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15. September 1900. Die Stahlformgufs-Constructionen der Alexanderbrilcke in Paris. Stahl und Eisen. 945 Das Fertigmachen: die Prüfung der äufseren Umrisse, das Abhobeln und Nacharbeiten der Druckflächen, Löcherbohren, provisorische Zu sammensetzen, Aufreiben der Löcher, Abputzen u. s. w. wurde in verschiedener Weise ‘vor- genommen und bietet an sich nichts Besonderes. Für die Prüfung der Umrisse hatte man sich eine Lehre aus Bandeisen gemacht. Die Herstellung eines Wölbstücks hat eine Zeit von zwei Monaten beansprucht, die sich wie folgt zusammensetzte: Herstellung der Form 11 Tage Giefsen und Abkühlen 4 » Herausnehmen aus der Form und Reinigen 2 „ Nachglühen 6 „ Abnehmen der 1 „ Putzen, Abarbeiten der Gufsrippen ... 6 „ Materialproben 4 „ Abhobeln der Stofsplatten 2 „ „ „ Druckflächen 2 „ Nacharbeiten und 3 „ Löcherbohren 2 „ Aufbringen auf die Lehre 1 „ Aufreiben der Löcher 5 » Abnahme 1 „ Anstreichen und Absenden .... . ■ 1 „ Summa . . 51 Tage Die Aufstellung. Die Art und Weise der Aufstellung der Bögen mittels einer besonderen Aufstellungsbrücke ist in den Grundzügen bereits in „Stahl und Eisen“ 1899 Nr. 24 beschrieben worden; auch ist daselbst die für die Aufstellung eigens gebaute Aufstellungsbrücke zur Darstellung gebracht worden. Hier erübrigt es daher nur noch, die Aufstellung selbst und die dabei ge brauchten Handhabungseinrichtungen kurz zu beschreiben. Die Aufstellungsbrücke hatte be kanntlich eine Mittelöffnung von 50 m und zwei Seitenöffnungen von je 33,5 m; in den Seitenöffnungen wurde auf festen Lehrgerüsten inontirt, während in der Mittelöffnung ein Hänge gerüst an die Aufstellungsbrücke gehängt war, das einen aus _ und 1- Eisen und Bohlen be stehenden Lehrboden trug (Abbildungen 17, 20 und 21 in „Stahl und Eisen“ 1899 Nr. 24). Die Wölbstücke wurden nach ihrer Ankunft auf der Baustelle einzeln neben den Widerlagern der Brücke gelagert; waren sämmtliche Wölb stücke einer zusammengehörigen Gruppe von zwei Bögen angeliefert, so begannen die Auf stellungsarbeiten. Mit denselben Krähnen, die zum Abladen und Lagern der Wölbstücke gedient hatten, wurden sie auf kleine Förderwagen geladen und unter die Aufstellungsbrücke ge fahren. Auf der Aufstellungsbrücke liefen auf zwei Geleisen vier Laufkatzen — zwei an jedem Brückenende — deren jede an einer endlosen Kette befestigt war, die sich am Brückenende uni eine durch eine Dampfwinde angetriebene Kettenrolle, in der Brückenmitte um eine Umkehrrolle legte und in Blechrinnen gelagert war. Je nachdem man die Dampfwinde in der einen oder anderen Richtung laufen liefs, konnte man die Laufkatze nach der Brücken mitte oder dem Brückenende zu bewegen. Die zum Einlegen der Wölbstücke erforderlichen senkrechten Bewegungen wurden durch ein Stahl kabel bewirkt, das über zwei feste Rollen auf der Laufkatze und eine bewegliche, die Hebe klaue zum Anfassen der Wölbstücke tragende Rolle flaschenzugartig geschlungen war. Die Hebeklaue verdient wegen ihrer eigenartigen Construction Beachtung. An den Enden eines T-Eisens von 1,25 m Länge und 0,175 m Höhe sind mit Hülfe von Knotenblechen zwei aus je zwei •-Eisen bestehende Zwillingsträger be festigt, die in der Mitte gefafst werden. Durch die Enden der Zwillingsträger sind vier Haken schrauben gesteckt, deren Haken unter den Obergurt der Wölbstücke fassen und die Wölb stücke sicher festhalten, wenn die oberen Schraubenmuttern genügend angezogen worden sind. Die Aufhängung an die Rolle wird mittels einer Gliederkette bewirkt, die mit einem Gleit stück unter das I- Eisen fafst. Mittels einer in den Zwillingsträgern gelagerten Schraubenspindel läfst sich das Gleitstück unter dem T-Eisen hin und her bewegen und damit der Auf hängepunkt ver schieben, wodurch es ermöglicht wird, dem Wölb stück jede beliebige, der Bogenform entsprechende Neigung zu geben. Das Stahlkabel war mit einem Ende in der Mitte der Brücke befestigt, mit dem andern am Brückenende um die Trommel einer Dampfwinde geschlungen. Es wurde, um ein zu starkes Durchhängen zu verhüten, durch kleine feste Leitrollen getragen, deren Construction eine solche war, dafs sie für den Durchgang der Laufkatze aufgeschnitten werden konnten. Zu dem Zweck waren die Leitrollen zweitheilig hergestellt; die beiden Hälften wurden durch Gegengewichte zusammengehalten. Auf der Laufkatze lag der Länge nach zwischen den Rädern ein an beiden Enden spitz zulaufendes gebogenes Blech, im ganzen einem Schiffskörper ähnlich. Bei der Fortbewegung der Laufkatze legte sich nun die vordere Schneide des Bleches in die Rille am Umfange der Leitrolle und schnitt die Leitrolle auf; die Scheiben für das Lastseil konnten hindurch gehen, und nach ihrem Durchgänge klappten die beiden Hälften der Leitrollen wieder zusammen. Die erste Arbeit beim Aufstellen war das Aufbringen der Auflagerschuhe, was sehr sorg fältig gemacht werden mufste und daher vom Obermonteur persönlich geleitet wurde. Es wurde dabei eine besondere Schmiege angewandt, deren eine Seite die Grundfläche des Auflagerschuhes angab, während die andere die Achse des Kämpferbolzens darstellte. Um keine Zeit zu verlieren, wurden gleichzeitig mit dem Auf bringen der Auflagerschuhe die Wölbstücke | zweier Bögen auf den Lehrböden zurechtgelegt.