere Manöver. Nach der Rückfahrt fand Diner auf der Dacht „Miramare" Statt. DaS Geschwader ist bereits nach Zara abgefahren. (Vgl. die „Ta gesgeschichte" unter Wien.) Buda-Pest, Donnerstag, 8. April, Abends. (Corr.-BurJ DaS Unterhaus hat heute daS Gesetz über die Luxussteuern angenommen Der Abg. Jsteczy interprllirte die Regierung, ob sie geson- neu sei, der schrecklich überyandnehmenden Juden- einwanderung und dem PanjudäiSmuS durch ge- setzlichr Verfügungen vorzubeugen, und begründete seine Interpellation in einer Aufsehen erregenden Weise. Rom, Donnerstag, 8. April, Abends. (Tel. d. Dresdn. Jour.) Wie versichert wird, find die Grund lagen eine- neuen österreichisch-italienischen Han- dclSvertrageS endgiltig in Venedig, entsprechend den HandelSinteressrn und den wirthschaftlichen In- teressen beider Staaten, festgestellt worden. Venedig, Donnerstag, 8 April, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Graf Andrassy bleibt noch einige Tage in Venedig. Er empfing heute früh den Besuch deö Ministerpräsidenten Minghetti, der sodann mit Visconti-Venosta, Menabrea und Cantelli abreiste. Madrid, Donnerstag, 8. April, Vormit- tagS. (W. T. B.) Vom Kriegsschauplätze wird gemeldet, daß der General Martinez CampoS die Stadt Ripoll (Catalonien) besetzt hat. Die Regierung hat, dem Verlangen des Gou- verneurs von Cuba entsprechend, die Absendung von 15,vvv Mann nach Cuba angeordnet. St. Petersburg, Donnerstag, 8. April, Nachmittags (W. T. B.) Die hier eingetroffene Deputation der Unirten wurde gestern vom Kaiser im PalaiS empfangen, nachdem dieselbe vorher dem Gottesdienste m der Hofkapelle beigewohnt hatte, an welchem auch die Kaiserin und die Großfür stinnen Theil nahmen Die Deputation besteht auS sämmtlichcn Pröpsten drr Sprengel deS Gou- vernemrntS Lublin, geführt vom Administrator Papich, auS zwei Pröpsten des Gouvernements Siedlec und auS mehreren eingcpfarrten Personen. Administrator Papich hielt eine Anrede an den Kaiser, in der er die Wiedervereinigung mit der Kirche betonte. Der Kaiser erthciltc eine sehr huldvolle Antwort, in welcher er äußerte, daß er die Unirten mit offenen Armen wieder auf nehme. Athen, Donnerstag, 8. April, Morgens. (W. T. B.) Die zur Minorität der Kammer gehörigen Deputieren haben eine Erklärung veröffentlicht, 1tt Melcher sic die Beschlüsse der Majorität und die Handlungen deS Ministeriums als illegal be zeichnen und gegen dieselben entschiedene Verwah rung einlegen. Ellge-mschichie. * Berlin, 8. ?lpril. Die Abreise des Kronprinzen nach Italien wird zu Anfang der nächsten Woche er wartet. Dagegen scheint es noch nicht festzustehcn, ob . auch die Frau Kronprinzessin sich sogleich mit nach Ita lien begiebt oder später nachfolgt und der Kronprinz vorläufig allein die Reise antritt, um in officiellcr Weise in Vertretung Sr. Majestät des Kaisers dem Könige von Italien einen Besuch abzustatten. — Beim Fürsten Bismarck ist auch gestern wiederum ein Ministcrrath abgehalten worden. Die Abreise des Fürsten nach Barzin dürste doch noch nicht am 15. d. Atts, erfolgen, viel mehr auf einige Tage über die Mitte des Monats hinaus verschoben werden, da, wie die „D. R. C." hört, Fürst Bismarck die Absicht hegt, der Debatte des Herren hauses über den Gesetzentwurf betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln an die Bisthümcr und Geistlichen rc., beizuwohncn, welche voraussichtlich schon am 14. d. Mts. ihren Anfang nehmen wird. — Wie die „Gcr.