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r 860 Stahl und Eisen Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 15. August 1900. der Wagengestellung sehr wahrscheinlich, die Behebung derselben wäre eher zu erwarten, wenn die Bahn Osterfeld—Hamm schon fertig wäre. Nach langem Drängen ist diese jetzt vom Landtage angenommen. Der Verein hat sich wiederholt mit den Ver handlungen wegen der Entwicklung des Emdener Hafens befafst. Die Hamburg-Amerika-Linie will dort einen Theil ihrer Dampfer bunkern lassen. Für die Hebung des Verkehrs nach Emden sind verschiedene Tarifmafsnahmen erörtert worden; dagegen hat sich Widerspruch von seifen der Rheinseehäfen erhoben, welche die gleichen Tarifvortheile für sich wünschen und befürchten, dafs ihr Verkehr sich sonst vermindern möchte. Dabei ist wohl nicht genügend in Betracht gezogen worden, dafs im Gegensatz zu der grofsen Entfernung Emdens von dem hiesigen Bezirk die sehr geringe Weglänge aus dem Revier nach den hiesigen Rheinseehäfen Tarifvergünstigungen durch Staffelungen u. s. w. nicht leicht macht. Die vorgedachten Mafs- nahmen dienen vorzugsweise zur Hebung des Emdener Hafens. Für die Hebung des Kanalverkehrs ist es sehr erwünscht, wenn die Expeditionsgebühren von und zu den Eisenbahnplätzen ermäfsigt würden, wie das sonst an anderen Umstaffelungsplätzen auch viel fach der Fall ist. Verschiedene Zechen in günstiger Lage zum Kanal haben dort eigene Häfen eingerichtet. Der Reichstag hat sich auch in letzter Session wiederum mit einem Reichs-Berggesetz beschäftigt. Von seifen aller competenten Beurtheiler wurde die Nothwendigkeit betont, eine Zahl von Fragen landes- gesetzlicher Regelung vorzubehalten. Auf dem Gebiet der Verwaltung ist in erster Linie zu nennen die Stellungnahme zu der inzwischen erlassenen Gesnn dhe i ts- F o 1 i ze i - Verordnung. Der Verein hat an die Vorschriften derselben um so weniger Abänderungsvorschläge zu knüpfen gehabt, als die vom königlichen Oberbergamt dem Entwurf beigegebene Begründung schon hervorhob, dafs bei einer grofsen Zahl unserer Vereinszechen mehr als das, was der Entwurf vorschreibt, geschehen sei. Der Verein ist weiter zu einem umfassenden Project herangezogen worden, die Einscher als Haupt- vorfluther für das Revier zu verwenden. Zunächst ist eine umfassende Prüfung des Projects eingeleitet worden. Die blühende, Lage der Industrie hat auf die Selbstkosten der Zechen einen sehr merkbaren Einflufs ausgeübt; wie z. B. eine der gröfsten Ge sellschaften in ihrem Jahresbericht berichtet, ist im Bergbau der vielfach zu verzeichnende Mehrgewinn in erster Linie auf die höhere Förderung zurückzuführen, sofern nicht veränderte Grubenverhältnisse mitwirken. Unter an sich gleichen Verhältnissen sind die Selbst kosten mehr gestiegen als die Verkaufspreise, und unter den Selbstkosten nehmen, wie bekannt, die Löhne beim Bergbau die erste Stelle ein. Hier hat sich allerdings wiederum eine überaus erhebliche Steigerung vollzogen. Was die V er e in s th ät i gk e i t betrifft, so refe- rirte der Vortragende über Fortführung des literari schen Sammelwerks für den Bezirk und über die Gründung des Dampfkessel - U eberwachungs - V ereins, der, seit dem 1. April in Thätigkeit, jetzt etwa 2000 Kessel umfast. Zum Schlüsse wies Bergmeister Engel auf die Fortschritte im Bau des Dienstgebäudes hin, das, vor einem Jahre nur als Project existirend, jetzt beinahe unter Dach gebracht sei. Als letzter Punkt der Tagesordnung folgte ein Bericht über die Pariser Weltausstellung mit