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Dresdner Journal : 22.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-22
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 22.04.1875
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—— '—-—— M 91 Donnerstag, Den 22. April L»»«»»«»»r«t»«» Ares-lMÄournal. Verantwortlicher Nedacteur: Hofrath Z. G. Hartmann in Dresden. 1875 I»S«I»»»»»»»»S»« »»MSrS», «tx-nüs» : L^»-«n , »»»»>«, »<^t^MW»-L«S»«t, I«rU» Ml«» S»wd«rU-ri»U-l.«tP«tA-kr»»Lr«i1 «.».- >i»cd«»: Lu«i Lto««, I»rU«: S «tant, // ^Lö«ec^t,- Sr«»«»- L Schott«, >r««l»« /, LtaMA«-'« Nür«»«; 0»«»»N»: ^>. K«ot, Sr»»ktiu4 » »L ^a«A«« -ob» «. / 0. Le«»i»a»x «Ove kuedtl, Du»L«<S0», SdrUt«: /»«-ü, L»»»»««-: KcS«l«te^, k»rt«: La«<u, L«M«, L-ÜE ck 0»-, L»»-S« «» y», L»»dv«: 2^ MU», AL t-x^t»S. S«r»»»,*S*r« LZpjsr 1.»p«Ukoo äs» vi«SQ« S»«»»^W w«a»ü, N» L Amtlicher Theil. Dretden, 7. April. Seine Majestät der König haben den zum Konsul der Republik Peru in Leipzig ernannten Herrn Adolph Glenck in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Bekanntmachung. Nachdem die westliche Fortsetzung der Südlausitzer Staatseisenbahn auf der Strecke Ebrrsbach-Sohland soweit vollendet ist, daß der Betrieb auf derselben be ginnen kann, hat das Finanz-Ministerium beschlossen, diese Strecke am 1. Mai dieses JahreS dem allgemeinen Verkehre zu übergeben. An der Bahnstrecke befinden sich außer den genann ten Endstationen die Station Neusalza-Spremberg und eine Güterstation bei Taubenheim. Die Leitung des Betriebes erfolgt durch die General- direction der Staatseisenbahnen, welche den Fahrplan und die Tarife bekannt machen wird. Dagegen verbleibt die Erledigung der Bauangelegen heiten und die Regultrung der Besitzverhältnisse im Be reiche der neuen Strecke bis auf Weiteres noch dem für den Bau der Südlausitzer Staatseisenbahn bestellten Kommissar, Directionsrath Schreiner zu Löbau. Dresden, am 19. April 1875. Finanz - Ministerium. Areiherr von Kriese«. Heydenreich. Nichtamtlicher Theil. llob er sicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg. Dort- münd. Flensburg. Wien. Buda-Pest. Paris. Brüssel. Madrid. London. Christianis.) Ernennungen, Versetzungen ec. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Pravinzial-Nachrichten. (Leipzig. Zwickau. Anna- brrg. Dippoldiswalde.) Vermischtes. Statistik und »olkSwirthschast. EiugesandteS. Börsennachrichten. Telegraphische WitteruugSderichte Keuilleton. TageSkalender. Inserate. TtltlU.iMlche Nachrichten. Buda-Pest, DienStaa, SV. April, AbendS. (Corr.-Bur.) Im Unterhause legte heute der Fi- nanrmiuister Dzell einen Gesetzentwurf betreffs Verlängerung der Indemnität vor, nachdem die Sanctioniruug deS Budgets verzögert wird. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Paris, Mittwoch, 21. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein der „Agrnce HavaS" zugeaangeneS officiöseS Communiquö erklärt die Gerüchte über Pferdeankäufe in Böhmen, sowie über Ankäufe von Kourage in der Schweiz durch die französische Negierung für völlig unbegründet. Brüssel, Dienstag, 2V April, AbendS. (W. T. B.) Der Deputirte Jottrand von der Linken richtete heute in der Sitzung der Deputirtenkam- mer die Anfrage an die Negierung, ob eS begrün det sei, daß die Regierung dem zum Cardinal er nannten Erzbischof DrchampS bei seinem Einzuge in Mecheln einen feierlichen Empfang mit mili tärischen Ehren zu bereiten beabsichtige. Der Interpellant Jottrand erklärte, wenn die Mit- theilung wahr sei, werde die Regierung in Zukunft nicht mehr behaupten können, daß die Erzbischöfe keine Staats beamten seien, und angesichts der jüngsten Reklamationen der deutschen Regierung überhaupt eine schwierige Si