- Ztg. "mittheilt, ist in Sachen des Grafen Harry v. Arnim das Kammergericht noch gar nicht in der Lage gewesen, sich überhaupt mit dem Prcceß zu beschäftigen; denn die Acten desselben waren bis zum Anfang dieser Woche dort noch gar nicht angelangt. Man wisse auch bis jetzt noch nicht, wann diese Acten bei diesem Gerichtshöfe ringehen werden, so daß es noch zweifelhaft ist, ob im Laufe des Mai d. I. die Verhandlung in zweiter In stanz zu Ende kommt. — Die dem gestern zusammengetretenen Landtage des Herzogtums Lauenburg (Ritter- und Landschaft) vorgelegtcn „Grundzüge eines Einverleibungsge setzes" enthaften nach den „Hamb. Nachr." in t5 Ar tikeln folgende Bestimmungen: Art. l bestimmt, daß das Herzogtum Lauenburg für im mer piit der preußische» Monarchie vereinigt wiiH und die preußische Verfassung am 1. Juli 187« in Kraft treten soll. — Art. 2. Zum Abgeordnetenhause wird Lauenburg — als ein selbstständiger Wahlbezirk — einen Abgeordneten senden. — Art. 3. Geschäfte, Obliegenheiten und Befugnisse des bis- herigtn Ministers für Lauenvurg gehen, mit dem 1 Juli 187«, auf die betreffenden (preußischen) Resiortminister über. — Art. 4 und «. Das Herzogthnm bildet einen Kreis der Pro vinz Schleswig-Holstem, bat indessen an dem Vermögen und dem Provinzialständischen Verbände der genannten Provinz kein» Antheil. Der Wirkungskreis des Oberpräsidenten von Schkswig-Holstcin, der Regierung in Schleswig, des Provin- zialschulcollegiums und des Medicinalcollegiums in Kiel, end lich des Provinzialsteuerdirectors für Schleswig-Holstein, wird nach-Maßgabe resp. des allerhöchsten Erlasses vom 2». Juni 18«L der Verordnung vom 22 September 1867, und des nlleoböchsten Erlasses vom 24. August 1867 auf Lauendurg ausßedebnt. An der Spitze des lauenburgschen Kreises steht ein xandrath, betreffs dessen die 88 2 und 3 der Verordnung vom 22 September 1867 Platz greifen. — Art. 5. Die bis herige Eonsistorialverfasiung bleibt, mit der aus Art. 4 sich ergebenden Modifikation (Ucberweisung der Schulen unter das Reffort des Provinzialschulcollegiums) bestehen. — Art. 7. Die jetzige Ritter- und Landschaft bildet die Vertretung des Kreises. Bezüglich ihrer Zusammensetzung und Wahl wird durch dies Gesetz nichts verändert. Gleichzeitig werden der Ritter- und Landschaft die Rechte und Pflichten der Provin zialstände in den alten Landcstheilen der Monarchie übertra gen. Die Kreisvertretung verwaltet, unter Leitung des Erb- landmarschaüs, die KreiScommunalangelegenheiten - Art. 8. Das, als Landeseigcnthum anerkannte, Domanialvermögen (Reeeß vom I9.M. Juni 1871 und Gesetz vom 7. December 187») verbleibt Kreiscigenthum — Art. 9 und 10. Alle Lan desschulden bleiben Schulden des Kreiscommunalverbandes. Aut Erstattung der, nach der Gasteiner Convention an Oester- reiH gezahlten Abfindungssumme, von 2z- Millionen Thaler dä«. R. M, verzichtet Lauenburg — Art. II. Der Kreis- communalverband übernimmt 1) sämmtliche vom Staate zu gewährende Entschädigungen für den Verlust gewerblicher Be- re« »tigungen, die sich aus dem Gesetz vom 20. April 1874 er- gel en, sowie 2) die den bisher befreiten oder bevorzugten, nach bei i Gesetz vom 15. Februar 1875 aber zur Grundlteucr heran zu iehenden Grundstücken in Gemäßheit dieses Gesetzes, zu ge währenden Entschädigungen. 