898 Stahl und Eisen. Die Stahlformguls-Constructionen der Alexanderbrücke in Paris. 1. September 1900. in ähnlicher Weise, wie in Ville-Gozet her gestellt, nur mufste sie hier wegen der Nach giebigkeit des Bodens zweimal aufgezeichnet werden. Uni Irrthümer in den Mafsen thunlichst zu vermeiden, wurde jede Lehre von einem Ab nahmebeamten nachgeprüft und über den Befund Abbildung 20. ein Protokoll aufgenommen. Alle diese Vorsichtsmafs- regeln, die bei einer aus Walzeisen bestehenden Con- struction überflüssig sind, da hier ein etwaiger Fehler leichter entdeckt wird und für ein einzelnes Stück bald Ersatz geschaffen werden kann, erscheinen bei einer gröfseren Stahlformgufs- Construction durchaus nöthig, um unliebsamen Ueberraschungen bei der zeitraubenden und kost spieligen Anfertigung der einzelnen Stücke vor zubeugen. Mifslingt ein Gufs, so ist nicht nur die Arbeit vergebens gewesen, sondern cs tritt auch noch eine beträchtliche Verzögerung in dem Fortschreiten des Baues ein, wenn man bedenkt, dafs Stahlformgufs-Wölbstücke der hier in Rede stehenden Art zu ihrer Herstellung etwa zwei Monate erfordern. Die Modelle zu den Wölbstücken der Mittel- bögen wurden auf jedem Werk für eine Bogen ¬ hälfte hergestellt, während das mit der Her stellung der Stirnbögen betraute Werk für einen ganzen Bogen die Modelle anfertigte. Es wurde mit einem Schwiridmafs beim Giefsen von 18 mm auf 1 m gerechnet, auch haben einige -Werke darauf Rücksicht genommen, dafs die Gurte sich beim Erkalten etwas werfen könnten. An Holz hat man zu den Modellen gebraucht für einen halben Mittelbogen 20 cbin, für einen ganzen Stirnbogen 50 cbm. Die Formen wurden von allen Lieferanten nach ähnlichen Grundsätzen angefertigt; sie bestanden meistens aus einem unteren Theil als Boden, einem mittleren, die Umrisse des Wölbstücks enthaltenden Kern und einem oberen Theil als Abschlufs oder Deckel. Der mittlere Theil wurde mitunter aus zwei Hälften hergestellt, um das Herausnehmen der Abbildung 23. Modelle zu erleichtern. Die Formkästen waren theilweise aus Gufseisenrahmen und Rundeisen, wie in Firminy und Saint Etienne, theilweise aus einem Drahtgeflecht gebildet. Man hat überall dafür gesorgt, in den von den Gurten Abbildung 24. und dem Steg gebildeten Winkeln und gegenüber den von Gurt zu Gurt durchgehenden Haupt rippen kleine Gufsrippen vorzusehen. Die Formen wurden geputzt, nachdem sie 36 Stunden einer Hitze von 250 bis 300 0 C. ausgesetzt worden waren, dann die entstandenen Risse verstopft und darauf die Formen mit einem aus Thon und Graphit bestehenden Brei überzogen und getrocknet; inwendig wurde die Form auf einigen Werken, soweit sie mit dem Metall in Be rührung kam, auf 25 bis 30 mm Stärke aus Schmelztiegelresten hergestellt. Bei der Aus-