Bezug auf bergbauliche Interessen. Derselbe gab einen kurzen Ueberblick über die hauptsächlichsten Neue rungen u. s. w. auf dem Gebiete der bergwerkstechni schen Maschinen und Hülfsmittel. Internationaler berg- und hütten männischer Congrefs. (Fortsetzung von S. 819.) In der Bergbauabtheilung wurden von J. Libert, Bergwerksdirector in Namur, und von W. Wendelin, Oberingenieur der Firma Siemens & Halske, weitere Beiträge über die Anwendung der Elektricität im Bergbau geliefert. Der erstere gab- eine Uebersicht über den gegenwärtigen Stand der Dinge in Belgien. Unter irdische Beleuchtung, namentlich tragbare Lampen sind kaum in Anwendung gekommen, dagegen hat man sich die Elektricität beim Abbau der Förderung und der Wetterhaltung zunutze gemacht; insbesondere sind in Courcelles - Nord sehr befriedigende Versuche mit elektrischen Bohrmaschinen gemacht worden, wäh rend elektrische Schrämmaschinen in Belgien bisher noch nicht existiren. Zumeist wird dort Gleichstrom von 500 oder 650 Volt angewendet, mitunter auch Dreileiterstroni mit 500, 600, 1000 und 2000 Volt •Spannung. Libert ist der Ansicht, dafs aus Gründen der Sicherheit, Ersparnifs und des ungestörten Betriebs die Zukunft dem mehrphasigen Strom gehört. W e n d e I i n verbreitet sich mehr im allgemeinen über das Thema. Er schätzt die Zahl der in Deutsch land in Anwendung befindlichen elektrischen Einrich tungen in Bergwerken auf etwa 500 und meint, dafs sie in Amerika viel zahlreicher seien; er ist der Ansicht, dafs die Gruben mit schlagenden Wettern sie noch in erheblichem Mafse mehr ausdehnen könnten, als dies bisher der Fall ist, wenn man die nöthige Vorsicht beobachtet, namentlich durch Mefsinstrnmente die Menge des vorhandenen Kohlenwasserstoffgases bestimmt und die Arbeit, einsellt, sobald das Gas in gröfseren Mengen als 1,5°/ vorhanden ist. Ein weiterer Beitrag von A. Bachellery, staat licher Bergingenieur in Frankreich, bespricht noch die in Amerika anscheinend bereits ziemlich häufig ein- geführte elektrische Schrämmaschine, welche den mit Druckluft, arbeitenden Maschinen dort schon er heblichen Wettbewerb bereitet. Diese Schrämmaschinen werden meistens mit Gleichstrom betrieben, weil die Gesellschaften, welche sie eingeführt haben, diesen auch für ihre elektrischen Kohlenschlepp-Einrichtungen verwenden. Mit Recht erblickt der Verfasser in der ausgiebigen Anwendung der Elektricität in den unter irdischen Räumen die Möglichkeit, die Kohlenförde rung dem jeweiligen Absatz besser anzupassen, als dies durch Menschenarbeit allein möglich ist. Von drei Seiten wurden die Bedingungen be leuchtet, unter welchen der Bergbau in grofser Teufe betrieben werden kann. Der Director des Kohlen bergwerks von Ronchamp, L. Poussigue, hält dafür, dafs die Grenze, bis zu welcher man in die Tiefe gehen kann, nicht durch die Förderungsmittel geboten werden wird, sondern durch Schwierigkeiten anderer Art, nämlich die hohe Temperatur des Erdinnern, und er zieht zu dem Zweck in den Bereich seiner Erörte rungen erstens die Mittel, um die hohe Temperatur vor Ort zu mindern, und zweitens auch .die Abbau methoden. Professor S. Stassart von der „Ecole des Mines du Hainaut“ kommt zu einer ähnlichen Schlus- folgerung; er schätzt für das Kohlenbecken des Bori- nage bei einer Teufe von 1500 m die Temperatur auf 55,6° C. und hält, diese für die. Grenze, welche gegen wärtig für den Abbau zugänglich ist. Nach seiner Ansicht wird vielleicht, die Anwendung von flüssiger Luft als Kühlmittel die Frage der Zugänglichkeit der