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gedacht worden, als das Modell eines Tank dampfers zum Transport dieses Brennmaterials ausgestellt ist. Von Amerika kann man gleichfalls nur mit Achtung sprechen. In dem ersten Seitenraum der Amerikaausstellung sind eine Menge sehr schöner Jachten, sowohl Segel- wie Dampf jachten, im Modell aufgestellt. Ueberhaupt dient dieses erste Abtheil lediglich der Ausstellung von Sportbooten, wobei die modernen Eisboote nicht vergessen sind. Unterstützt wird diese Sonderausstellung durch eine grofse Anzahl wundervoller Photographien von Jachten in voller Fahrt. Historisch interessant ist ferner die Zusammenstellung aller Modelle der in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts berühmt gewordenen „Racers“ um den „America- Pokal“. Mit der Jacht „America“ aus dem Jahre 1851 beginnend sind die sämmtlichen Boote bis zum „Defender" vom Jahre 1895 im Modell vorgeführt. Daneben sieht man eine Reihe jener modernen schnellen Dampfjachten mit turbinenartig gebautem Heck, eine Form, welche von Parsons bei seinen neuen Construc- tionen ebenfalls mit Erfolg angewandt worden ist. Wenn hier allerdings bei einzelnen Jachten die Geschwindigkeiten bis zu 40 Kn. angegeben werden, so ist das selbstverständlich übertrieben, denn derartige Geschwindigkeiten sind bis jetzt in einer brauchbaren Weise noch nicht erreicht worden. Um die Verkehrsmittel zwischen New York und seinen Nachbarstädten Brooklyn und Hoboken zu veranschaulichen, ist das sehr schön ausgeführte Modell des grofsen Fährbootes „Hamburg“ sowie einer Eisenbahnfähre der „Pennsylvania Railroad Company“ vorgeführt. Der Grofsschiffbau ist gegenüber in einem Abtheil durch vier Fahrzeuge der International Navi gation Company vertreten. Man hat hier die Modelle des „St. Louis“, des „Vaderland", des „Haverfort" und des „NewYork“ ausgestellt. Wie nicht anders zu erwarten, nimmt in diesem Pavillon der Handelsschiffahrt die eng lische Ausstellung einen grofsen Raum ein. Zunächst, unmittelbar an die amerikanische an- schliefsend, hat die Parsons marine steam turbine Company eines ihrer berühmten Modelle zur Ausstellung gebracht, den Torpedobootszerstörer „Viper“, dessen Fortbewegung mit der hohen Geschwindigkeit von 36 Kn. und 11 000 PS durch vier Dampfturbinenanlagen erzielt wird, die ihrerseits vier Schraubenwellen mit je zwei Schrauben bethätigen. Nebenbei sei bemerkt, dafs auf dem diesjährigen Internationalen Congrefs der Schiffbauer in Paris die Firma Parsons ihr erstes schnelles Boot, die „Turbinia“, in voller Fahrt auf der Seine den Besuchern des Con- grosses vorführte, und dafs hierbei das vollständige Herausspringen des Vorschiffes aus dem Wasser sehr gut beobachtet werden konnte. Dafs übrigens die Firma Parsons sich nicht allein mit dem Bau schneller Torpedofahrzeuge begnügt, sondern wesentlich auch anstrebt, Seefahrzeuge für Handelszwecke zu bauen, dürfte schon durch die Veröffentlichungen dieser Firma bekannt sein. Neben den obengenannten Modellen giebt sie deshalb auch noch das Modell eines von ihr projectirten Kanaldampfers für die Fahrt zwischen England und dem Continent. Das Fahrzeug besitzt ebenfalls vier Schraubenwellen und acht Schrauben. Bei den grofsen, lange bestehenden, englischen Dampferlinien kann man vielfach das Bestreben beobachten, die grofsen Fortschritte, welche im Laufe der Jahre in dem Baue der Schiffe dieser Firmen erzielt worden sind, darzustellen. So giebt z. B. die Whitestar-Line die Modelle ihres alten „Oceanic“ und daneben des neuen im Jahre 1898 gebauten, ferner das unter ihrer Flagge segelnde, viermastige Segelschiff „California“. Aehnliches gilt von der Cunard-Line, die ihren allerersten Dampfer aus dem Jahre 1840, die „Britannia", ein Radschiff von 207 Fufs Länge, 2050 t De placement und 403 PS ihren neuesten modernen Bauten „Campania“ und „Lucania" gegenüber stellt. Zu erwähnen sind dann noch die Aus stellungen der Orient steam navigation Company in London, welche eine Reihe moderner Dampfer bringt, der Union-Castle-Line, daneben des be kannten Reisebureau Thomas Cook & Son, welches dem Besucher der Ausstellung unter gleichzeitiger Ueberreichung eines hübschen Prospectes die Modelle seiner Nildampfer von geringem Tief gänge für Touristenfahrten auf dem oberen Nil vorführt, schliefslich noch der Firma Hawthorn, Lesslie & Co., Newcastle, die das sehr hübsche Modell des Torpedobootszerstörers „Cheerfull" und den Dampfer „Smolensk“ für die russische Freiwilligen-Flotte zur Ausstellung gebracht hat. Was die Royal Mail Steam Packet Co. und ebenso die Pacific-Steam Navigation Company in London bringt, ist mit Ausnahme eines einzigen Schiffes, der „Colombia", veraltetes Material. Sehr schön dagegen ist die Ausstellung der Darlington-Forge in Darlington, die einen grofsen Schrank mit vernickelten Modellen aller Arten ihrer Stahlgufs- und Schmiedestücke bringt und zwar modernster Construction: Hintersteven, Ruder, Vordersteven, Rammsteven, Anker, Wellen u. s. w. Dann sei noch die Firma Thomas Utley & Co. in Liverpool erwähnt, welche ebenso wie Jones & Co. in Birmingham sehr hübsche und sauber ausgeführte Fittings, Seitenfenster, Beschläge u. s. w. in natürlicher Gröfse aus gestellt hat. Wenn man den Bericht unserer deutschen Werftbesichtigungscommission aus dem Anfang dieses Jahres durchsieht, so findet man an einer Stelle die Bemerkung, dafs gerade auf diesem Gebiete der Schiffsausrüstung in den letzten Jahren Deutschland sich im wesentlichen von England unabhängig gemacht hat, und dafs es