3) Die dem Staate zur Last fal- .levoen Kosten der Grundsteuerveroulaaung resp. Ermittelung des Reinertrages der Liegenschaften (Gesetz vom >5. Februar 1875). — Art. 12 und 13. Zur Erleichterung der Erfüllung der unter Art. 11 zu übernehmenden Verpflichtung wird die Ermächtigung zu einer event. Kreiscomniunalanlcihe crtheilt, zu deren Amortisation der Kreis erst nach erfolgter Tilgung der Domanialanleihe von 1866 verpflichtet ist. Außerdem er klärt sich der preußische Staat damit einverstanden, wenn zur Auszahlung der unter Art. 11 unter 1 genannten Entschädig- nngen, neben den im lauenburgschen Staatsbudget pro 1875 miv t-3 aufgesührten außerordentlichen Einnahmen, falls diese nicht ansreichen, von dem Seite 41 des Budgets nachgewiese nen in preußischen Staatspapicren angelegien Capital (738.45» M nominal) ein Betrag von 302,ovo M verwendet wird. — Art. 14. Alles bewegliche und unbewegliche Staatsvermögen der Herzogthümcr Lauenburg geht in den Besitz deS preußischen Staats über. — Art. 15. Alle Staatsbeamten der Herzog- thümer verbleiben im Genuß ihres bisherigen Diensteinkom mens. sind indessen verpflichtet, sich, in einer ihrer bisherigen Stellung entsprechenden Weise, im preußischen Staatsdienst verwenden zu lassen. Erfolgt eine solche nicht, so tritt Warte- gcld nach 8 25 des ReichSbcamtcngesetzes, vom 31. März 1873, ein- I-. Berlin, 8. April. Das Abgeordnetenhaus hat heute in erster Berathung den Entwurf einer Vor mundschaftsordnung und die damit zusammenhängenden Gesetzentwürfe einer Commission von 14 Mitgliedern zur Vorbcrathung überwiesen und hierauf die zweite Berathung der Provinzialordnung begonnen, ist jedoch in derselben heute nicht über den ersten Paragraphen derselben hinausgekommen. Der 8 1 der Regierungs vorlage erklärt die gegenwärtig bestehenden Provinzen für communalc Verbände mit den Rechten einer Corpo ration und lautet: 8 1 Jede Provinz bildet einen mit den Rechten einer Corporation aaSgestatteten Communalverband zur Selbst verwaltung seiner Angelegenheiten. Zum Commuualverbande der Provinz (Provinzialver band) gehören alle innerhalb der Grenzen derselben be legenen Kreise und alle zu diesen Kreisen gehörenden Ort- schafto» Diejenigen Kreise und einzelnen Ortschaften, welche bis her zu einem anderen provinzlalständischen Verbände gehört haben, treten auS diesem Verbände auS und in den Com- munalverbaod derjenigen Provinz ein, innerhalb deren Gren zrn sie belegen sind. Die Commission hat hinter diesem Paragraphen fol genden Zusatz rinzuschalten beantragt, welcher die Thei- lung der Provinz Preußen in zwei Provinzen ausspricht: § 1» Die bisherige Provinz Preußen wird in zwei Provinzen, Ostpreußen und Westpreußen, getheilt. Bis zur anderweiten gesetzlichen Regelung der Grenzen zwischen Ostpreußen und Westpreußen besteht die Provinz Ostpreußen aus den zur Zeit die Regierungsbezirke Königs berg und Gumbinnen, — die Provinz Westpreußen auS den zur Zeit die Regierungsbezirke Marienwerder und Danzig bildenden LandeStheilcn. Diese beiden Paragraphen werden zusammen zur Dis kussion