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Dresdner Journal : 23.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-23
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 23.04.1875
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^S2. Frkkag, ren A. April 1875 1» ü« : -»^^i. . . 1» N»rk 4 »» k, v««»» Kn»»«! z» kt. ü«»«rd»IpS»S»A-mAM »«oü« In« »«I 8w»p«t»«»<S»t^ tztzW» PG, 4« N»aw «u>» sE»»tw««m ?»tle»atl»i W V»»» »Lio^«xt«" äi» L«Ü»» SO ?t AroaKat»«»» IHslia» au» ^EuUt»— >1« 8oaa- m>ü üd«»^» kür ä« kotUVvcl« 7°»^. DresÄnerMurnal. Verantwortlichcr Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. a«»Hr>rea» F> Vonimi»ümH» H» . Droüo« ^oarval», F>c«, L»»S«>U >«tt» I—1-Ir»»l»«-»r»»ü1w< » «.! <S I«rU» V»E ^V- »»»<->>»» l L^i LF«»«, I«rU» . S /»outiit«»- «ta»t, L Ft^scX«, »»»»: tA Letztott«/ >»»«»«: I. >Äa»-«»'» 8ür«»0; 0S»»uU»: F>. ^O»at, F^»»tr»N ».«.: L ^a«p^'»cü« a. F <7. naße Vv^üü., 6»., aürUt»: /«, /) , L»LL,L«s: <7 SctziL>-,t«-,- 7»^, Sa«*», TaMe, <S 0» , «S 0», Snad«,: ,- BN«: AL c-pz»«t»t. N«7»oiU«H»r» ^Kpisr L»p«äit»c» ä» Droct»« tanL^ßH ^asäaa, Slar^vttz«»»»»»« Sa t, Nachbcftelluagen auf daS „Dresdner Journal" für die Monate Mai und Jini werden angenommen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden links der Elbe bei der unter zeichneten Expedition, für Dresden rechts der Elbe in der Back'- schen Buchhandlung (Hauptstraße 22). Der Preis für diese beiden Monate beträgt 3 Mark. Königs. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Sr. Majestät der König haben dem pensionirten Ren danten bei dem Hauptsteueramte Plauen, Carl Gottfried Huhle das Ehrenkreuz des Verdienstordens allergnä- digst zu verleihen geruht. Bekanntmachung, nachgedachte Dampfeulturapparate betreffend; vom 16. April 1875. Nackdem die in der Bekanntmachung vom I. De- cembcr vorigen Jahres (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 446) gedachten Dampfeulturapparate aus dem Besitze des Kaufmanns Hornemann in den Besitz des Rittergutsbesitzers Freiherrn von Magnus auf Drehsa übergcgangen sind, so ist die dem früheren Besitzer er- theilt gewesene Erlaubniß zu Benutzung der öffentlichen Fahrwege nach Maaßgabe der Verordnung vom 26. September 1873 (Seite 525 des Gesetz- und Verord nungsblattes) auf den jetzigen Besitzer übertragen worden. Dresden, am 16. April 1875. Die Ministerien der Finanzen und des Innern. v. Friesen. v. Rostitz-Wallwitz. Fromm. MäilnmMckin- K>i! lltdcrNSt. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Berlin. Breslau. München. Wien. Prag. Paris. Bern. Christianis. Warschau. Kon stantinopel.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Löbau. Treuen. Döbeln.) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. EingesandteS. Feuilleton Tageskalender. Inserate. Beilage. Börsrnnachrichten. Telegraphische WittrrungSberichte. Inserate. ^eltyraMiche Nachrichten. Wien, Mittwoch, 21. April, Nachmittag«. (W. T. B) In der heutigen Sitzung deS nieder- österreichischen Landtages erklärte der Statthalter anläßlich der Beantwortung einer Interpellation, beralhen. Der Bericht ist bereits festgestellt; Referent istjder Abg. v. Wintzingerode. Der wichtigste Beschluß der Commission geht dahin, daß der Gerichtshof für Com- prtenzconflicte beseitigt werden soll und bei Competenz- stxritiakeiten die Entscheidung IhetlS den