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Die Pariser Weltausstellung. VII. Stahl und Eisen. 849 15. August 1900. ist. Die Epoche machende Maschine ist der Gegen- I stand eingehender Besprechungen in dieser Zeit schrift bereits gewesen, so dafs wir uns an dieser Stelle mit dem Hinweis auf die Thatsache der Ausstellung begnügen können. Die bekanntermafsen im Verhältnifs zur Gröfse des Landes recht bedeutende Eisenindustrie des Grofsherzogthums Luxemburg ist durch eine vollständige Sammlung von Bruchproben der Roheisensorten, sowie kartographischen Dar- i Stellungen seiner Erzlager vertreten; inmitten der Koje dieses Landes erhebt sich ein architek- j tonisch geschmackvoll angeordneter Aufbau, der I die mannigfaltigen Erzeug Zeilen fern, eine Prioritäts-Polemik eröffnen zu wollen, aber die Versicherung kann er namens zahlreicher Fachgenossen abgeben, dafs die österreichischen Hütten, in denen jene, zum Theil recht bedeutsamen Neuerungen vor sich gingen, es verstanden haben, sie mit einem undurch dringlichen Schleier zu verhüllen, und dafs die übrige hüttenmännische Welt erst dann von ihnen Kenntnifs erhalten hat, nachdem sie ander wärts nochmals erfunden und sich praktisch be währt hatten. Sonst aber kann dem Verfasser des Katalogs das Compliment gemacht werden, dafs er mit diesem inhaltlich im übrigen aus nisse des grofsen Düdelinger Werks, des ältesten Stahl werks des Landes, sowie auch seine Rohproducte zeigt. (Siehe die nebenstehende Abbildung.) Das Stahlwerk Terni in Italien ist durch ein grofses Modell seiner Anlagen ab gebildet, es bestätigt durch eine grofse Zahl von beschos senen Panzerplatten, Geschos sen, schweren Schmiede- und Stahlformgufsstücken den Ruf der Leistungsfähigkeit, den es auch im Ausland geniefst. Zum grofsen Theil sind die Stücke freilich nicht in natura, sondern als Nachbildungen in Gips ausgestellt. Ferner fallen aus den italienischen Erzeug nissen noch saubere, aus einem kleinen Converter ge gossene Stahlformgufsstücke einer Mailänder Firma auf. In dem 7. Band, des aus 12, zum Theil recht ansehn lichen Bänden bestehenden Katalogs der österreichi schen Abtheilung wird der Leser durch die einleitende Abhandlung über das Eisen hüttenwesen des Landes belehrt, dafs für so ziemlich alle in seinem Bereich im 19 .Jahrhundert gemachten Erfindungen „Oesterreich die Priorität zuzu sprechen“ ist. So soll dies der Fall sein für die Er zeugung und Verwendung von basischen feuerfesten Materialien, für die Benutzung minderwerthiger Brennstoffe wie Braunkohlen und Torf zur Gas erzeugung, die Herstellung von Puddlingstahl sowie von Tiegelgufsstahl durch Zusammenschmelzen von Roheisen und weichem Eisen, die Verwendung von Siemensöfen für die Erzeugung von Tiegel gufsstahl, die Fabrication 'von Ferromangan im Hochofen, von Wolfram- und Rafflnirstahl, aus wechselbare Converterböden, kippbare Martinöfen und noch für viele andere Erfindungen des Eisen hüttenbetriebs. Es liegt dem Schreiber dieser 1 gezeichneten Werk eines der besten Ausstellungs objecte Oesterreichs geliefert hat. Grofs war die Zahl der Wettbewerber in der Klasse 64 freilich nicht, denn in ihr sind nur zwei Aus steller vorhanden, nämlich die Gehr. Böhler & Co., welche Proben ihres Werkzeugstahls vorführen, und die Gufsstahlhütte von E. Skoda in Pilsen, welche grofsartige Leistungen in dem etwa 80 t wiegenden Hintersteven für den Schnelldampfer „Deutschland“ und andern schwie rigen und gewichtigen Stücken erbringt. Dem Stahlgufstechniker wäre es vielleicht erwünschter, wenn die natürliche Gufshaut an Stelle des Anstrichs zu sehen wäre. Die Kleineisen industrie ist namentlich durch die Sammelaus stellungen der oberösterreichischen und Steier-