gestellt. Der Referent (Abg. Miquel) verzichtet un ter Verweisung des gedruckt vorliegenden Berichts auf einen einleitenden Vortrag und es beginnt nun eine längere Debatte für und gegen die Theilung der Provinz Preu ßen. Für die Theilung sprachen die Abgg. Graf Be- thusy-Huc, Rickert, Bischof, gegen die Theilung die Abgg. Engel, Kirschke (früher Oberbürgermeister von Königsberg), Or. Virchow und v. Saucken-Tarputschen. Der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, er klärte, wenn die Regierung auch nicht aus dem Standpunkte stehe, daß sie sich der Theilung der Provinz Preußen für alle Zeiten widersetze, so glaube sie doch die For derung stellen zu müssen, daß die Wirksamkeit der neuen Provinzialordnung abzuwarten ist, durch die allein der praktische Boden, auf welchem die Frage gelöst werden kann, gewonnen wird. Wäre die Rothwendig keit drr Trennung klar, so würde die Regierung keinen Augenblick Anstand nehmen, die Ausführung zu ver anlassen; aber das sei sie eben nicht. Die Regierung komme zu der Theilung eines Bezirkes in allen Fällen, in welchen sie die Ueberzeugung einer zu großen Ge schäftslast gewonnen hat. Klagen darüber seien von maßgebender Stelle aus nur in sehr geringem Maße laut geworden, und was die Wunsche der Bevölkerung be trifft, so seien der Regierung fast eben so viele Peti tionen gegen, wie für die Trennung zugegangen. Er glaube, daß die Frage erst entschieden werden kann, wenn die Provinzialordnung zur Thatsache geworden ist. Stelle sich dann heraus, daß Diejenigen, welche die Nothwendigkeit der Trennung behaupten, Recht gehabt haben, so werde die Regierung keinen Augenblick an stehen, die betreffende Vorlage zu machen. Dies müsse aber abgewartet werden, und deshalb bitte er um Ablehnung des Commissionsantrages. Nach dieser Er klärung des Ministers wird die Debatte geschlossen und bei der Abstimmung zunächst 8 1 (Regierungsvorlage) angenommen, 8 1» dagegen (Theilung der Provinz Preußen in zwei Provinzen) in namentlicher Abstim mung mit 207 gegen >07 Stimmen verworfen. Dann wird die Sitzung auf morgen 1> Uhr vertagt. BreSlau, 8. April. Bezüglich des Fürstbischofs I)r. Förster schreibt man der „Schles.Ztg."aus Trop- pau: Auf Schloß Johannisberg werden bereits die Vorbereitungen aus Anlaß des zu erwartenden längeren Aufenthaltes des Fürstbischofs getroffen. Der Landtag zu Troppau wird jedenfalls noch in dieser Session wegen der Bisthumsfrage und des Conflictes, in welchen der Fürstbischof Or. Förster mit der königlich preußischen Regierung gerieth, in Berathung treten. Straßburg, 6. April. (Schles. Z.) Die drei Be zirkstage von Elsaß-Lothringen haben sich gestern zum ersten Rial versammelt, um die Mitglieder für den Lan- dcsausschuß zu wählen, jene Institution, von deren Thätigkeit die elsässische Partei und ihr Organ, das „Elsässer Journal", alles Heil und eine neue Aera er warten. Die hiesigen Wahlen des Bezirkstages für den Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Heine'S Mathilde. (Schluß auS Nr- Sv.) Eine eheliche Verbindung zwischen zwei Personen so ganz verschiedenen Ranges und verschiedener Bildung ist, wie die Erfahrungsresultate lehren, nie rathsam; es giebt aber auch Geschöpfe, die, wären sie auch in der niedrigsten Lebensstellung geboren, doch