ordentlichen Gerichten, theils dem Verwaltungsgerichte selbst und in höchster Instanz einem Gerichtshof übertragen werden soll, welcher sich aus den Senatsprästdenten des Ober- trtbunals und dem Oberverwaltungsgerichte selbst zu- sammensetzt. Auch die Wegeordnung ist in erster Lesung durchberathen; die zweite soll in acht Tagen folgen, aber nur drei Sitzungen in Anspruch nehmen und der Be richt bis 1. Mai erstattet sein. * Breslau, 20. April. In Nr. 42 der hiesigen »Schlesischen Volkszeitung" vom 21. Februar d. I. hatte der Redacteur ». Hager die vielbesprochene Encyklika des Papstes vom 5. Februar d. I. „An die Erzbischöfe und Bischöfe in Preußen" zum Abdruck gebracht. I>r. Hager wurde deshalb auf Grund des 8 HO des Straf gesetzbuches (Aufforderung durch Schriften zum Unge horsam gegen Gesetze rc.) angeklagt. Außerdem war Anklage gegen denselben erhoben worden wegen zweier kirchenpolitischen Leitartikel in Nr. 43 und 46 der „Schles. Bolksztg." Der Gerichtshof verurtheilte heute den Or. Hager wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Vergehens wider die öffentliche Ordnung zu 2 Monaten Gefängniß, und zwar wegen Abdrucks der Encyklika »u 1 Monat, wegen jedes der beiden Leitartikel zu je 14 Tagen Gefängniß. Wegen eines Artikels über das Kullmann'sche Attentat wurde vr. Hager dann noch zu weiteren 2 Monaten Gefängniß verurtheilt. Wegen Abdruck desselben (der „Parlamentarischen Correspon- denz" entnommenen) Artikels erhielt der Redacteur des „Sonntagsblattes", Otto, 100 Mark Geldbuße zuer kannt. Ebenfalls wegen Beleidigung des Fürsten Bis- marck wurde schließlich der Redacteur Dr. Helle zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt. * München, 20. April. Se. königl. Hoheit der Prinz Otto, der Bruder Sr. Majestät des Königs, wird sich nächster Tage nach Hohenschwangau begeben und von da aus mit Beginn des nächsten Monats eine größere Reise nach den nördlichen» Theilen Enropas an treten. — Der Gesandte Italiens an unserm Hofe, Graf Greppi, der gestern sein Abberufungsschreiben erhielt, ist nach Rom berufen worden. Derselbe wird schon Ende dieses Monats dorthin abrrisen und sich erst von Rom aus auf den ihm übertragenen Gesandtschaftsposten am spanischen Hofe begeben. — Wie der „N. C." ver- »Kumt, wird der Gesandtschaftsattach« Graf Herbert v. Bismarck (ältester Sohn des Fürsten-ReichskanzlerS) aus der preußischen Gesandtschaft am hiesigen Hofe aus scheiden und sich zu Anfang des künftigen Monats zu nächst nach Berlin zur Vorbereitung auf das Examen zum Legationssecretar begeben. - Wie die „Südd.Pr." aus angeblich guter Quelle vernimmt, wird General- licutenant v. Orff, Commandeur der 1. Armeedivision, mit der Führung des ll. bayerschen Armeecorps an Stelle des zum Kriegsminister ernannten Generallieute- nants v. Maillinger betraut werden. * Wien, 21. April. Se. Majestät der Kaiser traf gestern zum mehrtägigen Aufenthalte in Spa lato rin. Diese betriebsame Hafenstadt bildet den Sammel punkt für die verfassungstreue italienische Partei Dal matiens und erfreute sich von jeher zahlreicher Begün stigungen feiten der Regierung. Gegenwärtig strebt die Bürgerschaft dieser Stadt dahin, die Verlegung des Sitzes der dalmatinischen Landesregierung von Zara nach Spalato zu erwirken, eine Absicht, deren Verwirklichung, wie die „Pr." bemerkt, das Ministerium schwerlich