Volltext Seite (XML)
942 Stahl und Eisen. Die StdMformguls-Constructionen der Alexanderbrücke in Paris. 15. September 1900. Die Stahlformgufs-Constructionen der Alexanderbrücke in Paris. Von Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspector Frahm. (Schlufs von Seite 899.) Nach den Angaben der Werke in Saint Chamond und Saint Etienne hat jeder Guts etwa vier Minuten gedauert. Zu Anfang wurde schnell gegossen, bis man an die Gufsköpfe kam, dann wurde langsam nachgegossen, um den Gasen Zeit zum Entweichen zu lassen und das Schwinden zu beschränken. Waren die Formen voll und die Gufsköpfe in der erforderlichen Höhe auf gesetzt, so liefs man in Saint Jacques dem Stück 15 Minuten Zeit zum Erstarren. Dann wurden schnell die Gufsköpfe freigemacht und der Ober-, theil der Form abgehoben, um dem Stück eine gewisse Freiheit für das Zusammenziehen zu geben. Darauf liefs man das Stück 48 Stunden erkalten, nahm es nun aus der Form und legte es in einem bedeckten Raume nieder. Auf den Creuzot -Werken hat man ganz besondere Vor sicht angewandt, um das Werfen zu verhindern, und zu dem Zweck möglichst bald ein vorläufiges Nachglühen vorgenommen. Am Tage nach dem Giefsen wurden die Stücke in noch heifsem Zu stande gereinigt, dann in einen Ofen gelegt, auf 800 0 C. nachgeglüht und nun langsam zum Erkalten gebracht. Dabei hat man gleichzeitig in dem Glühofen die einzelnen Stücke mit Pressen gerichtet, da sich fast bei allen Stücken Ver werfungen zeigten, die man auf den anderen Werken ebenfalls mittels Pressen beseitigte, aber aufserhalb des Glühofens. Die Werke zu Saint Chamond, Firminy und Saint Etienne haben sich dagegen weniger mit den Wirkungen des Schwin dens in der Form als mit den Nachtheilen infolge des ungleichmäfsigen und zu schnellen Erkaltens beschäftigt. Sie haben daher, soweit Saint Chamond und Saint Etienne in Frage kommen, den Gufs 24 Stunden in der Form stehen lassen, ohne ihn anzurühren; in Firminy hat man in gleicher Weise mehrere Tage gewartet. Auf sämmtlichen Werken sind die Wölbstücke nach geglüht worden. Dabei hat man auf zwei Werken (in Le Creuzot und Firminy) die Gufsstücke eine plötzliche Abkühlung von 1000° C. auf 600° C. durchmachen lassen, um eine wiederholte Krystalli- sation zu verhindern und das Gefüge feiner zu gestalten. Die Dauer des Nachglühens war nicht überall gleich. Auf der Hütte zu Saint Jacques hat man 30 Stunden nachgeglüht und dabei eine Temperatur von 950 bis 1000° C. erreicht; diese Temperatur wurde 6 Stunden aufrecht erhalten und dann liefs man langsam in 7 2 Stunden erkalten, so dafs die ganze Dauer des Nach glühens 108 Stunden betrug. In Saint Chamond wurde in 28 Stunden eine Temperatur von 1000 bis 1050° C. erreicht, die man 4 Stunden auf der gleichen Höhe hielt; dann liefs man zunächst bei luftdicht verschlossenem Glühofen 12 Stunden erkalten, wobei die Temperatur auf 600 0 hinunter ging, und öffnete darauf den Glühofen oben ein wenig, um das Erkalten zu beschleunigen. Zwölf | Stunden später war man fertig, so dafs das Verfahren 28 + 4 — 12 — 12 = 56 Stunden ge dauert hatte. In Saint Etienne erhitzte man die Stücke in 36 Stunden auf 1000 bis 1100° C., hielt diese Temperatur 6 Stunden aufrecht und liefs nun in 30 bis 36 Stunden erkalten. Dauer 72 bis 78 Stunden. In Firminy erreichte man in 35 bis 40 Stunden nur 900 0 C.; dann hörte man auf mit Heizen, öffnete die Thüren des Ofens und liefs die Temperatur schnell auf 600 0 C. sinken. War diese Temperatur erreicht, so wurde der Ofen wieder luftdicht abgeschlossen, worauf in 45 Stunden das Erkalten erfolgte. Dauer 80 bis 85 Stunden. Auf den Creuzot- Werken war das Verfahren ein kürzeres: Man glühte 12 Stunden nach, um eine Temperatur von 1000° zu erreichen, die 2 Stunden aufrecht erhalten wurde; dann ermäfsigte man die Tem peratur plötzlich auf 700°, schlofs den Ofen luftdicht und liefs in 12 bis 14 Stunden erkalten. Die Dauer war also nur 26 bis 28 Stunden, wobei jedoch zu bemerken ist, dafs schon gleich nach dem Giefsen ein erstes Nachglühen aus den oben an geführten Gründen stattgefunden hatte, das zweite Nachglühen im wesentlichen nur den Zweck hatte, die Wirkungen des ersten zum Abschlufs zu bringen und eine passende Korngröfse herzustellen. Zu den vorläufigen Vollendungsarbeiten nach be endigtem Nachglühen gehörten das Beseitigen der beim Nachglühen entstandenen Oxydschicht, das Ab schlagen der Gufsköpfe, Abnehmen der Gufsrippen sowie das Reinigen des Wölbstücks. Gleichzeitig mit diesen Arbeiten wurden die Materialprüfungen vorgenommen. Von jedem Wölbstück wurden drei Stäbe für die Zerreifsversuche, drei für die Schlag proben entnommen. Die Schlagprobe wurde als bestanden angesehen, wenn der Stab zwölf Schläge ausgehalten hatte. Um sich jedoch ein sicheres Urtheil über die Güte des Materials bilden zu können, waren die Abnahmebeamten angewiesen, bei einer gewissen Anzahl von Stäben über zwölf Schläge hinauszugehen, bis der Bruch eintrat. War der Bruch bei einer bestimmten Anzahl von Schlägen und bei Anwendung der gröfsten Fallhöhe nicht erfolgt, so ging man zur Biegeprobe über. Die Ergebnisse der Proben sind nachstehend für jeden halben Bogen zusammengestellt.