tuation schaffen. — Der Kriegsminister Thiebault erwiderte auf die Interpellation, daß er allerdings Be fehl gegeben habe, dem Cardinal DcchampS diejenigen militärischen Ehrenbezeugungen zu erweisen, welche durch das Decret vom Messidor vorgeschrieben seien. Er nahm dabei auf einige Präcedenzfälle Bezug. — Der Finanz mini st er Malou sprach sich darauf m gleichem Sinne aus. Bern, DieuStag, 29 April, AbendS. (W. T. B.) Der berner RegirrungSrath hat da« an ihn von 36 ultramontanen Mitgliedern der Bundes versammlung gerichtete Gesuch, für den römisch- katholischen Gottesdienst in Bern amtlich ein Lo- cal anzuwrisen, abschläglich deschirden, weil eine Verpflichtung dazu nicht bestehe und im Uebrigen auck den römischen Katholiken die Mitbenutzung der altkatholischen Kirche freistehe. Tngcsgeschichte. Dresden, 2l. April. Se. Majestät der König wer den an Allerhöchstihrem Geburtstage, 23. Alpril, Mittags 1 Uhr auf dem Alaunplatze Parade über die Truppen der hiesigen Garnison, das 1. und 2. Jägerbataillon, die Escadrons der Garnison Pirna und die I. Abthei- lung des 1. Feldartillerieregiments Nr. 12 abzunehmen geruhen. Dresden, 21. April. Verschiedene Zeitungen be richten, das Reichskanzleramt sei mit den Einzelstaaten des deutschen Reichs in Unterhandlungen getreten, um die Uebernahme der Gendarmerie auf den Reichsctat anzubahnen. Es werde beabsichtigt, die Gendarmerie in eine Reichsgendarmerie umzuwandeln und unter ein Commando zu stellen. An unterrichteter Stelle ist hier von Verhandlungen zu dem erwähnten Zwecke Nichts bekannt. * Berlin, 20. April. Aus Wiesbaden wird ge meldet, daß die Großherzogin von Baden heute Nach mittag zum Besuch bei Sr. Majestät dem Kaiser ein getroffen ist. Se. Majestät macht täglich Spazierfahrten und Fußpromenaden und hat heute in Biebrich ein Rhein- kanonenboot besichtigt. — Nach dm neuesten telegra phischen Nachrichten aus Italien haben unsere kron- prinzlichen Herrschaften sich heute nach Ravenna begeben, die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt besichtigt und sind Abends wieder nach Bologna zurückgekehrt. Am Donnerstag werden, den bisherigen Dispositionen zufolge, der Kronprinz und die Kronprinzessin nach Florenz abreisen. — In der letzten Zeit ging durch die Zeitungen wiederholt die Nachricht von dem Rücktritt des Kriegs Ministers Generallieutenants v. Kamele von seinem Posten, ja man deutete sogar schon den Nach folger des Herm v. Kameke an. In Bestätigung unse rer früheren Widerlegung dieser Nachrichten kann jetzt auch die„D. R.-C." auf das Bestimmteste versichern, daß jene Gerüchte Nichts, als Combinationen sind und daß auch nicht einmal der Gedanke von einem Rücktritt des Generals v. Kamele von seinem Posten bisher angeregt worden ist. — Bekanntlich ist die Ernennung des Di rectors Bonitz zum vortragenden Rath im Cultusmi- nisterium bereits erfolgt. Da jedoch Geh. Rath Wiese erst zum October d. I. osficiell aus seinem Amte aus- schcidet, so wird Herr Bonitz, nach der „N. A. Z.", erst dann die Functionen eines Decementen über das höhere Unterrichtswesen übernehmen können. Indessen nimmt derselbe zur Orientirung über seine künftige amtliche Thätigkeit schon von jetzt ab an den Berathungen des Cultusministeriums Theil. — Die „D. R.-C." schreibt: Der Gesetzentwurf über die Klöster und Con- gregationen, welcher noch in dieser Session dem Landtage vorgelegt werden soll, ist, wie wir hören, vom Kaiser noch nicht vollzogen, obgleich er bereits vom Mi nisterium berathen worden ist. Es widerlegt sich da durch auch die Nachricht, daß der Kaiser vor seiner Ab reise nach Wiesbaden dieses Gesetz unterzeichnet habe. Es ist bereits von anderer Seite darauf hingewiesen, daß in den allerhöchsten Kreisen selbst sich gegen dieses Gesetz Bedenken geltend gemacht hätten, und wir hören, daß es bis jetzt noch nicht gelungen ist, diese Bedenken zu beseitige». Man glaubt jedoch, daß der Kaiser noch während des Aufenthalts in Wiesbaden seine Zustim mung geben werde, um den Entwurf dem Landtage noch in dieser Session zu unterbreiten. — Die Nachricht der „Nat.