un terstützen dürste. Im Uebrigen bekundete der Monarch bei seinem Eintreffen m Spalato sein warmes Interesse für das Aufblühen der Stadt und erwiderte die An sprachen der verschiedenen Deputationen, insbesondere abcr des Podest!» vr. Bajamonti, des Bischofs und des Präsidenten der Handelskammer, äußerst huldvoll. — In der heutigen Sitzung des niederösterreichischen Landtages beantwortete der Statthafter Freiherr». —La-LSgeWchk. - — * Berlin, 21. April. Ueber den Inhalt des Hand schreibens des Kaisers Wilhelm an den König Victor Emanuel, welches Letzterem am 18. d. M. in Neapel durch den deutschen Gesandten überreicht worden ist, haben mehrere Zeitungen specielle Mitteilungen ge bracht. Es wird jetzt in officiösen Korrespondenzen darauf aufmerksam gemacht, daß jene Zeitungsmitthei- lungen vom 16. und 17. April datirt sind, mithin ent weder nur journalistische Combinationen, oder das Re sultat einer für den König von Italien geradezu be leidigenden Jndiscretion sein könnten; vorläufig wird die erstere Annahme für die richtigere gehalten. Nach jenen Mittheilungen über den speciellen Inhalt des kaiserlichen Handschreibens soll die beabsichtigte Reise des Kaisers nach Italien noch nicht ganz aufge- geben sein. Wenn aber angegeben wird, daß für die Erfüllung dieser Absicht sogar ein bestimmter Zeitpunkt in Aussicht gestellt worden sei, so ssteht diese Angabe, wie die „K. Z." erfährt, mit den thatsächlichen Ver hältnissen in Widerspruch. — Einer Mittheilung des Reichskanzleramtes zufolge wird die Commission von Sachverständigen zur Berathung über die Aus führung des Gesetzes, betreffend die gegen die Reb lauskrankheit zu nehmenden Maßregeln, am 22. d. in Berlin zusammentreten. — Die Commission des Abgeordnetenhauses hat das Gesetz über den Verwaltungsgerichtshvf auch in zweiter Lesung durch daß der Negierung über die vorgekommenen und noch zn aewärtigendeu Ardeiterentlaffungen auS- reichende Daten vorliegen, um auf Grund dersel ben die Tragweite dieser Frage, wie auch die sol- chru Eventualitäten gegenüber zu treffenden Maß- regel» in Erwägung zu ziehen. Nirgend« seien, laut den au« allen Aabrikdistrictea vorliegenden Erhebungen, weitere erhebliche Arbeiterentlassun- aen in »»«ficht. Auch mache sich in anderen Ge- schäftSrweigen, namentlich in den Baugewerbe«, eine Wendung zum Besseren bemertbar. Die Ne gierung lasse sich die Berücksichtigung der inlän dischen Industrie bei jeder Gelegenheit ganz be sonders angelegen sein und werde die ihr zukom menden Vorschläge jederzeit auf da« Eifrigste er wägen und befördern. (Vgl. dcn Wortlaut der Erklä rungen des Statthalters unter „Tagesgeschichte".) Graz, Mittwoch, 21. April, Nachmittag«. (Corr.-Bur.) Im steiermärkischen Landtage erklärte deute der Landeshauptmann v. Kaiserfeld, auf Grundlage der LandeSordnung einem Abgeordneten zur Stellung einer gegen den Aufenthalt Don Alfonso'S gerichteten Interpellation nicht daS Wort ertheilen zu können. Buda-Pest, Mittwoch, 21. April, Nachmit- taaS. (Corr.