vornehmer Ab- kunst sind und den Abstand so zu sagen durch ein Genie des Herzens ausfüllen. Aber dies war hier nicht der Fall. Dies Frauengemüth war seicht und leer, es in- teressirte sich nur für Kleinigkeiten und hatte für nichts in der Wett eine innige Theilnahme. Sollte der klare Kopf Heinrich Heine's das nicht eingesehen haben? Heine hatte, wie aus jenen angeführten Briefstellen erhellt, eher Schridungs- als Heiratsgedanken. Aber es sollte anders kommen. Er war im Sommer 1841 von Herrn Salomon Strauß zu einem Duell gezwungen worden und verwandelte einige Tage zuvor, in aufge- reater und nicht normaler Stimmung, seine „wilde" Ehe in eine „zahme", um, wie er sich im Briefe an einen Freund äußerte, „Mathilden'- Position in der Welt zu sichern". Der Schritt war doch wichtiger, als sich Heine ge dacht haben mag. Sein Leben hatte fortan eine andere Richtung. Er war auf Paris und zwar auf einen Kreis von Freunden reducirt, die in ähnlichen Verhältnissen lebten. Er war krank und hatte keine Häuslichkeit, denn seine Frau, die keine geistigen Interessen kannte und sich nicht zu beschäftigen verstand, mochte es daheim nicht leiden. Tagtäglich mußte im Miethwagen eine Spazier ¬ fahrt in die Champs-Elysees oder in's Bois-de-Boulogne gemacht werden, oder cs wurde der Hippodrom besucht. Eine junge Verwandte leistete dabei Gesellschaft. Heine, seiner Augen wegen unfähig zu lesen, blieb stundenlang allein. Kam Mathilde dann zurück, so hieß es: vo^on«, »8 tu «onckort bonueoup? Oui ? vv^er ciono oopuuvro ebien! o« pauvro ebsri! Es wurde Wohl auch ein Thränlein vergossen. Dann mußte man nach dem Papagei seben und was der Thorheiteu mehr war — ein paar Minuten später erscholl schon aus dem Neben zimmer ein Helles Lachen herüber. Heine war nicht eifersüchtig und hatte wohl auch keine Ursache dazu,.' aber er sah seine Frau doch nicht ohne Sorge allein in diesem Babel. Er entlud sich dieser Sorge in kurzen Ausbrüchen. Ach, seufzte er, was kann ich thun? Ich muß jetzt Alles dem Schicksal und dem lieben Gott über lassen. Wie kann ich kranker Mann mit einer halben Nttllion Männer concurriren? Manchmal steigerte sich diese Unruhe so, daß er klagte. Ich war gestern, sagte er zu einer Freundin, die ihn besuchte, recht unruhig, wirklich recht unruhig. Mathilde war gegen 2 Uhr mit ihper Toilette fertig ge worden und ausgefahren. Sie hatte versprochen, um vier zurück zu sein. Es wird fünf, sie kommt nicht, sechs, sie kommt nicht. Es wird acht; sie ist noch immer nicht da, meine Sorge wächst. Sollte sie des kranken Mannes überdrüssig geworden und mit einem schlauen Verführer durchgegangcn sein? Hn meiner peinlichen Angst schicke ich die Wärter in ihr Zimmer hinunter und lasse fragen, ob Cocotte, ihr Papagei, noch da sei. Ja, Cocotte ist noch da. Da fällt mir rin Stein vom Herzen. Ohne Cocotte mitzunehmen, geht sie mir ge wiß nicht durch." Drr Welt wurde das Alles sorgfältig verborgen. Er rühmte fortwährend die guten Eigenschaften Mathildens, ihren Humor, ihr Kindergemüth, als ob dies allein ge nüge, einen Mann glücklich zu machen und als ob er nicht mehr fordern dürfe: aufrichtige Theilnahme, In teresse am geistigen Leben des Mannes, Freude an seinen Erfolgen, Anregung zuni Wctterstreben, Trost und Zuspruch im Leiden. Heine