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Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 24 Mark jährlich excl. Porto. Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. STAHL MEISEN ZEITSCHRIFT Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, Commissions-Verlag von A. Bagel in Düsseldorf. Nr. 17 20. Jahrgang. 1. September 1900 und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den wirthschaftlichen Theil. Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, für den technischen Theil Der Ausstand der Werftarbeiter in Hamburg. ie zahlreich gestellte Lohnforderungen dieses Frühjahrs bewiesen, beabsich tigte das Hamburger Gewerkschafts- cartet, sein im Sinken begriffenes Ansehen durch neue Erfolge zu heben. Der Deutsche Metallarbeiter-Verband wurde zunächst dazu ausersehen, diese Lorbeeren zu erkämpfen. Durch das famose Handwerkergesetz hat die neuere Gesetzgebung ein wirksames Mittel geliefert, um durch Zwangsinnung und Gesellen- Ausschufs fortwährende Lohnbewegungen beim Handwerk einzuleiten und die dort durch die socialdemokratischen Mitglieder der Zwangs- In nungen leicht errungenen Erfolge zu benutzen, i um die bei der Industrie beschäftigten Gewerke in die Bewegung hineinzuziehen. Das Gewerk- [ schaftscartel ist in vorsichtiger Weise vor- [ gegangen, indem es schon vor Ausbruch des Kampfes am 31. Mai die Sperre über Hamburg | verhängte. Die Werften Hamburgs haben seit Frühjahr v. J. fortwährend Lohnerhöhungen eintreten lassen, theils bei den einzelnen Arbeitern, theils bei den gesammten Gewerken. Der Verband der Eisen- , Industrie Hamburgs hat in vielerlei Verhand lungen mit den Zimmerleuten, Schiffstischlern, | Modelltischlern, Kupferschmieden eine Einigung erzielt, so dafs im Frühjahr d. J. allgemein die Ansicht herrschte, die Arbeiter seien zufrieden gestellt und die Arbeitgeber hätten den Verhält nissen entsprechend ihre Schuldigkeit gethan. Auch fehlte es nicht an Beweisen dafür, dafs bei den Arbeitern eine grofse Abneigung gegen Streiks herrschte. XVII.20 Dieser Zustand der Zufriedenheit war für das Gewerkschaftscartei unleidlich; die Werften empfingen daher Anfang Juni einen socialdemo kratischen Ukas, der auf Verkürzung der Arbeits zeit und Abschaffung der Accordarbeit hinzielte. Unterzeichnet war derselbe von der „Lohn- Commission“. Dieser anonyme Titel war gewählt, um nicht nur die Mitglieder des zum Vorstofs ausersehenen Deutschen Metallarbeiter-Verbandes, sondern alle Werftarbeiter zu treffen. Die bündige Ablehnung der Forderungen seitens des Ver- bandes der Eisenindustrie Hamburgs hatte den gewünschten Erfolg; in den Versamm lungen, die den Streik beschliefsen sollten, waren die Arbeiter am 26. Juni mit etwa 70 Stimmen, am 27. Juni mit etwa 30 Stimmen vertreten; die Mehrheit hatte sich also vollständig gegen das Vorgehen der Lohncommission erklärt und ihre Abneigung gegen Streiks hierdurch auf das allerkräftigste documentirt. Eine solche Niederlage glaubte das Gewerk- schaftscartel nicht hinnehmen zu können; es gab den Versuch auf, die Forderungen allgemein bei allen Werften durchzusetzen, veranlafste aber die Nieter, die bestbezahlten Arbeiter der Reiherstieg-Schiffswerft, die gleichen Forderungen vorzutragen unter dem Deckmantel einer kleinen Lohnerhöhung. Die Nieter arbeiten selten im Lohn, meistens in Accord, und Vergleiche ihres Ver dienstes mit dem der Nieter auf anderen Werften können natürlich nicht innerhalb 24 Stunden ge schehen, sondern erfordern Verhandlungen mit den anderen Werften. Wenn die Nieter ihre Forderungen am Montag, 2. Juli, stellten, an 1