-Bur.) In der heutigen Sitzung de« Abgeordnetenhauses beantwortete der Minister präsident Baron Wrnckheim in einer sehr beifällig aufgenommenen Rede die am 8. d. M. eingebrachte Interpellation Zstoczy's bezüglich der Judenfrage. Baron Wenckheim erklärt, daß die Negierung allen Bürgern des Landes gegenüber dieselbe Politik befolge und gar keinen Unterschied zwischen Confession oder Nationalität mache; daß die Regierung zwar das Jn- colatsaesetz für nothwendig erachte, aber aus ganz an dern Gründen, als der Interpellant zu wünschen scheine. Eine Agitation gegen die Juden werde die Regierung gewiß nicht unterstützen. Mit der Emancipatton der Juden habe jede Judenfrage aufgehört. Jstoczy bemerkt, daß ihn die Besorgniß vor der unstreitig vorhandenen großen Gefahr zur Interpellation bewogen habe. Diese neuen Ideen würden erst später anerkannt werden: es möge nur nicht zu spät sein. Der Interpellant nimmt die Antwort zur Kennt- niß, wa« auch einstimmig von Seiten de« HauseS geschieht. Conrad die Interpellation des Abg. vr. Magg und Genossen über die Arbrtterentlassungen aus in dustriellen Etablissements. Der Statthalter erklärte wörtlich Folgendes: „Ueber die i» letzter Zeit vorgekommenen oder noch zu gc- wSrü«e«dr» Arbcucrkoilassunaca au» Fabriken und andern größern induftriellen Unternehmungen liegen der Regierung ausreichende Daten vor. um sowohl deren Tragweite ermessen, alS auch die Maßnahmen erwägen zu können, welche sie gegen über dieser Eventualität zu ergreifen in der Lage ist Es ist nach dem mit einem ungewöhnlichen Zuzuge von Arbeitern und einer theilweiseu abnormen Steigerung der Arbeitslöhne verbundenen rapiden industriellen Aufschwünge der Jahre »87o dis 187L ein zum großen Theil auch bis unter das natürliche Niveau deS regelmäßigen Bedarfs fortgesetzter Rückgang der Lousumtion und Nachfrage in mehrer« wichtigen Industrie zweigen eingetreteu, welcher Ardeiterentlaffungen in dcn meisten größern Etablissements in Wien und seiner Umgebung, sowie m ganz Niederöstcrreich zur Folge hatte. Es lst auch anzu- nehmen, daß dergleichen noch ferner insolangc Vorkommen wer- uen, dis die naturgemäße Regulirung jener Verhältnisse eilige- treten sein wird, welche voraussichtlich um so eher erwartet werden kann, als io denselben Industriezweigen auch die Preise des Rohmaterials derzeit ungewöhnlich niedrig ge stellt sind Ein hervorragendes Beispiel dieser Erscheinungen bietet die Sigl'sche Maschinenfabrik in Wr.-Neustadt, auf deren Ar beit-Verhältnisse sich ein auch in letzter Sitzung des Landtags vorgebrachtcr und angenommener Driuglichkeusanlrag bezog. In dieser Fabrik war in dcn Jahren »870 bis Ende »874 mit Abrechnung eine- «proc. Krankendestavdes eine durchschnittliche Arbriterzahl von 2»»8 beschäftigt. Am 8. Januar »875 war der Stand der Arbeiter 28^6, folglich um bl-. Köpfe stärker, alS der durchschnittliche Stand in den Jahren deS größten in duftrielleu Aufschwunges; am 8. April d. I. 2828, und nach dem am 17. d. US entlassen wurden, sind heute dorl S7<>! Ar beiter beschäftigt, also noch immer bedeutend mehr als in der oben genannten ersten Periode. Es ist vor Allem zu consta- tireu, daß diesem Fadrilunternebmen von Seite der Regierung bei mehrern Anlässen die wohlwollendste und kräftigste Unter- stützung zugewendet wurde, und in derselben Richtung hat die Regierung auch in neuester Zeit es nicht unterlassen, sich mit Nachdruck dafür zu verwenden, daß ihm sowohl Bestellungen für Lokomotiven inländischer Bahnen, als auch ausländische LieferuuaSaufträge im größern Maße zukommen, deren Rca- lisirung für längere Zeit die Eventualität ausschließcn würde, daß Arbeiter in größerer Menge wegen