war gut, er wußte, woran es fehlte, aber er äußerte es nie. Er vermißte viel, aber er verbarg es. — Wir wollen diesem Bilde noch ein anderes hinzu fügen , denn wenn es auch zu unserer Ueberschrift nicht mehr paßt, so paßt cs doch, um lebhaft zu tntcressircn. Meißner wurde einst von Venedey zu dem vielgefeier- tcn Brranger geführt und sofort empfangen. Da saß ein freundlicher alter Herr, eine Sammet- mütze auf dem Kopfe, ihm gegenüber eine alte Damr, sie hatten eine Flasche Wein und ein tüchtiges Frühstück vor sich. Ein junger Mensch mit charakteristischem Ge sichte, offenbar ein Südfranzose, las dem alten Herrn die Zeitung vor. Da hatten wir denn Alles beieinan der: der freundliche Greis war Beranger, die alte Dame .die Nachfolgerin Lisetten's, Judith Fröre, vermuthlich dieselbe, die als 1>vunv vjeiUo in seinen Gedichten vor kommt, der junge Mensch ein Redacteur des „Na tional". Ein Portrait von Beranger zu geben, ist wohl un nütz, sein Kopf ist nach einem von David d'Angers modcllirten Medaillon unzählige Mal gezeichnet worden. Er stand damals in seinem siebenundsechzigsten Jahre und glich diesem Bilde noch so sehr, daß ich ihn gleich nach demselben erkannt hätte. Ein Kopf, um den nur spärliche Flocken grauer Haare spielten, eine bedeutende Stirne, geröthete Wangen, kluge, schelmische Augen, ein bald schmunzelnder, bald sarkastisch zuckender Mund — das zusammen gab das Bild des Allen, der bei Tische saß und seiner Flasche eifrig zusprach. Es war eben um die Zeit des von Friedrich Wil helm I V. einberufenen vereinigten preußischen Landtags, der damals das ganze Interesse von Paris in Anspruch nahm. Gleich nach den ersten gewechselten Begrüßungs worten sprang das Gespräch auf das politische Gebiet. „Was giebt's für Neuigkeiten aus Deutschland?" fragte der Alte in leicht satirischem Tone. „Was macht Berlin? Lassen Sie hören. Was macht das erste Volk der Welt?" „Das erste Volk der Welt", erwiderte Venedey, die feindliche Absicht merkend, „können in Frankreich nur die Franzosen heißen." Beranger lachte: „Mit Nichten I das erste Volk der Welt sind unzweifelhaft die Deutschen. Ich höre und lese das jetzt überall. Die Berliner Redner sagen es je den Tag und auch die französischen Blätter behaupten, daß Deutschland jetzt auf dem Punkte stehe, der Well ein Schauspiel von außerordentlicher Großartigkeit zu geben. Wir armen Gallier sind jetzt ganz bei Seite ge stellt und es ist nur die Frage, ob uns die Deutschen erlauben, das zweite Volk des Continents zu bleiben." „Aus der Ironie, mit der Sie das sagen," erwi derte Venedey, „blickt nur zu deutlich hervor, daß Sie sich nicht an den Gedanken gewöhnen können, daß die zwei gebildetsten Völker Hand in Hand, sozusagen, in einer Fronte vorwärts kommen können." „Verzeihen Sie einem alten Manne, der von den Erinnerungen der alten Tage nicht loskommen kann l" erwiderte Brranger gleichsam beschwichtigend, als er Ve- nedey's Wangen sich bei den letzten Worten röther fär ben sah. „Ich weiß von Deutschland gar so wenig ... Ich verstehe nur französisch und bin nie über den Rhein aekommen .... Ich weiß, daß Sie viele kleine Für sten haben und daß Censoren bestellt find, Ihre Bücher und Zeitungen zu controliren."
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