-Ztg.", daß Oesterreich und Rußland die Vor stellungen der deutschen Regierung in Brüssel unterstützt hätten, wird heute auf telegraphischem Wege von Brüssel aus (s. unten) in der „N.-Z." selbst drmentirt. I-. Berlin, 20. April. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses, welcher am Ministertisch die Staatsminister Camphausen, Graf zu Eulenburg, Oi. Achenbach und Or. Friedenthal bciwohnten, stand als einziger Gegenstand auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ausführung der 88 5 und 6 des Gesetzes vom 30. April 1873 wegen der Dotation der Provinzial- und Kreisverbände. Auf Vorschlag des Präsidenten wird über die 88 1, 2, 22, 29 und eine vom Abg. Thomsen beantragte Resolution, worin die Staatsrrgierung auf- grfordert wird, zwischen den alten Provinzen der Mo narchie einen Ausgleich an Staatschaussöen dergestalt herzustellen, daß denjenigen Provinzen, welche im Rück stände sind, zum Neubau und zur Unterhaltung der ihnen ausgleichsweise noch zustehenden Staatschauffeen ein entsprechendes Capital aus Staatsfonds überwiesen wird, die Discnssion zugleich eröffnet. Der 8 1 des Entwurfs überweist zunächst zur Ausstattung mit Fonds zur Selbstverwaltung den Provinzialvcrbänden von Preußen, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Bran denburg, Schleswig-Holstein, Westfalen und der Rhein- provinz , den Stadtkreisen Berlin und Frankfurt a. M., dem Landescommunalverbande der hohenzollernschcn Lande und dem Provinzialverbande von Hannover für das demselben einverleibte Jadcgebiet, eine fernere Summe von jährlich 7,440,000 Mark aus den Einnahmen des Staatshaushalts. 8 2 bestimmt die Vertheilung dieser Summe, welche nach den Commissionsvorschlägen (ab weichend von der Regierungsvorlage) zur Hälfte nach dem Maßstabe des Flächeninhalts, zur Hälfte nach dem Maß stäbe der Zahl der Bevölkerung, wie sie die Volkszäh lung von 1875» ergeben wird, vorgenommen werden soll. 8 22 setzt die Jahresrente für die Provinzialver bände (die Regien«ngsvorlage gewährte nur 1' Mil lionen) auf 19 Millionen fest, von denen 4 Millionen an die Communalverbändc vertheilt werden sollen. Der letzte oben erwähnte 8 29 bestimmt, daß die zur Ver fügung gestellten Kreisfonds außerhalb des Geltungs bereichs der Kreisordnung an die Provinzial- und Kreis verbände überwiesen werden. Hierzu liegen außerdem noch eine Reihe von Amendements vor, die gleichzeitig zur Debatte gestellt werden. Vor Eintritt in die Debatte erklärt zunächst der Finanzminister Camphausen, die Regierung wünsche, die von der Commission in 8 1 gestrichenen Worte „unter Uebertragung der entsprechenden Ausgabeverpflichtungen", wie sie in der Regierungsvorlage enthalten, wiedrrher- gestellt zu sehen. Sollte jedoch der Beschluß der Com mission die Zustimmung dieses und des anderen Hauses finden, so werde die Regierung keinen Anstand nehmen, dem ausgesprochenen Wunsche zu entsprechen. Auch heute sei es noch die Meinung der Staatsregierung, daß der lebhafte Wunsch zu hegen sei, die große Maß regel, welche durchgeführt werden soll, im Einverständ- niß mit der Landesregierung ins Leben treten zu lassen. Nach dieser Erklärung zieht Abg. v. Wedell-Malchow ein von ihm gestelltes Amendement zurück und bleiben infolge dessen noch folgende Abänderungsvorschläge: Die Abgg. Hundt v. Hassten und'Chlapowski be antragen, daß die über