Mangel an Bestellun gen entlassen werden müßten. Aehnliches gilt von der hiesigen Sigl'schen Maschinenfabrik, in welcher bis in voriger Woche »7b Arbeiter (darunter etwa »00 Ausländer) beschäftigt waren, wovon am »7. d. M etwa entlassen wurden I« keinem anderen FabrikS- oder sonstigen gröbere« in- duftriellen Etablissement des Landes ist nach den im Laufe der letzten Monate, namentlich m allen Etablissements der Eisen industrie, in sehr ausgiebigem Maße schon vorgeuommenen Re- ducirunge», laut der mir auS allen Fabriksdistricten vorliegen, den Erhebungen, die Entlassung einer namhaften Anzahl von Arbeitern in nahe Aussicht gestellt. ES wird aber bei fortdauerndem flauen Geschäftsgänge auch nützt überraschen köuueu, wenn die Sigl'schen Maschinen fabriken, sowie auch andere industrielle Unternehmungen, na mentlich in den Vororten WieuS, zu verhältnißmäßiger Re duktion der Arbeitszeit und vielleicht auch der Arbeitslöhne schreiten, und auch noch eine partienweise Beschränkung der Arbciterzahl eiutretcn lassen müssen, indem für»dieselben sonst bei dem Umstande, daß ganz gleiche, wenn nicht noch mißlichere Verhältnisse der Lousumtion und Nachfrage auch außerhalb Oesterreich- bestehen, eine Loncurrenz mit den ausländischen Fabrikaten trotz billigen RohmaterialeS zur Unmöglichkeit würde. Den eben erwähnten Erscheinungen gegenüber steht indessen die Thatsache, daß in manchen Geschäftszweigen, namentlich in deu Baugewerbeu, Bauschlosser-, Parket-, Eistnconstructions-, Fenster- und Thürenfabriken, sowie in der Textilindustrie sich »n günstiger Zeit durch vermehrte Arbeiterausnahme eine all mähliche Wendung zum Besseren bemerkbar macht Sollte eS indessen an einem oder dem anderen Orte zu gleichzeitigen Entlassungen in größerem Maße kommen, so werden die Behörden in jeder Richtung thun, was ihres Amtes ist. ebensowohl, um den Mittellosen und ihren Familien die Heimkehr und daS Auffindeo neuer ErwerbSzweigc zu crleich tern, al- auch jede Störung der öffentlichen Ruhe und Ord nung hintanzuhalteu. ES ist den politischen Localbehörden anheimgegeben, sich bei deu E'senbahnverwaltungeu iür mög- lichst ermäßigte Fahrpreise der mittellosen Heimkehreuden zu verwenden, wa» auch bisher jederzeit, z. B. bei den nach dem Süden heimkehrenden Arbeitern, tährlich in mehreren Hundert Fällen mit Erfolg geschah; und cs dürste sonach Vie zwangs weise Beförderung von Arbeitslosen in ihre Heimath um so mehr vereinzelt und selten vorkommen, als in der bevorstehcn- den Jahreszeit die erhöhte Bauthätigkeit und die an emem fühlbaren und von Jahr zu Jahr sich steigernden Mangel an Arbeitskräften leidende Landwirthschaft wenigstens eine zeit weilige Aushilfe den Arbeitsuchenden bieten würde. Auf di« im dritten Punkte der Interpellation gestellte An frage habe ich zu erwidern, daß die Regierung iu dieser Zeit Feuilleton. Redigirt von Otto vauök. K Hoftheater. — Altstadt. — Am 21. April: „Der Verschwender". Zaubermärchen in 3 Acten von Raimund. Musik von Kreutzer. Es ist so richtig wie ancrkennenswerth, daß unser Theater in diese,n reizenden, von sittlichem Werth wie sinnlicher Frische gehobenen Werke eine unvrrsiechbare Quelle des Genusses erblickt und es nicht vom Reper toire verschwinden lassen will. Desto leichter dürfte sich bei einer solchen Auffassung auch das Erfahrungsrrgrb- niß nahe rücken, daß in der Besetzung noch Einiges zu thun wäre, um dem verlangten Charakter des Ganzen näher zu treten. Hrn. Richelsen's Talent und Fleiß sind stets mit Recht von der Kritik ausgezeichnet wor den; aber die Befähigung dieses Schauspielers liegt durchaus nicht im Gebiete deS Flottwell; hier wäre Herr Hanstein geeigneter, da ihm chevaleresker Schwung und eine gewisse Romantik sehr zugänglich sind. Die Fer Cheristane ließe sich sehr wohl bei völligem Mangel an einer passenden Persönlichkeit von Frl. Both über nehmen. Hr. Marcks hat es oft versucht, vermöge seiner intelligente,» Intention chargirte Rollen scharf zu charak- teristren — Herr Kramer ist aber als Dumont viel komischer, und das ist bei dieser Episodenpartie eine Hauptsache. Ein entsprechender Valentin fehlt uns; bei dieser Hanptpartie muß man es tolortren. daß Herr Engel hardt in der Lage ist, -eine österreichisch gedachte Local figur in das Norddeutsche übertragen zu müssen — ein niemals glückliches Experiment. Für die Rosa haben wir immer an Frl. Löffler, die, leider unverwandt, dennoch in der Sttvr Fortschritte gemacht hat, eine sehr brauch ¬ bare Vertreterin gehabt. Sie hat Stimme und kann singen, und ihr Spiel entbehrt wenigstens der gefälligen Natürlichkeit nicht. Gegen solche Eigenschaften konnte die Gästin, Frl. Pollitzer vom königl. Theater an» Gärtnerplatz in München, freilich nicht in die Schranken treten. Sehr wohl ist Act von ihrem fleißigen Bemühen zu nehmen, doch die Mittelmäßigkeit ihrer Leistung ent zog sich gar bald den» regeren Interesse. — In dem ein gelegten Ballet wirkten sowohl das Corps, wie unsere beiden anmuthigen Solotänzerinnen mit guten» Gelingen ihr Bestes. O. B. Zur deutschen Theatergeschichte. Es ist bereits das dritte Mal, daß sich der berühmte TheateiPraktiker und Bühncndirector Heinrich Laube ver anlaßt fühlte, über einen bestimmten Abschnitt seiner Thätigkeit Rechenschaft abzulegen. Er hat das mit ebenso viel Offenheit als Ausführlichkeit in seinem Buche „ Das Hofburgtheater Das Leipziger Stadttheater ", sowie in dieser letzten Edition: „Das Wiener Stadttheatcr"*) grthan. Der alte Veteran verlor im Laufe ungeheurer Anstrengungen und schwerer Sorgen nichts an geistiger Frische, nichts an Energie seiner Anschauungen, geschweige denn an Klarheit seiner literarischen Darstrllungskunst, in welcher uns der kurze Stil des leichten, aber sicher treffenden Conversationstons in zahllosen Momenten immer und immer wieder überrascht. Aber er gewann durch die Summe trüber Erfahrungen an jenem trau rigen Capital, das um so verhängnißvoller ist, da cs sich nicht veräußern, nicht Hinwegscherzen läßt, als ein wirklicher mit dem Leben verwebter Besitz des Geistes. Es ist die Hoffnungslosigkeit gegenüber der wünschens- werthen Hebung unserer deutschen Thraterzustände, die *) Leipzig, b«i I. I Webcr, l87ö. sich mit dem Gist des modernen Materialismus und vieler daraus hervorgehenden Uebel untrennbar verquickt haben. Man muß es als ein schwerwiegendes Zeugniß der Zeit betrachten, wenn ein so optimistisches, kühnes, accommodationsfähiges Naturell wie das Laude's trotz langen Sträubens zum, Pessimismus hingedrängt wird. Den Utopisten, ja den wirklich rein gestimmten Jdea« liste»» unter den dramaturgische»» Kräften, Bühnendichtern, Theaterfreunden und gediegneren Schauspielern ist diese Wandlung