ib Millionen Mark geforderten 4 Millionen aus die Verbände nach dem Maßstab« der Meilen- zahl der StaatSchauss^eu und der in die Klaffe der Staats - chauffS«« auszuuehmendtu Provinzial- und Kreischauss«!en orr- theilt werden sollen. Abg Richter (Hagen) beantragt, eventuell die Regierung- Vorlage mit der Modifikation herzustellen, daß eine Summe von llS,32» Thlr , für welchen Betrag auf die im 8 2 aus- gtführten Verbände besondere rechtliche Verpflichtungen über- sehen, vorab nach dem Maßstab« deS Umsaugs dieser recht lichen Verpflichtungen zur Vertheilung gelangt und die Jahres- rente für Ehauffeeunterhaltung auf 23 Millionen erhöht werde. Dir Abgg. Miquöl und Benda beantrage», den gefor derten Mehrbetrag von 4 Millionen aus die Communalver- bände «ach dem Maßstab« und den Vorschriften des 8 2 des Gesetzes — wie das auch der Finauzmimster empfiehlt — zu vertheileu- An der Discufston betheiligen sich die Abgg. Rickert, Hundt v. Hafften, Richter (Hagen), Miquöl, v. Wedell- Malchow, Witt und der Handelsminister Oi. Achenbach. Nach geschlossener Discussion werden bei der Abstim mung die 88 1 und 2 nach dem Vorschläge der Com mission, 8 22 dagegen in der von den Abgg. Miquöl- Benda vorgeschlagenen Fassung angenommen; 8 29 wird nach den Vorschlägen der Commission genehmigt. Die Resolution Thomsen wird der 11. Commission über wiesen. Es werden hierauf vom Hause auch die 88 3—9 ohne wesentliche Aendrrungen genehmigt, und erhält 8 5 auf Antrag der Abgg. Miquel-v. Benda-Richter folgen den Zusatz: „Soweit die StaatSregierung zur Ausführung von Chaussee bauten für Rechnung der Staatskasse oder zur Unterstützung von andern als Staatschausssebauten sich verpflichtet hat, muß der betreffende Communalverdand aus Verlangen der Gtaatsregierung in diese Verpflichtungen eintreten Ergeben sich bei den zu Neu- und Umbauten bei Staalschaussoen, sowie zu Prämien für Chauffsebaulen im Staatshaushalt-- rtat ausgesetzten Fonds Ersparnisse, so sind dieselben unter die im 8 2 genannten Communalverbände nach dem daselbst angegebenen Maßstabe zu vertheilen." Die Sitzung wird hierauf geschlossen. Morgen findet des Bußtags wegen keine Sitzung statt. Königsberg, 19. April. Die Willkühner Re- volteangelegenhett aus dem vorigen Sommer ist, wie die „K. H. A." meldet, auch für einen der drei Gendarmen, welche der Landrath zur Dämpfung des Aufstandes zunächst nach Willkühnen entsendet, unheil voll geworden. Es kam zur Sprache, daß, wären die Gendarmen energisch gegen die Tumultuanten einge schritten, hätten sie auf dem ihnen angewiesenen Posten verharrt, dir Requisitton militärischer Hilfe nicht noth- wendig gewesen wäre. Die deshalb eingeleitele Unter- suchung hat die Annahme bestätigt, und ist der älteste der Gendarmen, Dicckert, welcher als solcher das Com mando über die beiden anderen hatte, kriegsgerichtlich zu 3 Monaten Festung verurtheilt worden. Dortmund, 20. April. (Tel ) Bei der heutigen Wahl eines Oberbürgermeisters ist, wie die „Wests. Ztg." meldet, einstimmig Bürgermeister Becker aus Hal berstadt gewählt worden. FlenSburg, 19. April. Eine Privatdepesche der „Hamb. Nachr." meldet: Der Herausgeber der „Dannevirke" hat heute Ordre erhalten, seine 8mona- tige Festungshaft in Magdeburg anzutreten. * Wien, 20. April. Se. Majestät der Kaiser reist heute von Sebenico über Trau nach Spalato. In sei nem Gefolge befinden sich die Minister v. Chlumecky und Horst. — Aus Graz erfährt die „N. fr. Pr.", daß die Gräfin v. Meran, die Wittwe des verstorbenen Reichsverwesers Erzherzogs Johann, sehr bedenklich er krankt ist. — Der Prinz Franz Joseph Wilhelm v. Nassau, zweiter Sohn des Herzogs Adolph (geb. 1859), ist diese Stacht hier gestorben. — Im steiermärkischen Landtage meldete beute, laut einem Telegramm der „Pr." aus Graz, der Großgrundbesitzer Baron Rast eine Interpellation an den Statthalter an, wegen des Grazer Aufenthaltes Don Alfonso's trotz dessen Ver folgung feiten Spaniens. Der Landeshauptmann ver las die Interpellation nicht und erklärte aus Rast's Anfrage, er müsse erst erwägen, ob die Interpellation überhaupt statthaft sei, worüber er morgen die Ent scheidung mittheilrn werde. Feuttlttoi«. R«di-irt »o» Otto vansk. Literarische Nevue. (Schluß auS Nr- »0.) Der Band „Neue Novellen", dessen gereister, nach literarischer Klarheit strebender Grsammteindruck schon gestern hervorgrhobrn und in seinem ethisch vortheilhaf- ten Gegensatz zur herkömmlichen modernen Novellen- schriftstrllerei betont wurde, entbält sechs Erzählungen, di« ganz verschiedenen Zeiten und verschiedenen Locali- täten angehören: „Die Fluth des Lebens", „Lt oxo in Areutti»", „Ellen", „Nanon", „Violanda Robustrlla" und „Verrathene Ideale". Wenn die letzten beidm und die dritte auch ganz besonders durch psychologischen Werth, durch Femheit des Dialogs und durch eine in time Berührung tirfeingreifender Lebensfragen herver stechen, so hat doch Adolph Stern bei allen diesen Arbeiten das Glück gehabt, den geistigen Interessen auch ein stoff liches hinzuzugesellen, welches jene in keiner wichti gen Situation zurückdrängt, aber doch für den Ein druck sinnlicher Frischt, für die allen Erzählun gen nothwendige Hebelkrast stofflicher Spannung in einem ungewöhnlich reichen Maaße sorgt. Die Er- zählung „Violanda" bietet geradezu eine Fülle leben diger Terrain- und Personen childrrungen dar, und man merkt die strenge Oekonom e nicht, welche der Ver fasser gegen das farbenreiche Bild und dessen rasch wech- felnde Gruppenbewegung mit richtigem Tact gleich einem literarischen Proceß anstrengen mußte, um daS Ganze übersichtlich harmonisch zu erhalten und den realistischen Eindruck zu überwachen. In dieser Novelle haben sich gründliche Localstudien besonders dankbar erwiesen. Sie geben der Erfindung und all' ihrem phantastischen Schmuck stets einen sicheren Hintergrund, der den Eindruck der Ueberzeugung Hervorrust. Doch diese Sicherheit des Hintergrundes und der Zusammenstimmung der Localfarben hat noch ein höheres Pendant in jener geistigen Grundlage, die in« eigenen Durchleben der zu lösenden poetischen Aufgaben besteht. Und gerade dieser gesunde, fruchttreibende Boden, dessen natürliche Tragkraft dem Schreibenden künstliche Ge bilde der abstracten Reflexion und müssigen Träumerei erspart, sichert diesem Novellencyklus einen Fort schritt gegen frühere Arbeiten des Verfassers, einen Fortschritt, der noch durch eine sorgsamere Aus scheidung alles Zufälligen, Nebensächlichen, durch eine stilistisch reinere Darstellung gehoben wird. Diese nn- erläßliche formelle Bedingung steigert sich eben mit der engen Begrenzung der Form, und doch verstoßen gegen dieses Gesetz, das Paul Heyse so sehr zu seinem Vor theil beobachtet, gar viele moderne Schriftsteller und verfahren in ihrer Ungenirtheit ungefähr so, als ob die Maler alle kleineren Bilder wie blose Farbenskizzen behandeln wollten. Im Gegenthril verlangt das kleine Gemälde außer einer sauber präcisinen Durchführung auch verhältnißmäßig sehr intensive Farben. In dieser Beziehung tritt eine dieser Erzählungen, „Dir Fluth des Lebens" aus der charakteristischen Wesenheit und den Kunstbedinaunaen des engen Rahmens heraus. Sie behandelt ein sublimes Thema und sucht es durch einen realen Zwischenfall eigentlich symbolisch mit Fernhal tung jeder Analyse zu lösen; aber sie macht dabei den Eindruck einer Episode aus einer größeren Darstellung. Ganz in sich fertig, wenngleich mit den Verzahnungen