früher begegnet und durste sie früher begeg ne»». Laube aber ist fern von Idealismus, vielleicht zu fern, um gewisse höchste Ziele zu verfolgen, deren Segen wie das Trachten nach der Wahrheit schon in ihrem heißen Erstreben liegt und gar nicht durch ein völliges Erringen gekrönt zu werden braucht; Laube war stets Realist durch und durch, Realist im bessern geläuterten Sinne und er ist es eher mehr, als minder geworden. Er rechnete immer nur mit den gegebenen Factoren und brachte für den geistigen Wochenmarkt der Wirklichkeit niemals ein selbstgemachtes und selbstgeaichtes Maß mit, um danach seine Wünsche und deren Erfüllungen hin- über und herüber zn messen. Aber er fand auch dieses usuelle, von der bescheidenen Lebenspraxis concesstonirte Maß nicht mehr zweckentsprechend. Ein weiteres Stch- fügen in die Wandlungen und Verhältnisse der Zeit, in die schmerzliche Reduction ihrer aufopferungsfähigen Sachliebt scheint ihm, ohne daß er es in nackten Wor ten auSspricht, die Unterzeichnung eines bösen Paktes mit einem Tröpfchen Blut. Er hält inne und ohne ein Ganzes in seiner Polemik gegen nachtheilige Zustände und Un- Unsitten geben zu wollen, bricht er in Klagen auS, die weder überall neu, uoch weniger aber ein bloser Aus druck augenblicklicher Verstimmung sind und in ihrer ganz allgemeinen Beziehung, mindestens ihrem Sinne »»ach, gehört zu werden verdienen. Wie es schon erwähnt wurde, daß Laube ideale» Ziele»» niemals zusteuerte, so darf man auch von seiner Auf fassung der dramatischen Poesie nichts erwarten, das seiner Natur fremd ist. Die Comödie und zwar nicht die phantastische, in eine poetische Symbolik tief eingreifende, sondern die Comödie des realen, illusionsfreien Lebens und das Schauspiel, womöglich das bürgerliche Drama mit behaglich versöhnender Schlußwirkung entsprechen der Geschmacksrichtung Laube's; sie sind zugleich durch ihren praktischen Erfolg die freundlichste»» Oise» seiner dramaturgische»» Wander- und Meisterjahre gewesen. Er hat sich immer mehr zum Urtheil der Menge bekehrt, deren Lebensbehagen bei seiner Antheilnahme an dcn Helden und Duldern der Theaterstücke am liebsten mit dem blosen Schreck davonkommt, um die psychisch aufgerüt- teften Nerven desto ungestörter und ohne bitteren Stachklang durch ein friedliches Abendessen echt physisch wieder be ruhigen zu können. Das ist eine moralische Medici»», welche den Patienten zugleich ernährt und blühend auf schwemmt, wie den Falstaff Elend und Kummer. Vian kann das in Wien täglich wahrnehmen, und ganz be sonders dort mußte sich jene dramatische Steigung Laube's verstärken; ein Theaterdirector, auch der tüchtigste, wird immer von der Geschmacksrichtung, auch der schwäch lichsten des Publicums angesteckt, welches ja in letzter Instanz leider sein Brodherr ist. Und das Wiener Philistertum scheut die volle Hingabe des Herzens ai» die Eindrücke einer erschütternden Tragik; es genügt ihm, wenn es an diesem Abend beinahe recht gefährlich hätte werden können. Darum dürfen wir den» wackeren Laube, von dem sich auf anderem Gebiete genug des Besten lernen läßt, auf dem der höheren Aesthetik so manche Urtheile nicht mit rigoristischem Eifer übel deu ten. So z. B. seine drolligen, ganz im literarischen Sinne der Echröder'schcn Pfahlbürgrrperiode ausgrspro-
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