mancher Fragen in die Zukunft hinübergrrifend, aber gerade hierin völlig jedem wichtigen Abschnitt im Menschenleben analog, wirken „Verrathene Ideale". Das ist ein feiner Griff in die unvermeidliche Lüge und Treulosigkeit, welche das Leben, und zwar nicht nur das moderne, — nein das Culturleben aller Zeiten — dem Zaghaften gebietet, dem Muthigsten durch tausend Rücksichten und Täuschungen abschmetchelt. Diese Un wahrheit, die wir erkennen und doch unter wehmüthiaem Lächeln am eigenen Marke zehren lassen, hat der Ver fasser trefflich geschildert. Möge er in Allem Freude von seiner Arbeitskraft haben. O. B. Rundschau über Theater und Musik. Die musikalische Saison ist in Leipzig zu Ende gegangen, ohne daß die beiden wichtigsten Concrrtinsti- tute, das Gewandhaus und die „Euterpe", besonders ' Erwähncnswerthes geboten hätten. Dagegen glauben wir einer Matinee gedenken zu müssen, in welcher ein junger Componist Namens Georg Riemenschneider mit dem Gewandhausorchcstcr eine Reihe eigener Werke vorführte. Das Programm bot mehrere Orchesternummern: „Nachtfahrt", Ballade (nach I. N. Vogl's Gedicht), „Julinacht", symphonisches Gedicht (nach H. Lingg), „Der Todtentanz", Charakterstück (nach Goethe's Bal lade), und „Donna Diana", symphonische Anleitung zu Moreto's gleichnamigem Lustspiele, sowie zwei Frag mente (Legende und Auftrittssccne der Erna) aus der Oper „Die Eisjungfrau". Die Leipziger Kritik äußert sich ungewöhnlich sympathisch für den Tondichter, der sich zwar in den Ausdrucksmitteln zuweilen noch un mittelbar an Wagner und Liszt anlehne, andererseits aber eine solche Energie und Tiefe ursprünglicher Em pfindung, ein solches Schaffen aus der eigensten In nerlichkeit heraus zeige, daß man zu den besten Hoff nungen auf eine selbstständige Weiterentwickelung berech ¬ tigt sei. Was Riemenschneider's individuelle Anlage be trifft , so scheint sie ganz besonders dem Düsteren, Dä monischen, Schmerzlichen zugekehrt zu sein. — In Berlin war die stille Woche wieder reich an Auffüh rungen geistlicher Musik. Dieselbe füllte Kirchen und Concertsale. Graun's „Tod Jesu", obgleich schon längst zu einem vollendeten Typus des musikalischen Zopfstils eingetrocknet, ist doch mit dem Berliner Osten: so fest verwachsen, daß das thränenfeuchte Werk in diesen Tagen nicht weniger, als drei Mal zu Gehör kam. Wenn aber sogar der Bachverein, berufen, die vielen herrlichen Schätze des Meisters zu heben, nach dem er sich nennt, — wenn auch er, anstatt eine der Passionsmusikrn zu studiren, sich an Graun's blasser Cantate genügen ließ, dann kann eine solche Unverwüst lichkeit der Tradition kaum noch verwundern. — Berlin beherbergt augenblicklich zwei musikalische Notabilitäten: Richard Wagner und Anton Rubinstein. Ersterer trifft die Vorbereitungen für zwei große Concerte, wäh rend Letzterer im königlichen Opernhause ain vorigen Sonnabend die erstmalige Aufführung seiner drei- actigen Oper „Die Makkabäer" dingirt hat. Der bei dieser Gelegenheit mit dem Kronenorden dritter Klaffe decorirte Komponist, welchen, gleich Gounod, Verdi und Goldmark, die Palmen und Cypressen des gelobten Lan des so unwiderstehlich angrlockt haben, kann mit dem äußerm Erfolge jedenfalls durchaus zufrieden sein. Ob aber dieses neueste Bühnenwerk des genialen Tonkünst lers — es ist unsers Wissens das achte — ein günsti geres Schicksal haben wird, als seine Vorgänger, steht sehr in Frage. Zwar ist Mosenthal der Umguß der Otto Ludwig'schen Tragödie in die Kunstformen der Oper im Ganzen recht glücklich gelungen; aber bei Ru binstein überwiegt der Musiker zu sehr den Dramatiker, welcher letztere auch in den breit ausgeführten Chören
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